Bast | Vanilletage - Die Frauen der Backmanufaktur | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Die Backdynastie

Bast Vanilletage - Die Frauen der Backmanufaktur

Roman
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8412-3080-5
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 400 Seiten

Reihe: Die Backdynastie

ISBN: 978-3-8412-3080-5
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Träume aus Zucker.

Bielefeld, 1892. Die junge Josephine und ihr Mann Carl haben große Pläne: Sie wollen ein Mittel herstellen, das das Backen revolutionieren wird. Es fehlt nur noch die richtige Mischung. Während Josephine in der gemeinsamen Apotheke bereits an der Werbung arbeitet, experimentiert Carl weiter - und dann ist es geschafft: Ihr Backpulver wirft große Gewinne ab, Josephine und Carl können schon bald expandieren. Doch ihr Erfolg ruft immer mehr Neider auf den Plan, und Josephine und Carl müssen um die Zukunft ihres jungen Unternehmens fürchten - und um ihre Liebe ...



Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin mehrerer Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Als eine Hälfte des Autorenduos Charlotte Jacobi schrieb sie u. a. den Spiegel-Bestseller 'Die Douglas-Schwestern'. Die Autorin lebt am Bodensee.
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Prolog


Hamburg, November 1876

Und jetzt schau her, Carl, gleich geht es los«, verkündete Louis Meister und wies den Vorarbeiter an, die beiden Dampfmaschinen im Kesselhaus anzuheizen. Während der Mann die Kohle in den Brennraum schaufelte, bewegten sich die Zeiger an der Druckanzeige kontinuierlich nach oben. Louis deutete auf das Uhrwerk. »Siehst du, nun hat der Zeiger den roten Strich erreicht, und wir haben damit genug Druck, um die Maschine in Gang zu setzen.«

Carl nickte und verfolgte gebannt, wie sich die Kolben auf und ab bewegten und die Maschine fauchend Dampf ausstieß.

»Das ist unglaublich«, flüsterte der Junge fasziniert.

»Gleich wirst du noch mehr staunen«, prophezeite sein Onkel. »Komm mit.«

Er ging seinem Neffen voran durch das Kesselhaus und blieb vor den grauen Granitwalzen stehen. Mit großen Augen beobachtete Carl, wie ein Arbeiter einen Sack voller Mandeln einfüllte.

»Und nun zieh mal an dem Hebel«, sagte Louis und deutete auf den Metallgriff, der seitlich der Walzen angebracht war.

Carl tat, wie ihm geheißen, griff nach dem Hebel und bewegte ihn nach rechts. Dabei sah er, wie ein großer Riemen auf das Zahnrad übersprang und sich nach der Dampfmaschine nun auch die Mühlsteine langsam in Bewegung setzten.

Carl strahlte. »Das macht Spaß.«

Sein Onkel nickte.

»Ich nehme dich in die Lehre, wenn du mit der Schule fertig bist«, bot er Carl an. »Ich hätte dich gern bei mir, klug, wissbegierig und ehrgeizig, wie du bist.«

Carl freute sich über das Kompliment. Zumal es aus dem Munde seines Onkels kam. Wie wohl die ganze Familie, bewunderte auch er Louis Meister aus ganzem Herzen. Er war erst fünfundzwanzig Jahre alt gewesen, als er sich 1870 selbstständig gemacht, in Altona eine Konditorei eröffnet und sie schnell zu der größten der Stadt gemacht hatte. Jede Menge Leckereien hatte es dort gegeben, und Carl, selbst Bäckerssohn, hatte gestaunt, was sich aus Zucker, Mehl und Eiern alles zaubern ließ. Denn sein Vater buk immer nur Brot für die Arbeiter, die in den Kohlegruben, Steinbrüchen und in den Glasmanufakturen ihr Tagwerk verrichteten. Als der Onkel sich eines Tages auf herrliche Zuckerwaren aus Mandeln spezialisiert hatte, war Carl hingerissen gewesen. Marzipan hieß die wunderbare Süßigkeit. Schon als Achtjähriger hatte er dabei zugesehen, wie der Onkel die Mandeln an einem Stein fein rieb, sie dann in einem Topf, über dem Feuer röstete und nach und nach den Zucker zugab. Herrlich hatte das geduftet! Bei seinem nächsten Besuch in der väterlichen Mühle hatte Louis Meister bunte Früchte und Tiere aus Marzipan mitgebracht, die er mit Anilinfarben selbst eingefärbt hatte. Carl hatte gespannt gelauscht, als sein Onkel erzählte, dass die Leute sogar aus Hamburg kämen, um in seinem Laden zu kaufen. So erfolgreich, hatte er gedacht, wollte er auch mal sein. Eines Tages würde er ein großer Fabrikant werden, wie sein Onkel einer war.

Jetzt steckte Louis mitten in den Vorbereitungen für die feierliche Eröffnung seiner Dampf-Marzipan-Fabrikation, die in drei Wochen stattfinden sollte. Dass er sich trotzdem Zeit für seinen Neffen nahm und ihm sogar die neue Maschine bereits vorführte, bevor diese irgendjemand anderes außerhalb der Fabrik bestaunen konnte, rührte Carl zutiefst. Und weil der Onkel nun sagte, er wolle ihn zu sich nehmen, platzte Carl beinahe vor Stolz. Doch er würde Louis enttäuschen müssen. So wie er seinen Vater enttäuschen musste. Nach seinem Schulabschluss am Gymnasium hätte er eigentlich Bäcker werden sollen wie sein Vater. Doch er würde weder in dessen Fußstapfen noch in die seines Onkels treten. Sein Entschluss stand fest: Er musste eine Apothekerausbildung machen. Das war er seinen Geschwistern schuldig. Seinen toten Geschwistern. Denn er war überzeugt, sie würden noch leben, wenn nicht … Dann wäre das Glück noch in ihrem Leben, die Mutter nicht gramgebeugt und der Vater nicht so, als könne er nie wieder lachen.

