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E-Book

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Barker Abarat

Drei Romane in einem Band
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-13427-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Drei Romane in einem Band

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

ISBN: 978-3-641-13427-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In Chickentown, einer ländlichen Kleinstadt in Minnesota, hat Candy sich schon immer fehl am Platz gefühlt. Als sie sich dann auch noch mit ihrer Lehrerin überwirft, beschließt sie, der Schule und allem anderen den Rücken zu kehren. Dass ihr Weg sie allerdings nach Abarat führt, damit hat Candy nicht gerechnet. Trotz der sehr ungewöhlichen Bewohner, der guten Feen, bösen Zauberer und gefährlichen Seeungeheuer, scheint Candy die magische Insellandschaft Abarat merkwürdig vertraut. Doch nicht jeder freut sich über ihre Ankunft dort, und schon bald ist Candy auf der Flucht vor dem finsteren Fürsten der Mitternacht ...

Clive Barker wurde 1952 in Liverpool geboren. Neben seinen zahlreichen Romanen, von denen u. a. 'Hellraiser', 'Candyman', 'Cabal' und 'Lord of Illusions' verfilmt wurden, hat er Kurzgeschichten und Drehbücher verfasst und als Illustrator, Regisseur, Filmproduzent und Computerspiel-Entwickler gearbeitet. Er gilt neben Stephen King und Dean Koontz als erfolgreichster Autor der fantastischen Literatur. Clive Barker lebt in Beverly Hills.
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Der Sturm zog von Südwesten auf wie ein Unhold, der sich auf blitzgezackten Beinen an seine Beute heranpirscht.

Der Wind, den er mitbrachte, war so faulig wie der Atem des Teufels selbst und er wühlte die friedliche Oberfläche des Meeres auf. Als das kleine rote Boot, das die drei Frauen für ihre gefahrvolle Reise gewählt hatten, den Schutz der Inseln verlassen und offenes Gewässer erreicht hatte, waren die Wellen schon steil wie Felsklippen aufgetürmt, acht, neun Meter hoch.

»Diesen Sturm hat jemand geschickt«, sagte Joephi, die das Lyra genannte Boot nach besten Kräften zu steuern versuchte. Das Segel zitterte wie Laub im Orkan, wild hin und her schlagend, kaum noch zu beherrschen. »Ich schwöre dir, Diamanda, das ist kein natürlicher Sturm!«

Diamanda, die älteste der drei Frauen, saß in der Mitte des winzigen Gefährts. Sie hatte ihre dunkelblauen Gewänder zusammengerafft und die kostbare Ladung fest an den Busen gepresst.

»Wir wollen mal nicht hysterisch werden«, sagte sie zu Joephi und Mespa. Sie wischte sich ein langes weißes Haar aus den Augen. »Niemand hat uns aus dem Palast von Bowers herausgehen sehen. Wir sind unbemerkt entwischt, da bin ich mir sicher.«

»Warum dann dieser Sturm?«, sagte Mespa, eine schwarze Frau, die für ihre Unverwüstlichkeit berühmt war, im Augenblick aber Gefahr zu laufen schien, vom Regen, der auf die Häupter der Frauen niederprasselte, hinweggeschwemmt zu werden.

»Warum seid ihr so überrascht, dass der Himmel sich beschwert?«, sagte Diamanda. »Wussten wir denn nicht, dass die Welt von dem, was gerade geschehen ist, auf den Kopf gestellt wird?«

Joephi kämpfte fluchend mit dem Segel. Ihr weißes Gesicht bildete einen schroffen Kontrast zur Schwärze des kurz geschnittenen Haars.

