Barwell | Shades of Sepia | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 314 Seiten

Barwell Shades of Sepia

The Sleepless City 1
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96089-712-5
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

The Sleepless City 1

E-Book, Deutsch, 314 Seiten

ISBN: 978-3-96089-712-5
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Vampire und Werwölfe gibt es nicht. Geister, nun, darüber könnte man spekulieren. Das denkt zumindest Ben Leyton, als er Simon Hawthorne kennenlernt. Er weiß, dass der gutaussehende Mann Geheimnisse hat, und trotzdem kann er der Anziehung, die zwischen ihnen besteht, nicht widerstehen. Simon Hawthorne ist seit fast einhundert Jahren ein Vampir und bemüht, die Straßen für die Menschen und andere übernatürliche Wesen sicher zu halten. Doch seit einiger Zeit treibt ein Serienmörder sein Unwesen in Boggslake. Die Opfer werden immer paarweise gefunden - ein Mensch und ein Vampir. Die Verbindung, die sich rasend schnell zwischen ihm und Ben entwickelt, kann er eigentlich nicht gebrauchen. Denn was ist, wenn sie die nächsten Opfer auf der Liste sind? Um Seelenverwandte zu werden, müssen sie erst einmal überleben.

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Kapitel 1


»Ben? Bist du noch da?«

»Gib mir nur eine Minute, ja?«, rief Ben Leyton über die Schulter in Richtung des Laptops. Er goss sich Milch in seinen Tee und sah kurz aus dem Fenster. Die Straße unter ihm war ruhig und dunkel, abgesehen vom sanften Schein der Straßenlaterne vor dem Buchladen.

»Na, wie läuft’s?« Ange Duncan lächelte ihn vom Computerbildschirm aus an. Sie war immer eine Konstante für ihn gewesen, eine enge Freundin, mit der er über alles reden konnte. Sie hatten sich an der Universität kennengelernt und sich auf Anhieb richtig gut verstanden. »Ich hoffe, ich halte dich nicht von deinem Schönheitsschlaf ab?«

»Nein, es ist alles in Ordnung. Du weißt, dass ich ein Nachtmensch bin.« Ben trank einen Schluck Tee. Trotz des Zeitunterschiedes zwischen den USA und Neuseeland hatten er und Ange es geschafft, ihre regelmäßigen Skype-Chats beizubehalten. Während der sechs Wochen, die er nun schon in Boggslake lebte, hatten sie verschiedene Zeiten ausprobiert, bevor sie sich auf den späten Abend für ihn und den späten Nachmittag für sie geeinigt hatten. Sie hatten beide einen flexiblen Zeitplan, der sich aber immer ein wenig verschob, sodass sie sich in manchen Wochen öfter trafen als in anderen.

»Wie läuft’s bei der Arbeit?«

»Gut.« Ben rollte mit den Augen. »Na ja, gut, abgesehen von Melanie. Ich schwöre, ich weiß nicht, wie diese Frau einen Job in einem Café bekommen hat. Ihre soziale Kompetenz ist gleich null. Letzte Woche hat sich einer der Kunden beschwert und der Chef hat mit ihr gesprochen. Sie war ein paar Tage lang übertrieben freundlich, bevor sie wieder in ihr altes Muster zurückgefallen ist.«

Ange lachte und ihre grauen Augen funkelten. »Ich glaube, an den meisten Arbeitsplätzen gibt es eine Melanie, Ben, aber bisher hatten wir eben Glück.« Während Ange an der Victoria University in Wellington ihren Doktor in Anthropologie machte, arbeitete sie nebenher Teilzeit in einer Bücherei. »Aber meistens ist es okay, ja?«

»Ja. Es ist so süß wie …«

»Abgesehen davon, dass dich jeder fragt, ob es so süß ist wie was?« Ange war amüsiert gewesen, als sie das gehört hatte. Er hatte den Ausdruck erklären müssen, als er ihn zum ersten Mal benutzt hatte. Es waren die kleinen Dinge, die sprachlichen Feinheiten, die ihn immer noch gelegentlich aus der Fassung brachten, obwohl er langsam Fortschritte machte.

