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E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Kommissarin Gunnhildur

Bates Kalter Trost

Island-Krimi - so kalt und dunkel wie das Land selbst
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0880-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Island-Krimi - so kalt und dunkel wie das Land selbst

E-Book, Deutsch, Band 2

Reihe: Kommissarin Gunnhildur

ISBN: 978-3-7517-0880-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mitten in Reykjavík wird eine berühmte Fernsehmoderatorin in ihrer Wohnung ermordet. Kurz darauf entgeht eine Millionärsgattin nur knapp einem Brandanschlag. Und gleich mehrere reiche Geschäftsmänner fallen mysteriösen Verbrechen zum Opfern. Alle glauben, dass hinter diesen Taten der aus dem Gefängnis ausgebrochene Kleinkriminelle Ómar Magnússon steckt. Unter Hochdruck soll Kommissarin Gunna Gunnhildur ihn aufspüren und verhaften. Doch bei ihren Ermittlungen tritt sie ein paar einflussreichen Männern auf Füße, die weitaus gefährlicher und skrupelloser sind ...

Der zweite packende Island-Krimi mit Kommissarin Gunnhildur - so kalt wie eine isländische Winternacht!

Für alle Fans von düsteren Skandinavien-Thrillern und Leser von Arnaldur Indriðason oder Lars Kepler.

Lesen Sie auch den ersten Band der Reihe: IN EISIGEM WASSER
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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1. KAPITEL


»Laufey!«, rief Gunna zum zweiten Mal. »Laufey Oddbjörg Ragnarsdóttir! Du musst in die Schule!«

Eilig putzte Gunna sich die Zähne und musterte sich dabei kritisch im Spiegel. Ganz offensichtlich war es mal wieder Zeit für einen Friseurbesuch. Gute Zähne, eine wohlgeformte Nase, kräftige Augenbrauen, dachte sie. Sie spuckte die Zahnpasta ins Waschbecken und ließ Wasser in die hohle Hand laufen, um sich den Mund auszuspülen. Sie gurgelte und spuckte erneut aus, als sie Laufey im Spiegel hinter sich auftauchen sah.

»Ich bin fertig, Schatz. Das Bad gehört dir.«

Laufey nickte und blickte sie aus trüben Augen an. Sie schwieg.

In der Küche schaltete Gunna den Wasserkocher und das Radio ein. Die Morgenshow auf Channel 2 lief. Laufey schlurfte in ihr Zimmer zurück und machte die Tür hinter sich zu.

»Wenn sie wieder ins Bett gegangen ist, dann …«, murmelte Gunna vor sich hin.

Das Wasser erreichte dampfend seinen Siedepunkt, und der Kocher schaltete sich ab. Gunna schüttete Müsli in eine Schale.

»Laufey!«, rief sie wieder. Die Tür ging auf, und Laufey erschien, fertig angezogen und mit der Schultasche in der Hand. »Wenn du nächstes Jahr in Keflavík aufs College gehst, musst du ein bisschen zügiger aufstehen«, nörgelte Gunna.

»Es heißt jetzt Reykjanesbær, Mum, nicht mehr Keflavík.«

»Auf dem Revier nennen sie es Keflagrad, weil da inzwischen so viele Ausländer wohnen.«

»Mum, das ist rassistisch.«

Gunna seufzte.

»Mag sein. Jedenfalls ist es zu früh, um darüber zu streiten. Möchtest du frühstücken? Es gibt Müsli oder Skyr

Im selben Moment richtete sich Gunnas Aufmerksamkeit auf den Beitrag, der im Radio lief. Sofort stellte sie lauter.

»Der vor zehn Tagen aus dem Gefängnis Kvíabryggja entflohene Häftling befindet sich immer noch auf freiem Fuß. Er soll im Raum Reykjavík gesehen worden sein. Die Polizei hat eine Beschreibung von der flüchtigen Person herausgegeben. Es handelt sich um Ómar Magnússon. Er ist sechsunddreißig Jahre alt, einen Meter neunundneunzig groß, kräftig gebaut und hat halblanges braunes Haar. Seine Unterarme sind stark tätowiert. Zuletzt trug er Jeans und eine dunkle Jacke. Es wird davor gewarnt, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Die Polizei bittet um Hinweise über seinen derzeitigen Aufenthaltsort …«

Gunna stellte das Gerät wieder leiser.

