E-Book, Deutsch, 251 Seiten, E-Book
Bazhin Berufliche Veränderungen erfolgreich gestalten
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7910-4715-7
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit Methodenkompetenzen zum Ziel
E-Book, Deutsch, 251 Seiten, E-Book
ISBN: 978-3-7910-4715-7
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Prof. Dr. Alexander Bazhin ist Biochemiker und Mitgründer der Akademie für Schlüsselkompetenzen im Studium, Beruf und Leben ASK e.V. in Heidelberg. Als Hochschuldidaktiker, Trainer und Berater vermittelt er Studierenden die erforderliche Methodenkompetenz fürs Studium und leitet sie an, die geeigneten persönlichen Lerntechniken zu finden und einzusetzen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Interdisziplinäres Wissenschaften Wissenschaften: Allgemeines Ausbildung, Jobs, Karriere: Human- & Sozialwissenschaften
- Interdisziplinäres Wissenschaften Wissenschaften: Allgemeines Ausbildung, Jobs, Karriere: Naturwissenschaften, Technik, Medizin
- Sozialwissenschaften Pädagogik Berufliche Bildung Berufs- und Studienberatung, Karriereplanung
- Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften: Berufe, Ausbildung, Karriereplanung
Weitere Infos & Material
PRÄLUDIUM
PROLOG I
1 Riemann-Thomann-Modell als Quelle für Schlüsselkompetenzen
2 Modelle der 'inneren Pluralität' des Menschen
3 Darstellerinnen und Darsteller
PROLOG II
ERSTER AKT: Wie mache ich das?
4 Methodenkompetenzen I: Auftritt der Katalysatoren und eines Inhibitors
ZWEITER AKT: Wodurch schaffe ich das?
5 Methodenkompetenzen II: Auftritt der Stabilisatoren
DRITTER AKT: Womit schaffe ich das?
6 Methodenkompetenzen III: Persönlichkeitsorientierter Umgang mit Ressourcen
EPILOG: Die 'ersehnte' Lösung
DANK
1 Riemann-Thomann-Modell als Quelle für Schlüsselkompetenzen
Zum zehnten Mal wiederholt, wird es gefallen.
Horaz
Im letzten Buch (Bazhin, 2018) lernten wir einige psychologische Modelle kennen, die Persönlichkeitsstrukturen in Bezug auf das Berufliche beschreiben. Ausführlich behandelte ich das sogenannte Riemann-Thomann-Modell (Riemann, 2007; Thomann/Schulz von Thun, 2014). Die Väter des Modells gehen davon aus, dass der Mensch vier Grundstrebungen hat: die Nähe, die Distanz, die Dauer und den Wechsel.
Laut dem Modell brauchen »Nähe-Menschen« den vertrauten Kontakt, sie sehnen sich im Zwischenmenschlichen nach Harmonie. Sie sind bereit zur Selbstaufgabe bis hin zur Selbstaufopferung, auch im Beruflichen. Den Gegenpol vertreten »Distanz-Menschen«. Dieser Typ ist nach Abgrenzung von Anderen bestrebt, um ein eigenständiges und unabhängiges Individuum zu sein. Bei den »Dauer-Persönlichkeiten« herrscht der Wunsch nach Ordnung und Verlässlichkeit, nach Macht und Wille, nach Verantwortung und Kontrolle. Dort, wo ein Grundstreben nach Veränderung vorherrscht, also bei den »Wechsel-Menschen«, hat das Bedürfnis nach etwas Neuem die Oberhand. Sie mögen es, spontan und verspielt zu sein, sie sind interessiert und begeistert, auch im Job. Die zwei Grundachsen – Nähe-Distanz und Wechsel-Dauer – lassen sich in vier Projektionen ausdehnen. So entsteht das sogenannte Riemann-Thomann-Kreuz (Thomann/ Schulz von Thun, 2014).
Aufbauend auf dem Riemann-Thomann-Modell schlug ich vier Persönlichkeitstypen bezüglich Einstellungen zu Veränderungen und vier Arbeitsstile vor, die im Beruflichen von enormer Bedeutung sind. Diese vier Persönlichkeitstypen erläutere ich kurz im ersten Akt, der im Wesentlichen von Veränderungen handelt.
