E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
Bareis / Nauhauser Lexikon der Finanzirrtümer
10001. Auflage 2010
ISBN: 978-3-548-92078-8
Verlag: Ullstein-Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Teure Fehler und wie man sie vermeidet
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
ISBN: 978-3-548-92078-8
Verlag: Ullstein-Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Werner Bareis, Diplom-Betriebswirt (BA), langjährige Tätigkeit als Controller bei einem Dienstleistungsunternehmen, unterrichtet jetzt an einer privaten Wirtschaftsschule und ist freiberuflicher Dozent für Finanzierung und Controlling an den Berufsakademien Stuttgart, Mannheim und Eisenach.
Autoren/Hrsg.
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ERFOLGREICH INVESTIEREN
Was nichts kostet, ist nichts wert?
Irrtum: Bei Geldanlagen gilt: Qualität hat ihren Preis.
Richtig ist: Gerade die Kosten einer Geldanlage sind ausschlaggebend für den Anlageerfolg – je niedriger, desto besser.
Auf dem Markt für Geldanlagen gibt es eine Reihe seltsamer Phänomene. Eines der merkwürdigsten ist, dass Menschen, die sonst die Preise für Digitalkameras und sogar Gewürzgurken vergleichen und Telefontarife bis auf ein Zehntel Cent herunterbeten können, bei den Kosten für Geldanlagen eine schier unglaubliche Großzügigkeit an den Tag legen. Dabei geht es gerade hier keinesfalls nur um Bruchteile von Cents, sondern regelmäßig um Tausende von Euro pro Haushalt.
Die Kosten einer Geldanlage werden häufig deshalb unterschätzt, weil die meisten Leute kein Gefühl für die Langzeitwirkung von Zins und Zinseszins haben. In der menschlichen Entwicklung brachte die Fähigkeit zum Zinsrechnen eben keinen Überlebensvorteil mit sich. Wichtiger war es in der Steinzeit, die Anzahl der gesichteten Mammuts grob zusammenzählen und flink laufen zu können, wenn ein Säbelzahntiger um die Ecke kam.
Auch heute sichert die Fähigkeit des Zinsrechnens nicht unbedingt Ihr Überleben, bringt Ihnen aber gewisse Vorteile. Stellen Sie sich vor, zwei Personen legen einmalig 10000 Euro an. Die eine erreicht 5 Prozent Rendite, bei der anderen reduzieren höhere laufende Kosten den Ertrag auf 3,5 Prozent pro Jahr. Nach zehn Jahren ist der erste Anleger um 6300, der zweite nur um 4100 Euro reicher geworden. Läppische anderthalb Prozentpunkte mehr Rendite führen zu einem Unterschied von 53 Prozent beim Vermögenszuwachs. Nach 20 Jahren vergrößert sich der Vorsprung sogar auf 67, nach 30 Jahren auf 84 Prozent. Dann kann sich der eine Anleger über einen Zuwachs von über 33000 Euro freuen, während der andere nur um 18000 Euro reicher geworden ist.
Wie sieht nun die Kostenbelastung bei verschiedenen Geldanlagen in der Praxis aus? Kostengünstig sind die von Verbraucherzentralen und unabhängigen Finanzberatern gerne empfohlenen Indexfonds und ETFs. Was das ist? Erklären wir gleich. Das Erste, was Sie wissen sollten: Die jährlichen Kosten belaufen sich hier bisweilen nur auf 0,3 Prozent. Dagegen liegt die Gesamtkostenquote aktiv gemanagter Aktienfonds inzwischen durchschnittlich bei 1,8 Prozent pro Jahr, Tendenz steigend. Übrigens geht von der jährlichen Managementgebühr häufig rund die Hälfte an den Vertrieb. So viel zu den »kostenlosen« Beratungsgesprächen bei Banken und Finanzdienstleistern. Indexfonds kommen hingegen ohne aktives Management aus. Sie bilden einfach passiv einen gängigen Index nach, etwa den DAX oder einen Index für festverzinsliche Wertpapiere – eine erfolgversprechende Strategie. Denn dadurch fallen die Kosten des Fonds deutlich geringer aus. Wir werden später darauf zurückkommen.
