E-Book, Deutsch, 420 Seiten
Banner / Braunsteiner Framar
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-3957-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 420 Seiten
ISBN: 978-3-7504-3957-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Erde, lange nach den Einschlägen von vier Asteroiden. Die Nordhalbkugel ist bewohnt, der Süden ist verwüstet. Deutschland hat eine totalitäre Weltregierung, die GlobKom, installiert, die die Bevölkerung mittels rigoroser Gesetze als sogenannte Regos, die Registrierten und in Gestalten, die Gs, klassifiziert. Sie hat auch die Waffenpflicht für Regos als eine Art Brauchtum etabliert. Zur Gestalt wird, wer gegen grundlegende Gesetze verstößt und darf sofort niedergestreckt werden. Franz Lundshamer, ein U, ein Unternehmer, entwickelt zusammen mit Holmar Weghan einen Werkstoff, Framar, der seine Konsistenz gesteuert verändern kann und eine bahnbrechende Erfindung darstellt. Der entscheidende Bestandteil des Framars ist das Element Kolondrit, das mit den Asteroiden auf den Planeten gekommen ist und auch eine weitere Erfindung ermöglicht hat, das KolVers, ein Energiespeicher fast unbegrenzter Kapazität. Ein großer Waffenkonzern hat vor, die Rechte beider Erfindungen den beiden Unternehmern abzupressen, doch es kommt ganz anders.
Pseudonym- Maler, Musiker, Schriftsteller, lebt und arbeitet in Wien und fühlt sich dort wohl.
Autoren/Hrsg.
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1
Franz Lundshamer prüfte zum zweiten Mal seine Waffe und ließ sie wieder in die Brusttasche gleiten. Unzufrieden trat er zum Fenster und sah durch die Pan-Glasscheiben hinunter auf die Allee der Zufahrt. Draußen ließ der Regen alles ineinanderfließen. Die verschwimmenden Schatten der riesigen Bäume im Park waren in ständiger Bewegung und der rotgraue Himmel drohte herunter zu stürzen. Er versuchte sich zu beruhigen und er hasste das zutiefst. Er war gefangen in einem Korsett aus Fragen, die er selbst nicht beantworten und die ihm auch niemand anders beantworten konnte. Die durch den Regen ins Groteske sich verzerrenden Werbeholos hinter dem Park, stachen wie überdimensionale Würmer in die rostfarbene Wolkendecke, als wollten sie fliehen vor einem Ungeheuer, das die Erde bedeckte. Die Stimmen aus dem Holo-Schirm drangen hysterisch und aufgeregt zu ihm herüber. Mutter saß im Wohnzimmer und sah ihre Lieblingssendung. Von seiner missmutigen Stimmung gefangen, setzte er sich wieder in seinen bequemen Stuhl, angelte sich vom Beistelltischchen das kleine Holo und versuchte etwas Interessantes zu finden. Es ging nicht, er konnte sich nicht konzentrieren. Zu sehr hatte ihn das Gespräch aufgewühlt. Innerlich gedemütigt von der Auseinandersetzung ging Franz Lundshamer wieder zum Fenster und öffnete es, die Luft im Zimmer kam ihm auf einmal stickig vor. Aber die kalte Regenluft brachte ihn zur Vernunft. Er machte wieder zu. Nein, heute war wirklich kein Tag zum Genießen. Aus purer Gewohnheit griff er abermals zu seiner Waffe, prüfte sie und lud durch. Er dachte wieder an Floriana. Was hatte sie sich dabei gedacht, ihn vor allen bloßzustellen, wegen seiner Vorliebe für kragenlose Hemden? Wie absurd war denn das! Die Röhrbergs hatten heimlich Blicke getauscht und sich gleich darauf mit den Worten empfohlen, noch geschäftlich zu tun zu haben. Diese Ausbrüche seiner Schwester in letzter Zeit waren beunruhigend und immer öfter