Buch, Deutsch, Band 2, 288 Seiten, PB, Format (B × H): 120 mm x 190 mm, Gewicht: 250 g
Reihe: Der Bulle von Korfu
Band 2 aus der Krimireihe "Der Bulle von Korfu"
Buch, Deutsch, Band 2, 288 Seiten, PB, Format (B × H): 120 mm x 190 mm, Gewicht: 250 g
Reihe: Der Bulle von Korfu
ISBN: 978-3-9810177-1-7
Verlag: HSB-Verlag
Die Krimireihe - Der Bulle von Korfu:
Roberto Bardéz, gebürtiger Argentinier, ist Autor und Figur zugleich: Als multisprachlicher Ich-Erzähler berichtet er in der Krimi-Reihe Der Bulle von Korfu mit Witz und viel Selbstironie, wie er mit seinem Freund und Partner Hartmut Kolbe, genannt Harko, einem ehemaligen Kommissar aus Deutschland, schwierige Kriminalfälle löst. Ihr Vorgehen ist nicht immer konventionell, und die Beiden sind auch nicht immer einer Meinung: Roberto hat als Schriftsteller eine blühende Phantasie und hält (fast) alle Menschen für Engel, Harko richtet sich streng nach Fakten und weiß um die kriminellen Energien, die in vielen Menschen schlummern. Ge-meinsam mit Georgos Katsatopoulos, dem Reviervorsteher von Karousades, Manousos, einem lokalen Bauunternehmer, und vielen Anderen erleben sie in Afionas, einem kleinen Dorf im Nordwesten Korfus, spannende Abenteuer, die sie gelegentlich auch in die weite Welt führen.
Zielgruppe
Nicht nur für Korfu oder Griechenland Fans. Leser für die neben Authentizität und Lokalkolorit auch realitätsnahe Krimis wichtig sind
Autoren/Hrsg.
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Ich kam nicht dazu, mit Harko über das zu sprechen, was Heide mir erzählt hatte. Vor uns stiegen drei Männer in dunklen Anzügen aus einem schwarzen Mercedes, der am Straßenrand parkte, und kamen drohend auf uns zu.
"Hallo Harko," sagte einer von ihnen, "kennst Du mich noch?"
"Mehmet?" fragte Harko. "Ich dachte, Du sitzt noch."
Der mit Mehmet angesprochene lachte. Es war kein freundliches Lachen. "Ich habe mich Deiner Methoden bedient. Ein bisschen singen und dafür früher raus. Und jetzt, denke ich, ist die Zeit gekommen, Dir zurückzuzahlen, was Du mir angetan hast. Mit Zins und Zinseszins."
In seiner Hand blitzte ein Schlagring. Leider auch in den Händen der beiden anderen. In einem von ihnen glaubte ich den Mann wiederzuerkennen, der es bei unserem Eintritt so eilig gehabt hatte, die Bar des Bordells zu verlassen.
"Drei gegen zwei," sagte ich, "das ist nicht fair. Außerdem habt ihr Totschläger und wir sind unbewaffnet."
"Du hältst Dich da raus," sagte Harko heftig, "das geht Dich nichts an."
"Irrtum," sagte Mehmet, "mitgefangen, mitgehangen."
Harko ging in Abwehrstellung.
"Jungs," sagte ich, "lasst es gut sein. Ich habe weder vom Straßenkampf noch von Selbstverteidigung eine Ahnung. Ich habe im Dschungel nur das Töten gelernt."
Die drei Männer lachten, Harko warf mir einen wütenden Blick zu. Dann erfolgte der Angriff. Mehmet und ein zweiter Mann gingen auf Harko los, der dritte, den ich an der Bar gesehen hatte, sprang mich an. Ich versuchte, einen der vielen Stöße, die ich im Dschungel bis zum Erbrechen üben musste, so sanft wie möglich auszuführen - üblicherweise zertrümmert er einem Mann den Kehlkopf und tötet ihn sofort. Ich wusste nicht, ob es mir gelungen war, mein Gegner fiel wie ein Mehlsack zu Boden, ohne einen Ton von sich zu geben.
"Hoffentlich habe ich ihn nicht umgebracht," sagte ich laut.
Die beiden anderen Kämpfer drehten sich zu mir um, Harko sah mich erstaunt an.
"Ich sagte doch, ich verstehe nichts vom Kämpfen. Im Dschungel macht man keine Gefangenen."