Bei Lebens- und privaten Rentenversicherungen reduzieren die jährlichen Kosten auch ohne Absicherung des Todesfallrisikos die Rendite um bis zu 2 Prozentpunkte pro Jahr. Auch die bei den Anlegern in jüngster Zeit recht beliebten Zertifikate scheinen nur auf den ersten Blick günstig zu sein, denn zu den ausgewiesenen Kosten kommen noch verdeckte hinzu. »Im Durchschnitt haben Zertifikate intransparente Kosten von 3,5 Prozent«, sagt Ralph Sie- bald von der auf Banken spezialisierten Unternehmensberatung Dr. Seebauer & Partner in der FAZ, nachdem er 2000 Papiere unter die Lupe genommen hat. Und zu den genannten jährlichen Kosten kommen einmalige Kosten: So können bei Investmentfonds die Ausgabeaufschläge 5 Prozent und mehr betragen. Bei Lebensversicherungen fallen meist zwischen 3,5 bis 9 Prozent der Versicherungssumme als Abschlusskosten an.
Wichtig ist es also, Anlageformen zu wählen, die bei ähnlichen Erfolgschancen niedrige Kosten ausweisen. Hier einige Tipps dazu:
– Besonders hoch fallen die Kosten für eine Geldanlage aus, wenn ein Anleger es sich immer wieder anders überlegt und laufend Aktien oder den Investmentfonds wechselt. Es ist schon was dran am Börsenspruch »Hin und her macht Taschen leer«.
– Wenn eine Lebensversicherung oder private Rentenversicherung in Frage kommt, sind die Wahl des Anbieters und dessen Kostenquoten entscheidende Gesichtspunkte für den langfristigen Erfolg der Anlage. Die einschlägigen Vergleiche in Finanzzeitschriften wie Finanztest, Capital und Wirtschaftswoche sind hier bares Geld wert.
– Wer auf Investmentfonds mit aktivem Management setzt, kann die Kosten für die Ausgabeaufschläge reduzieren, indem er sie über spezielle Fondsvermittler kauft. Fondsdiscount beispielsweise oder auch Dima24 verlangen für ihre Beratung Honorare anstatt der in Deutschland üblichen, vom Anlagebetrag abhängigen Provision. Günstige Direktbanken für Indexfondssparpläne finden Sie im Kapitel zum Cost-Average-Effekt (S. 160).
– Bei Fonds können Sie die laufenden Kosten generell minimieren, indem Sie sich für Fonds mit niedriger Kostenbelastung entscheiden. Die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, abgekürzt TER) drückt aus, welcher Prozentsatz des Vermögens bei Fonds jährlich für Kosten anfällt. Dazu später mehr.
Doch nun die entscheidende Frage: Bringen kostengünstige Anlagen weniger Ertrag? Was nichts kostet, ist auch nichts wert, könnte man meinen. Dem ist aber nicht so. Eine ganze Reihe von Untersuchungen etwa des amerikanischen Finanzdienstleisters Standard & Poor´s, des britischen Finanzdienstleisters und Datensammlers Fitzrovia oder des Fondsmagazins e-fundresearch zeigen: Fonds mit niedrigeren Kosten bringen sogar höhere Renditen. Jörg Finsinger, Professor für Finanzdienstleistungen an der Universität Wien, meint, dass auch bei Lebensversicherungen der Erfolg der Top-Ten-Lebensversicherer nicht von ihrer geschickten Geldanlagepolitik abhängt, sondern von ihren niedrigen Kosten.
