Balzac | Glanz und Elend der Kurtisanen. Gesamtausgabe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 133

Reihe: ApeBook Classics

Balzac Glanz und Elend der Kurtisanen. Gesamtausgabe

Roman
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96130-514-8
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, Band 133

Reihe: ApeBook Classics

ISBN: 978-3-96130-514-8
Verlag: apebook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



'Glanz und Elend der Kurtisanen' ist ein Roman von Honoré de Balzac, der zwischen 1838 und 1847 erschien. Er besteht aus vier Teilen und stellt die Abseite der Gesellschaft dar, indem er die Welt des Verbrechens und der Prostitution erkundet. Die erste Hälfte des Romans wird von der satanischen Figur des entflohenen Sträflings Vautrin (der sich Don Carlos Herrera nennt) beherrscht, der in seiner letzten Inkarnation eine Form der sozialen Erlösung erfährt; die zweite rückz vor allem die junge Prostituierte Esther in den Mittelpunkt, die durch ihre Liebe zu Lucien Chardon de Rubempré erlöst wird, dem willenlosen Dichter, dessen Ehrgeiz und Eitelkeit die tragischen Triebfedern des Romans sind. Lucien de Rubempré und Vautrin (als selbsternannter Abt Don Carlos Herrera) haben einen Pakt geschlossen, wonach Lucien in Paris Erfolg haben wird, wenn er sich bereit erklärt, Vautrins Anweisungen blindlings zu folgen. Die Kurtisane Esther van Gobseck macht Vautrin jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn Lucien verliebt sich in sie und sie sich in ihn... Anstatt Lucien zu zwingen, sie zu verlassen, erlaubt Vautrin Lucien diese heimliche Affäre, nutzt sie aber auch aus. Vier Jahre lang bleibt Esther in einem Haus in Paris eingesperrt und geht nur nachts spazieren. Eines Nachts wird sie jedoch von dem steinreichen Bankier Baron de Nucingen entdeckt, der sich in sie verliebt. Als Vautrin merkt, dass Nucingen von Esther besessen ist, beschließt er, ihre Macht zu nutzen, um Lucien voranzubringen, indem er dem Baron so viel Geld wie möglich entlockt. Die Dinge laufen jedoch nicht so glatt, wie Vautrin es sich gewünscht hätte... Dies ist die Gesamtausgabe von allen vier Bänden.

