E-Book, Deutsch, 396 Seiten
Baumgart-Fütterer / Becker / Chan Extase, Paradiesäpfel und viele Küsse
2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-5423-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erotische Erzählungen und Gedichte
E-Book, Deutsch, 396 Seiten
ISBN: 978-3-7562-5423-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Irgendwann war Tom nähergekommen und hatte seinen Seidenschal abgenommen: Er habe eine Überraschung für sie. Nur Sekunden später stand sie mit verbundenen Augen da, spürte, wie er ihr ein Halskettchen umlegte. Ihre Finger tasteten nach dem Anhänger, und Aude konnte nur ahnen, wie wichtig sie ihm sein musste. Der Boden unter ihr hatte zu schwanken begonnen. Das sei sicher der Alkohol, lachte Tom und führte sie, ihre Taille umgreifend, rückwärts, an die Kante des Bürotisches. Der Schwindel legte sich. Aude nahm die Arme hoch und streckte sich Richtung Zimmerdecke. Ja, entspann dich. Ein Flüstern an ihrem Ohr. Seine Hand auf dem Rücken. Er zwischen ihren Beinen. Er küsste sie, auf den Mund, den Hals, das Dekolleté, bis sie auf dem Tisch lag. Die Hand, die sie am Rücken gestützt hatte, begann, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen.
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Lisann Fuchs Überwältigt
»Nicht bewegen!« Partylicht durchflutete den Raum. Blendete. Sie war umgeben von Musik und Stimmengewirr und doch verstand sie die Wörter, mit denen sein Atem an ihr Ohr drang, ganz genau. Seine linke Hand, die sich von hinten um ihre Kehle gelegt hatte, ließ ihr keine Wahl. Den Großteil des Abends hatte sie auf dem Anwesen der Gastgeber mit Smalltalk verbracht. Nickte hierhin, lächelte dorthin. Nur noch ein paar Hände schütteln, dann hätten die Wichtigsten unter ihnen sie gesehen. Aude stellte sich abseits und formte hinter vorgehaltener Hand einige Male abwechselnd ein O und einen Kussmund: Ihre Gesichtsmuskeln waren dieses „Dauergegrinse“ einfach nicht gewohnt. Und dann fiel ihr der Lippenstift ein. Mit der freien Hand, in der anderen hielt sie ein Glas Champagner, fischte sie den Taschenspiegel aus der Clutch. Sie drehte ihn, veränderte den Abstand, doch in dem dämmrigen Licht konnte sie kaum etwas in ihm erkennen. Aude sah sich um und entdeckte nicht weit von sich entfernt eine Reihe Lampions, zu denen sie über das Gras hinüberstöckelte. Sie reckte den Kopf Richtung Helligkeit, lächelte ihrem Spiegelbild zu und fuhr mit der Spitze der Zunge über die immer noch perfekt geschminkten Lippen. Eigentlich hatte es keinen Grund gegeben, in der Bewegung innezuhalten. Zumindest nichts, was sie hätte benennen können. Nur ein Gefühl, das sie aufsehen ließ. Und doch hätte sie ihn beinahe übersehen, zwischen all den Gästen, zwischen Stehtischen, Bäumen und Pavillons: den Fremden, der sie zu beobachten schien. Es war nicht so sehr sein Äußeres, das sie den Blick nicht abwenden ließ. Sicher würde man ihn als attraktiv einstufen können, aber aus der Menge gestylter Manager und Großindustrieller um sie herum stach er nicht heraus. Es war vielmehr das, was sie in seinen Augen zu sehen glaubte. Sie starrte ihn an. Raubtier. Müsste sie sich die Augen eines Raubtiers vorstellen, dann würden sie vermutlich wie die seinen aussehen. Neben der