Balagué / Maradona | Maradona "Fußball ist mein Glück" | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Balagué / Maradona Maradona "Fußball ist mein Glück"

Die Biografie
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-98588-003-4
Verlag: Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Biografie

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-98588-003-4
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Diego Armando Maradona wird bis heute überall auf der Welt als Genie gefeiert. Er war einer der größten, vielleicht sogar der größte Fußballer aller Zeiten und elektrisierte wie kein Zweiter die gesamte Fußballwelt. Legendär seine Spielintelligenz, die unfassbare Ballkontrolle unter höchstem Druck und seine atemberaubenden Dribblings. Unvergessen sein Jahrhundert-Tor und sein irregulärer Treffer mit der 'Hand Gottes' gegen England im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 1986. Permanent und unerbittlich von den Medien verfolgt, war Maradona aber auch einer, der heftigst kritisiert und angefeindet wurde. Sein Leben war immer wieder überschattet von Geschichten über private Affären, Drogenmissbrauch und Gesundheitsprobleme. Die Biografie des Bestseller-Autors Guillem Balagués basiert auf ausführlichen Interviews mit Weggefährten und zahlreichen Erzählungen aus erster Hand. Er liefert eine brillante Annäherung mit hochspannenden psychologischen und soziologischen Aspekten an ein Leben im permanenten Rampenlicht, das im November 2020 auf tragische Weise endete.

Diego Armando Maradona, geboren 1960 in Buenos Aires, erlangte nach Stationen bei Boca Juniors und dem FC Barcelona beim SSC Neapel endgültig Kultstatus. In 91 Länderspielen für Argentinien erzielte er 34 Tore und nahm an vier Weltmeisterschaften teil. Maradona starb am 25. November 2020 im Alter von 60 Jahren. Guillem Balagué, geboren 1968 in Barcelona, ist Autor und Sportjournalist. Er schreibt für spanische und englische Zeitungen und ist regelmäßig als Experte im internationalen Fernsehen zu sehen. Als Autor hat er zahlreiche erfolgreiche Sportbücher verfasst, u. a. über Pep Guardiola, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi.
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Prolog


Francis Cornejo, Trainer der Cebollitas (Zwiebelchen), der Nachwuchsmannschaft der Argentinos Juniors, fuhr mit nach Villa Fiorito, um sich das Alter des Jungen bestätigen zu lassen. Goyo Carrizo hatte einen Freund zu einem Testspiel in den Parque Saavedra mitgebracht. Als der Trainer Diego Maradona spielen sah, dachte er: Er ist so klein, er kann unmöglich schon acht sein.

Fiorito ist ein Elendsviertel am Stadtrand von Buenos Aires, das im Zusammenhang mit Schlägereien, Schießereien und Mordfällen regelmäßig in Polizeiberichten auftauchte. Mehrere seiner Schützlinge lebten dort.

In José Trottas orangerotem Pick-up, einem argentinischen Rastrojero, lieferten sie zunächst ein paar Jungs zu Hause ab und fuhren dann weiter nach Fiorito. Trotta wusste ungefähr, wie er dorthin gelangte, die Straße, in der Diego wohnte, kannte er indes nicht. Diego – El Pelusa – musste ihm den Weg zeigen.

Sie überquerten Bahnschienen, kamen an mehreren Brunnen vorbei und fuhren schließlich auf hauptsächlich von Pferdekarren genutzten Sandpisten entlang eines Abwasserrinnsals, das unter verrottenden Müllbergen kaum zu erkennen war. »Da ist es«, sagte Diego endlich. Cornejo stieg aus, ging über die Straße und klopfte an die Tür. Diegos Mutter, Doña Tota, öffnete, eine ihrer Töchter stand hinter ihr. Die beiden schauten Cornejo fragend an. »Wir stellen ein neues Team bei den Argentinos Juniors zusammen«, erklärte er, »und brauchen eine Bestätigung des Alters Ihres Sohnes …« Inzwischen hatten sich ein paar andere Jungs um Cornejo geschart.

»Treten Sie ein«, entgegnete Doña Tota freundlich. Dann suchte sie die vom Evita-Hospital ausgestellte Geburtsurkunde Diegos. Sie besagte, dass er am 30. Oktober 1960 zur Welt gekommen war. Der Junge war also tatsächlich schon acht Jahre alt.

Francis hatte einen Rohdiamanten entdeckt, den er zum Glänzen bringen konnte. Und Diego glänzte nicht nur, er strahlte förmlich. Mit seiner Hilfe blieben die Cebollitas ab März 1969 für 136 Spiele in Folge ungeschlagen.

