Buch, Deutsch, Band 8, 236 Seiten, broschiert, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 346 g
Reihe: Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Ethnologie
Indigene Gesellschaftsentwürfe und sexuelle Vielfalt in Ecuador
Buch, Deutsch, Band 8, 236 Seiten, broschiert, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 346 g
Reihe: Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Ethnologie
ISBN: 978-3-8288-3671-6
Verlag: Tectum
S?damerika durchl?uft derzeit hochgradig komplexe politische, soziale und ?konomische Prozesse. Einerseits wird die polit-?konomische Umstrukturierung vorangetrieben, die im Zuge der Neoliberalisierung in den 1980er-Jahren begann, andererseits bahnen sich Vorschl?ge f?r eine fundamentale gesellschaftliche Neuordnung ihren Weg in die Politik mehrerer L?nder. In Ecuador haben sich Formen des sozialen Protests entwickelt, die auf der Suche nach alternativen Gesellschaftsmodellen und selbstbewussten lateinamerikanischen Identit?tsentw?rfen eine Revision der kolonialen und imperialen Geschichtsschreibung eingeleitet hat. Unter besonderer Ber?cksichtigung der andinen Konzeptualisierung vom Guten Leben [Sumak Kawsay] untersucht Greta-Marie Becker die Verhandlung von Sexualit?t im heutigen Ecuador. Welchen Raum k?nnen nicht-heteronormative Lebensweisen in diesem besonderen politischen Klima f?r sich beanspruchen? Wie verhalten sich indigene Rechtsanspr?che zu den Anliegen von trans-/homo-/bi- oder intersexuellen Personen? Anhand der politischen Arbeit sexuell diskriminierter Menschen untersucht Becker, welche Handlungsmacht diese w?hrend der Aushandlung der neuen Verfassung von 2008 und den Jahren danach entwickeln konnten. Sie bietet gleicherma?en eine fundierte Analyse der historisch gewachsenen Geschlechterkonstruktionen vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte Ecuadors wie auch eine Revision der derzeitigen Gesetzeslage in Bezug auf Geschlechterthemen. Becker beleuchtet die kontroverse Dynamik vergeschlechtlichter, ethnisierter Identit?tsbildungsprozesse innerhalb der fragmentierten Moderne Lateinamerikas und erforscht die st?rker werdende Kritik an der kulturellen Vorherrschaft des globalen Nordens. Das Ergebnis wurde mit dem Herta-Pammer-Preis ausgezeichnet.
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1 Einleitung
1.1 Mein Zugang zum Forschungsfeld
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Hinweise zu den verwendeten Begriffen und Schreibweisen
2 Einführung in die zentralen Begriffe und Konzepte der Dekolonialen Theorie
2.1 Die Kolonialität der Macht
2.2 Die Kolonialität des Wissens: Epistemische Kritik an der europäischen Wissensproduktion
3 Die geopolitische Verortung Ecuadors
3.1 Eine Annäherung an die Geschichte
3.2 Das Inka-Reich
3.3 Die europäische Expansion
4 Sexualität im Kontext kolonialer Wissensproduktion
4.1 Die Gender-Metaphorik in den kolonialen Chroniken
4.2 Der koloniale Gesellschaftsaufbau
5 Die ‚formale‘ Unabhängigkeit
5.1 Das Fortbestehen rassistischer Strukturen im ‚post-kolonialen‘ Ecuador
6 Die neoliberale ‚Strukturanpassung‘ ab 1980
6.1 Widerstand formiert sich
7 Wege aus der Krise: Gesellschaftlicher Wandel im Namen des “Buen Vivir”
7.1 Das Fundament der “Sumak Kawsay”-Vision
7.1.1 Die Politisierung einer Vision
7.2 Interkulturalität als Grundlage für eine plurinationale Staatsstruktur
7.3 Das Aufkommen von TLGBI-Kollektiven: Ein Überblick über die politische Landschaft
7.3.1 Die politische Mobilisierung von TLGBI-Gruppierungen während der Verfassungsgebenden Versammlung
8 Die Verfassung vom ‚Guten Leben‘
8.1 Bewegte Zeiten: Eine Zwischenbilanz aus den Jahren seit der neuen Verfassung
9 Die Thematisierung von Sexualität in der aktuellen ecuadorianischen und lateinamerikanischen Sozialforschung
10 Methodik
10.1 Konstruktivistische Grounded Theory
10.2 Sexuelle Diversität als Forschungsgegenstand
10.2.1 Meine Perspektive auf den Forschungsgegenstand
10.2.2 Der theoretische Ausgangspunkt – Eine Perspektive verschiebt sich
10.3 Der Forschungsprozess
10.3.1 Methodenkombination
10.3.1.1 Qualitative Interviews
10.3.1.2 Teilnehmende Beobachtungen
10.3.2 Theoretical Sampling
10.3.3 Reflexion meiner Rolle im Feld
10.4 Das Kodieren und Auswerten der Daten
10.4.1 Anmerkung zur Auswertung des Datenmaterials
11 Analyse
11.1 Methodische Hinweise
11.2 Allgemeine Auffälligkeiten
11.3 Die Vielfalt der Trans*Identitäten
11.3.1 Trans* als politischer Sammelbegriff
11.3.2 Trans* als Möglichkeitsraum für vielfältigste Identitätsentwürfe
11.3.3 Trans* als transfeministischer Blick auf die Gesellschaft
11.3.4 Soziale Differenz im Inneren der Kollektive
11.4 Transsexualität abseits operativer und hormoneller Behandlung
11.4.1 Körper anders lesen: Der Einfluss prä-kolumbischer Überlieferungen
11.4.2 Die Pathologisierung von Transsexualität aus dekolonialer Perspektive
11.5 “Lo Trans hace cultura” – Trans*Identität(en) als kulturelle Zugehörigkeit
11.5.1 Die Trans*-Kultur der Straße
11.6 Paralegaler Aktivismus als Strategie
11.6.1 Die alternative Staatsbürger*innenschaft
10.6.1.1 Die Forderung nach alternativen Personalausweisen
11.6.2 Selbstermächtigung durch das Wissen um die eigenen Rechte
11.6.3 Die offizielle Anerkennung der (kulturellen) Geschlechtsidentität
11.6.4 Die Utopie der ‚Ent-Ver-Geschlechtlichung‘
11.6.5 Die Anerkennung alternative Formen von Verwandtschaft
11.7 Die Bedeutung interkultureller Dialoge
11.8 Die Thematisierung des Nord-Süd-Verhältnisses
11.8.1 Zweifel an der Existenz einer lokalen ‚LGBTI‘-Community
10.8.1.1 Die partielle Nützlichkeit der Begriffe
11.8.2 „Und jetzt nennen sie uns ‚queer‘“
11.8.3 Die Finanzierung aus dem Ausland
11.8.4 Mangelnde Reflexion männlicher Privilegien im Rahmen von Nord-Süd-Kooperationen
11.9 Zusammenfassung
11.9.1 GLTB: “¡Grandes, Libres, Temerarias y Bonitas!” [groß, frei, waghalsig und schön]
11.9.2 Rurale vs. urbane Realitäten
11.9.3 Verschiedene Formen der Wissensproduktion
11.9.4 Bedarfsorientiertheit statt Blindheit für Differenz
11.9.5 Das Spiel mit unterschiedlichen Formen der Staatsbürger*innenschaft
11.9.6 Die Chamäleon-Strategie: Subversion statt Widerstand
12 Conclusio
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis