Baumgarten | Interessenvertretung aus dem Abseits | Buch | 978-3-593-39226-4 | sack.de

Buch, Deutsch, 330 Seiten, Format (B × H): 141 mm x 214 mm, Gewicht: 457 g

Baumgarten

Interessenvertretung aus dem Abseits

Erwerbsloseninitiativen im Diskurs über Arbeitslosigkeit
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-593-39226-4
Verlag: Campus

Erwerbsloseninitiativen im Diskurs über Arbeitslosigkeit

Buch, Deutsch, 330 Seiten, Format (B × H): 141 mm x 214 mm, Gewicht: 457 g

ISBN: 978-3-593-39226-4
Verlag: Campus


Politiker, Journalisten und Vertreter verschiedenster Verbände äußern sich gerne und häufig zum Thema Arbeitslosigkeit. Weit weniger gefragt sind hingegen Erwerbsloseninitiativen, deren Forderungen zudem häufig als unberechtigt abgetan werden. Britta Baumgarten untersucht die Kommunikationsstrategien, mit denen sich diese Initiativen in den Diskurs über Arbeitslosigkeit einbringen, um die Interessen von Erwerbslosen zu vertreten.

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Inhalt

1. Einleitung 9

I. Vorstellung und Reflexion der Theorie und Methodik

2. Theoretischer Hintergrund 19
2.1 Erwerbsloseninitiativen 19
2.1.1 Geschichtlicher Überblick über die Organisation von Erwerbslosen 20
2.1.2 Forschungsansätze zu politischer Interessenvertretung von Erwerbslosen 26
2.2 Öffentlichkeit, Öffentliche Meinung und Handlungsstrategien politischer Akteure 29
2.3 Marginalisierte Akteure und die Vertretung schwacher Interessen 37

3. Methodologie 43
3.1 Diskursanalyse und die Konstruktion von Deutungs- und Handlungsrahmen 43
3.1.1 Diskursanalysen nach Foucault 45
3.1.2 Konstruktion von Frames 52
3.1.3 Wissenssoziologische Diskursanalyse 66
3.1.4 Verbindungslinien der vorgestellten Ansätze 70
3.2 Der kollektive Akteur und seine Einbettung in den Diskurs 77
3.3 Datenauswahl, Interpretation und Kodierung 81
3.4 Darstellung der Ergebnisse 98
3.5 Kritische Reflexionen über meine Vorgehensweisen 100

II. Empirische Analysen

4. Arbeitslosigkeit - diskursive Formationen und Handlungsräume 109
4.1 Der Diskurs über Arbeitslosigkeit 109
4.2 Deutungen des Diskurses über Arbeitslosigkeit durch die Erwerbsloseninitiativen 129
4.3 Kommunikationsmittel der Erwerbsloseninitiativen 133
4.4 Zwischenfazit Diskurs 143

5. Andere Akteure - mögliche Allianzen und Gegner 145
5.1 Allianzen und Gegner 145
5.1.1 Gewerkschaften 147
5.1.2 Kirchen und Wohlfahrtsverbände 155
5.1.3 Politische Parteien und Politiker 158
5.1.4 Staatliche Akteure 162
5.1.5 Vertreter der Wirtschaft 165
5.1.6 Vertreter der Medien 167
5.1.7 Sonstige Akteure 168
5.2 Koordination gemeinsamer Forderungen und Aktionen 170
5.3 Konstruktion gemeinsamer Handlungsrahmen der Erwerbsloseninitiativen 175
5.4 Konstruktion gemeinsamer Handlungsrahmen mit anderen Akteuren 177
5.5 Zwischenfazit Akteure 183

6. Kommunikative Strategien der Erwerbsloseninitiativen 185
6.1 Arbeitslosigkeit: Problemdefinition und Forderungen 187
6.2 Selbstdarstellungen 198
6.3 Darstellungen von Erwerbslosen 204
6.4 Bezüge auf allgemein anerkannte Grundwerte 214
6.4.1 Gerechtigkeit 215
6.4.2 Menschenwürde 226
6.4.3 Demokratie 234
6.4.4 (Sozialer) Frieden 240
6.4.5 Wahrheit - Wissenschaftlichkeit 245
6.5 Gesetze und Rechte 251
6.6 Gesellschaftlich anerkannte Probleme 257
6.7 Diskursive Strukturen und Strategien von Erwerbsloseninitiativen 272
6.7.1 Institutionell verankerte "Wahrheiten", anerkannte Akteure und Werte 274
6.7.2 Der strategische Bezug auf diskursive Ereignisse 277
6.7.3 Die Suche nach starken Allianzen und breiter öffentlicher Unterstützung 279
6.7.4 Umgang mit Gegenpositionen 282
6.7.5 Aufmerksamkeit versus Beeinflussung 287