An den Tod der kleinen Lina hatte Carl keine Erinnerung. Er war erst drei gewesen, als sie starb. Aber dass seine Schwester Maria nicht einmal ihren ersten Geburtstag erleben durfte, hatte ihn hart getroffen. Immerhin neun Jahre alt war er damals gewesen. Und nun war auch noch Georg tot, der seinen vierzehn Jahre älteren Bruder vergöttert hatte – und umgekehrt. Sobald er laufen konnte, war Georg Carl überallhin gefolgt, hatte ihm ständig seine kleinen Ärmchen entgegengestreckt und wollte auf den Arm genommen werden. Puppenhaft tauchte das kleine Gesicht vor Carls innerem Auge auf. Wie Georg, dahingerafft von der Schwindsucht in dem kleinen Sarg gelegen hatte. Der Schmerz drohte ihm den Atem zu rauben, hastig schnappte er nach Luft, verschluckte sich, hustete und brach dann in Tränen aus. Sein Onkel, der neben ihm stand, zog ihn an sich. »Schon gut«, murmelte er. »Schon gut.«

Carl fühlte sich geborgen in seinen Armen. Ein wenig war es, als ob sein Vater ihn umarmen würde. Für einen Moment gab er sich der Illusion hin, es sei wirklich der Vater, der ihn hielt. Carl konnte sich nicht erinnern, wann er das das letzte Mal getan hatte. Immer waren Schutzbedürftigere da gewesen, er, der große und vernünftige Sohn, brauchte keine Fürsorge, sondern sollte mithelfen, sich um seine kleineren Geschwister zu kümmern. Er hatte Verantwortung. Und aus dieser Verantwortung heraus stand sein Entschluss fest. Apotheker wollte er werden, um Medizin herzustellen, die Leben retten und auch die Schwindsucht besiegen konnte, gegen die es noch kein Heilmittel gab. Apotheker. Nicht Bäckermeister. Nur wusste das noch keiner.

• • • •

Drei Wochen später war Carl wieder bei seinem Onkel in Altona. Als Ältester musste er die Familie bei der offiziellen Eröffnung der Dampf-Marzipan-Fabrication vertreten. Seine Eltern waren noch zu sehr in Trauer, außerdem musste der Vater sich um die Bäckerei und die Mutter um die Kinder kümmern. Zwar hatten sie dank der guten Herkunft seiner Mutter Bertha – einer Rechtsanwaltstochter – durchaus Personal, aber seine Mutter überließ die Kleinsten nicht gerne anderen. Was Carl gut verstehen konnte.

Also fuhr er allein zur großen Eröffnung von Onkel Louis’ Fabrik in Ottensen, deren Bau dank des hervorragend florierenden Geschäftes seines Onkels möglich gewesen war.

»Ich möchte dich jemandem vorstellen«, sagte Louis und deutete auf einen großgewachsenen Herren. »Das ist dein Onkel Louis Dohme aus Amerika. Er hat nicht nur denselben Vornamen wie ich, sondern sieht mir auch ziemlich ähnlich. Wir haben starke Gene«, erklärte der Onkel grinsend, und Carl musste ihm im Stillen recht geben. Beide Männer glichen einander – und damit auch seinem Vater – sehr.

»Guten Tag, Carl«, sagte der Amerikaner und schüttelte ihm die Hand. »Möchtest du mir ein bisschen Gesellschaft leisten? Ich kenne hier nämlich keinen.«

»Ich auch nicht«, gestand Carl.

»Na, dann passen wir ja gut zusammen«, sagte Louis Dohme erfreut und nahm Carl beim Arm. »Ich würde vorschlagen, wir gehen schon mal in Richtung des Marzipanbuffets, bevor sich nachher alle darauf stürzen«, schlug er vor, und der Junge nickte begeistert. Das riesige Buffet hatte er schon vorhin aus der Ferne erspäht, doch als sie sich jetzt näherten, blieb Carl die Spucke weg. »Das ist ja wunderschön«, flüsterte er andächtig. Zwar hatte er Onkel Louis’ bunte Marzipantiere und -blumen schon verschiedentlich zu Gesicht bekommen und sich auch von deren köstlichem Geschmack überzeugen können, aber das hier war etwas vollkommen anderes. Eine ganze Landschaft aus Marzipan. Eigentlich viel zu schade zum Essen.

»Ja«, sagte der Amerikaner. »Mein Namensvetter ist ein echter Zauberkünstler.«

Dann sah er Carl fragend an. »Dein Onkel hat mir erzählt, dass er große Stücke auf dich hält. Er sieht in dir wohl fast so etwas wie einen Sohn und hätte dich gern als Nachfolger. Dann kannst du auch solche Welten schaffen.«

Er wies auf das Marzipanbuffet.

»Das will ich nicht«, gestand Carl leise. »Das darf ich nicht. Ich traue mich nur nicht, es dem Onkel zu sagen.«

Louis Dohme sah ihn aufmerksam an. »Was willst du dann, Carl?«

»Nun«, erwiderte der leise, »ich würde schon gern. Ich habe immer davon...



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