Becker / Reimer Vom Kindergarten bis zur Hochschule
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-531-92105-1
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die Generierung von ethnischen und sozialen Disparitäten in der Bildungsbiographie
E-Book, Deutsch, 311 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-92105-1
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
In diesem Buch wird die Entstehung von sozialer und ethnischer Ungleichheit in den verschiedenen Etappen der Bildungskarriere untersucht. Beginnend beim Kindergarten bis hin zum Hochschulbesuch wird die gesamte Bildungsbiographie behandelt. Neben den 'klassischen Übergängen' im Bildungssystem werden auch Bildungskarrieren analysiert, die nicht geradewegs den 'typischen' Verlauf nehmen (z.B. Nachholen von Bildungsabschlüssen). Es werden aktuelle Ergebnisse aus Forschungsprojekten am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) und der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim vorgestellt, die sich mit speziellen Fragestellungen der Bildungsforschung beschäftigen und für diese Zwecke zum Teil eigene Primärdaten erhoben haben. Die Projekte bieten einen detaillierten Einblick in die gesamte Bildungskarriere von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen.
Mit Beiträgen von Birgit Becker, Nicole Biedinger, Jörg Dollmann, Christian Hunkler, Marita Jacob, Irena Kogan, Cornelia Kristen, David Reimer, Tobias Roth, Zerrin Salikutluk, Steffen Schindler, Volker Stocké, Nicole Tieben und Felix Weiss
Birgit Becker ist Postdoc Fellow am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung an der Universität Mannheim.
David Reimer ist Postdoc Fellow an der School of Education der Aarhus University.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;5
2;Etappen in der Bildungsbiographie. Wann und wie entsteht Ungleichheit?;7
2.1;1 Entstehungsgeschichte dieses Buches;7
2.2;2 Die Beiträge in diesem Band;8
2.3;3 Ausblick;15
3;Beginn des Kindergartens und Übergang in die Grundschule;16
3.1;Ethnische Unterschiede bei der Kindergartenselektion: Die Wahl von unterschiedlich stark segregierten Kindergärten in deutschen und türkischen Familien;16
3.1.1;1 Einleitung;16
3.1.2;2 Ein theoretisches Modell der Kindergartenwahl;18
3.1.3;3 Befunde zu den Determinanten der Kindergartenwahl;21
3.1.4;4 Daten und Operationalisierungen;28
3.1.5;5 Ergebnisse;33
3.1.6;6 Zusammenfassung und Diskussion;41
3.1.7;7 Literatur;43
3.2;Frühe ethnische Bildungsungleichheit: Der Einfluss des Kindergartenbesuchs auf die deutsche Sprachfähigkeit und die allgemeine Entwicklung;47
3.2.1;1 Einleitung;47
3.2.2;2 Erklärung von ethnischer Bildungsungleichheit zu Beginn der Schulzeit;49
3.2.3;3 Methodisches Vorgehen;53
3.2.4;4 Empirische Ergebnisse;58
3.2.5;5 Zusammenfassung und Diskussion;71
3.2.6;6 Literatur;74
4;Übergang in die Sekundarstufe;78
4.1;Schulbezogenes Sozialkapital und Schulerfolg der Kinder: Kompetenzvorsprung oder statistische Diskriminierung durch Lehrkräfte?;78
4.1.1;1 Einleitung;78
4.1.2;2 Theoretischer Rahmen;80
4.1.3;3 Forschungsstand;82
4.1.4;4 Daten und Methoden;86
4.1.5;5 Ergebnisse;91
4.1.6;6 Zusammenfassung und Diskussion;107
4.1.7;7 Literatur;109
4.2;Sekundäre Effekte der ethnischen Herkunft: Kinder aus türkischen Familien am ersten Bildungsübergang;113
4.2.1;1 Einleitung;113
4.2.2;2 Primäre und sekundäre Effekte der ethnischen Herkunft;114
4.2.3;3 Methode;117
4.2.4;4 Ergebnisse der multivariaten Analysen;126
4.2.5;5 Diskussion;129
4.2.6;6 Literatur;132
4.2.7;7 Anhang;136
5;Schulformwechsel in der Sekundarstufe;141
5.1;Wer nutzt die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Schulformen? Soziale Selektivität bei Schulformwechseln und nachgeholten Schulabschlüssen;141
5.1.1;1 Einleitung;141
5.1.2;2 Theoretische Überlegungen;144
5.1.3;3 Daten und Operationalisierung;154
