Bauer / Mieske / Rusch | Quo vadis, Soziale Arbeit? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 94 Seiten

Bauer / Mieske / Rusch Quo vadis, Soziale Arbeit?

Zwischen Fachlichkeit und Pragmatismus
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-3250-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Zwischen Fachlichkeit und Pragmatismus

E-Book, Deutsch, 94 Seiten

ISBN: 978-3-7534-3250-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Quo vadis - wohin gehst du Soziale Arbeit? Dies ist eine Frage, welche die Wissenschaft und die Praxis Sozialer Arbeit gleichermaßen beschäftigt, wenn das professionelle Handeln angehender Sozialarbeiter*innen in den Blick genommen wird. In diesem Bericht aus der Lehrforschung werden erstmals empirische Daten zum sensiblen Abschnitt des Praktikums in Sozialer Arbeit zwischen akademischer Bildung und Praxis dargestellt und diskutiert. Im Mixed-Methods-Design werden Bruchlinien zwischen Erwartungen, Bedürfnissen und den wahrgenommenen Belastungsfaktoren von Studierenden in Praktika, sowie den Bedingungen von Fachpersonal in den Einrichtungen offengelegt. Die analysierten Daten ermöglichen einen unverstellten Blick auf erste Praxiserfahrungen in der Sozialen Arbeit. Sie eröffnen zudem den Raum für Weiterentwicklungsmöglichkeiten in der Gestaltung der Praxisphase und der Praxis selbst in der Zusammenarbeit zwischen Fachkräften, Studierenden, Wissenschaftler*innen und der Politik.

Angelina Bauer studiert im Masterstudiengang Soziale Arbeit an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena.

