Beetz / Heyer | Leseförderung mit Hund | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 131 Seiten

Reihe: mensch & tier

Beetz / Heyer Leseförderung mit Hund

Grundlagen und Praxis
3. Auflage 2025
ISBN: 978-3-497-61964-1
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Grundlagen und Praxis

E-Book, Deutsch, 131 Seiten

Reihe: mensch & tier

ISBN: 978-3-497-61964-1
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Einigen Kindern fällt es besonders schwer, lesen zu lernen. Hunde können diesen Kindern wertvolle Unterstützer sein und dazu beitragen, sie zum Lesen zu motivieren und Ruhe, Konzentration sowie Spaß am Lesen zu fördern. Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die verschiedenen Ansätze des 'Lesens mit Hund' ein und zeigen wichtige Voraussetzungen bei Leselernhund, pädagogischer Fachkraft, Kind und Setting auf. Neben den Grundlagen zur Lesekompetenz erörtern die Autorinnen die Indikationen und Hintergründe der positiven Effekte einer hundgestützten Leseförderung. Anschauliche Beispiele aus der Praxis runden das Buch ab.

Prof. Dr. Andrea Beetz ist Dipl.-Psychologin. Sie lehrt und forscht an der IUBH Internationale Hochschule als Professorin u. a. zur Mensch-Tier-Beziehung und zu tiergestützten Interventionen. Meike Heyer hat Sonderpädagogik studiert und ist Fachreferentin für den Einsatz von Hunden in der Schule in Deutschland.
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Zielgruppe


LehrerInnen, ErzieherInnen und (Sozial-)PädagogInnen, in Beruf und Ausbildung, die Hunde zur Leseförderung einsetzten möchten.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort .......................................................................................................9
1 Hintergrund und Entwicklung des Lesens mit Hund..........10
2 Lesekompetenz: Entwicklung und Defizite............................16
2.1 Definition von Lesekompetenz ....................................................................17
2.2 Einflussfaktoren auf den Leseprozess .......................................................19
Prozessebene 20 * Subjektebene 22 * Soziale Ebene 26
2.3 Schulische Entwicklung der Lesekompetenz..........................................27
3 Pädagogische Ansätze der Leseförderung..............................29
3.1 Grundlagen der Lesedidaktik........................................................................29
3.2 Förderung der Wort- und Satzidentifikation: Silben, Morpheme, Strukturwörter ............................................................32
3.3 Lautlese-Verfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit........................33
Wiederholtes Lesen 37 * Begleitendes Lautlesen 38
3.4 Lesestrategien trainieren................................................................................39
4 Positive Effekte von Hunden in Therapie und Pädagogik..................................................................................42
4.1 Tiere hellen die Stimmung auf......................................................................43
4.2 Tiere fördern positive Sozialkontakte.........................................................43
4.3 Kontakt mit Tieren mildert Angst und Stress .........................................45
4.4 Schul- und leistungsbezogene Effekte von Hunden ..........................46
Effekte von Schulhunden 47 * Der Einfluss von Hunden auf schulisch relevante Leistungen 486

5 Erklärungsansätze für die positiven Wirkungen von Tieren............................................................................................50

5.1 Biophilie................................................................................................................50

5.2 Bindungstheorie................................................................................................52

Bindung und ihre Funktion 52 * Bindung, Regulation und Lernen 54 * Hunde helfen, Stress zu regulieren 55

5.3 Oxytozin in der Mensch-Hund-Interaktion .............................................56

5.4 Stressregulation, Exekutive Funktionen und Lernen.......................................................................................................... 57

5.5 Tiere fördern erfahrungsgeleitetes Lernen..............................................58

5.6 Tiere fördern Selbstwirksamkeit..................................................................59

5.7 Hunde motivieren............................................................................................ 60

6 Lesen mit Hund - Wirkungsweise und Indikation verschiedener Ansätze.............................................. 63

6.1 Mögliche Effekte des Hundes beim Lesenlernen...................................63

6.2 Verschiedene Ansätze des Lesens mit Hund.......................................... 66

Lesen mit Hund - Einzelförderung 67 * Förderung in der Kleingruppe 69

6.3 Indikation verschiedener Ansätze des Lesens mit Hund ....................71

6.4 Aktivitäten des Hundes in der Leseförderung........................................ 72

7 Effekte des Lesens mit Hund........................................................ 74

7.1 Berichte über Effekte von Leselernhunden..............................................74

7.2 Studien zu Effekten des Lesens mit Hund................................................ 75

7.3 Effekte der hundege


Hintergrund und Entwicklung des Lesens mit Hund

Zusammenfassung

Lesekompetenz ist heute in westlichen Gesellschaften unabdingbar für die gesellschaftliche Teilhabe. Unterstützung beim Lesenlernen und Leseförderprogramme bei Problemen im Leselernprozess sind daher von großer Bedeutung. Einen besonderen Ansatz stellt das Lesen mit Hund dar, dessen Entwicklung und Grundlagen hier kurz skizziert werden.