Zunächst möchte ich mein Konzept der Arbeitsstile in Anlehnung ans Riemann-Thomann-Modell kurz darstellen, weil wir es im Weiteren häufig nutzen werden. Dazu bitte ich die Typen Analytiker, Konkrete, Kommunikative und Autoritative auf die Bühne (Abb. 1).
Abb. 1: Arbeitsstil-Typen in Anlehnung ans Riemann-Thomann-Modell
1.1 Arbeitsstile
Der Analytiker – eine Mischung aus Dauer und Distanz. Eine solche Person verhält sich in Jobsachen analytisch, sie ist für eine systematisch-logische Arbeitsweise und für ihre Sach- und Zielorientierung bekannt. Analytiker neigen zu übertriebenem Perfektionismus. Die Arbeit besteht für sie aus den Arbeitsaufgaben. Sie mögen es, als Einzelgänger zu arbeiten. Bei stundenlangen Besprechungen fühlen sich Analytiker unwohl. Im Umgang mit Kollegen sind sie zwar angenehm und umgänglich, wirken aber manchmal distanziert und unpersönlich. Analytiker nehmen ungern an sozialen Veranstaltungen im Betrieb teil. Die entstehenden Konflikte werden nicht wahrgenommen oder werden unter den Teppich gekehrt. Aufgrund ihrer Sachbezogenheit sind Analytiker Meister im Neinsagen. Das Feedback von Vorgesetzen wird von Analytikern nicht gesucht.
Der Konkrete – eine Mischung aus Dauer und Wechsel. Solche Personen sind offen für Neues, Pragmatismus und Sachlichkeit. Sie sind risikofreudig; für Routine-Aufgaben sind die Konkreten nicht geschaffen. Das Arbeitsleben läuft unter der Devise »Abwechslung muss sein!«. Sie können sowohl allein als auch im Team gut arbeiten, weil Konkrete immer noch das Sachliche dem Persönlichen vorziehen. Der Job wird mit dem Arbeitsprozess assoziiert. Im Umgang mit Kollegen sind die Konkreten höflich und hilfsbereit, können aber kühl und manchmal arrogant wirken. Da keine persönlichen Beziehungen im Job angestrebt werden, stellt das Neinsagen für sie kein Problem dar. Dieser Arbeitsstil ist offen für Konflikte.
Der Kommunikative – eine Mischung aus Nähe und Wechsel. Dieser Typ bevorzugt einen interaktiven und beziehungsorientierten Arbeitsstil. Wenn es um die Arbeitsform geht, ist die Teamarbeit das Richtige für solche Personen. Selbstständiges Aufgabenerledigen wäre nicht gerade das, wonach sich die Kommunikativen sehnen, dabei werden sie müde und demotiviert. Aber wie Fische im Wasser fühlen sie sich bei den täglichen Besprechungen. Wobei der informelle Austausch bei Kaffee und Kuchen für sie ein Teil der Arbeit ist. Da die Kommunikativen ganz deutlich beziehungsorientiert und -erhaltend sind, wirken sie fröhlich und empathisch. Diese persönlichen Eigenschaften führen dazu, dass sie sehr oft im Zentrum des Geschehens im Betrieb stehen, sich sogar zu Betriebsseelen oder gar -feen entwickeln. Die Arbeit wird hier mit den Kollegen (inklusive dem Chef) identifiziert. Das Feedback sowohl des Chefs als auch der Kollegen ist für den kommunikativen Arbeitstyp enorm wichtig. Er wird oft in Konflikte verwickelt, die aber durch geschickt geführte Diskussionen leicht behoben werden können.