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Fachkräftemangel
Werden neben der Situation Studierender in Praxisphasen korrespondierende Bedingungen in der Praxis in den Blick genommen, dann ist es unerlässlich zu erklären, was unter dem Begriff der Fachkraft und des Mangels daran überhaupt zu verstehen ist (Fischer, 2021). Hierfür werden neben der Fachliteratur auch Studien herangezogen, welche sich mit diesem Thema beschäftigen. So schreibt Kathy Krüger, dass sich der demografische Wandel, durch sinkende Bevölkerungszahlen, eine höhere Lebenserwartung und steigende Anforderungen an Arbeitnehmer*innen, über einen langen Zeitraum auf den Arbeitsmarkt auswirken. Hinzu kommen noch längerfristig zu beobachtende Faktoren, welche mit Zuwanderungen und Fluchtbewegungen oder auch wirtschaftlichen Prozessen im Zuge der Auswirkungen der Corona-Pandemie verbunden sind. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass Begriffe, wie Fachkraft und ein Mangel an Fachkräften weit über territoriale Kontexte hinaus auf ein multidimensionales Geschehen hinweisen. Soziale Veränderungen bringen Innovationen in der sozialen Praxis und der akademischen Bildung gleichermaßen mit. Gesamtgesellschaftlich betrachtet kamen neue Branchen hinzu, welche beispielsweise in Bereichen der Digitalisierung einen hohen Bedarf an Fachkräften mit entsprechenden Bildungshintergründen und neuartigen Aufgabenquerschnitten vermelden. Gerade im sozialen Sektor stehen zahlreiche Felder im Kontext der Praxisdurchdringung mit neuen Medien (z. Bsp. Onlineberatung) noch am Beginn der wissenschaftlichen Reflexion und Forschung (Engel, 2019; Kasten & Lampert, 2021). In Bereichen der Pflege, sowie auch in der Kinder- und Jugendhilfe und der Flüchtlingsarbeit, aber auch in weiteren Bereichen, geben viele Organisationen an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Dies zeichnet sich durch offene und kaum bzw. nicht wiederbesetzbare Arbeitsstellen aus. So wird in Statistiken die durchschnittliche Vakanz mit 67 Tagen nur geringfügig unterhalb derer ausgewiesen, die mit 92 Tagen für alle akademischen Berufe angegeben ist (Bundesagentur für Arbeit, 2018, 100ff). Zwar werden auch Qualifikationsprofile als Gründe für vakante Stellen genannt, insbesondere wird aber die Befristung vieler Stellenangebote als Problem angeführt. Ungeachtet dessen stehen Arbeitssuchende vor einer größer werdenden Auswahl an verfügbaren Stellen, sodass der Wettbewerbs - und Konkurrenzdruck unter den Vereinen und Unternehmen nicht unberücksichtigt bleiben kann (Krüger, 2018, 13ff). Weiterhin ändern neue Prioritäten der gerade auf in den Arbeitsmarkt einmündenden und der heranwachsenden Generationen die Art und Weise der Ansprüche an eine Erwerbsarbeit und auch die Rekrutierung. Die sogenannten Net Generationen werden in der Fachliteratur unterschiedlich definiert. So erfasst z. Bsp. Gasser (2008, S. 35) nicht nur die kalendarischen Jahreszahlen, um diese zu beschreiben, sondern ergänzt diese inhaltlich auch wie folgt, als die jungen Menschen „die 1. nach 1980 geboren sind, 2. die über Zugang zu digitalen Technologien im Allgemeinen und dem Internet im Besonderen verfügen, und 3. die über das nötige Wissen verfügen, um die digitalen Technologien sinnvoll einzusetzen.“ (Weise, 2011, S. 34) Die in den Arbeitsmarkt einmündenden Personen sind zudem demografisch betrachtet zahlenmäßig weniger und haben daher eine größere Auswahl auf dem Arbeitsmarkt (Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, 2020). Weiterhin ist ein Wertewandel zu beobachten. Gab es vorher mehr Arbeitssuchende als zu besetzende Stellen ist mittlerweile das Gegenteil der Fall. Die in den Arbeitsmarkt einmündenden Personen sind sich ihrer Wahlmöglichkeiten bewusst und ziehen Kriterien wie Familie, Freunde, Freizeit, erfülltes Privatleben oder Aufstiegsmöglichkeiten in das Engagement für eine beruflichen Tätigkeit ein. Sie wählen eine*n potentielle*n Arbeitgeber*in sorgsam aus. Auf den Wandel in den Einstellungen zum Stellenwert der beruflichen Tätigkeit machen die Sinusstudien aufmerksam (Calmbach & Schleer, 2020). Damit steht nicht mehr nur das Gehalt und die Arbeitszeit im Vordergrund eines beruflichen Engagements. Potentielle Mitarbeiter*innen interessieren sich sehr viel stärker für Arbeitsbedingungen, den Führungsstil, eine kollegiale Zusammenarbeit, ein förderndes Arbeitsklima, Vertragssicherheit und eine flexible Arbeitszeitmitgestaltung gerade auch in sozialen Tätigkeitsfeldern (Kasten, Anna, Lampert, Andreas, 2020). Implizite Netzwerke, Vernetzungen zwischen Personen durch das immer schneller werdende