7. Fazit 291

Literatur 303
Anhang 329


1. Einleitung

Der Diskurs über Arbeitslosigkeit in Deutschland ist geprägt vom Aufeinandertreffen verschiedener Werte und Interessen, die von den Akteuren auf mannigfaltige Weise und mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten eingebracht werden. Nicht erst seit den zwischen 2003 und 2005 in Kraft getretenen Gesetzen zur Reform des Arbeitsmarktes ist das Thema Arbeitslosigkeit in der Öffentlichkeit allgegenwärtig. An Erklärungen für steigende bzw. sinkende Arbeitslosigkeit mangelt es nicht: Sie reichen von strukturellen Begründungen wie Konjunkturentwicklung, Globalisierung oder Rationalisierung über Hinweise auf politische Defizite wie Schwächen im Bildungssystem oder zu geringe Förderung von Erwerbslosen bis hin zu individuellen Schuldzuschreibungen wie mangelnde Bereitschaft, mobil und flexibel zu sein. Nicht nur das Bild des typischen Arbeitslosen wird durch seine öffentliche Thematisierung verändert, sondern auch die ihnen gegenüber ausgeübte Politik. Aus diesem Grund wird in der vorliegenden Arbeit angenommen, dass Erwerbslose ein Interesse daran haben, Deutungen zum Themenbereich Arbeitslosigkeit, aber auch einzelne politische Entscheidungen zu beeinflussen. Blickt man alleine auf die Arbeitslosenzahlen der letzten Jahre, so handelt es sich bei Erwerbslosen um eine sehr große Gruppe von Betroffenen. Daher ist es verwunderlich, dass in der Öffentlichkeit und in der politischen Entscheidungsfindung nur selten Forderungen und Deutungen im Sinne der Erwerbslosen durchgesetzt werden: ihre Rechte und die Höhe ihrer Zuwendungen wurden nicht zuletzt durch die Reformen am Arbeitsmarkt eingeschränkt und in den Medien erscheinen Erwerbslose etwa häufig als Opfer oder als Nutznießer staatlicher Leistungen auf Kosten der Allgemeinheit.

In dieser Arbeit interessiere ich mich aus diesem Grunde für eine organisierte Form der Interessenvertretung: die Erwerbsloseninitiativen. Ich gehe der Frage nach, wie diese Akteure, welche vor allem die Interessen von Erwerbslosen vertreten wollen, versuchen, Einfluss auf den Diskurs über Arbeitslosigkeit zu nehmen. Mein Ziel ist es zu zeigen, welche kommunikativen Strategien von den Akteuren entworfen und eingesetzt werden, um ihre Deutungen von Arbeitslosigkeit in den öffentlichen Diskurs einzubringen und vor allem um ihre Forderungen durchzusetzen.

Deutungen sind als Teil von politischen Weltbildern (Knobloch 1998, 19) zu verstehen. Jedoch handelt es sich in der vorliegenden Arbeit nicht nur um die Rekonstruktion solcher Weltbilder. Bei der Durchsetzung von bestimmten Forderungen und eigenen Deutungsmustern können Akteure nämlich auf die Kommunikation von Teilen ihrer Weltbilder verzichten, um so die Chancen der Durchsetzung einer Forderung bzw. eines bestimmten Deutungsmusters zu erhöhen (Ferree 2003, 339). Ausgehend von Ansätzen der Bewegungsforschung untersuche ich die Rahmungen von Äußerungen eines Akteurs. Diese werden systematisch mit dem Diskurs über Arbeitslosigkeit verbunden. Hier beziehe ich mich vor allem auf Foucaults Ansätze der diskursiven Strukturen, Gouvernementalitätsstudien und Arbeiten aus dem Bereich der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (vgl. Kapitel 3.1.3). Meine Untersuchung bezieht sich hauptsächlich auf den Zeitraum von etwa einem Jahr vor der Einführung der Reformen am Arbeitsmarkt. Sie wird zudem durch eine Beschreibung der Veränderungen des deutschen Diskurses zum Sozialstaat und zum Arbeitsmarkt in den letzten Jahrzehnten kontextualisiert.


Britta Baumgarten, Dr. phil., arbeitet als Postdoc am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.



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