»Ja, mussten wir nicht genau das alles von Anfang an erwarten?«, fuhr Diamanda fort. »Ist es nicht vollkommen richtig, dass der Himmel in Fetzen gerissen wird und das Meer in Raserei gerät? Hätten wir es denn lieber, wenn die Welt gar keine Notiz nehmen würde?«

»Nein, nein, natürlich nicht«, sagte Mespa, die sich am Rand des stampfenden Bootes festklammerte. »Mir wäre es nur lieber, wir würden nicht genau mittendrin stecken.«

»Nun, das tun wir aber«, sagte die alte Frau. »Und daran lässt sich nicht das Geringste ändern. Ich würde also vorschlagen, dass du deinen Magen zu Ende entleerst, Mespa …«

»Er ist leer«, sagte die von Übelkeit Geschlagene. »Nichts mehr da, was noch rauskommen könnte.«

»… und dass du, Joephi, dich um das Segel kümmerst …«

»O Göttin …«, murmelte Joephi. »Seht nur!«

»Was ist denn los?«, sagte Diamanda.

Joephi zeigte hinauf zum Himmel.

Mehrere Sterne waren vom Firmament geschüttelt worden – große weiße Feuerklumpen, die durch die Wolken stießen und aufs Meer herunterfielen. Einer davon steuerte genau auf die Lyra zu.

»Runter!«, schrie Joephi, packte Diamandas Gewänder von hinten und stieß die Alte von ihrem Sitz.

Diamanda ließ sich nicht gern berühren, schon gar nicht herumschubsen, wie sie es nannte. Sie schickte sich an, Joephi einen strengen Verweis zu erteilen, doch wurden ihre Worte von dem Getöse des herabstürzenden Sterns verschluckt, der sich dem Boot mit großer Geschwindigkeit näherte. Er schlug durch das sich bauschende Segel der Lyra, hinterließ dort ein rauchendes Loch und klatschte dann ins Meer, wo er unter mächtigem Zischen erlosch.

»Ich schwöre euch, der war für uns gedacht«, sagte Mespa, nachdem alle wieder den Kopf erhoben hatten. Sie half Diamanda auf die Beine.

»Na gut«, meinte die alte Dame, indem sie den Lärm des aufgewühlten Wassers überschrie, »das war knapper, als ich mir gewünscht hätte.«

»Dann glaubst du also auch, dass wir unter Beschuss stehen?«

»Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal«, sagte Diamanda. »Wir müssen einfach nur auf die Heiligkeit unserer Mission vertrauen.«

Mespa fuhr sich mit der Zunge über die blassen Lippen, bevor sie ihre nächsten Worte riskierte.

»Sind wir uns denn ganz sicher, dass sie wirklich heilig ist?«, sagte sie. »Vielleicht begehen wir ein Sakrileg. Vielleicht wäre es besser, sie …«

»In Frieden ruhen zu lassen?«, sagte Joephi.

»Ja«, antwortete Mespa.

»Sie war praktisch noch ein Mädchen, Mespa«, sagte Joephi. »Sie hatte ein Leben voller Liebe vor sich, und das wurde ihr geraubt.«

»Joephi hat recht«, sagte Diamanda. »Glaubst du, eine Seele wie die ihre würde Ruhe finden, bei all dem ungelebten Leben? Bei all den Träumen, die unerfüllt geblieben sind?«

Mespa nickte. »Das stimmt natürlich«, sagte sie. »Wir müssen dieses Werk vollbringen, koste es, was es wolle.«

Die Gewitterwolke, die ihnen von den Inseln aus gefolgt war, stand nun genau über ihnen. Sie schleuderte einen widerlich schleimartigen, eiskalten Regen nach unten, der wie Trommelschläge auf den Planken der Lyra dröhnte. Blitze zuckten zu allen Seiten des zitternden Gefährts herab, und ihr gespenstisches Licht ließ die sich auftürmenden Wellen wie Schattenrisse erscheinen, bevor sie über dem Boot zusammenschlugen.

»Das Segel ist nicht mehr zu gebrauchen«, sagte Joephi mit Blick auf die zerfetzte Leinwand.

»Dann müssen wir eben andere Mittel finden«, sagte Diamanda. »Mespa. Nimm unsere Fracht mal kurz an dich. Aber sei vorsichtig.«

Voller Ehrfurcht empfing Mespa den kleinen Kasten, dessen Seiten und Deckel mit detailreich gestalteten magischen Bildnissen verziert waren. Von ihrer Last befreit, begab sich Diamanda zum Heck der Lyra, wobei deren heftiges Schwanken sie mehrmals über Bord zu werfen drohte, bis sie schließlich glücklich zu dem kleinen Sitz gelangt war. Hier kniete sie nieder, beugte sich vor und tauchte ihre arthritischen Hände ins eiskalte Wasser.

