Behzadi / Lenz / Neumann | Handbuch Gemeindepsychologie | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 1072 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

Behzadi / Lenz / Neumann Handbuch Gemeindepsychologie

Community Psychology in Deutschland
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-87159-474-8
Verlag: dgvt-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Community Psychology in Deutschland

E-Book, Deutsch, 1072 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-87159-474-8
Verlag: dgvt-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Mit diesem Handbuch zur Gemeindepsychologie liegt endlich ein systematischer Überblick über das gemeindepsychologische Denken und Handeln im deutschsprachigen Raum vor.

In den Beiträgen von 69 Autorinnen und Autoren werden die Spezifika gemeindepsychologischer Theorien sowie die Handlungs- und Forschungsstrategien umfassend dargestellt. Neben den aktuellen Bezügen der Gemeindepsychologie finden sich Analysen der fachlichen und gesellschaftlichen Hintergründe sowie exemplarische Beispiele aus ganz unterschiedlichen Anwendungsfeldern. Ein Ausgangspunkt, um eigene und gesellschaftliche Möglichkeitsräume zu entdecken und zu befragen.
Das Buch macht die Gemeindepsychologie in ihrer Vielfalt in Theorie und Praxis sichtbar – und wird damit zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk für Studium, Forschung und Praxis.

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Weitere Infos & Material


Handbuch Gemeindepsychologie – Eine Hinführung
Asita Behzadi, Albert Lenz, Olaf Neumann, Ingeborg Schürmann & Mike Seckinger
Gemeindepsychologie blickt in Deutschland auf eine über vierzigjährige Geschichte zurück. Von dieser wird in diesem Band berichtet (vgl. Kap. 3 Narrative zur Geschichte der deutschen Gemeindepsychologie und Kap. 1 Gemeindepsychologie: Geboren aus dem Widerstand! Wie kann sie auch in Zukunft kritisch und widerständig sein?) sowie von den vielfältigen Entwicklungen, die sich seither in der deutschsprachigen Gemeindepsychologie (im Englischen Community Psychology) zugetragen haben. Das vorliegende Handbuch lässt sie sichtbar werden. Die Gemeindepsychologie ist der Teil der Psychologie, der die wechselseitigen Beziehungen von Person und Kontext in das Zentrum theoretischer Fragen, empirischer Studien und (psychosozialer) Praxis rückt. Oder wie es Moritsugu, Vera, Wong und Grover Duffy (2019) formulieren: Gemeindepsychologie nutzt ein ökologisches Modell und fokussiert auf die Wechselbeziehungen zwischen sozialen Settings, Systemen und Institutionen, die Gruppen und Organisationen sowie Individuen beeinflussen. In der Gemeindepsychologie haben sich über die Zeit fünf grundlegende Prinzipien herausgebildet, die zu einer kohärenten Perspektive führen. Dies sind (a) eine Verschiebung der Analyseebene, weg von einer individualistischen hin zu einer, die die Person im Kontext fokussiert, (b) die Nutzbarmachung kontextsensibler Wissenschaftsphilosophien, (c) die Orientierung an den zentralen Werten Vielfalt und Kultur, (d) die Priorisierung von Empowerment und gemeinschaftlichen Bewältigungsstrategien sowie (e) einem Selbstverständnis, das den Anspruch erhebt, mehr als „nur“ Wissenschaft zu sein, indem Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der Ungleichheit und der Beziehung zwischen Wissenschaft und Staat bearbeitet werden (Beehler & Trickett, 2017). Die Gemeindepsychologie ist also aus einer Kritik an einer zunehmend individualistisch-zentrierten Psychologie entstanden, die die Umwelt eher als eine äußere, wenig gestaltbare Bedingung für die menschliche Entwicklung in den Blick nimmt. Auch wenn in Deutschland wesentliche Impulse für die Entwicklung einer gemeindepsychologischen