E-Book, Deutsch, 254 Seiten
Berg Hängung von Kunstwerken
3. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7543-9936-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Stand der Praxis, Anforderungen, Lösungen
E-Book, Deutsch, 254 Seiten
ISBN: 978-3-7543-9936-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses Handbuch beleuchtet in dem ersten Kapitel 1.0 "Hängung von Kunstwerken" (vorzugsweise Gemälde) vorhandene Muster und Denkweisen, in Kapitel 2.0 sind die Anforderungen an Hängungen nachzulesen, das Kapitel 3.0 befasst sich mit am Markt erhältliche Hängesysteme, um daraus in Kapitel 4.0 einen Leitfaden zum Thema "Hängung" bzw. Leitlinien zu entwickeln um diese Ihnen als Kunstliebhaber zur Diskussion und im besten Fall an die Hand zu geben. Es wurde versucht, die Praktikabilität einzelner Befestigungsmittel einer genaueren Prüfung zu unterziehen, um die Grenzen und Anwendbarkeit zu klären und zu verdeutlichen. Falls Sie an den Grundlagen von Schrauben-/Dübelverbindungen, Richtlinien und Normen und an Fragen einer Sicherheit kein Interesse haben, können Sie gerne die Kapitel 5.0 und 6.0 auslassen. Doch eine Bitte: Schaffen Sie sich eine Waage an und geben Sie nicht nur die Raummaße (drei Dimensionen) an, entscheidend bei größeren Arbeiten ist auch das Gewicht! Leider zeigte sich die Literaturauswertung als wenig ergiebig. Die bisher entdeckten Hinweise sind jedoch im Anhang unter Kapitel 8.4 Literatur nachzulesen.
Architekturstudium mit Kunstgeschichte, Baugeschichte und Statik an der TH Karlsruhe, KIT, Abschluss 1984 Dipl. Ing. Architekt, 1987 - 1992 Architektentätigkeit in Deutschland und im Ausland. 1993 - 99 New York: Künstler, tätig für Künstler und Galerien, ab 2000 Berlin: Künstler, tätig für Künstler, Galerien und Restauratoren, 2009 Zertifizierter Befestigungstechniker, Würth, Uni Stuttgart, 2015 - 17 Korrespondierendes Mitglied im Verband der Restauratoren, 2020 - 22 Produktion, Hängung von ca. 200 m2 Wandarbeit von Dirk Skreber bei Springer SE, Mutersprache: Deutsch, Englisch
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Vorwort
Die hier behandelten Fragen zur Hängung und Montage von Kunstwerken ergaben sich zunächst im Museum Ludwig Köln 2005. Ich begann dort, eher aus Langeweile, nach einer Weile die Rückseiten, anstatt die Vorderseiten der Gemälde zu betrachten. Später ergaben sich zunehmend Fragen in der täglichen Praxis bei der Restaurierung und Hängung zeitgenössischer Kunst dahingehend, wie Kunstwerke an der Wand befestigt und gehängt werden. Kunstwerke werden zunehmend komplizierter, umfangreicher und auch schwerer. Fachleute arbeiten immer wieder an einer vermeintlich optimalen Befestigung, ohne jedoch ihre Ergebnisse und Erfahrungen weiterzureichen, sodass diese von anderen genutzt werden könnten. Viele Beteiligte äußern die Meinung, dass Kunstwerke meist so speziell und einzigartig seien, dass es ein allgemein anwendbares System nicht geben kann und jedes einzelne Kunstwerk individuell montiert bzw. gehängt werden sollte. Mit dieser Pauschalablehnung wurde die Co- Finanzierung dieser Studie vom weltweit größten Befestigungs-/ Schraubenhersteller und größten europäischen Kunstsammler und Eigentümer zahlreicher Museen am 10.05.2016 von Frau Silvia Weber von der Firma Würth abgelehnt, obwohl ihre „Würth-Ausstellung“ 2015 im Gropius Bau Berlin zahlreiche ersichtliche und gravierende Mängel bei der Hängung zeigte. Dieser Pauschalablehnung widersprechen jedoch die zahlreichen Marktangebote diverser Herstellerfirmen (Hasenkamp, Ozclip, Temart, Track & Slide, etc.), die fertige Systeme anbieten. Was jedoch der wirkliche Bedarf ist und was aus wirtschaftlichen Interessen künstlich erzeugt wird, sollte einmal genauer geprüft werden. Es existieren Probleme, die immer wieder auftauchen und immer wieder schier unüberwindbare Herausforderungen darstellen. Diese können sich nicht nur in Zeit- und Kostenüberschreitungen ausdrücken, „Hätte man doch vorher ...