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Berg | Jünger geht immer! | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Berg Jünger geht immer!

(K)ein Liebes-Roman
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8412-3781-1
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

(K)ein Liebes-Roman

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-8412-3781-1
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alter egal - alles Liebe!

Anne kriegt die Krise. Da hat sie monatelang die Goldene Hochzeit ihrer Eltern vorbereitet, doch bei der Feier verkündet ihre Mutter, dass sie sich scheiden lässt. Altersstarrsinn oder Late Life Crisis? Als die Mutter dann auch noch einen deutlich jüngeren Freund präsentiert, wendet sich Anne an Tom, den Sohn des neuen Lovers - der jedoch kein Problem damit hat. Prompt bringt eine überraschende Versuchung Annes eigenes Eheleben durcheinander, und sie muss sich fragen: Ist die Liebe zu einem jüngeren Mann wirklich so abwegig?



Ellen Berg, geboren 1969, studierte Germanistik und arbeitete als Reiseleiterin und in der Gastronomie. Heute schreibt und lebt sie mit ihrer Tochter auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu. Dass Liebe kein Alter kennt, weiß sie aus eigener Erfahrung: Ihr Lebenspartner ist um einige Jahre jünger.
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Kapitel 1


O mein Gott, das hat sie nicht wirklich gesagt. Doch nicht heute. Doch nicht jetzt. Und sowieso schon mal gar nicht!

Fassungslos starre ich meine Mutter an. Oder habe ich mich verhört? Ich meine, wie schräg müsste man drauf sein, um auf der eigenen Goldenen Hochzeit zu verkünden: »Hiermit gebe ich unsere Trennung nach fünfzig Ehejahren bekannt«? Das wäre einfach zu, zu … Mir fehlen die Worte.

Leider deuten die eingefrorenen Mienen der anderen Gäste darauf hin, dass ich mich keineswegs verhört habe. Es ist mucksmäuschenstill im Saal. Kein Gläserklirren ist zu hören, kein Besteckgeklapper, nicht das kleinste Tuscheln. An die vierzig Menschen schweigen so laut, dass es in den Ohren dröhnt. Alle schauen vollkommen verdattert zur Goldenen Braut, die so seelenruhig an der festlichen Tafel steht, als hätte sie nicht gerade eine Bombe platzen lassen.

Sogar mein Mann blickt von seinem Handy auf. Die ganze Zeit hat er darauf rumgedaddelt, obwohl das nun wirklich unhöflich ist. Na ja, kenne ich schon. Jetzt malt sich ein WTF-Ausdruck in Karstens Gesicht. Ja, what the fuck. Eine bessere Umschreibung fällt mir beim besten Willen nicht ein.

»Sag mal, tickt deine Mutter noch richtig?«, flüstert er mir zu.

Ich habe keinen blassen Schimmer. Nur eines weiß ich: Was sie da abzieht, ist eine Ungeheuerlichkeit. Oder ein kapitaler Fall von Demenz. Dabei ist meine Mutter doch noch total fit für ihr Alter. Nicht jeder kommt mit zweiundsiebzig so lebendig und dynamisch rüber. Ihr Gesicht strahlt, ihr bodenlanges hellblaues Kleid schmiegt sich an einen bemerkenswert sportlichen Körper, das neuerdings blond gesträhnte Haar hat sie sich elegant hochstecken lassen. Von einem Friseur, den ich eigens für sie organisiert habe.

Aber was habe ich hier eigentlich nicht organisiert?

Langsam verwandelt sich meine Fassungslosigkeit in dicke, fette Wut. Weiß sie überhaupt, wie viel Aufwand ich betrieben habe, um diese Goldene Hochzeit zu stemmen? Seit Monaten bin ich im Nebenjob Wedding Plannerin. Ach, was sag ich, das ist ein Fulltimejob. Schließlich sind tausend Dinge zu bedenken, wenn man aus einer Familienfeier ein unvergessliches Event machen will. Da muss man sich schon richtig reinhängen.

Von der Location über die Gästeliste bis zu Deko, Menüfolge und Getränkeauswahl habe ich nichts dem Zufall überlassen. Allein den Festsaal auszuwählen, war eine Herausforderung. Nicht zu klein, nicht zu groß, nicht zu nobel, nicht zu rustikal, auf keinen Fall zu teuer, aber bloß keine billige Bude. Find so was mal. Die Suche hat mich volle drei Wochen gekostet, anfangs im Internet, danach mit meinem klapprigen alten Golf. Tagelang bin ich durch die Gegend gekurvt, bis ich die perfekte Location entdeckt hatte: den Lindenhof, ein Ausflugslokal mit einem parkähnlichen Garten für den Sektempfang und einem gemütlichen Saal für die Feier.

Was will man mehr? Auf diese Frage hat meine Mutter gerade eine höchst originelle Antwort gegeben.

»Ihr Lieben …«, in ihrem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, das ich mittlerweile als leicht irre interpretieren würde, »mir ist bewusst, dass die Bekanntgabe unserer bevorstehenden Scheidung überraschend kommt. Doch ihr müsst euch keine Sorgen machen. Herrmann und ich gehen in beiderseitigem Einvernehmen auseinander.«

Sie wirft einen Blick zu meinem Vater, der mit versteinerter Miene an seinem Ehering dreht. So viel dazu.

