Bercot / Eichhorn | Würden die Theologen sich bitte setzen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 212 Seiten

Bercot / Eichhorn Würden die Theologen sich bitte setzen

Aktualisierte Ausgabe

E-Book, Deutsch, 212 Seiten

ISBN: 978-3-7568-7094-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als das Christentum noch jung war, lag der Schwerpunkt auf Jesus Christus und seinem Reich - nicht auf der Theologie. Sicherlich gibt es grundlegende Lehren, die Christen schon immer als wesentlich für den Glauben angesehen haben. Aber irgendwie sind die Dinge, die als wesentlich angesehen werden, von ein paar Sätzen zu einer langen Liste von theologischen Lehren angewachsen, von denen viele den frühen Christen unbekannt waren. Am Anfang begriffen die Christen, dass das Wesen des Christentums eine gehorsame Liebes-Glaubens-Beziehung zu Jesus Christus ist. Dies war nicht irgendeine Beziehung, sondern eine Beziehung, die echte Früchte des Königreiches Gottes hervorbrachte. Doch dann geschah etwas: Theologen übernahmen die Kirche Gottes. Als sie die Macht übernahmen, verlagerte sich der Schwerpunkt von göttlicher Frucht auf »orthodoxe« (rechtgläubige) Theologie. Das Christentum wurde zum Lehrtum. In diesem provokanten Werk belegt Bercot anhand vieler konkreter Fallbeispiele, wie weit Geschichtsfälschung, falsche Lehren und Desinformation im Christentum verbreitet sind und welche Rolle Theologen, Reformatoren und deren Bibelkommentare dabei spielen. David Bercot liefert im Zuge dessen einen kurzweiligen, differenzierten Crashkurs in Kirchengeschichte ab und kommt zu dem Schluss, dass es an der Zeit ist, Jesus Christus endlich wieder durch die Texte der vier biblischen Evangelien sprechen zu lassen, ohne Seine Lehren durch die Leugnungen und die geistige Gymnastik der Theologen zu filtern. Es ist an der Zeit, dass die Kinder des Königreiches Gottes für Christus und das von Ihm gepredigte Evangelium eintreten - und dass die Theologen sich bitte setzen.

David W. Bercot, ein studierter Rechtsanwalt und Theologe, ist ein gefragter Experte für frühchristliche Geschichte und erfrischend undogmatischer Redner, dem es gelingt, Kirchengeschichte lebendig zu machen und in unser Leben zu übertragen. Er lebt mit seiner Familie in einer christlichen Gemeinde, welche Lehren und Lebensstil der Täuferbewegung betont. Er schrieb 1989 das bahnbrechende Buch "Will the Real Heretics Please Stand Up", das in den USA einige Aufmerksamkeit erregte und der Grundstein für seinen Scroll Publishing Verlag wurde, der das Ziel verfolgt, die Schriften und das Vorbild der frühen Christen einem großen Publikum verfügbar zu machen. Sein Nachfolgebuch erschien 2009 unter dem Titel "Will the Theologians Please Sit Down" und erfuhr 2022 eine Überarbeitung, deren Deutsche Übersetzung im selben Jahr unter dem Titel »Würden die Theologen sich bitte setzen» veröffentlicht wurde. David Bercot verfasste noch einige andere Bücher wie u.a. "A Dictionary of Early Christian Beliefs" (1998), "Let Me Die in Ireland" (1999), "The Kingdom That Turned the World Upside Down" (2003 und "In God We Don't Trust" (2011).
Bercot / Eichhorn Würden die Theologen sich bitte setzen jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


