E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Belisle Eines Tages kommt die Liebe
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-8716-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8716-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der charmante Tierarzt Jared Carlisle ist von der schönen Rachel absolut hingerissen: Wie rührend sie sich um ihren kleinen Neffen kümmert! Doch nicht nur deshalb will er sie heiraten. Er hegt nämlich einen heiklen Verdacht, der alles in anderem Licht erscheinen ließe …
Lisette Belisle schreibt Geschichten über ganz normale Leute, die ganz besondere Taten vollbringen und damit gegen alle Regeln handeln. Aber wie kam sie zum Schreiben? Das Schreiben kam zu ihr. Im Alter von 10 Jahren las Lisette ein Buch über eine Krankenschwester, die aus dem Wunsch heraus handelte, jedem Menschen zu helfen und ihn zu retten. Viele Jahre, viele Bücher, einer Ausbildung zur Krankenschwester und 3 Kinder später, entdeckte sie, dass der Autor sie bereits mit 10 Jahren inspiriert hatte und es an der Zeit war, ihre eigenen Gedanken und Gefühle in einem Buch zusammen zu fassen. Romantische Romane waren eine klare Wahl. In Kanada geboren, wuchs Lisette in New Hampshire auf und lebt heute mit ihrem Ehemann, einem Ingenieur, in New York. Ihr Mann ist ihre größte Unterstützung. Sie haben drei Kinder und fünf Enkelkinder. Familie ist ein immer wiederkehrendes Thema in ihren Büchern. Nicht von ungefähr kommt die Familie für sie selber an Platz Nr.1. Womit beschäftigt sich Lisette Belisle am liebsten? Als ihr Enkel mit 9 Jahren in einem Aufsatz schreiben musste, was seine Großmutter am liebsten tut, schrieb er: 'Sie mag es Bücher zu schreiben, zu reisen und Zeit mit ihrem Enkel zu verbringen.' Das sagt doch alles! Schreiben Sie ihr per Post oder Mail: P.O. Box 1166, Ballston Lake, NY 12019 oder LisetteBel@aol.com
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1. KAPITEL
Im Gerichtsgebäude von Henderson war es warm und stickig, und auch die Deckenlüfter richteten gegen die Augusthitze nicht viel aus. Jared Carlisle rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Er saß im Zuschauerraum und fühlte sich fehl am Platze. Eigentlich hätte es ihm ja Genugtuung bereiten müssen, dass sein alter Rivale seine gerechte Strafe erhielt, doch stattdessen empfand er nur Mitleid.
Außerdem wurde er immer wieder von der rothaarigen Frau abgelenkt, die auf der anderen Seite des Ganges saß. Er kannte nur eine Frau, deren Haare in diesem Kupferton schimmerten – Laurel Hale. Ihre Schönheit nahm ihn noch genauso gefangen wie damals. Und wie damals gehörte sie Drew Pierce.
Es ärgerte ihn, dass er sofort wieder Eifersucht empfand, besonders nach allem, was Laurel ihm angetan hatte. Und doch war sie es, die ihm jetzt einen wütenden Blick zuwarf. Er lächelte sarkastisch und sah noch, wie sie die Lippen aufeinanderpresste, bevor sie hochmütig den Kopf abwandte.
Der Richter, der im Laufe der Verhandlung schon mehrmals die Geduld verloren hatte, ließ seinen Hammer auf den Tisch niedersausen. „Der Angeklagte möchte sich erheben.“
Mit erhobenem Kopf stand Drew Pierce auf, und ein missbilligendes Raunen ging durch die Zuschauerränge. Er war zu reich, zu gut aussehend, zu verwöhnt, zu selbstsicher … das hatte ihn im ländlichen Henderson und bei der Jury Punkte gekostet.
Jared sah die steinernen Mienen der Geschworenen und war nicht überrascht. Obwohl der Vorfall schon über ein Jahr zurücklag, regten sich die Stadtbewohner noch immer darüber auf. Der von Drew verschuldete Brand hatte nicht nur das von den Pierces geführte Holzfällerlager zerstört, sondern war auch auf Stones End übergesprungen, die Farm, die sich schon seit Generationen im Besitz von Jareds Familie befand. Sie hatten den Lagerschuppen verloren und den größten Teil der Ernte. Doch während die Krise Jared und seinen Vater einander näher brachte und für Stones End einen neuen Anfang bedeutete, hatten die Pierces weniger Glück gehabt.