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WAS ALTE HERREN SICH DIE LIEBE KOSTEN LASSEN
  Seit acht Tagen feilschte Nucingen fast täglich in dem Laden der Rue Neuve Saint-Marc um die Auslieferung derer, die er liebte. Dort thronte Asien bald unter dem Namen Saint-Estève, bald unter dem ihres Geschöpfes, der Frau Nourrisson, unter dem schönsten Putz, der jenen grauenhaften Zustand erreicht hatte, in dem Kleider keine Kleider mehr, aber auch noch keine Lumpen sind. Der Rahmen stand im Einklang mit der Figur, die diese Frau sich zulegte, denn solche Läden sind eine der unheimlichsten Eigentümlichkeiten von Paris. Man sieht dort den Nachlaß, den der Tod mit seiner entfleischten Hand dorthin geworfen hat, und man hört das Röcheln einer Schwindsucht unter dem Schal, wie man die Todesqual des Elends unter einem goldbeflitterten Kleide errät. Dort stehen die furchtbaren Debatten zwischen dem Luxus und dem Hunger auf leichten Spitzen geschrieben. Man sieht die Züge einer Königin unter einem federgeschmückten Turban, dessen Stellung an das fehlende Gesicht erinnert und es fast ergänzt. Hier steht das Scheußliche im Hübschen. Die Geißel Juvenals in den Amtshänden des Taxators streut enthaarte Muffs, verdorbene Pelze bedrängter Dirnen aus. Es ist ein verwesender Hauf Blumen, in dem hier und dort gestern geschnittene Rosen glänzen, die einen Tag getragen wurden, und auf dem stets eine Alte hockt, die leibliche Schwester des Wuchers, die kahle, zahnlose Gelegenheit, bereit, auch den Inhalt zu verkaufen, weil sie so sehr daran gewöhnt ist, die Hülle zu kaufen: das Kleid ohne die Frau oder die Frau ohne das Kleid! Asien schaltete dort wie der Stockmeister im Bagno, wie ein Geier mit gerötetem Schnabel über Leichen, mitten in ihrem Element, furchtbarer noch als diese wilden Greuel, vor denen die Vorübergehenden erbeben, wenn sie zuweilen mit Erstaunen eine ihrer jüngsten, frischesten Erinnerungen in einem schmutzigen Schaufenster erkennen, hinter dem eine echte Saint-Estève Grimassen schneidet. Von Aufregung zu Aufregung, von zehntausend zu zehntausend Franken war schließlich der Bankier so weit gekommen, daß er Frau von Saint-Estève sechzigtausend Franken bot; sie aber erwiderte mit einer Grimasse des Neins, die einen Makako zur Verzweiflung getrieben hätte. Nachdem er erkannt hatte, wie Esther ihm die Gedanken verwirrte, nachdem er unerwartete Verdienste an der Börse hatte einstreichen können, kam er eines Morgens nach einer aufgeregten Nacht endlich in der Absicht, die hunderttausend Franken, die Asien verlangte, herzugeben; aber er wollte ihr eine Fülle von Auskünften entlocken. »Du entschließt dich also, dicker Possenreißer?« sagte Asien, indem sie ihm auf die Schulter klopfte. Die entehrendste Vertraulichkeit ist der erste Zoll, den solche Frauen von wahnsinnigen Leidenschaften oder von dem Elend, das sich ihnen anvertraut, fordern; sie erheben sich nie zur Höhe des Klienten, sie nötigen ihn, sich Seite an Seite neben sie auf den Kothaufen zu setzen. Asien gehorchte ihrem Herrn ausgezeichnet, wie man sieht. »Ich muß fohl,« sagte Nucingen. »Und du wirst nicht bestohlen,« erwiderte Asien. »Man hat Frauen schon verhältnismäßig teurer verkauft, als du die da bezahlen sollst! Von Marsay hat für die verstorbene Coralie sechzigtausend Franken gegeben. Die, die du willst, hat aus erster Hand hunderttausend gekostet; aber für dich, siehst du, alter Wüstling, ist es eine Anstandssache.« »Und wo ist sie?« »Ah! Du wirst sie sehen. Ich bin, wie du bist: bar, bar! … Ach ja, mein Lieber, ›deine Leidenschaft‹ hat Dummheiten gemacht. Junge Mädchen … das ist unvernünftig. Die Prinzessin ist augenblicklich eine Nachtschöne …« »Aine Nacht …« »Was! Willst du den Gimpel spielen? … Sie hat Louchard auf den Fersen; ich habe ihr selbst fünfzigtausend Franken geliehen …« »Finfundßwanßig! Sag?« rief der Bankier. »Bei Gott! Fünfundzwanzig für fünfzig, das versteht sich von selbst,« erwiderte Asien. »Diese Frau, man muß gerecht sein, ist die Ehrlichkeit selbst! Sie hatte nur noch ihren Leib, und sie sagte: ›Liebe kleine Frau Saint-Estève, ich werde verfolgt, nur Sie können mich verpflichten, geben Sie mir zwanzigtausend Franken, ich gebe Ihnen eine Hypothek auf mein Herz …‹ Oh, sie hat ein hübsches Herz! Außer mir weiß niemand, wo sie ist. Ein unvorsichtiges Wort würde mich meine zwanzigtausend Franken kosten … Früher wohnte sie in der Rue Taitbout. Ehe sie auszog – ihr Mobiliar war gepfändet worden … von wegen der Kosten … Diese Lumpen von Gerichtsvollziehern! – nun also, nicht dumm, vermietete sie ihre Wohnung auf zwei Monate einer Engländerin, einem prachtvollen Weib, die diesen kleinen … den Rubempré, zum Liebhaber hatte; der war so eifersüchtig, daß er sie nur nachts ausfahren ließ. Aber da man das Mobiliar verkaufen will, so hat sich die Engländerin aus dem Staube gemacht, um so mehr, als sie für einen Knirps wie Lucien zu teuer war.