“ dann wäre alles einfacher und am Ende besser gewesen. Diese Methode kann von Laien angewandt, sollte jedoch von Fachleuten gemieden werden. Im Privatbereich kann man theoretisch alles aufhängen, wie man möchte. Im öffentlichen Bereich ist man hingegen angewiesen, Kulturgüter unter Berücksichtigung bestimmter Normen und Gesetze zu behandeln, um nicht wegen Fahrlässigkeit rechtlich oder finanziell abgestraft zu werden. Es soll hier nicht dem deutschen oder europäischen „Normierungswahn“ Vorschub geleistet werden. Vielmehr sollen den Beteiligten am Kunstgeschehen Ideen und Möglichkeiten dargelegt werden, wie Kunstwerke gehängt werden können. Im Laufe der Studie stellte sich heraus, wie viele Beteiligte es im Kunstgeschehen gibt, die irgendwie, irgendwann und irgendwo mit einem Kunstwerk beschäftigt sind: Künstler, Produktionsfirmen, Rahmenbauer, Transportfirmen, Hängeteams, Galerien, Sammler, Museen, Restauratoren, Versicherer, Gutachter, Kunstsachverständige, Rechtsanwälte etc. Allein nach dem Besuch des Rahmenbauers fine art service, Berlin (f.a.s.) dachte ich: „Im Grunde genommen muss ich kein Buch mehr schreiben, denn f.a.s. sieht grundsätzlich eine Schräg-/Hängeleiste aus Holz vor, auch bei kleinsten und leichten Formaten. Der Rahmen mit Aufhängung ist komplett gebrauchsfertig, die Schräg-/Hängeleiste muss nur noch an die Wand geschraubt werden, fertig.“ Doch im Nachhinein sind die Fragen der Justierbarkeit bei großen Formaten, der Hinterlüftung und der Diebstahlsicherheit noch nicht gelöst. Es treten immer wieder Zirkelschlüsse und Unüberwindbarkeiten auf, und daraus ergibt sich eine Vielzahl an Herausforderungen, die gemeistert werden wollen. Bei der Hängung von großformatigen, schweren und komplizierten Kunstwerken (Gemälde, Installationen, Wandskulpturen etc.) fiel mir zunehmend auf, dass ich auf Probleme stoße, die immer wieder Vorkommen und nicht nur bei mir Erstaunen hervorrufen: a) In der aktuellen Kunst zeigt sich eine Vorliebe für immer größer werdende und mehrteilige Formate, die immer aufwendiger und komplizierter mit immer weniger Personal in den Museen, Institutionen und Galerien zu hängen sind. b) Immer mehr Künstler möchten ihre Arbeiten direkt auf der Wand präsentiert haben, d. h. ohne Neigung (parallel) und gleichzeitig mit möglichst geringem Abstand, ohne dass auf die Übertragung der Feuchtigkeitskälte der Wände reagiert werden kann. c) Es sind zusätzliche Funktionen gewünscht: Justierbarkeit, Kopplung an ein Alarm system, Depothängung, Transportsicherung, Eck- und Rückseitenschutz, Transporthilfen etc. Jedes Kunstwerk birgt in sich schon eine Menge an spezifischen Anforderungen. Wenn jedoch die Produzenten im Voraus einige Überlegungen zur Hängung anstellen würden, wäre damit allen Beteiligten sehr geholfen. Auf die Geschichte der Hängung von Kunstwerken kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden. Bilder werden seit Urzeiten an der Wand angebracht, d. h. an eine sichtbare, vor dem Betrachter liegende vertikale Ebene, um sie ansehen zu können. Der Mensch schaut sich gerne Gemälde an, und wie sehr unsere Welt von Bildern bestimmt wird, bezeugt nicht nur der Louvre mit seinen über acht Millionen Besuchern jährlich. Die vorliegende Studie bezieht sich auf die aktuellen Hängetechniken, die aufgrund eigener Beobachtungen in verschiedensten Museen und Ausstellungen mit über 12 GB an Fotomaterial (nur im MoMA durfte fast ohne