Die Fähigkeit zu lesen ist eine unabdingbare Voraussetzung, um am Leben in modernen Gesellschaften aktiv teilhaben zu können. Nicht nur der Wissenserwerb basiert weitgehend auf der Lesekompetenz. In Zeiten elektronischer Kommunikation wird auch das Sozialleben zunehmend von Lesekompetenz dominiert. So nehmen soziale Netzwerke beim Aufbau und Erhalt von Freundschaften in Kindheit und Jugend, aber auch im Arbeitsleben von Erwachsenen, an Bedeutung zu. Die Teilhabe an solchen sozialen Netzwerken ist ohne E-Mails, SMS, Chats etc. nicht denkbar, welche ein grundlegendes Verständnis der Schriftsprache fordern.

Obwohl Lesekompetenz immer wichtiger wird, zeigen große Schulleistungsstudien wie PISA und IGLU, dass bei Schülern im deutschsprachigen Raum ein großes Defizit im Bereich der Lesekompetenz besteht. Damit weisen die Studien auch auf einen entsprechenden Bedarf an Leseförderung hin (Stubbe et al. 2007; OECD 2004). Lesetrainings sollten dabei neben der Lesekompetenz ein positives lesebezogenes Selbstkonzept und die Lesemotivation (? Kap. 3) fördern. Denn diese beiden Faktoren sind neben Intelligenz, Lernstrategien und Decodierfähigkeit wichtige Grundlagen für den Erwerb einer hoch ausgeprägten Lesefertigkeit (Artelt et al. 2002).

In der Praxis gestaltet es sich oft schwierig, Schüler zur aktiven Teilnahme an einer Leseförderung zu motivieren. Besonders Kinder und Jugendliche mit ausgeprägten Schwierigkeiten beim Lesen haben ein negatives lesebezogenes Selbstkonzept entwickelt. Sie erwarten beim Versuch, besser lesen zu lernen, weitere Misserfolge und verbinden Lesen mit Langeweile, Anstrengung und Stress. Dies führt dazu, dass sie versuchen Situationen zu meiden, in denen sie lesen müssen (Hasselhorn / Gold 2009; Möller / Trautwein 2009; Roth 2006; Wild et al. 2006). Es ist daher nicht ratsam, Kinder zur Teilnahme an einer Leseförderung zu verpflichten, da die Lernbereitschaft eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Leseförderung darstellt. Vielmehr sollten Situationen geschaffen werden, die bei Kindern das Leseinteresse wecken und positive Erlebnisse beim Lesen vermitteln, sodass Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft gleichsam von selbst zunehmen. Um die Lesekompetenz und auch das Leseselbstkonzept nachhaltig zu verbessern, bedarf es zudem eines stabilen Leseverhaltens in der Freizeit. Dies kann nur erreicht werden, wenn Lesen nach und nach positiv besetzt wird und zunehmend Freude bereitet.

Genau hier setzen Förderprogramme zum Lesen mit Hund an. Den meisten Kindern und Jugendlichen macht es Freude, mit Tieren zu interagieren. Werden Tiere nun bei Aktivitäten eingesetzt, die eigentlich eher mit Langeweile oder Frustration assoziiert sind, dann wird die Freude, welche in der Interaktion mit Tieren erlebt wird, auch auf die als eher unangenehm empfundene Tätigkeit übertragen. Zudem wirken Tiere motivierend und fördern implizit die Anstrengungsbereitschaft. Sie unterstützen das Lernen allgemein durch: Angst- und Stressminderung, Motivationsförderung, Verbesserung der Stimmung, Förderung der Kommunikation und des Vertrauens (Beetz et al. 2012). Besonders wichtig erscheint die Förderung des Vertrauens, da eine gute Beziehung zwischen Kind und pädagogischer Fachkraft die Basis erfolgreichen Lernens bildet (Beetz 2019; Pianta et al. 2002).

Auf die zugrunde liegenden Mechanismen, die tiergestützte Interventionen wertvoll und im Vergleich zu Standardinterventionen ohne Tiere erfolgreich machen, geht dieses Buches noch vertiefend ein (? Kap. 4 und 5).

In der Praxis des Lesens mit Hund ist es durchaus verbreitet, sich einen halbwegs geeigneten Hund zu suchen und dann einfach „loszulegen“. Wir plädieren dagegen dafür, sich zunächst ein grundlegendes Verständnis der erwarteten Wirkungen und zugrunde liegenden Mechanismen tiergestützter Arbeit anzueignen. Auch sind wir der Meinung, dass umfassende Kenntnisse der verschiedenen Ansätze der Leseförderung notwendig sind, um die Lesekompetenz nachhaltig verbessern zu können. Nur dann kann aus unserer Sicht das „Lesen mit Hund“ als Ansatz der Leseförderung optimal für Kind und Hund umgesetzt werden und seine volle Wirkung entfalten. Bleibt der Erfolg trotzdem aus, hilft ein vertieftes Hintergrundwissen, die eigene pädagogische Arbeit zu reflektieren und modifizieren zu können.