5.1.4;4 Ergebnisse der empirischen Analysen;156
5.1.5;5 Zusammenfassung und Schluss;172
5.1.6;6 Literatur;173
6;Übergang in die Ausbildung und die Hochschule;175
6.1;Auf die „richtigen“ Kontakte kommt es an! Soziale Ressourcen und die Bildungsaspirationen der Mütter von Haupt-, Real- und Gesamtschülern in Deutschland;175
6.1.1;1 Einleitung;175
6.1.2;2 Die Rolle sozialer Ressourcen: Der theoretische Rahmen;177
6.1.3;3 Forschungsstand;181
6.1.4;4 Hypothesen;184
6.1.5;5 Daten und Operationalisierung;185
6.1.6;6 Empirische Ergebnisse;189
6.1.7;7 Zusammenfassung und Diskussion;199
6.1.8;8 Literatur;202
6.1.9;9 Anhang;206
6.2;Ethnische Unterschiede beim Zugang zu Ausbildung und Erwerb von Ausbildungsabschlüssen;209
6.2.1;1 Einleitung;209
6.2.2;2 Berufliche Bildung in Deutschland;210
6.2.3;3 Erklärungen für ethnische Unterschiede beim Übergang in Ausbildung;213
6.2.4;4 Daten und Methoden;222
6.2.5;5 Ergebnisse;227
6.2.6;6 Zusammenfassung und Diskussion;239
6.2.7;7 Literatur;242
6.3;Soziale Ungleichheit und differenzierte Ausbildungsentscheidungen beim Übergang zur Hochschule;247
6.3.1;1 Einleitung;247
6.3.2;2 Theoretische Überlegungen;248
6.3.3;3 Postsekundäre Ausbildungsalternativen in Deutschland;249
6.3.4;4 Theoretische Erwartungen;252
6.3.5;5 Bisherige Forschung;255
6.3.6;6 Datenbasis;256
6.3.7;7 Operationalisierung;257
6.3.8;8 Analysen;259
6.3.9;9 Zusammenfassung;273
6.3.10;10 Diskussion;275
6.3.11;11 Literatur;276
7;Nachholen von Bildungsabschlüssen;280
7.1;Soziale Selektivität beim Hochschulzugang – Veränderungen der Zugangssequenzen zur Hochschule im Kohortenvergleich;280
7.1.1;1 Einleitung;280
7.1.2;2 Bildungswege von Hochschulzugangsberechtigen;283
7.1.3;3 Daten und Methode;285
7.1.4;4 Empirische Ergebnisse;290
7.1.5;5 Zusammenfassung und Diskussion;303
7.1.6;6 Literatur;305
8;Vorstellung der Autorinnen und Autoren;308
8.1;Dipl.-Soz. Birgit Becker;308
8.2;Dipl.-Soz. Nicole Biedinger;308
8.3;Dipl.-Soz. Jörg Dollmann;308
8.4;Dipl.-Soz. Christian Hunkler;308
8.5;Prof. Dr. Marita Jacob;309
8.6;Prof. Dr. Irena Kogan;309
8.7;Prof. Dr. Cornelia Kristen;309
8.8;Dipl.-Soz. David Reimer;310
8.9;Dipl.-Soz. Tobias Roth;310
8.10;Dipl.-Soz. Zerrin Salikutluk;310
8.11;Dipl.-Soz. Steffen Schindler;310
8.12;Prof. Dr. Volker Stocké;311
8.13;Nicole Tieben (M.A.);311
8.14;Dipl.-Soz. Felix Weiss;311
Etappen in der Bildungsbiographie. Wann und wie entsteht Ungleichheit?.- Etappen in der Bildungsbiographie. Wann und wie entsteht Ungleichheit?.- Beginn des Kindergartens und Übergang in die Grundschule.- Ethnische Unterschiede bei der Kindergartenselektion: Die Wahl von unterschiedlich stark segregierten Kindergärten in deutschen und türkischen Familien.- Frühe ethnische Bildungsungleichheit: Der Einfluss des Kindergartenbesuchs auf die deutsche Sprachfähigkeit und die allgemeine Entwicklung.- Übergang in die Sekundarstufe.- Schulbezogenes Sozialkapital und Schulerfolg der Kinder: Kompetenzvorsprung oder statistische Diskriminierung durch Lehrkräfte?.- Sekundäre Effekte der ethnischen Herkunft: Kinder aus türkischen Familien am ersten Bildungsübergang.- Schulformwechsel in der Sekundarstufe.- Wer nutzt die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Schulformen? Soziale Selektivität bei Schulformwechseln und nachgeholten Schulabschlüssen.- Übergang in die Ausbildung und die Hochschule.- Auf die „richtigen“ Kontakte kommt es an! Soziale Ressourcen und die Bildungsaspirationen der Mütter von Haupt-, Real- und Gesamtschülern in Deutschland.- Ethnische Unterschiede beim Zugang zu Ausbildung und Erwerb von Ausbildungsabschlüssen.- Soziale Ungleichheit und differenzierte Ausbildungsentscheidungen beim Übergang zur Hochschule.- Nachholen von Bildungsabschlüssen.- Soziale Selektivität beim Hochschulzugang – Veränderungen der Zugangssequenzen zur Hochschule im Kohortenvergleich.