2. Die ersten Theologen
Als Gott die Israeliten als Sein besonderes Volk auserwählte, gab Er ihnen das Gesetz Moses, das zusammen mit der Genesis5 den Anfang der Heiligen Schrift bildet. Nach dem Tod von Mose sagte Gott zu Josua: Und das Buch dieses Gesetzes soll nicht aus deinem Mund weichen und du sollst dich Tag und Nacht in ihm üben, damit du verständig bist, alles Geschriebene zu tun; dann wirst du auf gutem Weg geführt werden und wirst deine Wege gut machen und dann wirst du verständig sein. (Josua 1,8 LXX Deutsch) Obwohl die meisten Israeliten kein Exemplar der Heiligen Schrift in ihrem persönlichen Besitz hatten, bestand eine Aufgabe der Priester und Leviten darin, dem Volk die Heilige Schrift vorzulesen, damit es mit ihr vertraut war. 6 Gott hat den Priestern und Leviten jedoch nie gesagt, dass es ihre Aufgabe oder ihr Platz sei, die Heilige Schrift auszulegen. Gott richtete keine theologische Hierarchie ein, um die Heilige Schrift für das Volk auszulegen, und Er richtete auch keine Seminare oder göttlichen Schulen ein, um spezielle Lehrer oder Theologen in der „richtigen Bedeutung“ des Gesetzes auszubilden. Vielmehr sandte Gott fortwährend über die Jahrhunderte hinweg Propheten, um die Israeliten zu ermahnen und zu warnen, wenn sie von Gottes Wegen abwichen. Aber die Propheten waren keine Theologen, und Gott hat die Propheten nie als eine hierarchische Klasse eingesetzt. Weil die Israeliten wiederholt nicht auf die Anweisungen Gottes hörten, erlaubte Er schließlich den Assyrern und Babyloniern, sie aus dem Land Israel zu vertreiben, sie in Gefangenschaft zu führen, und ihren Tempel zu zerstören. Jahrzehnte später kehrte ein kleiner Rest der Israeliten aus Babylon in das gelobte Land zurück und baute den Tempel in Jerusalem wieder auf. Der Zeitraum vom Wiederaufbau des Tempels bis zu seiner zweiten Zerstörung im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer wird oft als die Zeit des Zweiten Tempels bezeichnet. Während der Zeit des Zweiten Tempels begannen die Juden überall Synagogen zu errichten. Dies waren Versammlungsorte, an denen sich die Juden zum Gebet und zum Lesen der Heiligen Schrift treffen konnten. Da die Juden zu dieser Zeit über weite Teile des Mittelmeerraums verstreut lebten, konnten sie auf diese Weise sowohl ihre Identität als auch das Gesetz Moses bewahren, auch wenn viele von ihnen weit weg vom Tempel in Jerusalem lebten. In jener Zeit traten verschiedene religiöse Führer auf, die sicherstellen wollten, dass das jüdische Volk nie wieder gegen das Gesetz Moses verstoßen und in Gefangenschaft geraten würde. Zu diesen Führern gehörten die Sadduzäer (eine priesterliche Gruppe) und die Pharisäer (die im Allgemeinen keine Priester oder Leviten waren). Es gab auch gelehrte Männer, die man Schriftgelehrte nannte. Obwohl diese Gruppen religiöser Führer mit guten Absichten begannen, entwickelten sie sich von einfachen Hirten und Lehrern zu einer elitären, hierarchischen Klasse, die über dem einfachen Volk stand. Sie wurden von der rechten Hand Gottes zu Gegnern Gottes. Sie wandelten sich von echten geistigen Führern der Juden zu geistigen Meistern, die das Volk tyrannisierten. Sie erleuchteten das Volk nicht mehr, sondern hielten es in Unwissenheit. Zur Zeit Jesu wurden diese religiösen Führer mit dem Titel Rabbi angesprochen, was wörtlich „mein Großer“ bedeutet.7 Diese elitäre Klasse von Theologen bediente sich zweier grundlegender Methoden, um die einfachen Juden einzuschüchtern und den Eindruck zu erwecken, dass nur die Theologen die Heilige Schrift richtig verstehen konnten. Diese beiden Mittel der Kontrolle waren 1. ihre sprachlichen Fähigkeiten - insbesondere ihre Kenntnisse des Hebräischen - und 2. ihr Status als offizielle Ausleger des Gesetzes. Mit Sprachwissenschaft andere unterdrücken