»Pass lieber auf«, sagte Mespa warnend. »Da ist ein fünfzehn Meter langer Mantizak, der uns seit einer halben Stunde nachschwimmt. Ich hab ihn gesehen, als ich mich übergeben musste.«

»Kein Fisch, der etwas auf sich hält, ist hinter meinen alten Knochen her«, sagte Diamanda.

Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, da kam der gesprenkelte Kopf eines Mantizaks – nicht ganz von der Größe, die Mespa ausgemalt hatte, aber trotzdem riesig – an die Wasseroberfläche geschossen. Sein gewaltiger Rachen klaffte kaum zwei Handbreit von Diamandas ausgestrecktem Arm entfernt.

»Göttin!«, schrie die alte Dame, zog die Hände ein und setzte sich jäh aufrecht.

Der enttäuschte Fisch drängte von hinten gegen das Boot, als hoffte er, auf diese Weise einen der darauf befindlichen menschlichen Leckerbissen in sein Element bugsieren zu können.

»Also …«, sagte Diamanda. »Mir scheint, hier ist ein wenig Mondzauber gefragt.«

»Warte«, sagte Joephi. »Du hast doch selbst gesagt, dass wir nur Aufmerksamkeit erregen, wenn wir Magie anwenden.«

»Ja, hab ich«, erwiderte Diamanda. »Aber wie die Dinge jetzt stehen, riskieren wir, entweder zu ertrinken oder von dem Ding da gefressen zu werden.« Der Mantizak schwamm jetzt längsseits der Lyra, hatte den gewaltigen Kopf erhoben und fixierte die Frauen mit seinem silbrig-scharlachroten Auge.

Mespa presste sich den kleinen Kasten noch enger an die Brust. »Der wird mich nicht kriegen«, sagte sie mit vor Angst zitternder Stimme.

»Stimmt«, sagte Diamanda beruhigend. »Auf keinen Fall.«

Sie hob ihre vom Alter gezeichneten Hände. Dunkle Energiefäden zogen durch ihre Adern und schossen aus den Fingerspitzen, fügten sich in der Luft zu feinen Gebilden und flogen dann himmelwärts.

»Edle Frau Mond«, rief sie. »Du weißt, wir würden dich nicht anrufen, wenn wir nicht auf dein Eingreifen angewiesen wären. Aber das sind wir. Herrin, wir drei sind ohne Bedeutung. Wir erbitten deine Gnade nicht um unsertwillen, sondern für die Seele einer, die vor der Zeit aus unserer Mitte gerissen wurde. Bitte, Herrin, führe uns sicher durch diesen Sturm, auf dass ihr Leben fortdauern kann …«

»Gib unser Ziel an!«, schrie Joephi über das Getöse des Wassers hinweg.

»Sie kennt unsere Gedanken«, sagte Diamanda.

»Trotzdem«, erwiderte Joephi. »Nenne den Ort!«

Diamanda warf ihrer Gefährtin einen etwas ungehaltenen Blick zu. »Wenn du drauf bestehst«, sagte sie und rief, indem sie die Hände wieder zum Himmel ausstreckte: »Bring uns ins Hernach.«

»Gut«, sagte Joephi.

»Herrin, erhöre uns …«, hob Diamanda wieder...


Barker, Clive
Clive Barker wurde 1952 in Liverpool geboren. Neben seinen zahlreichen Romanen, von denen u. a. "Hellraiser", "Candyman", "Cabal" und "Lord of Illusions" verfilmt wurden, hat er Kurzgeschichten und Drehbücher verfasst und als Illustrator, Regisseur, Filmproduzent und Computerspiel-Entwickler gearbeitet. Er gilt neben Stephen King und Dean Koontz als erfolgreichster Autor der fantastischen Literatur. Clive Barker lebt in Beverly Hills.



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