»Ist er ein Freund von dir, Mum?«, fragte Laufey grinsend.

»Oh ja, ganz bestimmt. Er stammt übrigens von hier.«

»Ein Krimineller aus Hvalvík? Wirklich?«

»Er hat Hvalvík verlassen, bevor wir hergezogen sind. Jetzt beeil dich mal, wenn du mitfahren willst. Ich muss in zehn Minuten los.«

Laufey gähnte.

»Ist schon gut. Ich gehe zu Fuß.«

»Es regnet«, erinnerte sie Gunna.

»Macht nichts. Ich treffe mich mit Finnur, wir gehen zusammen.«

»Meinetwegen. Ich bin gegen fünf zurück, falls nichts dazwischenkommt. Ansonsten sage ich dir Bescheid.«

»Vielleicht gehe ich doch nicht nach Keflavík aufs College«, sagte Laufey unvermittelt.

»Wie bitte?«

»Vielleicht gehe ich doch lieber nach Hafnarfjördur. Der Fachbereich Psychologie ist dort besser. Wenn du jetzt ohnehin jeden Tag nach Reykjavík fährst, könntest du mich ja mitnehmen, stimmt’s?«

Gunna überlegte einen Augenblick, wie früh sie jeden Morgen aufbrechen müssten, wenn sie Laufey nach Hafnarfjördur bringen und pünktlich zur Arbeit kommen wollte.

»Psychologie? Ich dachte, du wolltest Betriebswirtschaft studieren?«

Laufey runzelte die Stirn.

»Betriebswirtschaft ist nicht mehr angesagt, nicht seit letztem Jahr.«

»Wir werden sehen, Schatz. Lass uns heute Abend darüber sprechen. Bis später«, sagte Gunna und schnappte sich ihre Autoschlüssel und ihr Handy.

***

»Na, Diddi. Du erinnerst dich doch an mich, oder etwa nicht?«

Panik breitete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes aus. Seine groben Gesichtszüge verzogen sich zu einer Grimasse.

»Hi, Ommi. Schön, dich zu sehen, Kumpel«, antwortete er mit heiserer Stimme. »Ich wusste gar nicht, dass du schon raus bist.«

»Bin ich auch nicht. Jedenfalls nicht offiziell.« Ommi grinste breit und ließ seine Hand schwer auf Diddis Schulter fallen. Gemeinsam schlenderten sie die menschenleere Straße entlang.

»Was? Bist du abgehauen? Dann bist du der, nach dem sie suchen? Großartig!«

»Wo wohnst du denn jetzt, Diddi?«

»Gleich hier um die Ecke. Es ist nicht weit.«

Ommi verstärkte den Druck auf Diddis Schulter, um die er seinen Arm gelegt hatte, um ihn herumzudrehen und mit dem Gesicht gegen die raue Betonwand zu schleudern, mit der anderen Hand versetzte er ihm einen Hieb in die Nieren. Diddi wollte um Hilfe rufen, aber da er ahnte, dass die Leute in dieser Gegend lieber nichts mit den Problemen anderer zu tun haben wollten, riss er sich zusammen.

»Was soll das, Ommi?«, keuchte er.

Ommi beugte sich vor.

»Diddi, du hast mich im Stich gelassen. Du bist mir was schuldig.«

»Wa-was denn, Ommi?«

»Du weißt verdammt gut, was ich meine!«

Mit einer Hand griff Ommi in Diddis fettiges Haar und landete mit der anderen Hand einen Schlag gegen seinen Kopf, sodass Diddi zu wimmern begann. Er liebte das Geräusch, wenn seine Faust auf Fleisch traf, den Adrenalinschub, dieses Gefühl der Macht. Darauf hatte er im Gefängnis verzichten müssen, und erst jetzt merkte er, wie sehr er es vermisst hatte.

»Du weißt es«, wiederholte er. »Du bist mir was schuldig. Du wirst dafür bezahlen. Du wirst alle Schulden vollständig begleichen. Kapiert?«

Diddi nickte. Aus seinem rechten Ohr tropfte Blut auf seine Jeansjacke, und sein Kopf dröhnte.