Perspektive aus den Reformbewegungen im Gesundheitssystem und der psychosozialen Versorgung stammen, so war von Anfang an eine Entwicklung angelegt, die die gemeindepsychologische Perspektive nicht zu einer weiteren „Bindestrichpsychologie“ werden ließ (z. B. Keupp, 1982). Es geht in der Gemeindepsychologie nicht darum, sich auf ein einziges Anwendungsfeld zu fokussieren, denn dies stünde im Widerspruch zu der grundlegenden Aufgabe, sich mit der Person und dem Kontext aus einer psychologischen Perspektive zu befassen. Die reflexive Auseinandersetzung mit dem wechselseitigen Verflochtensein von Person und Kontext ist für alle psychologischen Fragestellungen in Forschung und Praxis relevant und stellt daher eine grundlegende „radikale Perspektive“ (Keupp, 1982, S. 11), ein Paradigma, dar, das quer zu psychologischen Subdisziplinen verläuft. Die Gemeindepsychologie bietet somit einen Rahmen, der Anregungen, konzeptuelle und theoretische sowie empirische Erklärungen für unterschiedliche psychologische Fragestellungen voranbringen kann und dabei auch gesellschaftliche Verantwortung als forschende*r und handelnde*r Akteur*in nicht aus den Augen verliert.1 Dies zeigt sich auch darin, dass innerhalb der Community Psychology selbstreflexiv die Geschichte der Psychologie als euro-amerikanisch zentriert kritisiert und für eine Anerkennung interkultureller Perspektiven eingetreten wird (z. B. Walker, Zlotowitz & Zoli, 2022; Sonn, Arcidiacono, Dutta, Kiguwa, Kloos & Maldonado Torres, 2017; Wohlfart & Zaumseil, 2006; Watts & Serrano-García, 2003), die sich auch unter den Stichworten Critical and Liberation Community Psychology finden lassen. Der Anspruch, quer zu Subdisziplinen zu liegen, keine eigene oder neue Schule zu begründen, auch wenn es eine gewisse Nähe zu den Handlungsfeldern der Klinischen Psychologie und der Sozialpsychologie gibt, spiegelt sich in der Breite der Themen wider, die national und international in gemeindepsychologischen Publikationen und auf gemeindepsychologischen Tagungen bearbeitet werden. Ein Blick auf die Themen, die im Forum Gemeindepsychologie2, der bisher einzigen deutschsprachigen Zeitschrift mit einer explizit gemeindepsychologischen Orientierung, und auf den Jahrestagungen der Gesellschaft für Gemeindepsychologische Forschung und Praxis (GGFP) behandelt werden, sowie die gemeindepsychologische Buchreihe im dgvt-Verlag3 bestätigen diesen Anspruch. Es finden sich neben Beiträgen zu den zentralen Theorien und Konzepten der Gemeindepsychologie (wie Empowerment, soziale Unterstützung, Partizipation, Identität, Diversität und Ambiguität) Artikel zu klinischen Fragestellungen, zur Gesundheitsförderung, zu Interkulturalität, Armut, Wohnungslosigkeit, Exklusion und Inklusion, zu Beratung und Fragen der alltäglichen Lebensführung, zu Sexualität, Arbeitsbedingungen, Organisationsentwicklung, zur Netzwerkarbeit, zum Älterwerden, zur Selbsthilfe und zum Bürgerschaftlichen Engagement, zum Machbarkeitswahn moderner Gesellschaften und zu anderen gesellschaftstheoretischen Fragestellungen, zu Stadt- und Regionalplanung sowie zu forschungsmethodologischen Themen. Es ist also an der Zeit, den Anspruch zu festigen, eine grundlegende radikale psychologische Perspektive einzunehmen. Hierzu bedarf es einer Systematisierung des gemeindepsychologischen Wissensbestandes. Zahlreiche nationale und supranationale Fachgesellschaften arbeiten an einer Systematisierung und Weiterentwicklung der gemeindepsychologischen Perspektive ebenso wie das European Federation of Psychologists’ Associations Standing Committee Community Psychology4. International liegen inzwischen auch etliche Systematisierungen in Form von Handbüchern vor (Rappaport & Seidman, 2000; Orford, 2008; Ornelas, 2008; Nelson & Prilleltensky, 2010; Kagan, Burton, Duckett, Lawthom & Siddiquee, 2011; Zani, 2012; Moritsugu, Vera, Wong & Grover Duffy, 2019;Walker et al., 2022). In Deutschland und für den deutschsprachigen Raum fehlt bisher eine solche Systematisierung. Vor diesem Hintergrund möchte dieses Handbuch dazu beitragen, das in den letzten Jahrzehnten erarbeitete Wissen sowie die konzeptionellen und theoretischen Rahmungen, die aus einer lebendigen Fachdebatte entstanden sind, zu dokumentieren und damit auch eine empirisch fundierte Auseinandersetzung mit der Gültigkeit, der Reichweite und den Beschränkungen der Konzepte weiter voranzubringen. Dies scheint auch mit Blick auf die systematische Unterschätzung der gemeindepsychologischen Beiträge geboten. Bezugnehmend auf Reich, Riemer, Prilleltensky und Montero (2007) sowie Vázquez Rivera, Pérez Jiménez, Figueroa Rodríguez und Pacheco Bou (2009) weist Arcidiacono (2017, S. 2) darauf hin, dass die Gemeindepsychologie weder auf akademischer noch auf praktischer Ebene als ein klar abgegrenztes Fachgebiet in der Psychologie erscheint, sodass ihre spezifischen Kompetenzen häufig nicht gesehen und anerkannt werden, obwohl sie gut entwickelt sind (Neigher, Ratcliffe, Allen, Wolff, Elias & Hakim, 2012). Verstärkt würde dies noch dadurch, dass verwandte Fachbereiche gemeindepsychologische Konzepte und Praktiken adaptierten und theoretische Bezüge verwischten. Das Handbuch möchte auch denjenigen Personen, die bisher mit der Gemeindepsychologie nicht oder wenig vertraut sind, gemeindepsychologische Perspektiven und Inhalte vermitteln. Es richtet sich an gemeindepsychologisch orientierte Lehrende und Studierende u. a. der Psychologie, Sozialen Arbeit, Pädagogik, Medizin, aber auch der öffentlichen Verwaltung und anderen Fächern des Gesundheitswesens, sowie aus den Bereichen Public Health, Stadtentwicklung und Soziologie. Das Handbuch soll die Rezeption gemeindepsychologischer Konzepte schärfen bzw. zu deren differenzierter Wahrnehmung beigetragen. Es richtet sich ebenso an Praktiker*innen, indem es die Anschlussfähigkeit gemeindepsychologischer Konzepte an die Praxis prüft und zur Weiterentwicklung gemeindepsychologischer Praxis anregen möchte (insbesondere Teil V). Das Handbuch gliedert sich in sechs Teile, denen jeweils eine eigene Einleitung vorangestellt ist, die eine erste Orientierung über das jeweilige Feld bzw. den jeweiligen Bereich gibt. Als Autor*innen für die Einzelbeiträge haben wir namhafte Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindepsychologie gewonnen. Hinzugekommen sind Autor*innen, die gemeindepsychologischen Positionen nahestehen, ohne sich jedoch zwingend selbst als Gemeindepsycholog*in zu bezeichnen. Doch auch Letztere geben Einblicke in gemeindepsychologische Thematisierungen und zeigen, wie weit die Durchdringung gemeindepsychologischer Konzepte vor allem in der psychosozialen Praxis gediehen ist – ohne dass explizit darauf verwiesen wird. Die Vielfalt der Perspektiven spiegelt die unterschiedlichen Erfahrungen mit gemeindepsychologischen Konzepten und deren Einbettungen wider. Dies zeigt sich auch in den Schwerpunktsetzungen der einzelnen Beiträge, die entweder eher theoretisch oder eher praxisnah ausgerichtet sind, die grundsätzliche Fragen aufwerfen oder an konkreten Beispielen gemeindepsychologische Konzepte diskutieren. So wird eine große Bandbreite der gemeindepsychologischen Entwicklungen in Deutschland abgebildet. Aufmerksame Leser*innen werden im Handbuch entdecken, dass nicht alle Konzeptionalisierungen und Positionierungen spannungsfrei zueinander stehen. Dies erklärt sich einerseits aus den spezifischen Kontexten, in die die jeweiligen Artikel eingebettet sind....



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