E-Book, Deutsch, Band 1748, 144 Seiten
Reihe: Baccara
Bailey Wenn das Verlangen uns beherrscht
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95446-482-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1748, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-95446-482-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Macht Geld glücklich? Dann wäre Matthew Kincaid
ein sorgenfreier Mann. Doch sein Sohn ist krank und
braucht eine Knochenmarkspende. Weil der attraktive
Witwer selbst als Spender ausfällt, ist die einzige Hoffnung
die Leihmutter des Jungen. Die Frau, von der seine
Familie nichts wissen darf. Als er ihr gegenübersteht,
ist Matthew von der hübschen Susannah hingerissen -
und das nicht nur wegen ihrer Hilfsbereitschaft. In ihren
Armen findet er Erfüllung und Leidenschaft. Und doch
muss er seine Gefühle unterdrücken. Oder ein Versprechen
brechen, an das er sich gebunden fühlt ...
Rachel Bailey war während ihrer Schulzeit nicht sehr interessiert am Schreiben und lesen. Physik, Chemie und Biologie waren ihre Lieblingsfächer. Ihre Mutter machte sich darüber lustig, dass sie wissenschaftliche Lehrbücher in den Urlaub mitnahm. Nach der Schule machte sie einen wissenschaftlichen Abschluss (wer hätte das auch anders gedacht?) aber ganz impulsiv wechselte sie zur Kunst. Ihren zweiten Abschluss machte sie in Psychologie und vertiefte sich in soziale Arbeit. Auch wenn sie diese Arbeit geliebt hat, empfindet sie ihre jetzige Tätigkeit als perfekten Job. Sie verbringt den ganzen Tag in Ruhe und Frieden, verbringt ihre Zeit im Garten, umringt von ihren Hunden und erfindet neue Geschichten.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Verzweifelt hielt Matthew Kincaid das Handy fest umklammert und starrte durch die Glasscheibe auf seinen Sohn. Der dreijährige Flynn saß aufrecht in seinem Krankenhausbett, das zerzauste dunkle Haar umgab sein kleines schmales Gesicht. Seine Tanten Lily und Laurel saßen auf beiden Seiten des Bettes und spielten mit ihm. Seit dem Tod von Matts Frau vor einem Jahr hatte seine Familie sich so liebevoll verhalten. Alle kümmerten sich intensiv um Matt und seinen kleinen Sohn und unterstützten sie in jeder Weise.
Doch das würde jetzt auch nichts mehr nützen. Denn all der Reichtum, den die Kincaids der letzten drei Generationen in der Schifffahrtsindustrie erworben hatten, war hier in dem Krankenzimmer, das Matts Sohn nicht verlassen durfte, ohne Bedeutung.
Trotz seiner blassen Gesichtsfarbe und den dunklen Ringen unter den Augen war Flynn nicht anzusehen, wie krank er war. Doch seine Immunabwehr war so beeinträchtigt, dass seine Tanten sich in dem Vorraum hatten desinfizieren müssen, bevor sie sein Zimmer betreten durften. Zu groß war die Ansteckungsgefahr. Flynn litt an aplastischer Anämie, einer besonderen Art von Blutarmut, und wenn sein geschwächter Körper nicht auf die Mittel ansprach, die man ihm bisher gegeben hatte, musste man härtere Maßnahmen ergreifen. Auch eine Knochenmarktransplantation war dann nicht ausgeschlossen.
Wieder überlief Matt ein eiskalter Schauer. Sein Sohn war doch noch so klein, und trotzdem musste er eine solche Prozedur über sich ergehen lassen? Vorausgesetzt man fand einen passenden Spender. Da Flynn keine Geschwister hatte, fiel diese Möglichkeit schon mal weg. Als Nächstes kamen die Eltern in Betracht. Doch da Matt an einer Penicillinallergie litt, würden die Ärzte nur dann auf ihn zurückgreifen, wenn sie keinen anderen Spender fanden. Diese möglicherweise lebensbedrohende Allergie auf einen Dreijährigen zu übertragen, davor schreckten sie zurück. Zu groß war die Gefahr, dass der Kleine eine Infektion entwickeln würde, die man mit Antibiotika bekämpfen musste. Und da war Penicillin immer noch das Mittel der Wahl.
„Und wie ist es mit meinen Geschwistern?“, hatte Matt die Ärzte gefragt, denn er war sicher, dass alle drei Schwestern und der Bruder sofort bereit wären, das für ihren Neffen zu tun. Doch die Ärzte hatten ihm wenig Hoffnung gemacht. Nur äußerst selten fand sich auf diesem Weg ein passender Spender.
Also gab es nur noch eine einzige Möglichkeit. Flynns anderes Elternteil. Seine biologische Mutter. Er musste sie sofort anrufen.
Ein kurzer Blick auf die Uhr, dann griff Susannah nach den Blättern, die der Drucker ausgespuckt hatte. Noch zwölf Minuten bis zu der entscheidenden Sitzung mit den Vorständen der Bank. Die ganze Woche hatte sie bis spät in die Nacht an dem neuen PR-Konzept für das Kreditinstitut gearbeitet, und sie war ziemlich sicher, dass es auf große Zustimmung stoßen würde. Die Bank wollte sich ein neues Image zulegen, und die Strategien, die Susannah und ihr Team vorschlugen, waren dazu bestens geeignet.