festzustellen. Das hatte auch Mutter bemerkt. Waren es die Probleme im elterlichen Betrieb, die sie belasteten, oder doch etwas Ernstes, wie Doktor Sterner vermutet hatte? Die Trennung von Almira schmerzte nach so langer Zeit immer noch, gestand er sich ein und legte seine Beine auf die Polster. Er wischte die trüben Gedanken beiseite. Der rotgraue Himmel legte einen seltsam rostroten Schleier über den Park. Vielleicht sollte er etwas an die frische Luft gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. „Mutter, ich gehe kurz an die frische Luft!“, rief er in das Wohnzimmer. „Tu das, Bub. Dass Du einen klaren Kopf bekommst. Aber vorher komm doch bitte her. Prüfe doch meine Waffe und lade sie durch, ich kann mit meinen Händen nicht mehr so …“ „Aber klar doch, Muttchen“, sagte Franz Lundshamer liebevoll. Er prüfte ihre Waffe mit dem Kurzlauf und legte sie ihr durchgeladen auf das Schirmtischchen. Er strich ihr liebevoll über ihr ergrautes Haar. „Bis bald, Mutter“, sagte er und ging. Vor dem Haus, auf der Freitreppe, blieb er stehen und wusste vorerst nicht, was er machen sollte. Er stieg in seinen Wagen und fuhr zuerst ziellos durch die Gegend. Er beschloss dann spontan, die zwei Stunden nach Ranbach zu fahren, dort gab es den großen Markt, den wollte er aufsuchen. In Ranbach waren die Straßen voll mit Menschen. Der Regen hatte schon nachgelassen. Er schlug den Kragen hoch. Der laute Trubel des Marktes lenkte ihn glücklicherweise von seiner melancholischen Stimmung ab. Schon wesentlich besser gelaunt, ließ sich Franz Lundshamer von der Menschenmenge mitnehmen, die sich durch den großen Verwaltungs-Platz schob, der hinter dem Stahlglasturm der Stadtverwaltung begann und bis fast zur Rokodrom Eins reichte. Nur langsam kam er durch die Menschenmassen, die die Stände belagerten. Er musste oft stehen bleiben, so ein Gedränge war auf den schmalen Wegen. Hier waren nur Regos zugelassen, dadurch kam es fast nie zu Übergriffen durch Gs. Dass die Stadtregistratur, gerade auf Märkten wie diesen, nicht ein weiträumiges Absperrfeld für Gs aufbaute, war Franz Lundshamer immer schon ein Rätsel gewesen. Floriana kam ihm plötzlich wieder in den Sinn. Seine Schwester war ganz anders als Almira, die Frau die ihn vor acht Jahren verließ und die er sehr geliebt und bis heute nicht vergessen hatte. In seinen Gedanken versunken, wollte er instinktiv zu seiner Waffe greifen, um sie zu prüfen, aber ihn ekelte davor und er ließ es bleiben. Ja, der Betrieb stand nicht gut da und das Unweigerliche war geschehen, die U-Kom hatte sich eingeschaltet und das von allen Us gefürchtete Limit verhängt. Ein Limit zugewiesen bekommen zu haben, konnte gefährlich werden, das wusste auch Vater. Mehrmals hatte ihn Franz inständigst darauf hingewiesen, endlich auf ihn zu hören und das Sortiment zu modernisieren. Er, Franz, hätte modernere, zeitgemäßere Ideen, doch Vater ließ darüber nie mit sich reden. Andere griffen nach der Marktführung und so kam es, wie es kommen musste. Vater, der sture Alleinherrscher der Firma Lundshamer musste nach und nach Werke schließen und wertvolle Mitarbeiter entlassen. Plötzlich fing es wieder zu regnen an. Innerhalb von Minuten wurde ein richtiger Wolkenbruch daraus. Die Menschen suchten Schutz, flüchteten sich unter die zahlreichen Pan-Glasdächer. Franz Lundshamer lief in einen nahen Durchgang und stieß dabei mit jemandem zusammen. Blitzschnell zog er seine Waffe