Becker | Willi von Weitem | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

Becker Willi von Weitem

und weitere, wundersame Welten

E-Book, Deutsch, 297 Seiten

ISBN: 978-3-7531-9450-9
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Willi von Weitem und weitere, wundersame Welten. Erzählungen Erzählbuch von 8 bis 88. 34 liebevoll und humorvoll erzählte Kurzgeschichten über kleine und große Helden. Zum Vorlesen und zum Selberlesen. Dieses Buch stärkt das Selbstbewusstsein, hebt den Blick und erzählt über Liebe, Glück und Mut. Man darf ruhig klein sein, um Größe zu zeigen. 'Wenn du es nicht versuchst, wirst du es auch nicht erreichen.' (Der alte Herr Dachs)

Martin Becker, geboren 1957 im südlichen Hochland von Tanzania, besuchte dort ein englisches Internat. Mit zehn Jahren reiste er mit der Familie nach Deutschland aus. Die Jugend verbrachte er in Süddeutschland, wo er nach dem Gymnasium seine berufliche Laufbahn in der Schweiz einschlug. Nach dem Zivildienst in Heidelberg zog Becker nach München. Er lebt heute bei Fürstenfeldbruck und ist als Ingenieur im Großraum München tätig.
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3.Willi von Weitem

„Manche Menschen,“ sagte der alte Herr Dachs, „tun es sich besonders schwer, ihren eigenen Willen durchzusetzen. Wenn sie es aber annehmen würden, was um sie herum passiert, dann hätten sie es viel leichter.“
Es war einmal ein kleiner Planet. Er war rund und schön. Auf dem Planeten standen ein Apfelbaum, ein Haus und eine Parkbank. Überall rundherum wuchs ein schöner Rasen. Der Planet war wirklich sehr klein. Würde er auf der Erde landen, könnte er in den Garten von Bürgermeister Friederich passen. Allerdings würde er dabei die Salatköpfe zerdrücken, das sollte er natürlich nicht. Zum Glück war der kleine Planet ziemlich weit weg von der Erde. Ungefähr so weit wie zum Mond und zurück und noch mal hin. Auf dem kleinen Planeten wohnte Herr Wilhelm von Weitem. Wir dürfen ihn ruhig Willi nennen. Willi war der einzige Bewohner dieses Planeten. Er fühlte sich dort richtig wohl. Jeden Morgen, gegen halb acht, stand Willi auf und pflückte sich einen Apfel vom Apfelbaum. Mmm, der Apfel war lecker. Er konnte ihn roh essen oder ihn braten oder einen Apfelkuchen machen oder Apfelmus. Er freute sich jeden Tag wieder aufs Neue über einen neuen, frischen Apfel. Gegen drei Uhr kam immer eine Wolke vorbei und regnete. Der ganze Planet wurde nass. Deshalb gab es auch das ganze Jahr über Äpfel, und der Rasen war wunderschön grün. Willi stellte einen Eimer vor die Tür und wartete, bis er voll war. Mit dem Wasser konnte er sich einen Apfelblütentee machen, sich die Zähne putzen und duschen. Willis Arbeit bestand darin, einmal im Monat den Rasen zu mähen. Er nahm sich dabei viel Zeit, denn Zeit hatte er ja. Dabei ging er mit seinem Rasenmäher um den ganzen Planet herum, zick, und dann wieder zurück, zack. Und dann immer zickzack. Er konnte auch im Kreis herumgehen, als würde er einen Apfel schälen, oder auch im Schachbrettmuster, so lange, bis der Rasen wieder schön kurz war. Zur Pause nahm Willi die Zeitung aus dem Briefkasten und ging auf die andere Seite zur Parkbank. Dort las er gemütlich die Zeitung, vor allem die Autoannoncen und die Heiratsanzeigen. Wenn seine Pause zu Ende war, ging er zurück, steckte die Zeitung wieder in den Briefkasten und mähte weiter den Rasen. Eines Tages aber passierte