E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Beacon Das Schloss der verbotenen Träume
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-1601-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-1601-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieser selbstgefällige Marquess of Mantaigne will Dayspring Castle für sich beanspruchen und wagt es sogar, ihr einen Kuss zu rauben! Polly Trethayne ist empört. Schließlich war sie es, die das Schloss vor dem Verfall gerettet hat. Doch warum schlägt Pollys Herz in der Nähe des attraktiven Marquess bloß so schrecklich schnell?
Das ganze Leben lang war Elizabeth Beacon auf der Suche nach einer Tätigkeit, in der sie ihre Leidenschaft für Geschichte und Romane vereinbaren konnte. Letztendlich wurde sie fündig. Doch zunächst entwickelte sie eine verbotenen Liebe zu Georgette Heyer`s wundervollen Regency Liebesromanen, welche sie während der naturwissenschaftlichen Schulstunden heimlich las. Dies half ihrer schulischen Karriere jedoch nicht gerade weiter. Deshalb überraschte sie vor allem sich selbst damit das Studium der englischen Literatur mit Auszeichnung abzuschließen. Sie liebte jede Minute. Vor allem die Kurse im kreativen Schreiben hatten es ihr angetan und gaben ihr Hoffnung eines fernen Tages ein Buch veröffentlichen zu können. Dafür war viel Zeit und Hartnäckigkeit notwendig, aber nun ist sie glücklich an ihrem Ziel angelangt. Die britische Regency Epoche ist so vielschichtig und faszinierend, dass sie nimmer Müde ist begeistert Nachforschungen darüber anzustellen. Lebhafte Heldinnen und traumhafte charismatische Helden zu erschaffen ist für sie ein Liebesdienst und dennoch will sie das Wagnis eingehen über andere Perioden zu schreiben. Eines Tages so hofft sie, wird sie eine neue Welt entdecken in der sie gelegentlich ihre Geschichten ansiedeln kann und sie auf dieser Reise von ihren Lesern begleitet wird.
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2. KAPITEL
Es dauerte nicht lange, bis sie die vier Pferde ausgespannt, in vier Boxen geführt und danach kräftig abgerieben hatten. Sobald sie sich abgekühlt hatten, brachten Tom und Peters ihnen in bereits gefüllten Wassereimern zu trinken und überließen es ihnen, zufrieden vom gefüllten Heunetz zu fressen, das praktischerweise auch schon bereithing. Tom merkte erst, dass sich ihnen jemand genähert hatte, als der schwache Strahl der Nachmittagssonne von der halb geöffneten Stalltür durch einen Neuankömmling verdunkelt wurde. Nach außen hin die Ruhe selbst, verwünschte Tom sich insgeheim, weil er seinen Rock und die Pistole abgelegt hatte und sie jetzt nicht erreichen konnte. Er wandte sich voller Herausforderung zu dem Eindringling um, die sich allerdings rasch in Ungläubigkeit verwandelte.
„Lieber Gott!“, rief er aus, völlig überwältigt von dem Anblick einer strahlenden, dreisten Göttin – die ihm ausgerechnet hier auf Dayspring erschien!
„Minerva oder Hera?“, hörte er Peters leise im gleichen verzauberten Ton sagen und spürte einen Anflug von Ärger darüber, dass der Bursche dieselbe Frau angaffte, die er selbst vom ersten Moment an wild begehrte. Er konnte kaum den Augenblick abwarten, da sie ihre langen schlanken Beine um seine Hüften schlingen und ihn in die höchsten Höhen des Olymps hochschnellen lassen würde – sobald er ihr nur diese skandalösen Hosen ausgezogen hatte.
„Sie sollten wenigstens versuchen, Griechenland und Rom in Ihrem Kopf auseinanderzuhalten, bevor Sie wieder derlei alberne Vergleiche anstellen“, bemerkte das schöne Traumbild verstimmt, womit es bewies, dass es nicht nur über sehr gutes Gehör, sondern auch eine klassische Bildung verfügte – und die verführerischsten Beine, die Tom je gesehen hatte, ob nun in seinem Schlafzimmer oder in den vornehmen Salons. Er sehnte sich danach, sie nackt bewundern zu können, sobald es ihm gelang, ihre Besitzerin dazu zu überreden, oder noch besser, dazu, ihm zu erlauben, sie zu lieben.
