Bauer | Tod oder Leber | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 236 Seiten

Bauer Tod oder Leber


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-4217-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 236 Seiten

ISBN: 978-3-7519-4217-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



PR-Expertin Marlene hat gleich zwei Lebensmenschen verloren: Ihre beste Freundin ist den Operationskünsten eines Star-Mediziners zum Opfer gefallen. Ausgerechnet Marlenes Liebhaber hat dabei assistiert und ist kurz danach spurlos verschwunden. Und dann überlebt Marlene selber einen Zwischenfall auf einer Party nur ganz knapp. Also Alarmstufe Rot und akuter Handlungsbedarf. Sie taucht ein in eine Welt voll eitler Ärzte, gieriger Werbemenschen, knallharter Wirtschaftsbosse und zwielichtiger Medienfiguren. Ein Showdown zu Silvester ist leider unvermeidbar. Aber nachher wünschen sich viele, dass bloß die Raketen gekracht hätten. Ein ironischer Krimi zwischen Redaktion, Operation und Kommunikation. Achtung: Kann Spuren von Leber enthalten.

Geboren 1972. Lebt als PR-Berater und Unternehmer in Wien. Autor von Theaterstücken und Kurzprosa. "Tod oder Leber" ist sein erster Kriminalroman.

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Art Director in einer Werbeagentur – wow, muss das ein schöner Beruf sein, mal abgesehen von der Architektur des Firmensitzes. Art Director klingt so nach Kunst und nach Schule, aber ohne mühsame Künstler und eitle MuseumsdirektorInnen. Und ohne freche Schüler samt Schnösel-Eltern, die schon mit dem Anwalt drohen, wenn ihrer Brut bei der Mathe-Schularbeit auch nur ein Punkt abgezogen wird. Ein Art Director dirigiert sozusagen die Kunst in einer Werbeagentur, und das ist konkret die Kunst, den Kunden möglichst viel Geld für möglichst wenig greifbare Leistung herauszulocken. Denn wenn den Grafikern für das tausendste Inserat eines Kunden nichts mehr einfällt, zeigt der Art Director was er kann. Er zieht überlegen lächelnd eine rote Linie durch eine schmutzig-weiße Fläche, Zeitaufwand dafür netto knapp fünf Sekunden. Die eigentliche Arbeit ist dann die Erstellung der Präsentation, in der auf 50 Slides haargenau argumentiert wird, wofür Schmutzig, Rot und die Leere stehen, so in etwa: Das dreckige Weiß ist nicht einfach dreckig, sondern eine ausgefeilte Mischung aus 18 verschiedenen arktisch-sibirischen Weiß-Abtönungen. Denn jedes Weiß ist ein anderes Weiß, aha! Und die rote Linie – ebenso sorgfältig gemixt aus noch mehr Rot-Tönen – hat eine genau durchdachte Dicke, Schräge und ist zudem links geringfügig dünkler als rechts, oho! Und der nicht vorhandene Text ist nicht einfach nichts – das Fehlen jeglicher Worte ist eine besonders impactstarke Intensitätslücke, die in ihrer ‚verschwiegenen Granulatur‘ subtil auf die Stärken des Immobilien-Hauses verweist. All das: Keine Verlegenheitslösung! Keine Willkür! Hat tiefsinnige, tiefenpsychologischst verschlüsselte Bedeutungen, quasi Sigmund Freud plus Umberto Eco plus Prophezeiungen des Nostradamus! Nur nicht zweifeln, dann macht’s irgendwann Klick im Konsumentenhirn und wirkt wahre Umsatzwunder! Genau dafür braucht man den Art Director, damit all das definiert, argumentiert und abgesichert ist. Den Kunden, die bei der Präsentation ratlos dreinschauen, sagt man gleich vorweg: „Das hat unser Art Director persönlich für Sie entwickelt. Er war zwanzig Jahre in den führenden Agenturen in New York engagiert.“ Na, wer wagt da noch zu zweifeln? Der jeweilige Art Director steht lässig lächelnd daneben, quasi ‚subtilst verschwiegene Granulatur‘ im schwarzen Rollkragenpulli. Er schaut so kreativ drein, dass man unwillkürlich irgendwie an New York und seine unendlichen kreativen Weiten denken muss, selbst wenn man’s lange nicht auf einem Globus finden würde. Glatzkopf, der offizielle Art Director bei GKK, tanzt hier angenehm aus der Reihe: Er ist sowas wie ein Allround-Manager der Agentur, muss daher wirklich arbeiten und wirkt darum recht bodenständig. Sein Deckname im Reisepass lautet Hellmuth, wie er mir verrät, und in der Werbebranche ist an sich jeder per Du wie wir alle bei Ikea, ich bleibe aber vorläufig einmal beim realistischen „Sie Glatzkopf“. Er ist jetzt wieder tiefenentspannt, nachdem ich ihm zu 95 % wahrheitsgetreu erklärt habe, was ich bei Arveds Auto zu suchen hatte. Als Joanas Chef ist er eine prima Informationsquelle: Ja, von einem Dr. Arved Brömsler hat er schon etwas gehört, den Namen kennt er, hatte auch irgendwas mit Joana zu tun. Dem gehört also dieser weiße Golf, der da schon seit Längerem auf Joanas Platz steht? Vorläufig wollte man noch abwarten und demnächst Anzeige erstatten, na das hat sich jetzt erübrigt. Über Joana kann er mir viel mehr erzählen. Sie hat ihr Talent für die verschiedensten Kunden ausgepresst wie andere die Zitronen für den Fünf-Uhr-Tee. Doch Ergebnisse bei ihr nicht sauer, sondern köstlich! Aber dann dieser tragische Todesfall, ausgerechnet im Krankenhaus, wo sie doch wegen der Gesundheit hinmusste. Es war natürlich ein Schock für das ganze Agentur-Team, für die Kunden, für alle. So viele Projekte waren offen, so vieles hat auf Joanas Schreibtisch und in ihrem Mail-Eingang auf ihre Rückkehr von der Operation gelauert. Aber dazu kam es dann nicht mehr. Glatzkopf sinniert jetzt ganz kummervoll vor sich hin. Weil Job ist das Eine, doch noch dramatischer ist vor allem der menschliche Verlust! Die Freundschaften! Die Agenturkollegen! Die arme Familie! Gott sei Dank keine Kinder, kein Ehemann, die Eltern glücklicherweise schon beide früher verstorben. Also natürlich nicht glücklicherweise, weil sie schon gestorben sind, korrigiert er hastig, sondern weil ihnen so eben die Trauer um eine Tochter erspart blieb. Muss ja furchtbar sein, wenn einem jemand stirbt, und selber lebt man weiter. Andererseits – naja, wenn nun mal schon von zwei Leuten einer sterben muss und einer der zwei ist man selbst: Dann ist es für die eigene Zukunft tendenziell besser, wenn man der ist, der weiterlebt. Da greift dann Floriani-Prinzip und jeder ist sich selbst der Nächste, und das ist dann ja auch irgendwie Nächstenliebe, wenn man zunächst einmal sich selber liebt. Hm. Er plaudert weiter, ich frag mich inzwischen, warum hat sich Joana eigentlich operieren lassen? Die hat doch immer kerngesund ausgesehen mit ihrer kalifornischen Sonnenbräune? Das muss ich Marlene fragen, wenn ich wieder daheim bin, weil diese Diagnose würde mich echt interessieren. Glatzkopf kommt nun nochmals auf Joanas Arbeit und ihre Kunden zu sprechen. Ich dachte ja immer, in einer tollen Werbeagentur geht es nur um internationale Großkonzerne und Top-Marken, weltweite Schokoriegel und interkontinentale Jogginghosen und so. Und entsprechend beeindruckend und global auch die Mitarbeiter, Rastafari, Tuareg, Polynesier, der eine oder andere Inuit, vielleicht sogar einer von