Benvenuti Cotton Reloaded - 38
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-1269-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tödliche Pillen
E-Book, Deutsch, Band 38, 100 Seiten
Reihe: Cotton Reloaded
ISBN: 978-3-7325-1269-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In New York häufen sich Meldungen über Menschen, die nach der Einnahme von Medikamenten gestorben sind. Die Behörden sind alarmiert, tappen aber im Dunkeln ...
Unterdessen kümmert sich Jeremiah Cotton um zwei Einbrecher, die in seiner Nachbarschaft für Unruhe sorgen. Für den Agenten des G-Teams ist das eine persönliche Sache und er heftet sich an die Fersen der Kleinganoven. Cotton ahnt nicht, dass ihn sein privater Einsatz auf die Spur einer skrupellosen Verbrecherbande führen wird. In der Hitze Arizonas müssen Cotton und Decker vollen Einsatz zeigen, um das Leben tausender Unschuldiger in den ganzen USA zu retten -
COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie JERRY COTTON und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download.
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2
Steve Dillagio traf als Letzter im Hauptquartier ein. Er salutierte lässig in Richtung Mr High, der hinter seinem Schreibtisch thronte, und nickte Cotton und Decker knapp zu, die unruhig durchs fein säuberlich aufgeräumte Büro des Chefs tigerten.
Mit seinen wirren Haaren und den zerknitterten Klamotten schaute Dillagio aus, als käme er gerade von einer wilden Party, was vielleicht sogar stimmte. Als Undercover-Ermittler war es wichtig, sich dort herumzutreiben, wo die zwielichtigen Gestalten New Yorks sich entspannten und bei gelöster Stimmung vielleicht die eine oder andere interessante Information ausplauderten.
»Du bist zu spät«, sagte Decker unwirsch und nippte an ihrem Kaffee. Sie wirkte wie üblich eine Spur zu elegant für einen Agent des geheimen G-Teams mit ihrem dunklen Hosenanzug, der teuren Armbanduhr und den schimmernden blonden Haaren, in deren perfekten Schnitt ein gut bezahlter Friseur sein gesamtes Können gelegt hatte. Nur ihr etwas nachlässig aufgetragenes Make-up wies dezent darauf hin, dass sie sich nach Mr Highs Anruf in den frühen Morgenstunden, mit dem sie unverzüglich ins Hauptquartier beordert worden war, hastig auf den Weg gemacht hatte.
Dillagio zuckte beiläufig mit den Schultern, goss sich einen Kaffee aus der Kanne ein, die auf dem Beistelltisch in der Ecke stand, und sagte mit einem zweideutigen Lächeln: »Sorry, ging nicht früher.«
Ein eisiges Räuspern von Mr High, der sich trotz seiner Körpergröße von fast zwei Metern mit einer geschmeidigen Bewegung von seinem Stuhl erhob, unterbrach das Geplänkel der beiden.
Auch zu dieser frühen Stunde saß die Kleidung an seinem asketischen, schlanken Körper makellos wie immer. Die Bügelfalten seiner anthrazitfarbenen Hose waren messerscharf, der mittlere Knopf seines maßgeschneiderten Sakkos war penibel geschlossen und sein weißes Hemd leuchtete wie frisch gefallener Schnee auf dem Gipfel eines Gletschers.
Die intelligenten Augen funkelten ohne einen Hauch von Müdigkeit – oder Wärme – in Richtung Cotton, der unausgeschlafen, ungewaschen und mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck an der Wand lehnte und vergeblich versuchte, dem stechenden Blick seines Vorgesetzten auszuweichen.
»Nun, Agent Cotton«, begann der Chef des G-Teams mit beängstigend ruhiger Stimme, »da wir jetzt alle vollzählig sind, könnten Sie uns vielleicht verraten, warum Sie mich mitten in der Nacht angerufen haben, damit wir uns hier im Morgengrauen treffen?«
»Sollten wir nicht noch auf Agent Zeerookah warten, Sir?«, fragte Decker.