Mit einem Schrei stürzte sich der zweite Mann auf mich, um Sekunden später genauso lautlos wie der erste zu Boden zu gehen.
Harko erholte sich als erster von seiner Überraschung, sprang nun seinerseits Mehmet an. Mit einem kräftigen Kinnhaken schickte er ihn ins Land der Träume.
"Du erstaunst mich, Roberto," sagte Harko, "ganz ehrlich, Du erstaunst mich."
Ich ging zu den beiden Mehlsäcken und fühlte ihren Puls. Sie lebten noch, würden aber sicher in den nächsten Tagen keinen Ton herausbringen. Sicherheitshalber nahm ich ihnen die Totschläger ab - nette kleine Schlagringe aus Stahl. Dann ging ich zu Harko.
Der hatte Mehmet ebenfalls entwaffnet, ihn auf den Rücken gedreht und sich über seine Brust gekniet, die Knie auf den Armen des jungen Türken. Mit kräftigen Ohrfeigen holte er ihn ins Bewusstsein zurück.
"Drei bis fünf Jahre," sagte Harko, als Mehmet die Augen aufschlug, "soviel bekommst Du für diesen Angriff."
Mehmets Augen blickten noch immer aggressiv.
"Soll ich mit ihm das gleiche machen wie mit den anderen?" fragte ich Harko. "Dann verschwinden wir von hier."
Mehmets Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. "Harko hilf mir! Lass mich nicht mit diesem Killer allein!"
"Gerade eben wolltet ihr mich noch totschlagen!" sagte Harko wütend.
"Harko! Ich bitte Dich! Eine Meinungsverschiedenheit unter Freunden! So was kann doch vorkommen!"
"Mit Schlagringen? Roberto, ruf die Polizei."
"Keine Polizei! Harko! Bitte!"
Ich hatte mein Mobiltelefon schon herausgeholt.
"Warte noch," sagte Harko. "Vielleicht hat mir Mehmet etwas zu sagen." Er sah den jungen Türken an.
"Alles, Harko, alles, was Du wissen willst."
Harko blieb auf Mehmets Armen knien, was für diesen sehr schmerzhaft sein musste. Doch er beklagte sich nicht. Solange Harko über ihm kniete, war er vor mir sicher.
"Du kennst doch Rudi," sagte Harko und Mehmet nickte heftig. "Rudi hat einen von euren Dealern hochgehen lassen, Ömer Eçebür. Jetzt sind Killer hinter ihm her. Habt ihr ihm die auf den Hals gehetzt?"
"Nein," sagte Mehmet hastig, "damit haben wir nichts zu tun. Ömer hat auf eigene Rechnung gearbeitet. Der hat bei uns nur den Stoff gekauft, hat aber sonst nichts mit uns zu tun. Es war dumm von ihm, sich mit Rudi einzulassen, der ist unzuverlässig. Das wussten wir. Ömer dachte wohl, er wäre schlauer."
"Ist sonst jemand hinter Rudi her?"
"Ich habe nichts gehört. Ehrlich, Harko."
Harko sah den Türken misstrauisch an. "Ich habe noch immer gute Kontakte," sagte er. "Wenn ich rausbekomme, dass Du mich angelogen hast, bekommst Du Besuch von Roberto und mir."
"Es ist die Wahrheit, Harko! Glaub mir!"
Harko stand auf. "Verschwinde. Und nimm Deine Kumpel mit. Roberto sagt, sie leben noch."
Mehmet rappelte sich mühsam auf. "Hilfst Du mir wenigstens, sie in den Wagen zu legen?"
Harko seufzte. "Was tut man nicht alles für gute Freunde."
Mehmet und Harko warfen die beiden Bewusstlosen in den Fond des Mercedes, wobei Mehmet sorgfältig darauf achtete, mir nicht zu nahe zu kommen. Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich hinters Steuer und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Das Ganze hatte nicht mehr als fünf Minuten gedauert.
"Wir sollten machen, dass wir hier verschwinden," sagte ich, "bevor uns jemand sieht."
Harko deutete auf die Fenster des Leierkastens. "Wir hatten fachkundiges Publikum bei unserem Kampf."
Ich sah selbst zum Bordell. In einem der Fenster stand Heide und warf mir ein Kusshändchen zu. Ich winkte zurück.
"Warum hat keiner die Polizei gerufen?" fragte ich, als wir in den Land-Cruiser stiegen.
"Warum die Show beenden, bevor sie vorbei ist?"
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