Helgoland oder aus Idaho oder so. Aber nein, das sind ausnahmslos lokale Zweibeiner, die Leute bei GKK, und die müssen sich auch um ganz banale Sachen kümmern, also sozusagen Job wie jeder andere, wie Straßenkehrer oder Buschauffeur: Zu Joanas Kunden gehörte zum Beispiel die Gewerkschaft der Bibliotheksangestellten, gähn, oder der Verband der privaten Altersheime in der Region, und auch ein Hersteller von grässlichen Zimmerspringbrunnen und Bewässerungssystemen für Topfpflanzen. Ah und da war auch eine internationale Farben- und Lackfirma, Familienbetrieb in der 4. Generation, hochprofitabel. Klingt erschreckend nach Marlenes Arbeitgeber, auf dessen Marke sie „wie ein Raubtier aufpasst“ (ihr O-Ton, kein Scherz!). Marlene war also nicht nur Joanas Freundin, sondern zusätzlich ihre Auftraggeberin? Auch dazu werd ich sie mal bei Gelegenheit fragen und wieso sie mir nie etwas davon erzählt hat. Ein Kunde, an dem Joana intensiv dran war und der sie besonders gefordert hat, war das Imperium des Immobilien-Tycoons Bauer von Elsberg. Ich kenne den Mann natürlich von einigen Partys, aber was braucht der von einer Werbeagentur? Glatzkopf blinzelt und zweifelt (nämlich an meiner Intelligenz) und erklärt mir nachsichtig, dass es um Imagewerbung im Allgemeinen und natürlich um den Verkauf von hochpreisigen Wohnungen, aber auch von Anteilen an den vielen Immobilienfonds des Elsberg-Konzerns ging. „Von Elsberg“ klingt so traditionsreich und gediegen. Nicht glauben, perfekte Täuschung! Ursprünglich hieß der Mann wie so viele andere Wolfgang Bauer und war ein mäßig erfolgreicher Immobilienmakler. Mit 44 verfiel er auf einem Ball den Reizen der tugendhaften Rita von Elsberg, die recht wenig Mühe mit der Tugendhaftigkeit hatte, weil sie damals erst zarte 11 Jahre alt war. Optische Reize können es nicht gewesen sein – denn der Ball war ein Maskenball, und Rita hatte ein Ganzkörper-Kostüm als Tiefseetaucherin gewählt. Ihr wichtigster Reiz war ihr Nachname, aber das kapierten Ritas entzückte Eltern nicht. Die sahen nur sein Geld und seine Zukunftsaussichten und ganz fern am Horizont das eine oder andere finanziell gut gestellte Enkelkind. Nach sieben geduldigen Jahren erfolgte im Morgengrauen von Ritas 18. Geburtstag die Hochzeit. Bauer war am Ziel, und schöner Doppelname ist heute Minimalprogramm, weil ja Riesen-Schande, wenn Frau den Namen vom Mann nimmt. Emanzipation ist höchste Pflicht, und bester Ausdruck für Pflichterfüllung: Eigener Name durchgesetzt, selbst wenn sie Scheiswohl heißt und er Güldenberg. Oder eben zuindest Doppelname. Wolfi Bauer hieß nun schlagartig „Bauer von Elsberg“ und verschwieg ab sofort wo immer es ging seinen Vornamen, der eitle Spinner. Bittere Enttäuschung aber für alle, die in dieser Beziehung auf waghalsige Erotik quer über die Generationsgrenzen hinweg spekulieren. Denn Bauer von Elsberg war und ist in dieser Hinsicht so wie seine Spekulationsobjekte selber Immobilie, sprich: Tote Hose, ganz buchstäblich. Böse Zungen – zum Beispiel die in meinem Mund – behaupten daher, er hätte sie auch geheiratet, wenn am Ende des Maskenballs statt einer gleich drei pickelreiche Nasen aus Teenie-Ritas Taucherbrille gequollen wären. Minderjährige lesen ja heutzutage keine wertvollen, gelungenen Bücher mehr. Darum können wir an dieser Stelle ohne jede Gefahr noch mehr ins pikante Detail gehen: Eine irgendwie lustvolle...



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