Ohne Cotton aus den Augen zu lassen, schüttelte Mr High den Kopf und erwiderte: »Bevor ich nicht weiß, worum es hier geht, sehe ich keinen Bedarf für unseren Computerspezialisten.«
Mit gemächlichen Schritten ging Cotton hinüber zum Beistelltisch, schenkte sich einen Kaffee ein und trank ganz langsam einen Schluck. Er ließ sich bei jeder seiner Bewegungen Zeit, aber er wusste, er konnte das Unvermeidliche nur hinauszögern. Es war an der Zeit, seine Fehler zu beichten, und er wusste nicht, ob Mr High ihm die Absolution erteilen würde.
»Nun, Sir«, begann er und trank noch einen Schluck Kaffee, »eigentlich wollte ich nur diesen beiden Punks ein bisschen auf den Zahn fühlen. Tja, und dann …«
In knappen Worten schilderte Cotton, wie er Joey und Orson im Sunny’s abgehört, dabei zufällig das beunruhigende Gespräch eines Pärchens am Nachbartisch belauscht und dann die junge Frau mit den pinkfarbenen Haaren bei der anschließenden Beschattung verloren hatte.
»Ich bin dann noch eine gute Stunde in der Gegend herumgefahren in der Hoffnung, sie doch noch zu finden, aber leider ohne Erfolg«, schloss Cotton seinen Bericht mit einem entschuldigenden Achselzucken.
»Vielleicht hätten Sie auch noch die Güte, uns über die Hintergründe dieser seltsamen Geschichte aufzuklären, Agent Cotton«, befahl Mr High. »Und zwar von Anfang an.«
»Nun ja«, begann Cotton, »seit einiger Zeit wird in Williamsburg vermehrt in kleine Läden und Cafés eingebrochen …«
Mr High unterbrach ihn mit einer unwirschen Handbewegung. »Das ist Sache der Polizei, nicht unsere!«
»Tja, die Polizei scheint sich aber nicht sonderlich für die Angelegenheit zu interessieren, Sir«, fuhr Cotton ungerührt fort. »Denn obwohl ziemlich rasch klar war, dass wahrscheinlich die zwei in der Gegend berüchtigten Kleinkriminellen Joey und Orson hinter den Einbrüchen steckten, konnte oder wollte die Polizei nichts dagegen unternehmen.«
»Also haben Sie sich entschlossen, diese wichtige Aufgabe selbst zu übernehmen, richtig?«, mischte sich Decker ein.
Cotton nickte.
»Darf man erfahren, weshalb?«, wollte Mr High wissen.
»Nun, Sir.« Cotton unterdrückte ein verlegenes Grinsen. »In einem der Läden, in die vor Kurzem eingebrochen wurde, kaufe ich immer meinen Talisker. Und, tja, was soll ich sagen? Ich habe der Verkäuferin versprochen, mir die Sache mal anzuschauen. Sie hat mir erzählt, dass Joey und Orson sich praktisch jede Nacht ab drei Uhr morgens im Sunny’s aufhalten. Das ist so ein heruntergekommenes Restaurant in Brooklyn, das rund um die Uhr geöffnet hat. Also habe ich dort ein Handy im Blumenkübel deponiert und sie belauscht. Den Rest kennen Sie ja bereits, Sir.«
»Arbeitet die Verkäuferin in dem Schnapsladen unweit der Ecke Flushing und Union?«, fragte Dillagio.
Cotton bejahte.
»Dann sprichst du also von Nadia, der rehäugigen Wahnsinnsbraut mit den langen dunklen Haaren und der waffenscheinpflichtigen Figur?«, fragte der stämmig gebaute Undercover-Ermittler mit ehrfürchtiger Stimme.
»Genau der«, bestätigte Cotton mit breitem Grinsen.
»Gründet doch einen Fanklub«, meinte Decker trocken.
»Den hat sie schon, Schätzchen«, sagte Dillagio. »Und jeder sehende heterosexuelle Mann ist dort Mitglied.« Er wandte sich an Cotton und fügte hinzu: »Ich dachte, sie geht nie mit Männern aus. Mich hat sie jedenfalls immer abblitzen lassen.«
»Tja, die Tatsache, dass ich mich um die Einbrüche kümmere, hat anscheinend ihr Herz erweicht«, meinte Cotton mit süffisantem Grinsen. »Wir gehen am Sonntag nämlich auf ein Konzert.«
»Du Glückspilz! Warum bin ich nicht auf die Idee gekommen, ihr zu helfen?«
»Das reicht jetzt!«, sagte Mr High. »Ich hoffe für Sie, Cotton, dass Sie mich nicht mitten in der Nacht aus dem Bett gejagt haben, bloß um mit Ihrem Date mit dieser Nadia zu prahlen!«
»Natürlich nicht, Sir!«, antwortete Cotton.