Eines der ersten Programme, die Hunde in der Leseförderung einsetzten, wurde in den USA bereits 1999 von der Organisation Intermountain Therapy Animals entwickelt. Dieses Programm ist unter dem Namen R.E.A.D. (Reading Education Assistance Dogs) in den USA ein großer Erfolg. Ausgebildete Leselernhund-Teams (? Kap. 8) gehen in Kindergärten, Jugendeinrichtungen, Schulen, Jungendgefängnisse, Bibliotheken oder auf spezielle Veranstaltungen. Dort stehen die Hunde als Lesepartner für leseschwache Kinder und Jugendliche zur Verfügung, die dem Hund vorlesen, so gut sie können. Die Kinder und Jugendlichen können auch leise für sich lesen, dabei aber Körperkontakt zum Hund haben. Der Hund ist beim Lesen ein mehr oder weniger aufmerksamer „Zuhörer“, der manchmal beim Zuhören auch einschläft. Vor allem ist er aber ein nicht wertender Begleiter beim Lesen. Ziel des R.E.A.D.-Programms ist v. a. die Übung des Lesens in einem motivierenden und entspannungsfördernden Umfeld. Es wird berichtet, dass die Kinder den Kontakt zum Hund durchweg positiv aufnehmen und positive Veränderungen hinsichtlich der Lesekompetenz und -motivation zeigen (www.therapyanimals.org).

Inzwischen gibt es einige ähnliche Programme in den USA und auch im deutschsprachigen Raum. Diese sind unter den entsprechenden Stichworten im Internet leicht zu finden, unterscheiden sich in der Qualität jedoch erheblich. Sie werden häufig über Spenden finanziert und können daher für interessierte Einrichtungen kostenfrei angeboten werden, wobei es inzwischen auch kommerzielle Anbieter gibt. Wir möchten an dieser Stelle nicht weiter auf die verschiedenen Anbieter eingehen bzw. Empfehlungen aussprechen. Woran Interessierte ein qualitativ hochwertiges Programm erkennen können, verdeutlicht eine Checkliste (? Kap. 8.4). Weshalb das Leselernhund-Team deren Kriterien erfüllen sollte, erläutern die folgenden Kapitel. Die Lesekompetenz unter Einsatz eines Hundes zu fördern, stellt eine tiergestützte Intervention dar.

Tiergestützte Aktivitäten, Interventionen und Pädagogik lassen sich, teilweise angelehnt an die Definitionen der International Society for Animal-Assisted Therapy (www.aat-isaat.org), wie folgt beschreiben (Beetz 2012 a, 14–15):

Tiergestützte Aktivitäten (animal assisted activities, AAA) werden meist von einer Person mit ihrem Tier (üblicherweise Hund), häufig auf ehrenamtlicher Basis, durchgeführt. Das AAA-Team hat mindestens ein einführendes Training und eine Vorbereitung auf die tiergestützte Aktivität erhalten. AAA sind häufig Besuche in sozialen Einrichtungen mit motivationaler, bildender bzw. pädagogischer Intention oder sollen der Erholung des Klienten dienen.

Tiergestützte Therapie (animal-assisted therapy, AAT) führt ein Therapeut mit einer Ausbildung in einer anerkannten Therapieart (Psychotherapie, Physiotherapie, Ergotherapie o. Ä.) und mit entsprechendem Fachwissen über die eingesetzte Tierart durch. AAT ist an einem therapeutischen Ziel ausgerichtet. Die eingesetzten Tiere sind speziell für den Einsatz mit Menschen sozialisiert und ausgebildet worden.

Tiergestützte Pädagogik (animal-assisted pedagogy/education, AAP/AAE) führt eine Fachkraft mit einer pädagogischen oder heil-/sonder-/sozialpädagogischen Ausbildung und entsprechendem Fachwissen über die eingesetzte Tierart durch. Die Intervention ist auf ein pädagogisches Ziel ausgerichtet, welches Bildung und/oder Erziehung betrifft. Dazu zählt die Förderung von sozioemotionalen und kognitiven Fähigkeiten sowie „Exekutiven Funktionen“ (? Kap. 6). Die eingesetzten Tiere sind speziell für den Einsatz mit Menschen sozialisiert und ausgebildet worden. In der Praxis kann es zu Überschneidungen mit der tiergestützten Therapie kommen.

Tiergestützte Interventionen umfassen alle tiergestützten Maßnahmen, die auf die Erreichung eines bestimmten (Förder-)Ziels ausgerichtet sind. Eine Fachkraft führt sie durch, die gemeinsam mit ihrem geeigneten Tier eine Ausbildung absolviert hat. Tiergestützte Pädagogik und Therapie fallen demnach unter diesen Oberbegriff. Ebenso erfüllen einige tiergestützte...


Prof. Dr. Andrea Beetz ist Dipl.-Psychologin. Sie lehrt und forscht an der IUBH Internationale Hochschule als Professorin u. a. zur Mensch-Tier-Beziehung und zu tiergestützten Interventionen. Meike Heyer hat Sonderpädagogik studiert und ist Fachreferentin für den Einsatz von Hunden in der Schule in Deutschland.



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