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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Bax Angst ums Abendland

Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86489-589-0
Verlag: Westend
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-86489-589-0
Verlag: Westend
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor Islamfeinden fürchten sollten! Pegida. Islamischer Staat. Charlie Hebdo. Das Kopftuchverbot für Lehrerinnen wird aufgehoben. Die Debatte um den Islam in Europa, um Moscheen und Mohammed-Karikaturen hört nicht auf, und von Michel Houellebecq bis Thilo Sarrazin, von Alice Schwarzer bis Marine Le Pen kommt es dabei zu ungewöhnlichen Allianzen.Aber wovor muss man Angst haben? Dieses Buch gibt eine Antwort. Wer hat Angst vorm Muselmann? rechtspopulistische Parteien wie die'Alternative für Deutschland' und Bewegungen nutzen die Abneigung gegenüber dem Islam als reibstoff. Aber Vorurteile gegenüber Muslimen und ihrer Religion sind in allen Schichten und über alle politischen Lager hinweg verbreitet - in ganz Europa. Denn die Angst vor dem Islam ist tief in der europäischen Geschichte verwurzelt. Aber eine übersteigerte Angst vor Muslimen droht die Grundlagen dessen zu zerstören, was Europa ausmachen sollte.

Daniel Bax, geboren 1970 in Blumenau (Brasilien), aufgewachsen in Freiburg und Berlin, hat in Berlin Publizistik und Islamwissenschaften studiert und die Vielfalt der Stadt schätzen gelernt. Seit 15 Jahren arbeitet er als Journalist bei der taz und schreibt über die Themen Migration, Integration und Islam. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. "Angst ums Abendland" ist sein erstes Buch.

