Bekker / Giesy / Smith | Viermal Geisterschrecken! 4 Gruselkrimis | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 500 Seiten

Bekker / Giesy / Smith Viermal Geisterschrecken! 4 Gruselkrimis


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7452-3419-0
Verlag: Alfredbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 500 Seiten

ISBN: 978-3-7452-3419-0
Verlag: Alfredbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dieser Band enthält folgende Geschichten: Schrecken aus der Tiefe (Alfred Bekker) Alternative 1453 (Alfred Bekker) Schwarzer Schatten (Alfred Bekker) Rubine der Verdammnis (John U. Giesy/Junius B. Smith) Wie ein verwaschener Fleck stand der Mond am Himmel. Aus den Niederungen des Elbufers stiegen Nebelschwaden empor, krochen wie vielarmige Ungeheuer über die Böschungen und Deiche. Sie bildeten bizarre Formen aus, die wie Tentakel wirkten. Professor Jörn Bender trat auf den Balkon, der direkt an der Elbe gelegenen Villa hinaus. Ein verschnörkelter, für Benders Geschmack etwas protzig wirkender Bau, der den Reichtum eines Hamburger Patrizier-Geschlechts hatte zur Schau stellen sollen. Bender hatte die Villa geerbt. Trotz seines nicht unbeträchtlichen Gehalts, das er als Inhaber eines Lehrstuhls für Archäologie an der Universität Hamburg verdiente, hätte er sich ein Anwesen in dieser Lage niemals leisten können. Bender hatte das Haus von einem reichen, aber kinderlos gebliebenen Onkel geerbt, der mit Überseegeschäften ein Vermögen gemacht hatte. Bender selbst hatte keinen ausgeprägten Erwerbssinn.

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Alternative 1453: DER HERR DES SCHWARZEN TODES


von Alfred Bekker


Alfred Bekker

Ein CassiopeiaPress E-Book

© 2001 by Alfred Bekker

Die Printversion erschien ursprünglich in der Anthologie “Alte Götter sterben nicht”, hrsg. von

D. Kenlock im Scherz-Verlag, Bern - München - Wien, 2002.

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

www.postmaster@alfredbekker.de

*

Das Scharren der Ratten treibt mich noch zum Wahnsinn. Es ist beinahe schlimmer als die Schmerzensschreie, von denen diese grauen, modrigen Gemäuer widerhallen. Der Geruch des Kohlenfeuers, in dem die Foltereisen glühend gemacht werden, dringt bis in das dreckige Loch, in dem man mich gefangen hält. Die Aura des Todes ist hier so allgegenwärtig, wie sie es sonst wohl nur in der Hölle selbst zu sein vermag.

Manchmal glaube ich, den Verstand zu verlieren.

Vielleicht habe ich das auch schon.

*

"Ich dachte, Ihr wolltet vielleicht Eure Seele erleichtern, Graf Cagliari", sagte der Priester, den man vor kurzem in mein Verlies schickte.

"Noch weiß ich nicht einmal genau, was man mir eigentlich vorwirft", erwiderte ich. "Aber wahrscheinlich werde ich am Ende alles gestehen, was man von mir verlangt."

"Ihr habt Euch aufgegeben, wie mir scheint."

"Habe ich nicht allen Grund dazu? Ist das Urteil nicht längst gefällt, auch wenn es noch keine Anklage gibt?

"Es geht nicht um die irdischen Richter, die über Euer Schicksal beschließen werden, Graf." Ein beinahe mildes Lächeln erschien in dem aufgedunsenen, feisten Gesicht. "Euer bleicher Leib ist rettungslos verloren und wird dem Handwerk des Henkers anheimfallen. Aber für Eure Seele gibt es vielleicht Läuterung und Rettung vor der ewigen Verdammnis."

"Ich glaube kaum", erwiderte ich.

"So seid ihr doch ein Diener des Satans? Verstockt bis ins Mark? Ich mag es kaum glauben."