Auf die „richtigen“ Kontakte kommt es an! Soziale Ressourcen und die Bildungsaspirationen der Mütter von Haupt-, Real- und Gesamtschülern in Deutschland Tobias Roth, Zerrin Salikutluk und Irena Kogan (S. 179-180)
1 Einleitung
Bildungsabschlüsse sind in modernen Gesellschaften zu einem wesentlichen Bestimmungsfaktor für die Lebenschancen von Individuen geworden. Verschiedene Bildungswege schaffen ganz unterschiedliche Voraussetzungen für zukünftige Statuspositionen und die damit verknüpften Privilegien wie beispielsweise höheres Einkommen, Prestige oder entsprechende Lebensqualität. Für einen erfolgreichen Übergang in den Arbeitsmarkt stellen Schul- bzw. Ausbildungsabschlüsse entscheidende biographische Weichenstellungen dar. Geringe bzw. fehlende Qualifikationen wirken sich dahingehend aus, dass der Zugang zu einem Großteil der Berufe und die sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Positionen verwehrt bleiben.
Ein wichtiger Punkt bei der Erklärung der Unterschiede beim tatsächlichen Erwerb der schulischen und beruflichen Qualifikationen ist das Aspirationsniveau der Jugendlichen bzw. ihrer Familien bezüglich der schulischen und beruflichen Ziele. Der Begriff der Aspiration wird nach Lewin et al. (1944) als Anspruchsniveau, das ein Individuum für sich selbst oder für andere setzen kann, verwendet. Dabei sind Aspirationen keine statischen, sondern dynamischen Konstrukte, die aufgrund von erlebten Erfolgen und Misserfolgen adaptiert werden können.
In Abhängigkeit davon, ob Aspirationen auf Hoffnungen und Zukunftswünschen aufbauen oder sich auf Gedanken und Überlegungen stützen, was im Rahmen des Realisierbaren liegt, spricht man von idealistischen bzw. realistischen Aspirationen. Realistische Aspirationen ergeben sich aus der Berücksichtigung von Restriktionen, die das Erreichen der idealistischen Aspirationen beschränken, womit (fast) immer gilt, dass die idealistischen Aspirationen höher als die realistischen sind (Haller 1968). Bezogen auf Migranten wird berichtet, dass die Bildungsaspirationen in den Migrantenfamilien häufig höher sind als bei den Einheimischen (Brinbaum/Cebolla-Boado 2007; Kao/Tienda 1998; Van de Werfhorst/Van Tubergen 2007).
Als eine mögliche Erklärung wird der überdurchschnittliche Optimismus der Migranten vorgeschlagen (Kao/Tienda 1995). Schließlich ist die Hoffnung auf ein besseres Leben oft das, was diese Personen dazu führt, ihr Heimatland zu verlassen und das Glück in anderen Ländern zu suchen (Vallet 2005). Die Tatsache, dass es der Elterngeneration oftmals nicht gelingt, ihre Träume zu verwirklichen, führt dazu, dass die hohen Aspirationen der Migranten auf ihre Kinder übertragen werden. Alternativ wird argumentiert, dass Migranten häufig nicht ausreichend über das Bildungssystem und dessen Anforderungen in dem neuen Land informiert sind und daher dazu tendieren, die Leistungen und den Fortschritt ihrer Kinder zu überschätzen (Relikowski et al. 2008).