»Ja. Ich hab’s kapiert.«

»Das hoffe ich. Du hast mich nicht gesehen, und du weißt nicht, wo ich bin.«

»Ich war’s nicht, Ommi.«

»So, so«, zischte Ommi und versetzte Diddi einen erneuten Schlag in die Nieren, woraufhin dieser zu Boden ging. Das Ganze hatte nicht länger als eine Minute gedauert. Diddi wurde vor Schmerzen schwarz vor Augen, und er fragte sich verwirrt, ob der lange Ómar Magnússon tatsächlich bei hellem Tageslicht aufgetaucht war und ihn zusammengeschlagen hatte. Das Dröhnen in seinen Ohren und der Geschmack von Galle in seinem Mund ließen jedoch jeden Zweifel daran verschwinden, dass es genau so gewesen war. Stöhnend übergab er sich auf den Gehsteig. Auf der anderen Straßenseite gab sich ein Herr in Mantel und Schirmmütze große Mühe, nicht zu ihm hinüberzublicken.

***

Die Adresse, die man ihr genannt hatte, befand sich nur wenige hundert Meter vom Polizeirevier in der Hverfisgata entfernt. Daher beschloss Gunna, zu Fuß zu gehen. Es war später Nachmittag, und an diesem trüben windigen Tag brach die Dämmerung bereits früh herein. Ihr Kollege Helgi begleitete sie. Ein Streifenwagen und ein Krankenwagen standen schon mit Blinklicht vor dem modernen Wohnblock, und ein junger Polizist schirmte den Eingang vor neugierigen Passanten ab, die alle angeblich dort wohnten.

»Das ist ein Tatort. Zurückbleiben«, sagte er, als sie sich durch die Menge der Schaulustigen drängten.

»Kriminalpolizei, Dezernat für Gewaltverbrechen«, sagte Gunna knapp und genoss es, diese Bezeichnung zum ersten Mal auszusprechen. Der junge Mann trat einen Schritt zurück.

»Vierter Stock. Der Aufzug ist defekt«, antwortete er.

Helgi beäugte die Treppen.

»Vier Stockwerke?«

Der Polizist nickte.

»Nun denn.«

Helgi wandte sich der Treppe zu. Gunna nahm immer zwei Stufen auf einmal. Als sie die offene Wohnungstür erreichten, war Helgi ziemlich außer Atem.

»Das muss es sein«, keuchte er und rang nach Luft.

»Du solltest aufhören zu rauchen, Helgi«, mahnte Gunna und ging an ihm vorbei.

Ein junger Polizist stand an der Tür. Er erkannte Gunna und ließ sie beide passieren.

»Es ist kein schöner Anblick«, warnte er, während Gunna sich Einweghandschuhe überstreifte. Dann bückte sie sich, um Überzieher über ihre Schuhe zu ziehen, und reichte auch Helgi, der noch mit seinen Handschuhen kämpfte, ein Paar.

Eine junge Polizistin in Uniform stand mit leichenblassem Gesicht im Flur an der Küchentür und trat zurück, um Gunna und Helgi vorbeizulassen. Ein Rettungsassistent kauerte mit dem Rücken zu ihnen am Boden. Gunna näherte sich ihm vorsichtig, während Helgi in der Tür stehen blieb.

»Bist du in Ordnung?«, murmelte Helgi der jungen Polizistin zu. Sie nickte, ohne den Blick von dem Rettungsassistenten abzuwenden.

»Ich nehme an, sie ist tot?«, fragte Gunna, hockte sich neben den Mann im grünen Overall und nahm die Szene in sich auf.

»Naja, für mich gibt’s hier nichts mehr zu tun, wenn du das meinst«, erwiderte er knapp.

Die Leiche einer Frau lag zur Seite gedreht auf den schachbrettartig gemusterten Fliesen, die Arme von sich gestreckt, die Beine unnatürlich abgewinkelt. Eine Flut blonder Haare breitete sich um ihren Kopf aus, der in einer Pfütze aus dunklem Blut lag. Das Blut stammte eindeutig aus einer Wunde an der Seite des Kopfes.

»Hast du irgendetwas berührt?«, wollte Gunna von dem Rettungsassistenten wissen.

»Ich habe ihren Puls überprüft, das ist alles. Sonst ist nichts bewegt worden.«

»Gut. Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass sie gestürzt ist und sich den Kopf aufgeschlagen hat, nehme ich an«, murmelte Gunna vor sich hin.

»Nein, unmöglich«, erwiderte der Rettungsassistent, ohne zu zögern. »Die Verletzung stammt eindeutig von einem stumpfen...



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