»Dies ist ein Tag der Freude und der Dankbarkeit«, fährt sie mit diesem sehr irritierenden Lächeln fort. »Wir feiern fünfzig gemeinsame Jahre – und die Freiheit. Ja, endlich frei sein, das habe ich mir schon lange gewünscht.«

Na toll. Und wofür habe ich dann den Saal geschmückt? Unzählige Male bin ich auf eine wackelige Leiter geklettert, um weiße und goldene Luftballons an der Decke zu befestigen. Von den weiß-goldenen Blumengestecken und der selbstgebastelten goldenen Fünfzig an der Stirnwand ganz zu schweigen. Sogar die Tischkarten habe ich per Hand geschrieben, mit einem goldenen Stift, versteht sich, und in endlosen Diskussionen das Menü mit dem Küchenchef abgestimmt: klassische Hochzeitssuppe mit Markklößchen, frischer Spargel an Pesto-Schaum, Kalbskarree mit Kartoffel-Brokkoli-Gratin, Lava-Schokotörtchen auf Campari-Erdbeeren.

Hinzu kam die Berücksichtigung diverser Unverträglichkeiten: Der eine isst keinen Zucker, der andere verträgt kein Gluten, meine Tochter Ella ist laktoseintolerant. Trotzdem habe ich alles hingekriegt. Geschafft haben wir es nur bis zum Kalbskarree. Und als Nachtisch serviert meine Mutter angebrannten Friede-Freude-Eierkuchen.

Fuck! Sie hätte sich wahrlich einen besseren Zeitpunkt für ihre behämmerte Ankündigung aussuchen können!

Mit dieser Meinung stehe ich keineswegs allein da. Die allgemeine Missbilligung ist mit Händen zu greifen und macht sich durch enerviertes Kopfschütteln und halblaut gezischte Unmutsäußerungen Luft. Beim Sektempfang im Garten war die Stimmung noch heiter, gelöst, richtig fröhlich. Die Stehtische hatte ich mit weißen Hussen und vergoldetem Efeu dekoriert, zwei Kellner reichten Canapés, ein Tenor sang italienische Liebesarien. Alle waren hellauf begeistert. Auch vom anschließenden Essen.

Vor dem Fleischgang hielt mein Vater dann die Rede, die ich in mehreren durchgrübelten Nächten für ihn geschrieben hatte: Fünf Jahrzehnte der kleinen und großen Ereignisse, der tiefen innigen Liebe, der kleinen Streitigkeiten und überschwänglichen Versöhnungen. Fünfzig Jahre durch Dick und Dünn, Hand in Hand, Herz an Herz … Sweet, oder?

Mein Vater ist noch immer eine eindrucksvolle Erscheinung, ein großer weißhaariger Herr Anfang achtzig, der sich aufrecht hält, mit kantigen Gesichtszügen, die seine Willenskraft verraten. Ich war unendlich gerührt, als er Wort für Wort meine Rede ablas. Im Handumdrehen hatte ich Pipi in den Augen. Gibt es etwas Herzerwärmenderes als zwei Menschen, die fast das gesamte Leben miteinander geteilt haben?

Für meine Mutter offensichtlich ja.

»Wir alle machen Kompromisse, um des lieben Friedens willen. Aber lohnt sich das?« Bedeutungsvoll schaut sie von einem zum anderen, als erwarte sie allen Ernstes Zuspruch für ihren unsäglichen Sermon. »Oder, anders gefragt: Wie lange muss man Kompromisse ertragen? Ich habe die Fünfzig vollgemacht, Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für Tag. Jetzt ist Schluss. Wie steht’s bei euch? Ich sehe hier einige Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben, wenn wir mal ehrlich sind. Warum zusammenbleiben, wenn man sich nur noch gegenseitig blockiert?«

Ein Raunen geht durch die Gäste. Es klingt nicht sehr freundlich. Der eine oder andere scheint sich angesprochen – und auf den Schlips getreten zu fühlen.

Auch ich frage mich, ob meine Mutter etwa Karsten und mich meint. Das wäre ja wohl die ultimative Unverschämtheit. Okay, zurzeit läuft es alles andere als geschmeidig bei uns. Aber das ist noch lange kein Grund, einfach hinzuschmeißen. Immerhin haben wir einander ewige Liebe geschworen, gemeinsam ein Haus gebaut, das wir noch viele Jahre lang abstottern werden, nicht zuletzt eine Familie gegründet.

Apropos. Wo sind eigentlich unsere Kinder?

An ihrem Platz jedenfalls nicht. Dort stehen nur zwei unberührte Teller mit erkaltetem Kalbskarree. Sie müssten mal kurz raus, hatten Noah und Ella nach dem Spargelgang gesagt, bisschen chillen und so, Familienfeiern seien so furchtbar langweilig. Mit siebzehn und fünfzehn eine durchaus verständliche Sicht der Dinge.

Wenn die wüssten, was hier gerade abgeht. Die allgemeine Entrüstung macht sich mittlerweile in lautstarkem Stimmengewirr Luft. Dabei kann meine Mutter noch froh sein, dass meine beiden älteren Brüder nicht erschienen sind. Die würden ihr was husten. Aber André jettet mal wieder beruflich um die Welt, und Henry glänzt sowieso meist durch Abwesenheit. Nur ich stehe wie immer auf der Matte, wenn unsere Eltern etwas brauchen.

Anne, die allzeit bereite Vorzeigetochter. Ich könnte schreiend im Kreis laufen, dass meine ganze Arbeit umsonst war. Und als hätte meine Mutter nicht schon genug Unheil angerichtet, spricht sie immer weiter, mit fester Stimme und kämpferisch erhobenem Kinn.

»Wollt ihr...



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