Freude, „Beute“ entdeckt zu haben, meinte sie, Neugierde in ihnen zu erkennen. Und da war noch etwas. Widerwillen? Bedauern? Nein. Es war Traurigkeit. Aude spürte, wie sich ihr Bauch zusammenzog. Sie konnte das Gefühl kaum greifen, da begann es auch schon, sich im Unterleib auszubreiten. Ihre Aufmerksamkeit folgte dem Pochen hinab, zwischen ihre Schenkel. Sie presste die Beine zusammen. Schloss die Augen. Versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken. Bis zu diesem Augenblick hatte sie nicht wirklich an die Märchen über gefährliche Männer geglaubt. An deren Anziehungskraft. Vor allem nicht auf sie. Sie hatte sich, allein aus berufspolitischen Gründen, immer nur mit Junggesellen aus gutem Hause getroffen, die für sie vorhersehbar waren. Die netten, belanglosen Sex bevorzugten. Bis ausgerechnet Tom, der Mann, den sie so sehr geliebt hatte, sie in Gefahr brachte. Tom. Er war in derselben Kanzlei angestellt gewesen wie sie. An ihrem Sechsmonatigem stand er mit einem Piccolo und zwei Gläsern in ihrem Büro. Unangemeldet. Vor der Tür saß der nächste Klient und wartete. Da sich ihr Freund nicht auf den Abend vertrösten lassen wollte, hatte sie schließlich eingewilligt, mit ihm anzustoßen. Aus einem Schluck wurde ein Glas. Irgendwann war Tom nähergekommen und hatte seinen Seidenschal abgenommen: Er habe eine Überraschung für sie. Nur Sekunden später stand sie mit verbundenen Augen da, spürte, wie er ihr ein Halskettchen umlegte. Ihre Finger tasteten nach dem Anhänger, und Aude konnte nur ahnen, wie wichtig sie ihm sein musste. Der Boden unter ihr hatte zu schwanken begonnen. Das sei sicher der Alkohol, lachte Tom und führte sie, ihre Taille umgreifend, rückwärts, an die Kante des Bürotisches. Der Schwindel legte sich. Aude nahm die Arme hoch und streckte sich Richtung Zimmerdecke. ‚Ja, entspann dich.‘ Ein Flüstern an ihrem Ohr. Seine Hand auf dem Rücken. Er zwischen ihren Beinen. Er küsste sie, auf den Mund, den Hals, das Dekolleté, bis sie auf dem Tisch lag. Und er auf ihr. Die Hand, die sie am Rücken gestützt hatte, begann, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen. ‚Tom! Bitte! Nein, nicht! Das geht jetzt wirklich nicht!‘ Sie drückte gegen seinen Brustkorb. Ihre Beine strampelten in der Luft, auf und ab, hin und her. Tom stöhnte auf. Durch den Stoff ihres Pantys fühlte es sich dort, wo sie Gürtel und Reißverschluss vermutet hatte, fest und hart an, weich und warm. Wann hatte er seine Hose geöffnet? Der Champagner. Toms Stöhnen. Die Wärme und sein Zucken zwischen ihren Beinen. Das Drücken und Massieren. Sie fixierte ihn mit den Fersen, presste den Unterleib gegen seinen. Es fühlte sich gut an, sein Verlangen zu spüren. Aude bewegte das Becken, so, wie es ihr Lust bereitete. Tom keuchte. ‚Mach langsam, Süße!‘ Doch wie sollte sie? Er küsste ihre Brust. Die eine. Die andere. Wellen der Erregung in ihrem Schoß. Aude griff mit einer Hand an ihren Slip und zerrte an dem Stoff, dort, wo sie ihn im Moment am wenigsten gebrauchen konnte. Ihre Finger berührten sie. Ihn. Streichelten. ‚Zieh die Shorts aus!‘ Tom packte stattdessen ihre Hände. Sie merkte, dass er sich von ihr fortbewegte. Spürte im nächsten Augenblick eine feuchte Wärme zwischen den Beinen. Sein Mund auf ihr. Seine Zunge an ihren empfindsamsten Stellen. Leckte. Drang in sie ein. Aude stöhnte auf. Hob das Becken, damit er tiefer in ihr sein konnte. Entzog sich ihm: ‚Nein! Noch nicht.