E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Julia
Beckett Der heißeste Doc in Manhattan
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3628-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7515-3628-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie erstarrt sieht Tessa, wer der neue Chirurg in ihrem Krankenhaus in Manhattan ist: Dr. Clay Matthews! Unvergesslich ist die leidenschaftliche Affäre mit ihm. Aber genauso unvergesslich ist auch der Betrug ihres Ex. Beginnt nun alles von vorn: Liebe, Glück und Tränen?
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2. KAPITEL
Heute
„Domingo, Segunda-Feira, Terca-feira, Quarta-feira …“ Die Wochentage auf Portugiesisch aufzusagen, hatte Tessa schon immer geholfen, sich zu zentrieren. Aber statt das Entsetzen aufzulösen, das ihr die Kehle zuschnürte, wurde es mit jedem Atemzug stärker.
Sie starrte auf das Plakat in der Lobby des West Manhattan Saints Hospital, das den neuen Chirurgen der Orthopädie willkommen hieß.
Leute machten einen Umweg um sie, während sie ins Gebäude strömten, und ein junger Mann stieß aus Versehen gegen ihre Schulter, wofür er sich sofort entschuldigte. Er murmelte, dass er zu spät kommen würde. Auch Tessa war zu spät dran, und doch konnte sie nicht anders, sie musste das Poster anstarren.
Clayton Matthews, eine Begegnung mit der Vergangenheit – ihrer Vergangenheit, lächelte sie immer noch so an wie früher. Dabei zog sich eine Seite seines Mundes ein bisschen hoch, was sie so anziehend fand, dass ihre Knie weich wurden.
Er war einmal fast so etwas wie ein Gott für sie gewesen. Bevor sie erkannt hatte, wem sie das Stipendium für ihr Medizinstudium verdankte. Und wer fast für ihre gesamte Ausbildung aufgekommen war.
Gut, es war nicht er persönlich gewesen, sondern es waren seine Eltern. Warum sie das getan hatten, wusste Tessa nicht. Allerdings waren ihre und seine Eltern Freunde geworden, als ihr Vater an einem riesigen Häuserblock gearbeitet hatte, der Claytons Dad gehörte.
Nur weil ihre Eltern Geschäftspartner waren, hatte Tessa ihn überhaupt kennengelernt. Und der Anblick des Plakats erinnerte sie an diese schreckliche Szene, die sich bei der Abschlussfeier zugetragen hatte.
Tessa schluckte. Nein, sie wollte ihn nicht sehen. Besonders nicht jetzt, wo der zweite Todestag ihrer Mutter kurz bevorstand. Andererseits würden sie auf verschiedenen Stockwerken arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich über den Weg liefen, war also äußerst gering.
„Wow, Tessa, du siehst so aus, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen“, sagte Holly Buchanan, eine Medizinstudentin, die im selben Haus wie sie in Brooklyn wohnte. Dann betrachtete sie das Plakat und nickte. „Sieht nicht schlecht aus, dein Gespenst. Ist das etwa das neueste Mitglied unserer glücklichen Familie?“
Tessa zog ein Gesicht. Glücklich? Also, die meisten ihrer Kommilitonen waren von den vielen Stunden, die sie arbeiten mussten, am Rande des Burnouts. Das galt auch für ihre Mitbewohner Holly, Caren und Sam. Sie trafen sich häufiger im Krankenhaus als zu Hause.
„Ja, sieht so aus“, erwiderte sie und versuchte dabei, die Bitterkeit in ihrer Stimme zu unterdrücken, was ihr offensichtlich nur halb gelang.
„Kennst du ihn etwa?“, fragte Holly neugierig.
Tessa schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht.“ Und das war nicht einmal gelogen. Denn der Mann, den sie gekannt hatte, war nicht derselbe wie dieser Fremde hier. Wie sie gehört hatte, war er inzwischen auch verheiratet.
„Also, überhaupt nicht stimmt ja wohl nicht“, erklang in diesem Moment eine Stimme hinter ihr, die sie nur zu gut kannte. „Denn schließlich kenne ich dich ziemlich gut.“
Tessa drehte sich erschrocken um, und da stand er und streckte Holly die Hand entgegen.
„Clayton Matthews, Orthopäde. Freut mich, Sie kennenzulernen!“
Holly warf Tessa einen schnellen Seitenblick zu, dann ergriff sie die dargebotene Hand und nannte ihm ihren Namen und ihren Fachbereich. Tessa hingegen wäre am liebsten im Erdboden versunken.
„Tut mir leid, aber ich muss los“, sagte Holly zu ihr. „Sonst bringt Langley mich noch um.“ Langley war verantwortlich für die Assistenzärzte, und Holly und er hatten von Anfang an keinen guten Start gehabt.
Ihre Freundin verabschiedete sich mit einer gemurmelten Entschuldigung und ließ sie und Clayton allein zurück.
„Tessa, wie schön, dich zu sehen“, sagte er erfreut. „Wie geht’s dir?“
Ach, mehr fiel ihm nach ihrer Trennung nicht ein? „Mir geht’s gut, und dir?“
„Ich bin ein bisschen überrascht. Ich hatte keine Ahnung, dass du deine Assistenzzeit am West Manhattan Saints Krankenhaus absolvierst.“
Nein? Schließlich war das West Manhattan Saints eine der größten Ausbildungsstätten für Medizinstudenten in der ganzen Stadt. Wo hätte sie sonst sein sollen?