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Einleitung Die Angst vor der Islamisierung Als Oswald Spengler begann, an seinem Buch Der Untergang des Abendlandes zu arbeiten, war er in keiner allzu guten Verfassung. »Wenn ich mein Innenleben betrachte«, schrieb der damals 31-jährige Schriftsteller und Kulturphilosoph in sein Tagebuch, »ist es ein Gefühl, das alles, alles beherrscht hat: Angst. Angst vor der Zukunft, Angst vor Verwandten, Angst vor Menschen, vorm Schlaf, vor Behörden, vor Gewitter, vor Krieg, Angst, Angst.« In dieser Stimmungslage schrieb er seinen Abgesang auf die westliche Zivilisation, deren unvermeidlichen Niedergang er vorhersagte.1 Spengler war 1911 nach München-Schwabing gezogen, wo er von einem kleinen Erbe lebte, er fühlte sich allein und isoliert. Aber als kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs der erste Teil seines zweibändigen Hauptwerks erschien, sollte er damit ein großes Echo auslösen und in konservativen Kreisen zum intellektuellen Idol aufsteigen. Mit seiner Mischung aus Hybris und Hass auf Demokratie und Moderne wurde Spengler von vielen, die genauso empfanden wie er, als Visionär und mutiger Denker gefeiert. Es fällt nicht schwer, in Thilo Sarrazin und anderen, ebenso reaktionären Autoren wie Éric Zemmour, dem französischen Sarrazin, die geistigen Nachfolger von Oswald Spengler zu sehen. In ihrer romantischen Verklärung der Vergangenheit, ihrem kulturpessimistischen Blick in die Zukunft und ihrem verbissenen autoritären Charakter tut sich da manche Parallele auf – vor allem aber in der Resonanz, die sie gefunden haben. Denn auch wenn ihr Werk intellektuell deutlich weniger anspruchsvoll ist, haben Sarrazin in Deutschland und Zemmour in Frankreich eine vergleichbare Wirkung entfaltet wie einst Spengler in der Weimarer Republik. Ihr Erfolg spiegelt die Krisenstimmung einer Gesellschaft wider, in der viele den Glauben an die Zukunft verloren zu haben scheinen. Der einzige Unterschied: Oswald Spengler und seine Anhänger fürchteten die Demokratie, die liberale Gesellschaft, den Kommunismus. Thilo Sarrazin, Éric Zemmour und ihresgleichen fürchten heute den Islam – aber eben auch die gesellschaftliche Vielfalt, die liberalen und verweichlichten »Gutmenschen« und ihre angeblich »falsche Toleranz«. Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst der »Islamisierung«. Es regt die Fantasien von Schriftstellern wie Michel Houellebecq oder Leon de Winter an, die ihre Angstlust geradezu zelebrieren, es gießt Wasser auf die Mühlen rechtspopulistischer Parteien in Europa, von Italien über die Schweiz bis Skandinavien, und es treibt Fußballhooligans und besorgte Bürger von Mittelengland über die Niederlande bis Köln und Dresden auf die Straße. Ein Europa, das nicht mehr von seinen christlich-abendländischen Traditionen oder aufgeklärt-säkularen Idealen geprägt wird, sondern von den Regeln eines konservativen Islam: Diese Aussicht erscheint vielen angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Einwanderung als gar nicht mehr so abwegig. In seinem Roman Unterwerfung, der 2015 erschienen ist, zeichnet der französische Schriftsteller Michel Houellebecq das Szenario eines kulturell ermatteten Frankreichs, das vor seiner muslimischen Minderheit kapituliert.2 Dank der Kollaboration der linksliberalen Eliten hat sich die ruhmreiche Sorbonne in Paris am Ende in eine »Islamische Universität« gewandelt, die von Saudi-Arabien finanziert wird, und wer dort lehrt, muss sich zum Islam bekennen. Schleichend haben sich die Polygamie und die Verschleierung durchgesetzt, die Frauen werden aus der Öffentlichkeit verdrängt und sind nur noch Heiratsmaterial. Houellebecq verbindet sein Eurabien-Szenario mit orientalistischen Haremsfantasien und pornografischen Einschüben, und man weiß nicht so genau, was daran ernst gemeint ist und was nicht. Bei Thilo Sarrazin weiß man das leider schon. Auch er hat, am Ende seines Bestsellers Deutschland schafft sich ab, ein vergleichbares Niedergangsszenario entworfen.3 Die Selbstabschaffung Deutschlands setzt bei ihm im Jahr 2017 mit der ersten schwarz-grünen Bundesregierung ein. Im Jahr 2045 haben nach Sarrazins Schätzung bereits rund 30 Prozent der Erstwähler in Deutschland einen muslimischen Hintergrund, weshalb auf wundersame Weise schon fünf Jahre später mehr als die Hälfte aller deutschen Oberbürgermeister einen türkischen, arabischen oder afrikanischen Hintergrund haben – selbst in einer Stadt wie Weimar! Dort weigert sich das tiefreligiöse arabischstämmige Stadtoberhaupt, die historische Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek nach einem neuerlichen Brand wieder aufzubauen, weil es das Geld lieber für eine Moschee und eine Koranschule aufwenden will. Ab 2095 werden dann