« »Sie treiben kute Keschäfte,« sagte Nucingen. »In Naturalien,« sagte Asien. »Ich borge hübschen Frauen; das lohnt sich, denn man diskontiert zwei Werte zugleich.« Asien amüsierte sich damit, die Rolle dieser Frauen zu ›chargieren‹; sie sind herb, aber schleicherhafter, sanfter als die Malaiin, und sie rechtfertigen ihr Gewerbe mit Reden voll schöner Motive. Asien posierte als eine Frau, die all ihre Illusionen, fünf Liebhaber und ihre Kinder verloren hat und sich trotz all ihrer Erfahrung von jedermann ›bestehlen‹ läßt. Sie zeigte von Zeit zu Zeit Pfandscheine vor, um zu beweisen, wieviel schlimme Zufälle ihr Gewerbe mit sich brachte. Sie gab sich für bedrängt, für verschuldet aus. Und schließlich war sie so naiv häßlich, daß der Baron zuletzt an die Rolle glaubte, die sie gab. »Kut, wenn ich herkebe die hunderttausend, wo werd ich se da sehen?« fragte er mit der Geste des Mannes, der zu allen Opfern bereit ist. »Mein dicker Alter, du wirst heute abend mit deinem Wagen, sagen wir, vor das Gymnase kommen, das liegt auf dem Wege,« erwiderte Asien. »Du wirst an der Ecke der Rue Sainte-Barbe halten. Ich werde dort Posten stehen; dann gehen wir zusammen zu meiner schwarzhaarigen Hypothek … Oh, sie hat wundervolles Haar, meine Hypothek! Wenn Esther ihren Kamm herauszieht, steht sie da wie unter einem Zelt. Aber wenn du dich auch auf Zahlen verstehst, so machst du mir im übrigen den Eindruck eines Gimpels; ich rate dir, die Kleine gut zu verbergen, denn man steckt sie dir ins Gefängnis, wenn man sie findet, und zwar lebhaft, gleich am folgenden Tage … und man sucht sie!« »Gönnte man nicht ßurückgaufen die Wechsel?« fragte der unverbesserliche Luchs. »Die hat der Gerichtsvollzieher … aber es geht nicht. Die Kleine hat eine Leidenschaft gehabt und ein Depot verzehrt, das man von ihr zurückverlangt. Ah, wahrhaftig, das ist ein Schelm, so ein Herz von zweiundzwanzig Jahren.« »Kut, kut, ich werde das arranschieren,« sagte Nucingen, indem er seine Miene eines Schlaukopfes aufsetzte. »Es verschdeht sich, daß ich ihr Könner werde.« »Ah, dickes Vieh, es ist deine Sache, ihr Liebe einzuflößen, und du hast ja die Mittel dazu, dir einen Schein von Liebe zu erkaufen, der wohl die wahre aufwiegt. Ich gebe dir die Prinzessin in die Hand; sie ist gehalten, dir zu folgen, um den Rest kümmere ich mich nicht … Aber sie ist an Luxus gewöhnt, an die größte Rücksicht. Ah, mein Kleiner, sie ist eine anständige Frau … Hätte ich ihr sonst zwanzigtausend Franken gegeben?« »Kut, es ist apkemacht. Auf heite Apend!« Der Baron begann die Hochzeitstoilette, die er schon einmal gemacht hatte, von neuem; aber diesmal verdoppelte er in der Gewißheit des Erfolgs die Zahl der Pillen. Um neun traf er die furchtbare Frau beim Stelldichein, und er nahm sie in seinen Wagen. »Fo?« fragte der Baron. »Wo?« sagte Asien. »Rue de la Perle, im Marais, eine Gelegenheitsadresse, denn deine Perle liegt im Kot, aber du wirst sie waschen!« Als sie dort ankamen, sagte die falsche Frau von Saint-Estève mit einem scheußlichen Lächeln zu Nucingen: »Wir werden ein paar Schritte zu Fuß gehen; ich bin nicht so dumm, daß ich die wahre Adresse gegeben hätte.« »Du tenkst an alles,« sagte Nucingen. »Das ist mein Beruf,« erwiderte sie. Asien führte den Baron in die Rue Barbette, wo er in einem Logierhaus, das ein Tapezierer des Viertels hielt, in den vierten Stock geführt wurde. Als der Millionär Esther in einem kärglich möblierten Zimmer mit einer Stickereiarbeit beschäftigt sah, erblaßte er. Noch nach einer Viertelstunde, während derer Asien scheinbar auf Esther einflüsterte, konnte dieser junge Greis kaum sprechen. »Knädikes Fräulein,« sagte er schließlich zu dem armen Mädchen, »wirden Se haben die Küte, mich als Könner anßunehmen?« »Ich muß wohl,« sagte Esther, aus deren Augen zwei dicke Tränen rannen. »Wainen Se nicht. Ich will Se machen ßur klücklichsten aller Frauen … Lassen Se sich nur von mir lieben, Sie ferden sehen.« »Meine Kleine, der Herr ist vernünftig,« sagte Asien; »er weiß genau, daß er über siebzig Jahre alt ist, und er wird nachsichtig sein. Kurz, mein schöner Engel, er ist ein Vater, den ich dir gesucht habe … Müssen ihr das sagen,« flüsterte Asien dem unzufriedenen Bankier ins Ohr. »Man fängt keine Schwalben, indem man mit der Pistole nach ihnen schießt. Kommen Sie mit,« sagte sie, indem sie Nucingen ins Nebenzimmer führte. »Sie kennen ja unsere kleinen Abmachungen, mein Engel?« Nucingen zog eine Brieftasche aus seinem Rock und zählte die hunderttausend Franken hin, die Carlos, der in einer Kammer versteckt war, mit lebhafter Ungeduld erwartete und die die Köchin ihm brachte. »Das sind hunderttausend Franken, die unser Mann in Asien anlegt; jetzt soll er uns einiges in Europa anlegen,«...



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