Der Brand hatte sie an den Rand des finanziellen Ruins gebracht und sie zu Außenseitern in der Gemeinde gemacht. Zwar hatte Drew nur die Befehle seines Vaters ausgeführt und versucht, am falschen Ende zu sparen, doch auf dem Papier war er verantwortlich für das Lager. Er hatte ein leckendes Ventil an einem Gas-Tank notdürftig repariert, statt es wie vorgeschrieben auszutauschen. Diese schwere Nachlässigkeit hatte die Explosion verursacht.
Jared fuhr sich mit der Hand über die Augen, als er sich an jene dunkle Nacht erinnerte, die hochschlagenden Flammen und den beißenden Rauch. Er hatte bei der Rettungsaktion geholfen. Zum Glück war niemand schwer verletzt worden.
„Wie lautet das Urteil?“, fragte der Richter.
„Schuldig“, erwiderte der Vorsitzende der Geschworenen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Schuldig! Das hatte Drew offensichtlich nicht erwartet, denn er sank in sich zusammen. Seine Mutter wurde ohnmächtig, und die anderen Familienmitglieder kamen ihr zu Hilfe. Nur eine Person kümmerte sich um Drew. Laurel. Tröstend legte sie ihm eine Hand auf den Arm. Widerwillig bewunderte Jared ihre Loyalität, auch wenn sie sie an den Falschen verschwendete.
„Das Gericht verurteilt den Angeklagten zu fünf Jahren Haft“, verkündete der Richter.
Angesichts des harten Urteils ballte Drew die Fäuste. Der Sheriff führte ihn höchstpersönlich hinaus.
„Na, damit wäre das ja erledigt“, bemerkte Ira, Jareds Vater, der während der Verhandlung neben ihm gesessen hatte. Trotz seines Herzschrittmachers hatte er darauf bestanden, bei der Urteilsverkündung anwesend zu sein, und Jared hatte sich den Tag freigenommen, um ihm zur Seite zu stehen.
„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“, fragte Jared nun besorgt. „Es ist furchtbar heiß hier drin. Vielleicht hättest du doch lieber zu Hause bleiben sollen.“
Ira richtete sich entrüstet auf. „Dann hätte ich ja den ganzen Spaß verpasst!“
Lächelnd schüttelte Jared den Kopf. Obwohl sie nicht immer einer Meinung waren, bewunderte er die Entschlossenheit seines alten Herrn. Und trotz seiner einundsiebzig Jahre entging ihm selten etwas. So wie jetzt.
„Ich habe gesehen, wie du zu dieser Miss Hale hinübergestarrt hast. Das solltest du besser lassen. Sie ist neu in der Stadt. Tauchte vor etwa einem Monat auf und hält sich ziemlich im Hintergrund, aber die Leute tuscheln trotzdem.“
Sie war schon seit einem Monat hier? Jared war nach mehreren Wochen Abwesenheit erst vor Kurzem in die Stadt zurückgekehrt und hatte danach viel Arbeit in Stones End gehabt. Das erklärte, warum sie ihm nicht früher aufgefallen war. Laurel war der Typ Frau, den ein Mann nicht übersah, es sei denn, er war blind … oder an Frauen nicht interessiert.
„Worüber tuscheln sie denn?“, fragte er beiläufig.
„Sie scheint ein Kind bei sich zu haben. Die Leute sagen, es ist Drews Sohn. Er hat ihr einen Job und ein Dach über dem Kopf besorgt.“ Missbilligend verzog Ira den Mund. „Kann mir nicht vorstellen, dass Drew etwas für jemanden tut, wenn nichts für ihn dabei herausspringt.“
„Nein“, erwiderte Jared finster. Dass Drew und Laurel noch immer zusammen waren, überraschte ihn nicht, doch das Kind schon. Laurel war nicht gerade der mütterliche Typ.
„Du solltest dich besser von ihr fernhalten“, riet Ira. „Zwischen dir und Drew gibt’s schon genug böses Blut.“
Früher hätte Jared widersprochen, doch angesichts der Herzprobleme seines Vaters war es ihm nicht mehr so wichtig, sich mit ihm zu streiten und recht zu behalten. Wortlos wandte er sich dem Ausgang zu, vor dem sich die Zuschauer drängten. Er wurde von Ira getrennt und fand sich unversehens direkt hinter Laurel wieder. Ihr angenehm süßes Parfüm machte es ihm umso schwerer, sie zu ignorieren. Er fluchte leise und sah, wie sie zusammenzuckte. Lächerlich. Als ob Laurel jemals etwas um Moral und Anstand gegeben hätte.