Menschen mit Sprachkenntnissen können ihre Fähigkeiten zur Ehre Gottes und zum Nutzen Seines Volkes einsetzen. Sprachwissenschaftler können ihre Fähigkeiten aber auch dazu nutzen, sich selbst auf ein Podest zu stellen. Sie können ihr Wissen nutzen, um andere zu schikanieren, die nicht über solche Kenntnisse verfügen. Das ist genau das, was die jüdischen Theologen taten. Zur Zeit Jesu konnten die meisten Juden das biblische Hebräisch nicht mehr fließend sprechen und verstehen.8 Stattdessen war ihre Alltagssprache entweder Aramäisch oder Griechisch, je nachdem, wo sie lebten. Obwohl die meisten Menschen also kein Hebräisch mehr verstehen konnten, waren die Theologen dagegen, die Heilige Schrift in Sprachen zu übersetzen, die die Menschen verstehen konnten. Sie waren der Meinung, die Heilige Schrift sei zu heilig, um sie in andere Sprachen zu übersetzen. Die Heilige Schrift wurde auf Hebräisch geschrieben, und sie müsse Hebräisch bleiben! Deshalb gründeten die jüdischen Theologen Schulen, um zukünftige Theologen in der hebräischen Sprache auszubilden. In den aramäischsprachigen Synagogen in Palästina, Babylon und anderen östlichen Ländern las ein ernannter Vorleser die Heilige Schrift auf Hebräisch vor. Während die Schrift gelesen wurde, erklärte ein Schreiber oder Synagogenvorsteher auf Aramäisch, was der Text bedeutete. Diese losen aramäischen Übersetzungen oder Paraphrasen wurden als Targume bezeichnet. Die Theologen verbaten jedoch, diese Targume aufzuschreiben. Folglich wurde keines dieser aramäischen Targume aufgeschrieben bis zur Zeit nach Christus. Als die Targume schließlich doch niedergeschrieben wurden, waren sie unter den einfachen Juden nicht weit verbreitet. Sie waren in erster Linie etwas für die Rabbiner zum Lesen und Studieren. Daher waren die aramäisch sprechenden Juden in Bezug auf ihr Wissen über die Heilige Schrift fast vollständig von den jüdischen Theologen abhängig. Nur wenige gewöhnliche Juden hätten es gewagt, die Lehren der Schriftgelehrten und anderer Führer in Frage zu stellen, denn die Führer konnten immer sagen: „Nun, das Hebräische in diesem Abschnitt bedeutet dieses und jenes“, und der gewöhnliche Jude wäre nicht in der Lage gewesen, das zu bestreiten. Glücklicherweise erging es den griechischsprachigen Juden besser - wenn auch nicht wegen der Theologen. Durch die Vorsehung Gottes lud Ptolemäus, der griechische Herrscher Ägyptens, im dritten Jahrhundert v. Chr. gelehrte Juden ein, nach Ägypten zu kommen um die hebräischen Schriften ins Griechische zu übersetzen. Er tat dies, weil er versuchte, eine Bibliothek zusammenzustellen, die die schriftliche Weisheit aller zivilisierten Völker der Erde enthielt. Durch Ptolemäus eröffnete Gott also einen Weg, die Theologen zu umgehen und die Heilige Schrift in einer Sprache verfügbar zu machen, die der größte Teil der Mittelmeerwelt verstehen konnte. Die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die unter der Autorität von Ptolemäus entstand, ist heute als Septuaginta bekannt, was „siebzig“ bedeutet, weil siebzig Übersetzer an dem Projekt arbeiteten. Bemerkenswert an der Septuaginta ist, dass sie nicht in das Literaturgriechisch der Klassiker übersetzt wurde. Stattdessen wurde sie ins Koiné-Griechisch übersetzt, also in das Griechisch, das die Menschen im Alltag sprachen. Das war zu jener Zeit ungewöhnlich, aber Gott wollte, dass die Heilige Schrift in der Sprache des einfachen Volkes verfasst wurde - und nicht in der Literatursprache der Eliten. Auch wenn die Septuaginta die hellenischen Juden von den Sprachschikanen befreite, half sie ihren aramäisch sprechenden Mitjuden nicht. Überdies verfügten die jüdischen Theologen über ein weiteres Mittel, um die geistige Kontrolle sogar über Griechisch sprechende Juden aufrechtzuerhalten: ihren Status als die „offiziellen Ausleger“ des Gesetzes. Die offiziellen Ausleger der Heiligen Schrift
Viele Gebote des Gesetzes sind in der Heiligen Schrift nicht bis ins Detail ausgeführt. Zum Beispiel heißt es im Gesetz: Sechs Tage sollst du Arbeiten verrichten, am siebten Tag aber ist ein Ausruhen, heilig ist es, Sabbat, Ruhe für den Herrn; jeder, der an ihm eine Arbeit verrichtet, soll sterben. Ihr dürft in keinem eurer Häuser am Tag des Sabbats Feuer entzünden; ich bin der Herr!« Exodus 35,2+3 LXX Deutsch Aber Gott gab den Israeliten keine genaue Definition, was „Arbeit“ ist. Tatsächlich nannte Er nur ein Beispiel dafür, was Arbeit ist, nämlich das Entzünden eines Feuers. Offensichtlich galten auch andere Tätigkeiten als Arbeit. Jeder vernünftige Israelit wäre zu dem Schluss gekommen, dass, wenn das Entzünden eines Feuers Arbeit ist, es auch das Pflügen eines Feldes, das Ernten von Feldfrüchten oder der Verkauf von Waren ist. Aber das ließ immer noch eine große Grauzone offen. Was ist mit einem Spaziergang? Einen Brief schreiben? Sich um eine verletzte Person kümmern? Ein Bad nehmen? Einen Stein werfen? Ist eines davon...


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.