»Was genau hat die Frau im Restaurant zu dem Unbekannten gesagt?«, wollte Mr High wissen.
Cotton schloss kurz die Augen und rief sich das Gespräch des Pärchens ins Gedächtnis. Dann sagte er: »Sie erwähnte einen Karton, aus dem irgendein Zeug herausgefallen ist.«
»Weiter!«, drängte Mr High.
»Und vermutlich sind bereits Menschen daran gestorben.«
»Das ist alles?«
»Wie gesagt, die Verbindung war schlecht. Es gab immer wieder Aussetzer. Sie meinte noch, die Polizei, oder besser das FBI sollte sich die Sache anschauen.«
»Könnten Drogen sein«, sagte Dillagio. »Oder kontaminierte Lebensmittel.«
Cotton zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, ich weiß es nicht.«
»Könnte aber auch nur eine leere Drohung gewesen sein. Ein Streit unter Liebenden. Sie will eine Beziehung, er nicht. Sie droht ihm mit irgendeiner obskuren Anschuldigung.«
Cotton schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Der Mann hatte eindeutig Panik in der Stimme, als die Frau das FBI erwähnte. Da ging’s nicht um irgendeine obskure Anschuldigung. Der Unbekannte hat gewaltig Dreck am Stecken, davon bin ich hundertpro überzeugt!«
Decker tigerte nachdenklich ein paar Schritte auf und ab, nippte an ihrem inzwischen kalt gewordenen Kaffee und sagte schließlich: »Vielleicht hat der Unbekannte etwas mit gefälschten Medikamenten zu tun, die seit einiger Zeit die gesamten USA überschwemmen und die angeblich für mehr als ein halbes Dutzend Todesfälle verantwortlich sind.«
»Moment mal!«, rief Cotton, dem eben wieder ein paar Details aus dem abgehörten Gespräch des Pärchens eingefallen waren.
»Was ist los?«, fragte Mr High.
»Die Frau fragte den Unbekannten, ob er todkrank sei. Und ob das Zeug echt oder gefälscht sei.«
»Tja«, meinte Dillagio, »so ungern ich das zugebe, aber Decker scheint recht zu haben mit den gefälschten Medikamenten.«
Mr High kniff sich in die Nasenwurzel, überlegte zwei Sekunden und hatte dann eine Entscheidung getroffen. Mit einem energischen Nicken verkündete er: »Das G-Team übernimmt den Fall.«
»Danke, Sir«, sagte Cotton.
»Das Grinsen können Sie sich sparen, Agent Cotton!«, donnerte Mr High mit strenger Miene. »Sie arbeiten für die Regierung der Vereinigten Staaten, nicht für eine … Schnapsverkäuferin. Ihr Glück, dass Sie durch Zufall vermutlich auf einen großen Fall gestoßen sind.«
»Ja, Sir«, murmelte Cotton und wandte sich ab, damit der Chef des G-Teams sein triumphierendes Grinsen nicht bemerkte. »Wird nicht wieder vorkommen.«
»Nun denn«, sagte Mr High und rieb sich geschäftig die Hände. »Agent Cotton, Sie haben sich doch hoffentlich das Kennzeichen der Frau notiert, oder?«
»Selbstverständlich, Sir«, antwortete Cotton, fischte die zusammengerollte Zeitung aus seiner Gesäßtasche und reichte sie Mr High.
Der Chef des G-Teams tippte die darauf notierte Nummer in den Computer auf seinem Schreibtisch und las zwei Sekunden später die Daten vom Monitor ab. »Die Frau heißt Megan Atkins. Sie ist achtundzwanzig Jahre alt und wohnt laut Führerschein in Queens.« Er winkte Cotton zu sich und drehte den Monitor. »Ist sie...