Damals hatte sie sich immer so aufreizend wie möglich gekleidet und schamlos geflirtet, wobei ihre grünen Augen blitzten. Jetzt trug sie ein beinah braves dunkelblaues Kleid. Es betonte nicht gerade ihre Figur, verbarg sie jedoch auch nicht, und Jared sah, dass sich ihre Kurven vorteilhaft gerundet hatten. Ihre dichten, seidigen Naturlocken waren im Nacken mit einer goldenen Spange zusammengehalten, doch am Haaransatz ringelten sich spielerisch einige rotgoldene Strähnen.
Als sie sich der Tür näherten, wurde das Gedränge dichter, und Jared legte ihr schützend eine Hand auf die Taille. Als er sie berührte, sog Laurel hörbar den Atem ein, und er spürte, wie sein Herzschlag sich prompt beschleunigte. Verdammt! Er ließ sie los, als hätte er sich die Finger verbrannt, und sie seufzte erleichtert, als könnte sie seine Berührung nicht ertragen.
Gleichzeitig griffen sie nach der Schwingtür, und für einen Augenblick ruhten ihre Hände nebeneinander. Ihre schmale, feingliedrige Hand wirkte auf dem dunklen Holz beinahe durchscheinend blass, besonders neben seiner tief gebräunten.
Er stieß die Tür auf und murmelte ein wenig spöttisch: „Nach dir.“
Draußen war es unerträglich heiß, und ihr frostiger Blick stand in krassem Gegensatz dazu. Er war nicht darauf vorbereitet, sie so unverhofft aus der Nähe zu sehen, und kam sich sofort wieder vor wie ein Teenager. Sie hatte sich kaum verändert. Vor neun Jahren war er unsterblich in sie verliebt gewesen, und trotz allem war ein Funke dieser Leidenschaft geblieben.
„Hallo, Laurel“, sagte er so unbeteiligt wie möglich. „Ziemlich lange her, was?“
„Es tut mir leid, Sie verwechseln mich mit jemandem“, erwiderte sie. Ihre Anspannung war deutlich zu sehen, doch insgesamt wirkte sie weicher, weniger arrogant. Und sie hatte Sommersprossen. Seltsam, dass ihm das früher nie aufgefallen war.
Ihr wundervolles rotes Haar leuchtete in der Sonne, und er erinnerte sich nur zu gut daran, wie herrlich es auf dem weißen Kissen ausgesehen hatte. Er lächelte angesichts ihres dreisten Ablenkungsmanövers. „Ich bin sicher, dass ich mich nicht täusche, Laurel“, sagte er. Immerhin hatte es Jahre gedauert, bis er sie vergessen konnte.
„Sie irren sich“, wiederholte sie und stolperte beinahe auf der Treppe, so eilig hatte sie es, von ihm wegzukommen.
Jared hielt sie am Arm fest, damit sie nicht hinfiel. Schließlich wollte er ihr keinen Schaden zufügen, sondern sie nur ein wenig verunsichern. „Tue ich nicht.“ Er lächelte sarkastisch. „Wie könnte ich dich auch vergessen? Aber bevor du dir was darauf einbildest, lass dir sagen, dass es keine allzu guten Erinnerungen sind.“
Seine Grobheit ließ sie nach Luft schnappen, und sie wich vor ihm zurück, so weit es sein Griff zuließ.
„Sie täuschen sich dennoch“, erwiderte sie ruhig und blickte ihm geradewegs in die Augen. „Laurel war meine Zwillingsschwester.“
War?
Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Vielleicht haben Sie es nicht gehört. Es ist ja auch schon eine Weile her …“ Während sie sprach, wurde sie immer blasser, sodass die Sommersprossen auf ihrer hellen Haut schließlich deutlich hervortraten. „Sie ertrank bei einem Bootsunfall vor vier Jahren“, schloss sie schließlich.
Noch immer suchte Jared verzweifelt nach einer Antwort. Dabei fiel ihm etwas auf, was er gleich hätte sehen sollen: Ihre Augen hatten nicht das kalte Grün, das Laurel manchmal so hexenhaft wirken ließ, sondern strahlten in einem tiefen, fast violetten Blau.
„Ich hatte...