»Ich habe einige Einheimische dazu gebracht, ihn zu benutzen.« Ben grinste. »Als ich ihnen gesagt habe, dass es keinen Vergleich gibt und genau das die Pointe ist, fanden sie es ziemlich toll.« Er seufzte reumütig. »Ich schätze, das entschädigt für alles, was ich lernen musste. Ich hatte keine Ahnung, dass Kaffee servieren so kompliziert sein kann.« An seinem ersten Arbeitstag hatte er Kaffee mit Milchschaum als »Flat White« bezeichnet. Die Kundin hatte ihn verständnislos angesehen und gefragt, warum er über Wandfarbe rede.

Ange verzog das Gesicht. »Ich kann es dir nicht verdenken, dass du deinen Kaffee schwarz trinkst. Allein der Gedanke an Kaffeesahne oder Milch …« Sie erschauderte.

»Man hat mir gesagt, dass es gut schmeckt, aber ich kann mich nicht daran gewöhnen«, stimmte Ben zu. Obwohl er jederzeit nach Milch fragen konnte, wenn er wollte, sah er keinen Grund, viel Aufhebens darum zu machen.

»Da fällt mir ein, ich habe die Fotos bekommen, die du geschickt hast. Ich werde sie Ende der Woche ausdrucken und deinen Großvater besuchen, um sicherzugehen, dass es auch der richtige Ort ist.«

»Danke.« Obwohl viele Menschen während ihres Auslandsaufenthaltes – der normalerweise als Orientierungseinheit oder abgekürzt: OE bezeichnet wird – viel reisen, hatte Ben beschlossen, sich für eine Weile an einem Ort niederzulassen und von dort aus weiterzuziehen. Boggslake, eine kleine Stadt am Eriesee in Ohio, schien ein guter Ort dafür zu sein, zumal sein Großvater vor Jahren schon einmal dort gewesen war und in den höchsten Tönen davon gesprochen hatte.

»Für mich sieht es genauso aus, aber es ist schwer zu sagen, weil die Bäume seit den fünfziger Jahren ja ziemlich gewachsen sind. Großvater hat auch nie die Gedenktafel an der Parkbank erwähnt, also habe ich eine Nahaufnahme davon beigefügt. Ich denke, das wird helfen.«

Als Ben sich für die Fotografie zu interessieren begann, unterstützte ihn sein Großvater und lieh ihm seine alte Kamera, damit er seine Fähigkeiten verbessern konnte. Bevor er nach Boggslake aufbrach, schenkte ihm sein Großvater die Kopie eines Schwarzweißfotos, das er in einem der Parks aufgenommen hatte. Das Spiel mit Licht und Schatten hatte Ben fasziniert und seit seiner Ankunft hatte er viel Zeit damit verbracht, eigene Fotos von demselben Park zu machen und mit verschiedenen Einstellungen und Effekten zu spielen. Die Zeit, die er dort verbrachte, erinnerte ihn auch an seinen Großvater, dem er immer nahe gestanden hatte. Ben hatte nicht erwartet, dass ihn das Heimweh so schwer zu schaffen machen würde. Zu wissen, dass er sich dort befand, wo auch sein Großvater einst gewesen war, half ihm auf eine seltsame Art und Weise. Manchmal schloss er die Augen, lauschte dem Wind und tat so, als wäre er immer noch zu Hause in Neuseeland.

Vor etwa einer Woche hatte er gerade wieder die Augen geöffnet und einen flüchtigen Blick auf jemanden erhascht, der ihn beobachtete. Er hatte geblinzelt und war sich nicht sicher, ob er sich das nur eingebildet hatte, aber als er wieder hinsah, war der Mann verschwunden.

»Ben?« Anges Stimme holte ihn in die Realität zurück.

»Ja. Tut mir leid. Ich war in Gedanken.«

Die nächste Nacht bestätigte, dass Bens Fantasie nicht überreizt war. Aber wie schon zuvor war der Mann verschwunden, als er versuchte, einen Kontakt herzustellen. Er schien ernsthafte Ninja-Fähigkeiten zu haben und das frustrierte Ben unendlich. Die wenigen, kurzen Eindrücke, die er erhaschen konnte, zeigten einen brünetten Mann von schlanker Statur, gut gekleidet und sehr sexy.

