Zeitreise durch ein Dorf in Angeln. Chronik. Berichte aus der Geschichte unseres Dorfes
E-Book, Deutsch, 484 Seiten
ISBN: 978-3-347-47865-7
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
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Volker Bock
Unsere Orts- und Flurnamen: Thumby, Schnarup und Köhnholz Ortsnamen Soweit man weiß, deutet alles darauf hin, dass Thumby die älteste Siedlungsstelle ist. Der Name Thumby stammt wohl aus der Zeit um 900. Damals waren es die von Schweden kommenden Wikinger, die das ganze Schleigebiet beherrschten. Zur gleichen Zeit haben sicherlich alle in dieser Gegend mit -by endenden Ortsnamen den jetzigen Namen erhalten. Alle -by Ortsnamen haben einen Männernamen als Vorsilbe, so auch Thumby. Der Name des bedeutenden Mannes in unserem Ort wird Thormund, Thurmoth oder ähnlich gewesen sein. Thor deutet auf den Götternamen Thor hin, also ein Name, der Stärke signalisiert. Übrigens, die älteste bekannte Schreibweise aus dem Jahre 1352 ist „Thumby“. In einer Aufzeichnung vom Jahre 1377 ist Thumby ohne h geschrieben (Tumby) Eine Rechtschreibung gab es damals nicht. Abb. 17: Volker Bock (um 1990). Foto: Ulrich Barkholz Der Siedlungsraum Thumby ist aber sicherlich viel älter. Thumby liegt an einer Stelle, an der es ganz natürlich gewesen ist, eine Siedlung anzulegen. Im Norden und Osten waren Wälder, im Westen Heideflächen und im Süden waren Feuchtgebiete und Wasserflächen, zur Wikingerzeit wahrscheinlich mit einer Verbindung zur Schlei. Der Name Schnarup, um 1352 Schnaptorp, deutet mit der Endung -rup auf eine Siedlung etwas neueren Datums hin. Schnap- weist auf eine Landschaftsform, die einem Schnabel ähnlich ist. Die Endung –rup oder früher –torp bedeuten ebenso wie –by Wohn- platz = Siedlung. Köhnholz 1587 Konholtt oder 1649 Koenholt und Klaholz 1730 Claholtz, deutet auf Aussiedlungen in oder in der Nähe von einem Waldgebiet hin. Diese Siedlungen sind von neuerem Datum als die torp Siedlungen. Die Vorsilbe Köhn- ist schlecht zu deuten. Kla- kann nach altnordischer Sprache eine kleine Ansammlung von Häusern bedeuten, sie kann aber auch auf etwas Minderwertiges hinweisen. Thumbyfeld bedeutet die Siedlung, die außerhalb des Ortskerns liegt. Fast alle Dörfer in unserer Gegend haben eine Aussiedlung, die Feld heißt. Bei Städten gab es früher auch Stellen, wo sich Leute, die nicht zur Stadt gehörten, aufhalten konnten, z.B. Stadtfeld in Schleswig; in früherer Zeit lag es außerhalb der Stadt. Flurnamen Unsere Flurnamen können uns etwas über die Vergangenheit sagen, zum Teil über die Begebenheiten, als die Fluren gerodet wurden, aber auch darüber, wozu die Fluren Verwendung fanden. Alle Flurnamen sind logisch, auf alle Fälle waren sie logisch und auch verständlich zu dem Zeitpunkt, als sie entstanden sind. Die Namen geben zum Teil Aufschluss darüber, wie es hier ausgesehen hat, als gerodet wurde. Man kann an Hand der Namen erkennen, wo Wald, Heide oder Niederungen waren. Auch kann man sehen, welche wilden Tiere wo gelebt haben. Man kann auch sehen, in welcher Art das gerodete Land genutzt wurde, wo Gänse, Schweine, Kälber oder Pferde gehalten wurden. Ein Teil der Namen sind heute noch in einem südjütischen Dialekt, der hier bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gesprochen wurde. Die Schreibart ist recht unterschiedlich, da es früher keine Rechtschreibung gab. Da die Schreiber meist deutschsprachig ausgebildet waren, sind die Namen recht unterschiedlich geschrieben, entweder als korrektes Dänisch, auf Dänisch mundartlich, wie sie dem Schreiber mitgeteilt wurden oder übersetzt in deutscher Sprache. Hier ein Beispiel an dem heutigen Namen „Schibrügg“, zu Deutsch „Schiffbrücke“: 1697: Schiedbro (bro = Brücke), 1732: Schipbrou; 1758: Skibbro = Schiffbrücke Dänisch; 1792: Schifbroe, 1793: Schifbron (bron = die Brücke). Bearbeitung der Flurnamen Abb. 18: Die sechs Ausschnitte aus der Flurkarte Als die Flurbereinigung von Schnarup und Thumby durchgeführt wurde, bat man mich im Jahre 1980 vom Amt für Land- und Wasserwirtschaft in Flensburg, die Flurnamen nach der neuen Feldereinteilung zu bearbeiten. Um die Bedeutung und Wertigkeit in kultureller Hinsicht festzulegen, hat