E-Book, Deutsch, 13 Seiten
Benedikt Die Nachbarin - Die Folter
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-942546-34-8
Verlag: Augenscheinverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 13 Seiten
ISBN: 978-3-942546-34-8
Verlag: Augenscheinverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wir schreiben das Jahr 1609. Der junge Christian Berger wird vor Gericht vom Verdacht der Notzucht gegen die Witwe Johanna Wendt befreit. Johanna bekommt jedoch die Möglichkeit, ihre Anklage in der peinlichen Tortur zu verteidigen. Es ist ihr eigener Wille, dass die Folter von Christian Berger persönlich vorgenommen werden soll.
Seit 2001 produziert Benedikt Fotoserien, Videos und Geschichten. Schon immer hegte er eine Vorliebe für historische Themen. Das Schreiben ist für ihn die Möglichkeit, in vergangene Zeiten und bizarre Situationen abzutauchen. Es ist zumeist eine Reise in eine grausame, aber nicht immer herzlose Welt. In seinen Geschichten erzählt er, seinen Neigungen folgend, von Hexen, Henkern und den Abgründen ihrer Seelen.
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Für eine Weile herrschte Stille. In mir schien sich alles zu drehen. Ich sah in Johannas Richtung. Sie stand dort, meine Erzfeindin, stolz und fordernd. Obwohl sie mir so viel Unannehmlichkeiten bereitet hatte, hegte ich keinerlei Groll gegen sie. Vielmehr erregte ihr Äußeres im steigenden Maße meine Aufmerksamkeit, denn sie war eine hübsche, junge Frau. Ihre Blicke, die sie mir während den Verhandlungen gelegentlich zuwarf, waren weder hasserfüllt noch bösartig. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen, und es blieb mir ein Rätsel, weshalb meine sonst so unscheinbare Nachbarin eine derartig verleumderische Klage gegen mich erhoben hatte.
Sie sah zu ihrem Anwalt. "Ich bin einverstanden!"
Einen Moment lang schien sie zu überlegen, dann aber sprach sie weiter:
"Wenn der Herr Berger schon die Härte der Folter bestimmen darf, dann möchte ich, dass er diese dann auch mit eigenen Händen an mir ausführen muss."
Wie vom Donner gerührt, starrten sie alle an. Allein der Richter zeigte sich gleichgültig und zuckte mit den Schultern.
"Meinetwegen, wenn der Herr Berger damit einverstanden ist?"
Ich war völlig überrascht. Der Gedanke, die Arbeit eines Folterknechtes zu übernehmen, ließ mich widerstreben. Dann aber wurde mir bewusst, dass ich so mein Schicksal endlich in die eigene Hand nehmen konnte. Den ganzen Prozess über hatte ich machtlos Klage und Beweisaufnahme über mich ergehen lassen müssen, nun konnte ich zurückschlagen. Ohne großartig zu überlegen, willigte ich ein.