»Du hast jemanden gefunden und mir nichts davon erzählt?«, neckte Ange ihn. Sie wurde etwas sachlicher. »Ich hoffe, du bist vorsichtig, Ben, und führst keine langen Gespräche mit fremden Männern, die du nicht kennst.«

»Das würde ich nie tun!«, entgegnete Ben entrüstet.

»Ja klar, natürlich würdest du das nicht.« Ange verdrehte die Augen. »Ich kenne dich schon, seit wir beide auf der Uni waren, Ben. Du redest mit JEDEM.«

»Tue ich nicht!« Er nahm einen weiteren Schluck Tee, schnappte sich einen Schokokeks aus der Packung auf dem Tisch und tunkte ihn in sein Getränk. Vielleicht musste er die Sache anders angehen. Wenn der Kerl entschlossen war, Abstand zu halten, hieß das doch nicht, dass Ben nicht zumindest ein Foto von ihm machen konnte. Obwohl es nicht sehr logisch oder vernünftig war, nagte es an ihm, nicht zu wissen, wer dieser Kerl war und warum er sich hier aufhielt. Nicht nur, wenn er im Park war, um Fotos zu machen, was einer der Gründe war, warum er jeden Abend auf seinem Streifzug durch die Gegend an diesem Ort vorbeikam. Aber warum war der Fremde immer an der gleichen Stelle im Park? Vielleicht, weil es der erste Ort war, an dem sie sich gesehen hatten? Diese Erklärung war so gut wie jede andere.

»Sieh mich nicht so an.« Ange hatte diesen intensiven Gesichtsausdruck, der bedeutete, dass sie nachdachte. »Du würdest es mir doch sagen, wenn du in Schwierigkeiten wärst, oder?«

»Ich bin nicht in Schwierigkeiten, Ange. Ehrlich.« Ben leckte den Tee von seinem Keks und steckte sich den Rest in den Mund. »Und zu deiner Information: Es ist nichts Falsches daran, sich zu unterhalten. Die Kunden auf der Arbeit beschweren sich nicht und es ist eine gute Möglichkeit, Leute kennenzulernen, vor allem, weil ich so weit von zu Hause weg bin.« Er versuchte es mit einem übertriebenen Hundeblick.

Sie streckte ihm die Zunge heraus. »Okay, wie auch immer. Aber ich habe das Recht mir trotzdem Sorgen um dich machen. Das tun Freunde nun mal.« Ihr Ton wurde sanfter. »Du weißt, dass ich dich vermisse?«

»Ja, ich weiß.« Er lächelte. »Ich vermisse dich auch.«
 

~~~

Der Typ war wieder da. Ben war sich dessen sicher, auch, wenn er nicht darauf aufmerksam machen wollte. Er sah sich flüchtig um und versuchte, so lässig wie möglich zu wirken, während er seine Kamera einstellte.

Er trat einen Schritt zurück und zur Seite, tat so, als würde er sich für einen der Büsche zu seiner Linken interessieren, hielt seine Kamera hoch, drehte sich dann schnell auf dem Absatz um und schoss mehrere Fotos hintereinander.

Die Parkbank war leer.

Aber der Typ hatte gerade noch dort gesessen. Ben hätte schwören können, dass er ihn kurz vor dem Foto aus dem Augenwinkel gesehen hatte. Mit düsterer Miene überprüfte er den Bildschirm seiner Kamera. Ja, die Bank war leer. In Wirklichkeit und auf Film, oder zumindest auf dem, was im Zeitalter der Digitalkameras als Film galt.

Wunderbar.

»Verdammte Scheiße«, murmelte Ben. Er schnappte sich seinen Rucksack und ließ sich schwer auf die Bank fallen, den Ort seiner Kränkung. Sein Atem wurde in der Luft als weißer Dunst sichtbar. Seine Jacke reichte nicht aus, um die Kälte abzuhalten, also kramte er in seiner Tasche nach der Thermoskanne und zog sie heraus. Ein heißer Kaffee würde ihm jetzt guttun und ihm Zeit geben, über seinen nächsten Schritt nachzudenken.

Der Typ musste doch irgendwo in der Nähe sein, oder? Ben seufzte und trank einen willkommenen Schluck Kaffee. Das war verrückt. Was, wenn dieser »Gut-angezogen und sexy« eine Art Stalker war?

Und wenn er das...



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