„Ich wäre an beiden Orten glücklich, wenn Sie nur bei mir wären, Athena“, brachte Tom hastig hervor und verbeugte sich galant vor ihr.
„Und ich habe keine Zeit für solchen Unsinn, Mr. Wer-immer-Sie-auch-sind. Sie selbst werden viel zu sehr damit beschäftigt sein, Ihre schönen Pferde wieder an jenen netten, kleinen Wagen anzuspannen und mit ihnen dorthin zurückzufahren, wo Sie hergekommen sind, um weiterhin in so lächerlichen Vorstellungen zu schwelgen.“
„Warum sollte ich das tun?“
„Weil ich verlange, dass Sie sie sofort aus unseren Ställen entfernen.“
„Unsere Ställe?“, wiederholte er gereizt. Seltsamerweise war ihm der Gedanke, sie könne jemanden haben, mit dem sie auf irgendeine Weise verbunden war, äußerst unangenehm.
„Unsere, meine, was immer Sie vorziehen. Ich jedenfalls ziehe es vor, Sie würden so bald wie möglich von hier verschwinden und aufhören, meine Beine anzustarren.“
„Wenn Sie nicht wollen, dass man sie anstarrt, sollten Sie vielleicht wieder Ihre Röcke anlegen. Wir Männer können nun einmal nicht widerstehen, wenn so hinreißende weibliche Reize uns so verführerisch dargeboten werden.“
„Ein wahrer Gentleman würde nicht hinschauen“, sagte sie vorwurfsvoll und sah Tom mit einer Überheblichkeit an, die Minerva oder Hera alle Ehre gemacht hätte.
„Und ob er es tun würde, nicht wahr, Peters? Peters hier ist ein wirklicher Gentleman, Athena, wenn ich auch nichts weiter bin als ein Edelmann“, erwiderte er, ganz und gar nicht sicher, ob es ihm gefiel, dass man ihn betrachtete, als wäre er eine widerliche Raupe auf einem Salatblatt.
„Das behaupten Sie“, sagte sie skeptisch.
Wie oft hatte Tom gewünscht, die Welt könnte ihn sehen, ohne ständig an sein Vermögen und seinen Stand zu denken, und jetzt wollte er gerade diese Göttin damit beeindrucken? Verrückt, sagte er sich. Außerdem trat eine Göttin nicht in dieser ausgefallenen Mischung altmodischer Sachen auf, die aussahen, als hätten sie seinen Vorfahren gehört, bevor sie diese seltsame Frau schmückten.
„Das weiß ich“, antwortete er kühl.
„Dann beweisen Sie es.“
Er lachte über den Gedanken, sich beweisen zu müssen, und noch dazu auf Dayspring. Sollte er ihr danken, weil sie ihn von der Qual abgelenkt hatte, die seine Rückkehr an diesen verfluchten Ort mit sich brachte? „Erwarten Sie etwa von mir, ein Empfehlungsschreiben von den Schirmherrinnen von Almack’s oder eine Einladung nach Carlton House vorzuweisen? Vielleicht reicht aber auch der Eintrag meiner Geburt in der hiesigen Pfarrei, was meinen Sie, Peters?“
„Alles könnte gefälscht sein“, warf sie spöttisch ein, bevor Peters den Mund öffnen konnte.
„Ich bin nicht bereit, mich auf meinem eigenen Grund und Boden rechtfertigen zu müssen, Madam.“ Tom fand, dass es an der Zeit war, das – sicher sehr amüsante – Spielchen zu beenden.
„Jeder in dieser Gegend weiß, dass der Marquess of Mantaigne sich um diese Jahreszeit nie weit von den Londoner Klubs in St. James oder den Salons in Mayfair entfernt und außerdem geschworen hat, niemals hierherzukommen, solange er lebt. Sie sollten sich Ihre Geschichte besser zurechtlegen, wenn Sie vorhaben, sich als jener müßige Narr auszugeben.“
„Sie halten mich tatsächlich für nützlicher und weniger eitel als Lord Mantaigne? Hat Ihnen noch niemand verraten, dass der Schein trügen kann?“
„Nicht so sehr, wie es in Ihrem Fall sein müsste“, konterte sie triumphierend.
Einige rotbraune Locken hatten sich aus dem langen Zopf befreit, der ihr über die Schulter fiel, umspielten ihre Stirn und lenkten Tom vom Thema ab. Er fragte sich, wie es sein konnte, dass er sie so unwiderstehlich weiblich fand, obwohl ihr Aufzug und ihre Manieren alles andere waren als das.