Einschränkungen auch rückseitig fotografiert werden, sonst in anderen Museen unerwünscht und wegen des nicht gestatteten Blitzlichteinsatzes zum Teil unscharf) und 200 Aufhängedokumentationen von ca, 40 internationalen Museen und Galerien, aber zu Beginn auch in ca. 20 Interviews erfolgte. Da bei der Beantwortung der Fragebögen (zwischen 15 Minuten und 1,5 Stunden) die Fragen und Antworten spezifisch und personen bezogen ausfielen, erwies sich die anschließende Auswertung als äußerst komplex. Eigene Beobachtungen und Fotodokumentationen vor Ort, wie Kunstwerke wo gehängt werden, erweisen sich am Ende als am erfolgreichsten und als zuverlässigste Quelle meiner Recherche. Dieses Handbuch ist bislang noch unvollkommen, pauschalisiert und an einigen Stellen möglicherweise auch fehlerhaft. Dennoch denke ich, kann es ein erster Schritt dahingehend sein, über die Herausforderung, wie Kunstwerke an der Wand befestigt werden können, nachzudenken. Darüber hinaus werden einige Themen außerhalb der spezifischen Aspekte und Fragestellungen zur Hängung behandelt, welche jedoch großen Einfluss auf die Hängung haben. In der Kunstszene gilt einerseits das unausgesprochene Gesetz der Verschwiegenheit, andererseits müssen und können sichtbare Dinge veröffentlicht werden im Sinne einer notwendigen Kritik und Verbesserung – die meisten hier verwendeten Fotos sprechen ohnehin für sich. Zahlreiche Abbildungen wurden in Museen öffentlicher Hand aufgenommen, bei denen die finanziellen Mittel bekanntermaßen immer knapper werden. Dennoch darf auch dort sach- und fachgerecht gehängt werden. Unter Aspekten präventiver Konservierung kann festgehalten werden: Je besser und sicherer die Hängung, desto weniger Schäden werden passieren und desto länger können die Kunstwerke der Nachwelt unversehrt präsentiert werden. Firmen oder Personen, die sich aufgrund der Studie falsch verstanden fühlen, sollten diese Studie als Anregung betrachten, ihre Produkte nicht nur zu verbessern, sondern dem wandelnden Kunstmarkt mit Offenheit für Innovationen zu begegnen. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre wertvolle Arbeit. Die bestehenden technischen Normen und Richtlinien dürfen nicht zu ernst und müssen doch ernst genug genommen werden. Es werden hier nur Vorschläge zur Unterstützung vorgelegt; wie diese beachtet und umgesetzt werden, liegt bei jedem selbst. Die Studie ist einerseits für Laien und Anfänger gedacht, die sich an die Problematik heranwagen wollen, andererseits möchte sie dem Interesse der Fachwelt dienen. Damit ist sie einem Spagat ausgesetzt, der dem einen Anstrengung, dem anderen Langmut abverlangt. Daher sind ein paar Anekdoten eingestreut, die jeder von uns kennt und bei denen die persönliche Abwesenheit oft angenehmer gewesen wäre. Ihre Kommentare und Korrekturvorschläge sind sehr willkommen, um den weiteren Kurs dieses großartigen und bunten „Technikaufhänge- schiffs“ zu steuern. Zum Schluss muss ich mich rechtlich absichern und Ihnen in aller Freundlichkeit mitteilen, dass alles, was hier geschrieben steht, veraltet und falsch ist bzw. sein könnte und Sie alles selber nachprüfen dürfen. Damit sind Sie entsprechend selbst verantwortlich und haften für etwaige Schäden ebenfalls selbst. John Berg PS: Viel Freude beim Studieren, Anwenden und Verbessern. Konstruktives Feedback ist ausgesprochen erwünscht! PPS: Abgesehen von einer kleinen Mustersendung von Deffner & Johann wurde die komplette Studie selbständig und ohne Drittmittel finanziert. Zur Person Architekturstudium mit Kunstgeschichte, Baugeschichte und Statik an der TH Karlsruhe (KIT), Abschluss 1984 Dipl.-Ing. Architekt 1987-1992 Architektentätigkeit in Deutschland und im...