Ja, dachte ich, vielleicht bin ich das --- und bin es immer gewesen. Ein Diener des Bösen. Ein Sendbote der Hölle. Manche nennen mich den Herrn des Schwarzen Todes. Und sie haben recht!

*

Ich bin ein Mensch der zutiefst an der Erkenntnis der Naturgesetze interessiert ist. Viele meiner Zeitgenossen können mit einer solchen Haltung nichts anfangen.

Aber das stört mich nicht.

Es kann mich nicht beirren, in dem was ich tue, in meinen Streben nach Erkenntnis und danach, in das tiefste Wesen der Dinge einzudringen. Nicht wenige meiner Zeitgenossen sehen allein dieses Streben bereits als einen furchtbaren Frevel am Allerheiligsten an. Aus der Bibel wissen wir, dass im Tempel zu Jerusalem das Allerheiligste immer hinter einem Vorhang verborgen war. Das Göttliche ist ein Geheimnis, soll uns das wohl sagen --- und mit ihm die Schöpfung selbst. Ich aber glaube nicht, dass es irgendwelche Beschränkungen dieser Art für den menschlichen Geist geben sollte. Der Hunger nach Erkenntnis ist eine der tiefsten und reinsten Kräfte, die sich im Inneren des Menschen zu entfalten mögen.

Auch ihretwegen sitze ich jetzt in dieser misslichen Lage, in diesem feuchtkalten, von grauschwarzen Ratten bevölkerten Kellerverlies, das mich an eine Gruft gemahnt. Lebendig begraben, so fühle ich mich. Aufgegeben, abgeschrieben und wahrscheinlich längst dem Tode geweiht.

Gerechtigkeit?

Vielleicht finde ich sie vor jenem himmlischen Richter, den zu lästern man mir vorgeworfen hat.

Welch ein Hohn!

Welch eine grausame Ironie!

Ich weiß, dass meine Leiden in diesem Jammertal bald vorüber sein werden. Der einzige Trost, der mir bleibt. Ich sehe den Ratten dabei zu, wie sie hintereinander herjagen. Eines Tages werden sie vielleicht an meinen geschundenen Gebeinen nagen, nichts zurücklassen als blanke Knochen.

Wie sehr mein Schicksal doch mit gerade diesem unappetitlichsten aller Getiere verbunden ist...

Schreie gellen durch das kalte Gemäuer. Schreie geschundener Seelen, die zu Geständnissen gezwungen werden, die niemanden von ihnen retten, ihnen vielleicht aber ein gnädigeres, weil schnelleres Ende bescheren wird.

Die meisten von ihnen sind viel unschuldiger als ich.

Sie haben keine wirkliche Ahnung dessen, was man als 'das Böse' bezeichnen könnte. Sie kennen nur Angst und Schmerz und die ungläubige Verwunderung darüber, dass sie dem Satan gedient haben sollen.

Ich aber habe wirklich Schuld auf mich geladen.

Auf gewisse Weise...

Aber Schuld ist immer auch eine Frage des Standpunktes.

Ich habe eigentlich geglaubt, nur das Notwendige getan zu haben. Meine irdischen Richter jedoch werden das anders beurteilen. Aber sie verurteilen für gewöhnlich ja auch Bettler, die Mundraub begingen oder alte Frauen mit eigenartigen Runzeln und Flecken auf der Haut zu wahrhaft grausamen Strafen und sehen darin die Erfüllung der Gerechtigkeit.

*

Ich sitze noch immer in diesem venezianischen Gefängnis, jetzt angeklagt des Verrats an der Republik, deren Bürger ich nach wie vor bin.

Ich habe sehr schlechte Karten, ich weiß es.

Ich werde zum Tode verurteilt werden, das ist ziemlich sicher. Ich bin ein Mann, der den Gegebenheiten ins Auge zu sehen vermag, denn ich weiß, dass meine Verzweiflung nichts bewirken könnte, außer der Vermehrung meiner Qualen.

Man hat mir Schreibzeug gegeben, worum ich gebeten hatte. Ich werde entsprechend der Gesetze behandelt und kann mich eigentlich nicht beklagen.