etwas Schreckliches: Es rauchte und qualmte am Himmel, und dann ruckelte der ganze Planet. Es zischte und dampfte, und dann war es still. Willi war gerade dabei, sich einen Apfelblütentee zu brühen, da klopfte es auch schon an seiner Tür. Draußen stand ein kleiner Außerirdischer mit großen Augen, einem silbernen Raumanzug und einer Antenne auf dem Kopf. „Guten Tag“, sagte der Außerirdische. „Entschuldigen Sie die Störung, mein Name ist Kapitän Brzklck. Ich bin hier notgelandet, weil mein Benzin ausgegangen ist. Haben Sie zufällig einen Liter Milch? Dann kann ich sofort weiterfliegen.“ „Ich habe keine Milch“, brummelte Willi und machte die Tür wieder zu. Er hatte wirklich keine Milch, woher sollte er sie auch haben? Er hatte ja noch nicht mal eine Kuh. Was Willi überhaupt nicht leiden konnte, war, wenn er gestört wurde. Es klopfte wieder. Willi öffnete die Tür. „Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn ich gestört werde“, sagte er grob. „Es ist mir außerordentlich peinlich“, sagte Kapitän Brzklck, „aber ohne Milch sitze ich hier fest.“ „Dann funken Sie um Hilfe mit Ihrem Raumdings, und lassen Sie mich in Ruhe.“ Er machte die Tür wieder zu. „Das habe ich schon gemacht“, hörte er den Außerirdischen von außen. „Meine Botschaft braucht ein Lichtjahr bis zu meinem Planeten, und dann ein weiteres, bis Hilfe kommt.“ Willi öffnete wieder die Tür. „Zwei Jahre?“, rief er erschreckt. „Das geht nicht. Nein!“ Willi war völlig außer sich. Sein schöner, kleiner Planet, seine Ruhe, seine Zufriedenheit, sein Rasen, sein Apfel. Nichts war schlimmer, als in seinem Glück gestört zu werden. „Es tut mir wirklich leid“, sagte der Außerirdische von draußen. Am nächsten Morgen klopfte Willi an die Tür vom Raumschiff. Es war eine fliegende Untertasse, ganz glatt und rund, und es glänzte wunderschön. Aber das kümmerte Willi nicht. „Sie machen meinen Rasen kaputt“, rief er, „wenn Ihr Raumdings draufsteht. Dann kriegt das Gras kein Licht, und es wird ganz gelb.“ „Oje“, sagte Kapitän Brzklck, „wie kann ich das verhindern?“ „Indem Sie entweder wieder wegfliegen oder das Raumdings verrücken. Jeden Tag an eine andere Stelle.“ „Das ist eine gute Idee“, sagte Brzklck. „Das mache ich.“ Er stieg aus und schob seine fliegende Untertasse ein Stück weiter weg. „Und dass Sie mir nicht von meinem Apfelbaum essen“, forderte Willi weiter. „und dass Sie keinen Dreck machen und nicht auf meiner Parkbank sitzen.“ „Das mache ich ganz bestimmt nicht“, sagte Brzklck. „Ich habe erst vor fünf Jahren gegessen. Für die nächsten zehn Jahre habe ich gar keinen Hunger.“ Willi ging wieder in sein Haus und schmollte. Jeden Tag, wenn er aus dem Haus ging, sah er zu dem Raumschiff hinüber, das immer einen neuen Standort hatte, und ärgerte sich. Brzklck war sehr freundlich und grüßte ihn jeden Morgen, doch Willi wollte ihn nicht wahrnehmen. Selbst als er auf der Parkbank saß und die Heiratsannoncen las, war er nur darauf konzentriert, sich zu ärgern. Brzklck hingegen saß gerne auf seiner Untertasse. Er blickte in das weite Universum, sah den Sternenhimmel an und summte dabei leise einige Lieder. Diese Lieder waren sehr schön und klangen weit in die Nacht hinaus. Anfangs konnte Willi es nicht leiden, dass Brzklck summte, dann machte er extra laute Geräusche und ließ die Pfeife an seinem Wasserkessel besonders lange pfeifen. Aber er konnte doch nicht verhindern, dass er die Lieder mochte. Fast