Der Autoritative – eine Mischung von Nähe und Dauer. Die Autoritativen sind beliebte Mitarbeiter jedes Chefs. Der ist für sie ein Führer, Lehrer und Wegweiser, der sagt, wo es langgeht und für sie zu einer wichtigen Bezugsperson wird. So wird bei ihnen auch der Job mit dem Vorgesetzten identifiziert. Die Autoritativen brauchen regelmäßige Mitarbeiterbesprechungen, kurze Feedbackrunden, Beratung und Coaching, manchmal auch Kontrolle und Anleitung. Sie freuen sich, für den Vorgesetzten in kleinen Dingen Verantwortung zu übernehmen. Autoritative betrachten das ganze Unternehmen samt Kollegen und Chefs als eine große Familie, mit dem Chef als Familienpatriarch.
1.2 Paradebeispiel der Arbeitsstile
Bevor wir uns der Antwort auf die Frage »Welcher Arbeitsstil ist meiner?« nähern, gebe ich dir ein Beispiel, das die Arbeitsstile ans Licht bringt. Apropos: Vielleicht hast du schon gemerkt, dass ich beim Schreiben dieses Buches etwas vom Schauspiel angetan bin. So werde ich ab und zu Spielanalysen vornehmen. Dies dient nicht dem Ausschmücken des Buchs oder der Angeberei, sondern sorgt für eine gewisse Aktivierung unseres Gehirns. Damit können wir das, worüber ich schreibe, ganz plastisch aufnehmen und uns tief ins Thema hineinversetzen – nicht anders als im Theater!
Die erste Spielanalyse bezieht sich auf eine Filmdarstellung.
Spielanalyse – Liebe im Büro
Ein Film von Eldar Rjazanov stellt ein Panoptikum der vier Typen dar; Schauplatz ist ein Statistik-Büro, das von einer strengen Leiterin geführt wird. Der Titel des Films, der 1977 in der ehemaligen UdSSR gedreht wurde, klingt im Deutschen ein bisschen komisch und mehrdeutig: »Liebe im Büro«. Es handelt sich zwar um eine Liebesgeschichte, es kommen aber auch die oben beschriebenen Arbeitsstile hervorragend zur Geltung:
Herr Novoseltzev ist einer der wenigen männlichen Kollegen des Büros. Er ist seiner Arbeit treu und liebt sie über alles. Das Gleiche gilt aber nicht für seine Chefin, Frau Kalugina (s. u.), die er alt, kalt und unpersönlich findet, zumindest am Anfang. Herr Novoseltzev verrichtet seine Aufgaben am liebsten ganz allein, er muss aber trotzdem viele davon mit anderen, vor allem Kolleginnen, teilen. Außerdem sitzt er in einem großen Büro, was er nicht gerade produktiv für die Arbeit findet. Herr Novoseltzev stellt einen ausgewogenen Analytiker dar. Ein anderer Analytiker aus dem Film ist Herr Bublikov (ins Deutsche übersetzt etwa »der Brezelmann«); der Name passt sehr gut zu ihm, da er in der Versorgungsabteilung beschäftigt ist. Er ist zwar sehr an Frauen interessiert, zeigt aber keinerlei menschliche Gefühle, auch dann nicht, als er fälschlicherweise für tot erklärt wird. So wird er von den Kollegen für kühl und unmenschlich gehalten. Bei Herrn Bublikov ist der Analytiker überspitzt, was im Beruflichen von Nachteil sein kann.
Der Gegenpol wird von zwei Frauen besetzt. Die Sekretärin Verochka ist die Betriebsseele des Büros und repräsentiert den kommunikativen Arbeitsstil. Wenn sie sich allmorgendlich im Büro geschminkt hat, ist Verochka zweifellos eine gute Sekretärin: Sie arbeitet zur vollsten Zufriedenheit der Chefin, ist nett und hilfsbereit zu den Kollegen und sorgt für gute Stimmung im Unternehmen. Sie berät ihre Chefin in Sachen Schönheit und Mode, wie man z. B. am besten die Augenbrauen mit der Reißfeder (einem Schreibwerkzeug) auszupft. Aufgrund ihrer stark ausgeprägten Hilfsbereitschaft fungiert sie als Postbotin zwischen Herrn Samokhvalov (s. u.) und Frau Ryzhova (s. u.) in deren unglücklichen (seitens Frau Ryzhova) Liebesbeziehung. Die zweite kommunikative Persönlichkeit, Schurochka,...