und da nahm er erst wahr, wen er fast niedergestreckt hätte. Almira stand vor ihm, in einen teuren, mattroten Mantel gehüllt. Auch sie lud eben ihren kleinen, exquisiten Achtschüsser durch und steckte ihn weg. „Franz …“, sagte sie überrascht. „ Almira …“, knurrte er. Sie sollte ihm nicht anmerken, dass er gerade dabei war, seine Selbstsicherheit einzubüßen. Ihr Erscheinen machte ihn mit einem Schlag unsicher. Er versuchte, ihr offen ins Gesicht zu sehen und so zu tun, als wäre sie nur irgendwer und nicht Almira. Das nach der neuesten Mode golden getönte Haar umrahmte ihr schmales Gesicht. Ein Hauch von einem Lächeln veränderte kurz ihre Miene, dann senkte sie ihren Blick. Sie nach so langer Zeit zu treffen und das ausgerechnet hier, traf ihn unvorbereitet und mit voller Wucht. Was suchte sie hier in Ranbach? War es Zufall? „Wie geht es dir?“, brachte er mühsam heraus. Es schnürte ihm die Kehle zu. Nur um seine zitternden Hände zu beschäftigen, prüfte er wieder seine Waffe und lud durch. Dann sah er in das rotgraue Wolkenmeer hinauf. Um seine zitternden Hände zu beschäftigen, zündete er eine Fleer an. Der Wind spielte kurz mit dem blassblauen Rauch, dann riss er ihn mit sich fort. Almira wickelte sich enger in ihren blutroten Mantel und sah Franz von unten an. „Glaube mir …“, sagte sie leise, „ … ich hatte keine Ahnung, dass du …“ „… dass ich hier sein könnte?“, führte er den Satz zu Ende. Ihn fröstelte. „Das wusste ich nicht, ehrlich! aber ich muss weiter … lebe wohl!“ Genau so wie sie vor ihm aufgetaucht war, verschwand sie wieder in der Menge. Er stand verwirrt im dunklen Durchgang und ihm war, als hätte er alles nur geträumt. Was hatte Almira, die er einst geliebt hatte, hier zu suchen? Diese Frage quälte ihn während der ganzen Fahrt nach Hause. Herr Horsten Lundshamer stellte die Karaffe mit dem teuren Rhongan weg. In seinem Gesicht, das einmal ein fröhliches und offenes war, hatten sich Sorgenfalten eingegraben und seine Augen wirkten müde. Nachdem er sich in seinem Lieblingsstuhl niedergelassen hatte, nahm er seine glänzende Waffe, prüfte sie wortlos, um schließlich durchzuladen. Das machte er immer vor einem wichtigen Gespräch. Es war ein Ritual. Früher hatte er es oft seinem Sohn Franz gestattet und Franz hatte diese Handgriffe für seinen Vater, den er über alles liebte, immer als eine besondere Auszeichnung gesehen und gerne gemacht. „Meine Lieben“, begann Horsten Lundshamer mit brüchiger Stimme, „ich habe euch hergebeten, um wichtige Entscheidungen bekannt zu geben.“ Dabei sah er seine geliebte Frau Berna an. „Das Limit zwingt mich, zu handeln. Ich bin nicht mehr der Jüngste, das wisst ihr auch. Deshalb habe ich wichtige Entscheidungen getroffen, die das Schlimmste verhindern sollen.“ Er öffnete eine rote Mappe und sagte: „ Hier seht ihr die neuen Pan-Glasideen, die unser Produktdesigner kreiert hat. Ihr seht, ich habe eure Einwände und Warnungen nicht ignoriert und glaube, das Beste für den Betrieb unternommen zu haben.“ Floriana griff sich als Erste die Entwürfe und blätterte sie durch. „Aber Papa …“, schrie sie fast hysterisch, „… das ist genial! … Diese hier … und die … fantastisch, Papa!“ Franz warf seinen Blick darauf und war etwas enttäuscht. Lauter Anwendungsbereiche, die schon ausgereizt waren; Wandteiler, die üblichen Dächer, nur mit anderen Materialien kombiniert und ähnliches. So, war er sich sicher, war die Firma nicht zu...