Magier mögen es für gewöhnlich nicht, wenn man ihre Tricks verrät. Die »Zauberer« der Finanzindustrie, die in ihren Glaspalästen sitzen, werden davon auch nicht angetan sein. Vor allem dann nicht, wenn ihre Zauberkunststückchen darin bestehen, Teile der Erträge aus den Geldanlagen ihrer Kunden über diverse Kostenposten völlig legal in die eigenen Taschen umzuleiten. Doch genau das ist der Trick, mit dem sie es schaffen, ihr eigenes Vermögen beständig zu mehren und unter anderem besagte Glaspaläste aus dem Hut zu zaubern.
Was bei Geldanlagen wirklich zählt
Irrtum: Erfolgreiche Geldanlagen erfordern umfassende Informationen und viel Zeit.
Richtig ist: Geldanlagen erfordern einen langen Atem, aber nicht viel Zeit. Zu viele Informationen schaden sogar.
Gehören Sie auch zu denen, die sich gerne mehr um ihre Finanzen kümmern würden, wenn sie denn nur mehr Zeit hätten? Dann haben wir eine gute Nachricht für Sie: Insbesondere wenn Sie Aktionär sind, ist es sogar von Vorteil, wenn Sie nicht zu viel Zeit haben. Ein wesentlicher Unterschied zwischen erfolgreichen und erfolglosen Anlegern besteht nämlich darin, dass Letztere sich täglich über Neuigkeiten bei den Unternehmen und die aktuellen Börsenkurse informieren. Sie lesen alles, was ihnen in die Hände kommt, und verlieren sich in Details, ohne das große Ganze zu sehen. All das führt nur zu einem hektischen Hin und Her, zu übereilten Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Und genau das ist tödlich für Aktienanlagen. Denn bei jedem Kauf und Verkauf von Aktien fallen Kosten an, die von der Rendite abgehen.
Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung kam zu dem Ergebnis: »Je weniger man vom Aktienmarkt wusste, umso besser entwickelte sich das Portfolio.« Auch eine Reihe von Experimenten hat bestätigt, dass schlechter informierte Anleger oft im Vorteil sind: Sie lassen sich nicht so leicht durch vermeintlich wichtige, den Profis bereits bekannte Informationen, die sich schon längst auf die Aktienkurse ausgewirkt haben, fehlleiten. Klar, manchmal kaufen Laien auf gut Glück billig ein, manchmal haben sie auch Pech, und dann wird es teuer. Aber insgesamt erzielen sie einen akzeptablen Durchschnitt – im Gegensatz zu Anlegern, die am Wochenende die Unternehmensnachrichten in der Zeitung lesen und am Montag glauben, daraus noch Profit schlagen zu können.
Über eine besonders originelle Studie berichtete die Süddeutsche Zeitung 2007: Hierin haben die US-Finanzwissenschaftler Tom Arnold, John Earl und David North Titelgeschichten bekannter Wirtschaftsmagazine wie Business Week, Fortune und Forbes von 1983 bis 2002 untersucht. Sie ordneten 549 Artikel danach, ob ein Unternehmen darin positiv, negativ oder neutral dargestellt wurde. Gleichzeitig beobachteten sie, wie die Aktienkurse der betroffenen Firmen sich in den 500 Tagen vor und nach dem Erscheinen der Artikel entwickelten. Das Ergebnis: Unternehmen, die positiv bewertet wurden, hatten vor dem Erscheinen der Titelgeschichte stets außergewöhnlich gut abgeschnitten. Ihre Kurse lagen im Schnitt 43 Prozent über dem maßgeblichen Index. Ein anderes Bild ergab sich nach der Veröffentlichung: In den folgenden 500 Tagen lagen die gelobten Unternehmen nur noch 4,2 Prozent über dem Schnitt. Bei Negativberichten kam es gar zur Trendwende: Vor Erscheinen der Artikel entwickelten sich die Kurse solcher Firmen durchschnittlich um 35 Prozent schlechter als der Vergleichsindex. Danach legten die Aktienkurse los: Im Schnitt entwickelten sie sich nun um 12 Prozent besser. Was diese Studie zeigt? Für Anleger sind viele Stories...