Noch ist der Prozess nicht gewesen, noch hat der Richter sein Urteil nicht gefällt, aber in Anbetracht der gegenwärtigen Lage wird es wohl kaum möglich sein, einen Schuldspruch zu verhindern.

Mag sein, dass ich in den Augen meiner Ankläger und meines Landes und der Kirche mit ihrer heiligen Inquisition schuldig bin, ich selbst kann keine Schuld empfinden.

Manchmal scheint es mir, als würde ich überhaupt nichts mehr empfinden...

Ich will mich an dieser Stelle nicht verteidigen oder rechtfertigen. Ich will nur erklären, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Um die Vorgänge zu verstehen, an deren Endpunkt aller Wahrscheinlichkeit mein Tod stehen wird, müssen wir in die Jahre vor 1453 A.D. zurückgehen. Ich lebte damals in Konstantinopel - allerdings nicht in der Kolonie der Venezianer, sondern in der eigentlichen Stadt, die in einem erbarmungswürdigen Zustand war. Halb verlassen, in den letzten hundert Jahren neunmal von der Pest heimgesucht, voller Trost- und Hoffnungslosigkeit...

Was war aus dem alten Byzanz geworden, dem Zentrum eines Reiches, das unter Konstantin und Justinian alle Mittelmeerländer umfasst hatte! Wo war der Reichtum vergangener Jahrhunderte geblieben, der dem Namen dieser Stadt etwas Sagenhaftes verlieh? Die Stadt verfiel schneller, als ihre schwindende Zahl von Bewohnern im Stande war, sie zu erhalten. Ratten und Bettler tummelten sich zwischen von den Kräften des Verfalls und der Zeit zerfressenen Mauern, die langsam von feuchtem, fauligen Moos überwachsen wurden.

Byzanz, die Erhabene --- ein Monument des Verfalls.

Wenig mehr als die Stadt selbst war vom einstigen Imperium geblieben. Der Kaiser war gezwungen gewesen, die Oberhoheit des Sultans anzuerkennen, der keinen Tagesritt entfernt seine Residenz und sein Heerlager errichtet hatte.

Der Verteidiger der rechtgläubigen Christenheit und des Zweiten Roms war zu einem Vasall herabgesunken. Einem kleinen Potentaten, dessen Macht von der Gnade der Barbaren aus der Steppe Asiens abhing. Konstantin, Theodosius, Justinian --- sie hätten sich im Grabe umgedreht, hätten sie von dieser Schande erfahren.

Seit einiger Zeit wurde die Stadt belagert, was nur deshalb keine allzu schlimmen Folgen zeitigte, weil sie von See aus versorgt werden konnte - und weil die vor Jahrhunderten gebauten äußeren Stadtmauern, die schon die Goten abgewehrt hatten, noch standen.

Irgendwann, so war mir und allen anderen unabhängigen Beobachtern klar, würden die Türken zum letzten Schlag gegen den Kaiser ausholen - und dieser würde tödlich sein.

Ich weiß, wie unsinnig und geradezu abstrus ein solcher Satz heute erscheint, in Anbetracht der Tatsache, dass die Griechen dabei sind, Dalmatien und Ungarn zu erobern und ihre Schiffe sich mit der Flotte Venedigs erbitterte Seeschlachten um Zypern geliefert haben!

Damals aber sprach alles von der Gefahr durch die Türken und der Kaiser in Konstantinopel hatte sich vergeblich bemüht, eine christliche Allianz gegen die Muselmanen zu Stande zu bringen! Man vergisst so schnell, dass die Lage damals eine ganz andere war.

Ich selbst, der ich am Triumph über die Türken, die sonst unweigerlich über Konstantinopel gesiegt hätten - schon weil sie die besseren Kanonen ihr Eigen nannten - maßgeblich beteiligt bin, wie ich in aller gebotener Bescheidenheit feststellen möchte, konnte den Gang der Geschichte nicht in vollem Umfang abschätzen und im Voraus ermessen. Und das möge man mir bitte...



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