kam es ihm so vor, als würde ihm dabei jemand eine Geschichte erzählen, obwohl er keine Worte hören konnte. Aber dann ärgerte er sich über sich selbst, weil es ihm gefiel, und er dachte sich schlechte Dinge über Brzklck aus. Und dann, eines Abends, machte Willi sein Schlafzimmerfenster einen kleinen Spalt auf, damit er bei Brzklcks Liedern besser einschlafen konnte. Er konnte bei den Liedern so wunderschöne Geschichten träumen. Natürlich bemerkte Brzklck das, und er freute sich darüber. Einmal im Jahr war Winter. Dann regnete die Wolke ein bisschen Schnee auf den Rasen. Willi baute sich dann immer einen Schneemann. Er musste sich dabei etwas beeilen, denn am nächsten Morgen war der Winter schon wieder vorbei. Dieses Mal machte er auch einen schönen Schneemann. Doch er formte die Augen und die Nase so, dass sie vom Raumschiff wegzeigten, sodass der Schneemann auf die andere Seite schaute. „Der ist wirklich sehr schön“, rief Brzklck und stieg von seinem Raumschiff. „Mmm“, brummelte Willi. Er hatte ein Problem mit der Nase des Schneemanns, die nicht stecken bleiben wollte. „Wenn man etwas nicht akzeptiert“, sagte Brzklck, der plötzlich neben dem Schneemann stand, „dann hat es nicht die geringste Chance, zu bestehen.“ „Wie meinen Sie das?“, fragte Willi und schaute die schiefe Nase des Schneemanns an. „Ich meine nur, stellen Sie sich vor, wir würden uns miteinander unterhalten und wir hätten Spaß daran, uns auszutauschen.“ „Ich will keinen Spaß“, brummelte Willi. „Wenn man jemanden nicht akzeptiert“, sagte Brzklck, „dann hat er nicht die geringste Chance, anerkannt zu werden.“ „Mmm“, brummelte Willi. „Ich würde mich freuen, wenn Sie akzeptieren könnten, dass uns die Situation zusammengeführt hat“, sagte Brzklck. „Akzeptanz ist der Sieg über einen Konflikt.“ „Mmmh“, brummelte Willi. Brzklck kletterte geschickt auf den Schneemann und steckte die Nase oben auf seinen Kopf. Jetzt hatte er eine ähnliche gleiche Antenne wie Brzklck. Willi ließ es gelten und wehrte sich nicht dagegen. Am nächsten Morgen war der Schneemann wieder geschmolzen. Willi pflückte sich einen Apfel. „Guten Morgen, Herr von Weitem“, winkte ihm Brzklck von seinem Raumschiff zu. Er hatte den Namen auf dem Briefkasten gelesen. „Mm, ja, guten Morgen“, brummte Willi. „Darf ich heute den Rasen mähen?“, fragte Brzklck. „Mmm, ja, okay“, brummelte Willi wieder. Brzklick holte eine kleine Laserlampe aus seiner Werkzeugkiste und legte sie aufs Gras. „Sie müssen hochspringen“, rief er. „Hochspringen?“, wunderte sich Willi. „Ja, einfach hochspringen.“ Willi sprang in die Luft. In diesem Moment kippten alle langen Grashalme zur Seite und übrig blieb der exakt geschnittene Rasen. Willi staunte. Dann drückte Brzklck noch einmal auf den Knopf, es machte „Flupp“, und das lose Gras war perfekt eingesaugt und zu einer kleinen Tablette gepresst. „Da kann man drei Jahre davon leben“, sagte Brzklck und schluckte die Tablette. Jetzt staunte Willi aber wirklich. Er hielt noch seinen Apfel in der Hand. „Und wie lange könnten Sie von einem Apfel leben?“ „Ungefähr sechs“, antwortete Brzklck. „Wow!“ Willi überlegte. „Wollen Sie einen?“ „Nein danke“, sagte Brzklck. „Ich muss auf meine Linie achten.“ Beide lachten. „Ich heiße Willi“, sagte Willi. „Und ich heiße Brzklck“, sagte Brzklck. Jetzt freuten sich beide darüber, dass Willi nicht mehr grantig...


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