Professor Kristian Hald mir seine Zettelkartei im Namenforschungs-Institut an der Universität in Kopenhagen zur Verfügung gestellt. Die Zettelkartei besteht aus Aufzeichnungen, die Kristian Hald und zwei andere Studenten in den 30er Jahren gemacht haben. Die Studenten haben im Landesarchiv, Katasterämtern und Kirchenbüchern im ganzen Landesteil Schleswig nach Flur- und Siedlungsnamen durchsucht. Unter anderem sind auch Gespräche mit dem damaligen Thumbyer Bürgermeister Carl Martensen über Namen in Thumby geführt worden. Die gefundenen Namen sind dann in Karteien, bestehend aus Zetteln nach Kirchspielen geordnet worden. Es war die Vorbereitung für eine Buchausgabe, ähnlich der, die schon für Nordschleswig vorliegt. Leider gibt es bis jetzt nur ein Buch über die Namen in Nordangeln. An Hand der Zettelkartei, älteren Karten im Katasteramt und der Nordschleswigschen Bücher zum Vergleich, habe ich dann die Namen für unsere Fluren ausgearbeitet. Ich werde die Namen in sechs Abschnitten vorlegen. Die Abschnitte habe ich, wie aus der Skizze ersichtlich, aus der Flurkarte geschnitten. Die verwendete Flurkarte ist eine Arbeitskarte, in der auch durchgestrichene, heute nicht mehr verwendete Namen, enthalten sind. ? Die folgenden Flurnamen beziehen sich auf den Kartenausschnitt Nr. 1. (Abb. 19). Sie werden von oben links nach unten rechts beschrieben. Treholz: 1651 im Struxdorfer Tingbuch „ Coppel tredtholz“, trætte = sich streiten. Es deutet darauf hin, dass es ein Waldstück war, um das prozessiert worden ist. Coppel kommt von Campus latein. = Flur - Feld Freikoppel: Wahrscheinlich Land, das früher von den Abgaben befreit gewesen ist. Holzkoppel – Norderholz: Holt = alte dänische Bezeichnung für Wald Holzlück: eingezäuntes Waldstück. Mielstedt: An dieser Stelle ist ein Meiler für die Holzkohlegewinnung gewesen. Abb. 19: Kartenausschnitt Nr. 1 Mooslück: Eingezäuntes Moorland. Schowlück: Schow = dän. mundartl. = eingezäunter Wald. Tranholz: = Kranichwald Schwienlück: = Eingezäuntes Land wo, Schweine gehalten oder gehütet wurden. Haafkier: Haaf = Mit Erdwall und Knick umzäuntes Land. Kier = Wasserloch, hier mitten im Feld. Fallsiek: Abfallendes Land zur Siek = feuchte Stelle. Goosholz: Wald, wo die Gänse gehütet wurden. Schibrück: wird weiter hinten ausführlich beschrieben. Blickkaat: neuer Name. Nach dem ehemaligen Haus, das mit Blechdach versehen war. Kaslück: Eingezäuntes Land, wo es bei der Rodung wahrscheinlich mit der Pflanzenart Karse = Kresse Schwierigkeiten gegeben hat. Es könnte eine der folgenden gewesen sein: Örchen – Gänsekresse, Zwerg – Gänsekresse, Knoblauchrauke oder Barbenkraut, die alle auf dän. den Namen Karse beinhalten. Toballig: Im Jahre 1442 wurde das Stück Thobalich ager (Acker) bezeichnet. 1736 Toballig Hede (Heide), To = flauschig - langes Gras – Heide Ballig = eine Erhebung wie ein aufgeblasener Balg. Toft: Hauskoppel. Bullbek: Bull deutet auf Bulle und „bek“ ist Bach auf Dänisch. Es könnte der Bullenacker am Bach gewesen sein. Stennesberg: Stennes ist ein Hünengrab, das hier auf einen Berg-Anhöhe ist. Stennesdamm – Stennesdick: Deutet auf Wasserloch in der Nähe vom Hünengrab hin. Damm bedeutet im Dänischen Wasserloch. Brennlück: Eingezäuntes Land, das wahrscheinlich durch Abbrennen gerodet wurde. ? Die folgenden Flurnamen beziehen sich auf den Kartenausschnitt Nr. 2 (Abb. 20). Sie werden von oben links nach unten rechts beschrieben. Kongkjer: Königswiese = Königliche Wildbahn. Eslingholz: Esklings Wald. Ruchen-Ranzen: neuer Name, Bedeutung unbekannt. Flaack: ebene Fläche. Flachmay: Flaches - ebenes Gelände. may = hier wurde Gras für Heu gemäht. Schauberg: Schau = dän. mundartl. Wald. Also der Berg am Wald. Osterfeld: neuer Name. Westerflaack: Westlicher Flaack, neuer Name. Abb. 20: Kartenausschnitt Nr. 2 Tibekholm: Tibeck ? holm = inselähnliches Land. Neulück: Neu eingezäuntes Land. Bollerkjer: Feuchtes Land wo evtl. Bullen gehalten wurden. Schusterkoppel: Land, das dem Schuster gehört. Hochberg: 1500 Hugebiergh 1792 Kortz Hoyborg. Wie geschrieben Hochberg. Kathy: Kat = kurz – klein hy = künstlich geschaffener Hügel. Bei den kleinen Grabhügeln. Es waren drei Grabhügel. Dooflück: Doof = schlechtes...