‘ Seine Hände in ihre Hüften gekrallt. Ihre Hände um seine. Seine Zunge, die sich rein und raus bewegte. Und dabei jedes Mal den Punkt bedachte, der so sehr geleckt werden wollte. Sie spreizte die Beine, noch mehr. ‚Steck ihn mir in den Mund!‘ Er knurrte irgendetwas. ‚Tom, bitte, komm her! Steck ihn mir in den Mund.‘ Sie wand sich, entkam aber nicht seiner Zunge. ‚Hör auf! Nein, ich will noch nicht. Nein. Los, steck ihn mir rein.‘ Und dann gab es kein Zurück mehr. Sie bewegte sich nicht länger. Drückte sich der immer und immer wieder in sie gleitenden Zunge entgegen. Das Pulsieren und Pochen in ihrem Unterleib erreichte seinen schmerzhaft-lustvollen Höhepunkt: Sie kam in seinem Mund. Nur Augenblicke später fühlte sie, wie etwas Warmes, Hartes in sie eindrang und so ihren Orgasmus noch verlängerte. Nach wenigen Stößen spritzte er in ihr ab. „Jüngste Anwärterin auf Richterposten erwischt bei Sexspielen an unsittlichen Orten“ Die bloße Erinnerung daran, dass solch eine Schlagzeile hätte Realität werden können, katapultierte sie zurück in ihr Abendkleid, zurück auf die Gala. Aude ließ den Spiegel in die Handtasche gleiten, stellte das Glas auf den Tisch neben sich ab und zog das Bolero-Jäckchen enger um sich. Bis eben hatte sie sich noch überhitzt gefühlt, doch nun schien die Luft kühler geworden zu sein. Sie sah sich um, suchte die Umstehenden nach dem Fremden ab, konnte ihn nicht finden. All die Zeit hatte sie nicht an Tom denken müssen. Oder wollen. Damals hatte es sich richtig angefühlt, kein Risiko einzugehen. Ihn zu verlassen. Und dafür zu sorgen, dass er nicht länger in derselben Kanzlei arbeitete. Überhaupt war es richtig gewesen, sich seitdem mit keinem Mann mehr einzulassen. Und dann entdeckte sie ihn wieder, den Fremden. Beobachtete, wie er durch die Menge tänzelte. Nicht stehenblieb. Niemanden grüßte. Wie er mit einer Geste Strähnen aus dem Gesicht strich, als befände er sich auf einer Theaterbühne. Wie es sich wohl anfühlte, ihn zu küssen? Ihn zu berühren? Und – wie würde sie reagieren, würde er genau jetzt in der Abenddämmerung zu ihr herüberkommen, vorbei an all den Menschen, ihre Beine spreizen und sie auf der Stelle nehmen? In Gedanken legte sie gerade die Hände auf seinen Hintern, um ihn tiefer in sich zu spüren, als der Fremde stehenblieb und sie ansah. Mit einem Lächeln, das zu sagen schien: Ich weiß, was du denkst. Aude fühlte Wärme in sich aufsteigen, die sich unter der Hochsteckfrisur nicht verbergen ließ. Sie biss sich auf die Unterlippe. Was war eigentlich los mit ihr? Wieso übte gerade dieser Mann solch eine Anziehungskraft auf sie aus? Wie auf ein geheimes Zeichen hin setzten sich die Gäste um sie herum in Bewegung. Und jetzt bemerkte auch sie einzelne Regentropfen, auf Gesicht und Händen. Doch sie konnte sich nicht rühren. Nicht den Blick von ihm abwenden. Und auch er blieb regungslos stehen. »Meine Liebe, so kommen Sie schon!« Aude spürte einen Arm an ihrer Taille, der sie den Hügel hinunter in Richtung Herrenhaus schob. »Ich kann doch nicht zulassen, dass sich die schönste Frau des Abends...