der Kölner Dom und viele andere Kirchen an Muslime übergeben, und das Bundesverfassungsgericht, dem viele türkisch- und arabischstämmige Richter angehören, entscheidet, dass Deutsch nicht mehr Schulsprache sein muss. Der Untergang des deutschsprachigen Abendlandes, wie wir es kennen, ist damit besiegelt. Wenn es hingegen nach Henryk M. Broder geht, dann hieße der Bundespräsident im Jahr 2067 Mahmoud Watan-Sadr, neue Kirchtürme dürften nicht mehr das nächste Minarett überragen, und Bikinis, Pornokinos, Strip-Bars und Spielhallen wären verboten. So hat er sich das mal in einer Kolumne ausgemalt.4 Die Zukunftsvisionen von Houellebecq, Sarrazin und Broder sind, wie alle Anti-Utopien, in Wirklichkeit ein Kommentar zur Gegenwart. Ihnen allen geht es dabei nicht nur um die Muslime, die sie sich alle als eine ultrakonservative, homogene und unwandelbare Gruppe vorstellen, als eine Art Staat im Staate und damit als potentielle Gefahr. Ihre eigentliche Kritik zielt auf die Mehrheit in ihren Gesellschaften, der sie Selbstvergessenheit, Bequemlichkeit und Toleranz bis hin zur Selbstaufgabe vorwerfen. Die Pointe bei Houellebecq ist, dass er der Islamisierung Frankreichs am Ende durchaus etwas abgewinnen kann, sie erscheint ihm besser als die öde Gegenwart. Sarrazin dagegen trotzt: »Ich möchte nicht, dass das Land meiner Enkel und Urenkel zu großen Teilen muslimisch ist, dass dort über weite Strecken Türkisch und Arabisch gesprochen wird, die Frauen ein Kopftuch tragen und der Tagesrhythmus vom Ruf der Muezzine bestimmt wird. Wenn ich das erleben will, kann ich eine Urlaubsreise ins Morgenland buchen.«5 Sarrazin steht mit seinen Befürchtungen bekanntlich nicht alleine. Dass Europa durch eine angeblich massenhafte Einwanderung von Muslimen Gefahr laufe, sein Gesicht zu verändern, diese These haben selbst angesehene konservative Historiker wie Walter Laqueur und Bernard Lewis aufgestellt.6 Und warnt nicht auch der Ex-Bürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, vor einer schleichenden muslimischen Landnahme – erst in seinem Bezirk, dann im Rest der Republik? Und redet die bekannteste Feministin des Landes, Alice Schwarzer, nicht immer wieder von einer Unterwanderung Deutschlands durch Islamisten? Ganz zu schweigen von Hetzblogs wie »Politically Incorrect«, die täglich aufs Neue die Paranoia vor Muslimen befeuern? Diese Angstpropaganda zeigt Wirkung, sie mündet nicht zuletzt in Protestbewegungen auf der Straße und in eine neue Partei, die »Alternative für Deutschland«, die bereits in mehrere Parlamente eingezogen ist. Alarmiert durch die steigende Zahl von Flüchtlingen, von denen viele aus muslimischen Ländern stammen, gingen zur Jahreswende 2014/2015 mehrere Tausend Menschen in Dresden und anderswo auf die Straße. Als »Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes«, kurz »Pegida«, demonstrierten sie auch gegen Politik und Medien, denen sie vorwarfen, nichts gegen diese Entwicklung zu unternehmen. Es wäre zu einfach, diese Demonstranten als Einfaltspinsel abzutun, die sich von schlichten Parolen verführen lassen. Denn wo haben sie ihre Islamangst denn her? Sicher nicht zuletzt von Bestsellerautoren wie Thilo Sarrazin und Heinz Buschkowsky, die nicht nur in der Bild-Zeitung als »mutige Tabubrecher« und Klartext-Sprecher gefeiert wurden, und von anderen Stichwortgebern wie Alice Schwarzer, Udo Ulfkotte oder Necla Kelek, die seit Jahren jeweils auf ihre Weise das Schreckensbild einer schleichenden Islamisierung Deutschlands an die Wand malen. Mit der Realität haben solche Überfremdungsängste wenig zu tun, schon rein demografisch sind sie absurd. Muslime machen in Deutschland rund 5 Prozent der Bevölkerung aus, wenn man den Begriff ziemlich weit fasst. Denn von den über achtzig Millionen Einwohnern der Bundesrepublik stammen etwa vier Millionen zumindest in zweiter Generation aus muslimischen Ländern wie der Türkei, Bosnien oder Iran. Damit ist zwar noch lange nichts darüber ausgesagt, wie religiös diese Menschen sind. Doch seit dem 11. September 2001 ist es in Mode gekommen, von all diesen Menschen als Muslimen zu sprechen, auch wenn sie Atheisten, Agnostiker oder entschiedene Säkularisten sind. Dabei sind die wenigsten von ihnen in islamischen Verbänden und Gemeinden organisiert, nur eine Minderheit...


Daniel Bax, geboren 1970 in Blumenau (Brasilien), aufgewachsen in Freiburg und Berlin, hat in Berlin Publizistik und Islamwissenschaften studiert und die Vielfalt der Stadt schätzen gelernt. Seit 15 Jahren arbeitet er als Journalist bei der taz und schreibt über die Themen Migration, Integration und Islam. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. "Angst ums Abendland" ist sein erstes Buch.



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