Internet vereinfachen den Austausch zwischen den Menschen und damit auch die Entscheidungen für oder gegen eine*n Arbeitgeber*in. Erfahrungen und Informationen werden in Netzwerken weiterverbreitet. Durch Soziale Medien haben sich Beziehungen und das soziale Umfeld verändert und Jobangebote sind nicht nur regional eingeschränkt verfügbar (Krüger, 2018, 15ff). Die paritätische Tarifgemeinschaft Thüringen hat gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds, sowie zwei thüringischen Ministerien eine Datengrundlage für den Fachkräftebedarf in der Sozialwirtschaft für die Jahre zwischen 2010 und 2020 erstellt. Dort wird sichtbar, dass aufgrund von demografischen Entwicklungen das Angebot an Fachkräften massiv sinken wird (Ehrlich et al., 2010, S. 24–26). Ungeachtet dessen steigen beispielsweise aufgrund der Komplexität von Lebenssituationen die Fallzahlen an. Diese treffen jedoch auf einen Rückgang der Zahl an Erwerbsfähigen. Zwei Drittel der befragten Einrichtungen klagen jetzt schon über Fachkräftemangel in ihren Unternehmen (Ehrlich et al., 2010, S. 26–29). Viele deutsche junge Fachkräfte ergreifen berufliche Chancen im Ausland. Innerhalb Deutschlands ziehen Arbeitnehmer*innen aus den ostdeutschen Bundesländern aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten nach Westdeutschland um, auch wenn sich dieser Trend allmählich abschwächt (Bundesagentur für Arbeit, 2019; Ehrlich et al., 2010, S. 50–51). Die Organisationen wurden befragt, welche Möglichkeiten zu Fachkräfterekrutierung sie in Anspruch nehmen. Hierbei fallen große Lücken in Hinsicht auf Kontakt zu Ausbildungsstätten, Fachhochschulen und (freien) Trägern auf. Übergreifend zeigt sich, dass die Akquirierung neuen Personals zunehmend schwieriger wird (Ehrlich et al., 2010, S. 9; Ehrlich, Martin, Hänel, Anja, 2012, 87ff). Persönliche Kontakte, die Stellenbörse der Bundesagentur für Arbeit oder auch Stellenausschreibungen im Internet bilden die hauptsächlichen Formen der Akquisition neuen Personals (Ehrlich et al., 2010, 53ff). Mit dem steigenden Alter der Bevölkerung sinkt auch die Zahl der erwerbstätigen Personen. Im Jahr 2016 war bereits jeder fünfte Erwerbstätige mit einem akademischen Abschluss über 55 Jahre alt. Dies entspricht 1,9 Millionen Menschen. Viele aus dieser Zielgruppe sind nun im Jahr 2020 bereits in Rente oder gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Damit geht einher, dass viele berufserfahrene Akademiker*innen die verschiedenen Berufsfelder verlassen werden. Ungeachtet dessen steigt laut einer Studie der Bundesagentur für Arbeit die Nachfrage nach Personen mit Hochschulbildung. Trotz des demografischen Wandels sind der Studie zufolge bereits im Jahr 2017 6 % mehr Akademiker*innen als im Vorjahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Bundesagentur für Arbeit, 2018, 9ff). Dieser Trend wird in den nächsten Jahren weiter anhalten. Allerdings werden Stellen in Bereichen mit hoher Verantwortung schwieriger zu besetzen sein, da junge Berufsanfänger*innen, welche direkt vom Studium kommen in der Regel noch über keine lange Berufserfahrung verfügen. Berufliche Vorerfahrungen werden mittlerweile allerdings auch in Nicht-Führungspositionen erwartet (Bundesagentur für Arbeit, 2018, S. 8–14). Die Studie der Bundesagentur zeigt allerdings auch, dass Berufe in sozialwissenschaftlichen Bereichen, insbesondere in Hinblick auf Einkommen und die Aufstiegschancen, die niedrigste akademische Berufszufriedenheit aufweisen (Bundesagentur für Arbeit, 2018, S. 44). Dennoch ging in den letzten Jahren die Arbeitslosigkeit insbesondere im sozialen Bereich signifikant zurück. Dies lässt sich durch einige Faktoren begründen. So trägt einerseits der bereits erwähnte demografische Wandel dazu bei, dass der Bedarf an der Betreuung und Beratung von älteren Menschen steigt. Die Zahl an Geburten, die Zuwanderung und die inklusive Beschulung trägt zum Bedarf an Kinderbetreuung und Schulsozialarbeit bei (Reich, 2012). Seit 2015 ist eine stärkere Zuwanderung durch Flucht und Asylanträge zu verzeichnen, wodurch neue Stellen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe oder in den Arbeitsfeldern mit der Zielrichtung Inklusion und Integration geschaffen wurden (Bundesagentur für Arbeit, 2018, 98ff). Blicken wir etwas genauer auf das Bundesland Thüringen, so ist erkennbar, dass die Nachfrage nach Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen steigt. Jedoch sinkt die Zahl der qualifizierten Nachwuchskräfte (Ehrlich, Martin, Hänel, Anja, 2012, 13ff). Gerade ländliche Räume...



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