In seinem Buch Cebollita Maradona – in dem er die Geschichte seiner Beziehung zu dem Jungen mit dem dichten Haarschopf, dem runden Gesicht und den schnellen Beinen erzählt, dem »Zwiebelchen«, das kleiner war als alle anderen – erinnert sich Cornejo an viele besondere Momente. »Er bekam den Ball rechts vom Sechzehner auf den linken Fuß, lupfte ihn kurz an und drang – den Zuschauern blieb die Spucke weg – mit dem Ball am Kopf in einem irrwitzigen Tempo in den Strafraum ein. In Höhe des Tores stoppte er, ließ den Ball auf den linken Fuß tropfen und donnerte ihn nach kurzer Drehung gegen den rechten Pfosten. Der Torwart klebte regungslos, wie hypnotisiert, auf der Linie. Der Ball prallte vom Pfosten zurück aufs Feld, Polvorita Delgado reagierte als Erster und drosch ihn in die Maschen. Es war der Wahnsinn!« Das ganze Stadion jubelte, auch die Fans der gegnerischen Mannschaft.

Eines Tages, während eines Trainings im Parque Saavedra, schenkte ein alter Mann, der sein bocce-Spiel unterbrochen hatte, um beim Training zuzusehen, Diego ein Fahrrad. »Aber nein, vielen Dank, Señor, das kann ich nicht annehmen«, sagte Diego. »Nimm es, mein Sohn, es ist deins. Ich möchte, dass es dir gehört. Du bist ein wahrer Teufelsdribbler. Denk an mich, wenn du in der Nationalmannschaft spielst.« Und da der Trainer zustimmend nickte, nahm Diego das Geschenk an. Noch Jahre später, als er international bekannt war, erinnerte er sich an den Mann mit dem Fahrrad. Mit 15 gab das Zwiebelchen sein Debüt in der ersten Mannschaft der Argentinos Juniors und wurde im Handumdrehen der Liebling der Fans. Derweil half der Verein der Familie aus dem Slum von Fiorito heraus und mietete eine Wohnung in Villa del Parque, ganz in der Nähe des Trainingsgeländes, für sie an, in der Hausnummer 2750. In Nummer 2046 lebte ein Mädchen namens Claudia. Sie trug eine gelbe Hose, und Diego verliebte sich schlagartig in sie. Claudia wusste nicht, wer er war. Maradona erzählte die Geschichte später allerdings etwas anders.

Don Diego und Doña Tota verdienten nicht genug Geld für die Miete, immer wieder drohte die Zwangsräumung. Wieder kam der Verein zu Hilfe und finanzierte Diego sein erstes Haus, da war er 18. Es handelte sich um ein schlichtes zweigeschossiges Gebäude mit Innenhof in La Paternal, einem Wohnviertel drei Blocks entfernt vom Argentinos-Stadion. Maradona wohnte dort mit seinen Eltern und Geschwistern, Schwager und Schwägerinnen. Er verfügte über ein eigenes Zimmer, die Toilette befand sich allerdings ein Stockwerk höher auf der nächsten Etage, auf derselben Ebene wie die Dachterrasse.

Mit 19, lange bevor er zu dem »schmutzigen Gott und Sünder« wurde, als den der Journalist Eduardo Galeano ihn drei Jahrzehnte später bezeichnete, gewann Maradona mit der argentinischen U20-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Japan. Der Rastrojero-Pick-up war inzwischen Geschichte. Maradona war jetzt ein Autofreak, der seine Fahrzeuge als Visitenkarte betrachtete. (Als seine Fans El Pelusa für die Freude danken wollten, die er ihnen bereitete, sammelten sie Geld, um ihm, was sonst, ein Auto zu schenken, einen roten Mercedes 500 SLC mit stolzen 237 PS.)

Nach und nach konnte Diego von seinem Gehalt etwas zur Seite legen. Zu Weihnachten beschenkte er sich mit einem Fiat Europa 128 CLS, einem Wagen wie eine Kinderzeichnung: quadratisch, praktisch, gut. Heute befindet sich das Fahrzeug im Besitz eines Sammlers aus der Nähe von Buenos Aires, der alle Angebote italienischer Museen, die das gute Stück ausstellen wollen, ausschlägt.

Da ein echter Star, der Maradona schon mit 20 war, nicht allen Ernstes in einem Fiat 128 durch die Gegend gurken kann, legte er sich bald seinen ersten Sportwagen zu, einen dunkelgrauen Porsche 924 mit braunen Ledersitzen, direkt aus Deutschland importiert. Von diesem Schmuckstück trennte er sich, als er die Boca Juniors verließ, um nach Barcelona zu gehen. 30 Jahre später, als er als Chef der argentinischen Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika antrat, wurde der Wagen für eine halbe Million Dollar angeboten. Zwei Jahre darauf war der Preis dann wieder drastisch gefallen – ebenso wie der Marktwert des Trainers: der Maradona-Porsche kostete jetzt nur mehr 77 500 Dollar.