Tessa ignorierte seinen Kommentar und warf erneut einen Blick auf das Poster. „Sieht nett aus, dein Foto.“ Und das meinte sie auch so. Das Foto zeigte Clayton so, wie er wirklich aussah, mit seinem dichten schwarzen Haar, dem markanten Kinn und den tiefblauen Augen, deren Blick einem das Gefühl geben konnte, als wäre man der einzig wichtige Mensch auf der ganzen Welt.
Selbst wenn man es nicht war.
„Danke“, erwiderte er. „Man tut, was man tun muss. Aber das weißt du ja.“
Ja, sie hatte es gewusst. Auch nachdem sie erfahren hatte, wer ihre Ausbildung bezahlt hatte. Genau wie der Mann, der jetzt vor ihr stand. Mit dem sie zur Schule gegangen und der schließlich ihr erster Lover geworden war.
Irgendwann hatte er angefangen, ihr Geschenke zu machen. Zuerst waren sie klein gewesen, dann wurden sie immer exklusiver, obwohl Tessa dagegen protestiert hatte.
Bei der Abschlussfeier hatte er ihr zusammen mit seinen Glückwünschen eine kleine flache Schachtel von einem Juwelier überreicht und sie geküsst. Nur dreißig Minuten später hatte dann eine Stimme aus dem Lautsprecher verkündet, dass das Wilma-Grandon-Stipendium nach Claytons Großmutter benannt worden war und dass sie es bekommen hatte.
Tausend Paar Augen hatten sich in diesem Moment auf sie gerichtet.
Und Tessa hatte nur an ihre Kindheit als arme Tochter brasilianischer Einwanderer denken können. An die Second-HandKleidung, die sie hatte tragen müssen. Sie war wie vom Donner gerührt gewesen. Wie hatte Clayton ihr das nur antun können?
Natürlich hatte sie sich schließlich in einem langen Brief bei seinen Eltern für ihre Großzügigkeit bedankt. Clayton hingegen hatte sie einen ganz anderen Brief geschickt, zusammen mit seinem Geschenk. Sie hatte ihm klipp und klar erklärt, dass es vorbei war. Und das hatte sie ihm auch gesagt, als er schließlich vor ihrer Tür stand und sie zur Rede stellen wollte.
Wie hatte er ihr nur eine so wichtige Information vorenthalten können? Tessa war total bedient gewesen. Das hatte er offensichtlich kapiert, denn das war das letzte Mal, dass sie ihn gesehen hatte.
Jedenfalls bis jetzt. Aber vielleicht konnten sie ja wenigstens freundlich zueinander sein.
Sie streckte die Hand aus. „Also, freut mich auch, dich zu sehen, Clay. Ich hoffe, es wird dir hier gefallen.“
Er zögerte einen Moment lang, ergriff dann ihre Hand und drückte sie. Sofort schoss ein Hitzestrahl durch ihren Körper.
Ups, das war ganz klar ein Fehler gewesen. Ein Schauer durchlief sie, als er sie ein bisschen näher an sich heranzog.
„Ich glaube, das tut es jetzt schon“, sagte er und zwinkerte.
Nur mit Mühe unterdrückte sie den Impuls, sich umzudrehen und ganz weit wegzulaufen … weg von allem, wofür sie jetzt schon so viele Jahre gearbeitet hatte.
Aber das wäre ein Fehler gewesen, denn schließlich war sie aus einem ganz bestimmten Grund hier. Und zwar, um Menschen mit Hautkrankheiten zu helfen, die manchmal gutartig, manchmal aber auch bösartig waren.
Nein, sie würde nicht wegrennen, und zwar vor niemandem.
Daher warf sie den Kopf zurück und sah Clayton direkt in die Augen. „Ich habe gehört, du bist verheiratet. Wie geht es deiner Frau?“
Er zuckte zusammen und ließ ihre Hand los. Dann schluckte er und erwiderte: „Sie ist nicht mehr meine Frau. Wir sind geschieden.“
Geschieden? Oh, Gott! Wie sollte sie das überleben, wenn sie sich jeden Tag über den Weg liefen?
„Das tut mir leid zu hören“, erwiderte sie. „Aber ich bin schon spät dran und …“
Clayton trat einen Schritt zurück und nickte. „Natürlich, dann will ich dich nicht aufhalten. Bestimmt sehen wir uns irgendwo im Krankenhaus.“
Ob das eine Drohung oder ein Versprechen war, hätte sie nicht sagen können. Aber Tessa nutzte die Gelegenheit, um einen möglichst schnellen Abgang zu machen. Sie warf ihm ein schnelles, flüchtiges Lächeln zu und entfernte sich dann so schnell, wie ihre Beine es nur zuließen.
Clayton sah ihr nach, und sie konnte seinen Blick fast körperlich spüren.
Geschieden! Oh, verdammt, wie viel leichter wäre es gewesen, wenn er glücklich verheiratet gewesen wäre, mit einem Stall voller Kinder?
Was mochte zwischen ihm und seiner Frau passiert sein? Er schien nicht besonders glücklich darüber zu sein, dass es mit seiner Ehe vorbei war.
Das geht dich nichts an, Tessa. Sie beschleunigte ihre Schritte und nahm sich fest vor, ihm in nächster Zeit aus dem Weg zu gehen. Eigentlich hatte sie geplant, sich um die Fellowship für Mikrochirurgie zu bewerben, eine spezielle Weiterbildung, die sie hier am West Manhattan anboten. Aber vielleicht sollte sie sich lieber nach einer anderen Klinik umsehen.
Das Problem war nur, dass sie ausgesprochen gern hier war. Sie liebte das Krankenhaus,...