Bardill | A13 | Buch | 978-3-03973-086-5 | www2.sack.de

Buch, Deutsch, 120 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 215 mm

Reihe: Edition Blau

Bardill

A13

Geschichten vom Eilen und Verweilen
1. Auflage 2026
ISBN: 978-3-03973-086-5
Verlag: Rotpunktverlag

Geschichten vom Eilen und Verweilen

Buch, Deutsch, 120 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 215 mm

Reihe: Edition Blau

ISBN: 978-3-03973-086-5
Verlag: Rotpunktverlag


Knapp zweihundert Kilometer ist sie lang und verbindet das St. Galler Rheintal mit dem Tessin. Die A13 ist für viele ein Unort, nicht mehr als ein notwendiges Übel. Auch Linard Bardill und Lorenzo Custer sind jahrelang, jeder auf eigenen Wegen, über die NordSüd-Autobahn gefahren, ohne innezuhalten. Erst als der Geschichtenerzähler aus dem Domleschg und der Landschaftskalligraf aus dem Malcantone zufällig aufeinandertrafen, begannen sie, an den Rändern der A13 nach Geschichten und Geheimnissen zu suchen. Sie sind fündig geworden im Zementwerk Untervaz und im Verrucano-Steinbruch in Mels, sie haben die Spuren von Nietzsche in Splügen und die des heiligen Nepomuk in Oberrealta entdeckt, sind in Buffalora auf einen neapolitanischen Pizzaiolo und in der Raststätte Rheintal auf das Glück gestoßen. Mit ihren Erzählungen und Zeichnungen illustrieren sie, dass die A13 aus unglaublich viel mehr als nur aus Beton und Bitumen besteht.

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Wir setzen uns auf die Bank und schauen hinüber zum Schloss Ortenstein, zur Burgruine Giuvaulta und zum Zahnwehkirchlein, das am Rand einer hundert Meter abfallenden Felswand thront.
Er sieht mich fragend an.
»Die Leute im Domleschg nennen es so. Wenn einer seine Zahnschmerzen nicht mehr aushielt, ging er hoch und betete zum heiligen Luregn. Wenn es nichts nutzte, konnte der Geplagte direkt über den Felsen springen. So hörte das Zahnweh ein für alle Mal auf.«
Das ist nun mal der Humor der Leute hier, im Obstgarten Graubündens, von wo noch in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts der russische Zar mit Äpfeln beliefert wurde.
»Wie hieß der Heilige?«, fragt er mich.
»Luregn. Im Tessin würden sie Lorenzo sagen.«
Er schaut mich an und zeigt beim Lächeln seine Zähne, die keineswegs nach Absprung aussehen.
»Was zum Teufel hat dich geritten, ein Buch über die A13 zu machen?«, frage ich ihn.
»Warumfragen sind selten zielführend«, sagt er.
»Ich habe nicht warum gefragt», bleibe ich stur, »sondern was zum Teufel.«
Er schweigt. Und so schweige ich auch. Gegen Altersweisheit ist kein Kraut gewachsen.


Custer, Lorenzo
Lorenzo Custer, geboren 1945, lebt als Architekt (ETH) im Malcantone und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Verhältnis von Architektur und Landschaft. Für die Rekonstruktion zweier Dörfer im Centovalli wurde ihm ein Prix Européen d’Architecture Philippe Rotthier verliehen. Seine Zeichnungen wurden mehrfach ausgestellt.

Bardill, Linard
Linard Bardill, 1956 in Chur geboren, wechselte bald nach dem Abschluss seines Theologiestudiums von der Kanzel auf die Bühne und widmete sich fortan dem Theater, dem Schreiben und der Musik. Im Laufe von rund vierzig Jahren entstanden über hundert künstlerische Werke: Musikalben, Theaterstücke, Bühnenprogramme, Gedichtbände, Romane und Kinderbücher. Vielfach ausgezeichnet, unter anderen mit dem Salzburger Stier (1990), dem Preis der deutschen Schallplattenkritik (1993 als Solist, 2009 zusammen mit Pippo Pollina) und dem Schweizer Fernsehpreis (2005), gehört Bardill heute zu den erfolgreichsten Persönlichkeiten der Schweizer Kulturszene.



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