„Blau“, sagte er nachdenklich, während er ihr in die geheimnisvollen Augen blickte. Ihre ausdrucksvollen Augenbrauen betonten noch ihr Stirnrunzeln, und ihr Lächeln musste voller Schalk sein – wenn sie sich je dazu herabließe, ihn anzulächeln, was im Moment eher unwahrscheinlich war. Umso besser vielleicht, dachte er wie betäubt, sonst würde ich mich noch in ihren wundervollen Augen verlieren und ein für alle Mal ihrem Zauber verfallen.
„Nein, sie könnten auch grau sein“, fuhr er fort. „Oder auch grün.“
Erschrocken weiteten sich ihre grau-blauen Augen mit den grünen Sprenkeln, als ihr bewusst wurde, dass er von ihrer Augenfarbe sprach. Sie warf Peters schnell einen fragenden Blick zu, als könnte Tom ein Wahnsinniger sein und der Anwalt sein bedauernswerter Betreuer.
„Ich bin der sechste Marquess of Mantaigne und zwar fast schon mein ganzes Leben lang“, teilte Tom ihr unwirsch mit, „aber wer zum Henker sind Sie?“
„Das geht Sie nichts an“, fuhr sie ihn heftig an.
„Wie ironisch, dass ich nach all diesen Jahren zurückkehre und niemand zu glauben scheint, ich hätte ein Recht dazu, meinen Sie nicht auch, Peters?“
„Vieles im Leben ist ironisch, Mylord“, antwortete Peters nicht besonders hilfreich.
„Wohl wahr“, sagte Tom mit einem vielsagenden Blick, der seine widerwillige Gastgeberin erröten lassen sollte.
Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie nicht wusste, wie hinreißend sie war. Sie musste an die ein Meter achtzig groß sein, da sie kaum das Kinn heben musste, um ihm ins Gesicht zu sehen, und es ihr sogar gelang, ihn von oben herab anzublicken und die vornehme Nase zu rümpfen, als röche sie einen übelkeitserregenden Gestank. Der größte Teil ihrer eindrucksvollen Gestalt bestand aus ihren, wie ihm schien, unendlich langen Beinen, und Tom wünschte fast, er besäße ein Monokel, durch das er sie hätte betrachten und noch mehr in Rage versetzen können. Allerdings war auch der Rest von ihr nicht weniger aufregend als ihre Beine. In den engen Reithosen, dem Hemd und der engen Spenzer-Jacke hätte er tatsächlich ein Dummkopf sein müssen, wenn ihm nicht ihre ausgesprochen weiblichen Rundungen auffielen.
Was ihn wunderte, war, dass sie hier auf Dayspring in solchem Aufzug herumlief, ohne dass sie von einem Pack Schürzenjägern verfolgt wurde, wie es normalerweise bei einer schutzlosen Frau der Fall war. Und doch musste sie sich ungestört bewegen können, denn sonst hätte sie ihren Kleidungsstil schleunigst geändert. Offenbar musste er sie ernster nehmen, als ihm lieb war. Wenn es je eine Frau gegeben hatte, die entschlossen zu sein schien, sich in Schwierigkeiten zu bringen, dann ganz gewiss diese streitlustige junge Göttin. Aber er hatte weder die Zeit noch die Energie, sich ihrer Herausforderung zu stellen.
„Sie sehen keinem der Gemälde der früheren Mantaignes ähnlich, die überall im Schloss hängen“, informierte sie ihn mit einem wütenden Blick, wie er ihm nicht mehr zuteil geworden war, seit er Virginia das letzte Mal geärgert hatte.
„Es würde mich wundern, wenn ein Porträt meines Vaters die Herrschaft meines früheren Vormunds überlebt hätte, aber man sagt, ich schlage nach ihm“, erklärte Tom und fragte sich, warum er sich die Mühe machte.
„Wissen Sie es nicht?“, fragte sie misstrauisch.
„Ich erinnere mich weder an meinen Vater noch meine Mutter.“
„Das mag ja sein, aber Sie sind keinem der Porträts ähnlich“, beharrte sie vorwurfsvoll.
Er ahmte das Seufzen eines gelangweilten Stutzers der vornehmen Gesellschaft nach und hoffte, sie fand es genauso hochnäsig, wie er beabsichtigte. Jetzt...