Beim FC Barcelona wurde Maradona vertraglich unter anderem ein roter VW Golf zur Verfügung gestellt. In diesem Wagen fuhr der Fußballstar an einem Nachmittag im Jahr 1983 zum Training am Camp Nou. Der Eingang zum Trainingsbereich war allerdings verschlossen. »Sieh an, Diego! Da heißt es doch, nur der frühe Vogel fängt den Wurm, und jetzt kommst du zum ersten Mal früh, und es ist abgesperrt.« Der junge Fitnesstrainer Fernando Signorini fragte sich, ob er mit dem süffisanten Kommentar nicht vielleicht ins Fettnäpfchen getreten war. Das etwas gequälte Lächeln, mit dem Diego die Bemerkung quittierte, ließ jedenfalls Raum für Zweifel.

Maradona kannte Signorini, da er einer der wenigen war, die bei den Trainingseinheiten von Cheftrainer César Luis Menotti dabei sein durften. »Sie sind also der Trainer? Na gut, wir spielen morgen, danach mache ich Urlaub in Argentinien, aber wenn wir zum Vorsaisontraining wieder in Andorra sind, müssen wir uns unterhalten. Mein Agent Jorge Cyterszpiler und ich überlegen, eine Fußballschule in Barcelona zu eröffnen.« Später bat Diego El Profe (dt. Professor), sein Privattrainer zu werden, etwas, das es im Bereich des Mannschaftssports bis dahin noch nicht gegeben hatte. Mit einigen Unterbrechungen arbeiteten die beiden fast zehn Jahre lang zusammen.

Den ersten Tiefpunkt durchlebte Maradona nach dem Sieg Argentiniens bei der WM in Mexiko 1986. Nachdem er endlich den Ruhm errungen hatte, von dem er als Kind immer geträumt hatte, rutschte er in eine Depression ab. Sein Leben in Neapels Nobelviertel Posillipo als millionenschwerer Gefangener des eigenen Ruhms lastete schwer auf ihm. Just in dem Augenblick traf er jemanden, der ihm ein magisches Pulver anbot, und Diego, der längst zum Helden aufgestiegen und ein Mythos geworden war, zögerte nicht zuzugreifen. Als seine depressiven Schübe daraufhin nachließen, schwoll seine Brust wieder so an, wie sie es immer beim Klang der argentinischen Nationalhymne getan hatte, und Diego fühlte sich zu allem bereit.

Nachdem er 1987 mit dem SSC Neapel den ersten von zwei italienischen Meisterschaftstiteln geholt hatte und in den Rang eines Heiligen erhoben worden war, entschied Maradona, dass es an der Zeit sei, sich einen Ferrari zuzulegen. Seinem damaligen Agenten Guillermo Cóppola erklärte er, dass er sich statt eines markentypischen Rosso Corsa einen schwarzen Testarossa wünsche. Cóppola kümmerte sich um Diegos Geschäfte, seitdem dieser nach Italien gekommen war. Außerdem stand er – selbst dem weißen Pulver zugeneigt – seinem Klienten zur Seite, als dieser durch die Kokainhölle ging. Die beiden Männer verband eine große Zuneigung. Guillermo tat alles für seinen Freund, wie er erzählt. Schließlich war er da, der schwarze Testarossa: »Wir stiegen beide ein, und Diego sah sich suchend um. Ich fragte ihn, ob es ein Problem gebe. ›Wo ist die Stereoanlage?‹, wollte er wissen. ›Was für eine Stereoanlage denn?‹, entgegnete ich. ›Der Wagen hat keine.‹ – ›Ja, das ist ein Rennwagen, der hat weder Stereo- noch Klimaanlage.‹ – ›Na, wenn das so ist‹, sagte Diego, ›dann schieb ihn dir in den Arsch.‹«

Letzten Endes behielt Maradona den schwarzen Ferrari dann doch. Er flüchtete darin vor den Vespas, die ihn auf dem Weg von seinem Haus zum Trainingsgelände...


Balagué, Guillem
Guillem Balagué, geboren 1968 in Barcelona, ist Autor und Sportjournalist. Er schreibt für spanische und englische Zeitungen und ist regelmäßig als Experte im internationalen Fernsehen zu sehen. Als Autor hat er zahlreiche erfolgreiche Sportbücher verfasst, u. a. über Pep Guardiola, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi.

Guillem Balagué, geboren 1968 in Barcelona, ist Autor und Sportjournalist. Er schreibt für spanische und englische Zeitungen und ist regelmäßig als Experte im internationalen Fernsehen zu sehen. Als Autor hat er zahlreiche erfolgreiche Sportbücher verfasst, u. a. über Pep Guardiola, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi.



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