Ihr Handy klingelte. Susannah griff danach, während sie mit der anderen Hand nach ihrem Blazer angelte. „Susannah Parrish.“
„Guten Morgen, Susannah“, sagte eine männliche Stimme, die sich gestresst anhörte. „Hier ist Matthew Kincaid.“
Matthew Kincaid … Susannah wurde das Herz schwer. Der Mann von Grace Kincaid, der sie ihr neugeborenes Baby übergeben hatte. Sofort kamen die Erinnerungen an den Tag zurück, die sie mit aller Kraft von sich fernhalten wollte, Erinnerungen an ihren kleinen Jungen mit der weichen warmen Haut, den sie nur wenige Stunden hatte in den Armen halten können, bevor sie ihn seinen neuen Eltern übergeben musste. Nur so hatte sie die eigene Mutter vor dem finanziellen Ruin retten können.
„Das Baby“, flüsterte sie angstvoll. „Ist etwas mit dem Baby?“ Warum hätte er sie sonst anrufen sollen?
„Ja. Er ist krank.“
Krank? Entsetzt ließ sie sich in den Sessel sinken. „Was hat er denn?“ Vielleicht war es etwas Harmloses, das leicht zu kurieren war. Aber hätte Matthew sie dann angerufen?
„Er hatte eine schwere Virusinfektion und hat sich bisher davon nicht erholen können“, erklärte Matthew gepresst.
„Kann ich etwas für ihn tun?“
„Ich hatte gehofft, dass Sie das fragen würden. Es besteht die Möglichkeit, dass er eine Knochenmarktransplantation braucht. Als Spender kommen am ehesten Geschwister oder Eltern infrage. Leider kann ich nur im äußersten Notfall einspringen.“
„Wie schnell brauchen Sie mich?“, fragte sie, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken.
„Bisher steht noch nicht fest, ob eine Transplantation nötig ist. Es müssen noch allerlei Tests gemacht werden.“ Kurz zögerte er, dann fuhr er stockend fort: „Aber ich wäre Ihnen … dankbar, wenn Sie … so schnell wie möglich kommen könnten.“
Tausend Dinge schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf, während sie sich hastig in ihrem Büro umsah und dann ihre Termine in Gedanken durchging. Ja, es musste möglich sein, dass sie kurzfristig ein paar Tage freinahm. Urlaub hatte sie noch genug, und ihre Assistentin war so gut eingearbeitet, dass sie sie vertreten konnte. Sicher, es machte vielleicht keinen guten Eindruck, wenn sie so überstürzt ihren Arbeitsplatz verließ. Aber wenn das Kind sie brauchte, gab es keine andere Lösung. „Wohnen Sie noch in Charleston?“
„Ja. Sie nicht?“
„Nein, ich lebe jetzt in Georgia. Aber ich werde sofort alles Nötige regeln, damit ich die Nachmittagsmaschine nehmen kann. In welchem Krankenhaus liegt er?“
„Im St. Andrew. Aber, bitte, mailen Sie mir Ihre Flugdaten. Ich hole Sie am Flughafen ab.“
„Okay.“ Susannah stand auf. Das Handy ans Ohr gepresst lief sie den Flur hinunter. „Ich verspreche Ihnen, ich komme noch heute.“
„Bis dann, Susannah. Ich danke Ihnen.“
„Keine Ursache.“
Wenige Stunden später war Susannah bereits in Charleston. Während sie ihren Koffer durch die Ankunftshalle zog, sah sie sich aufmerksam um. Da, das musste Matthew Kincaid sein. Bei seinen gut einen Meter achtzig und der athletischen Figur war er kaum zu übersehen. Auch der dunkelblaue Anzug stand ihm ausgezeichnet. Sie hatte den Vater ihres Kindes nur einmal gesehen, damals, als sie den Vertrag geschlossen hatten, in dem sie sich bereit erklärt hatte, ein Kind für Grace auszutragen. Damals wie heute fand sie Matthew ungeheuer attraktiv. Dennoch, er war nicht der Grund, weshalb sie hier war. Sondern sein Sohn.
Jetzt hatte auch Matthew sie erkannt, kam auf sie zu und nickte ihr kurz zu, bevor er ihr den Koffer abnahm. „Danke, dass Sie so schnell gekommen sind.“
„Ich bin froh, dass ich es einrichten konnte.“
Auf dem Weg zum Wagen sprachen sie kein einziges Wort. Susannah blickte in den klaren blauen Himmel über Charleston und musste unwillkürlich lächeln. Es war so gut, wieder hier zu sein, denn hier in Charleston war sie geboren und aufgewachsen.
Erst im Auto brach Susannah das Schweigen. „Ist Grace jetzt bei ihm?“, fragte sie, während sie den Sicherheitsgurt anlegte. Als Matthew nicht gleich antwortete, sah sie ihn fragend von der Seite an. Aber er blickte starr geradeaus, die Lippen zusammengepresst.
Dann holte er tief Luft und antwortete: „Meine Mutter ist bei ihm. Meine beiden Schwestern haben ihm heute Vormittag Gesellschaft geleistet, und Mom hat sie mittags abgelöst.“ Wieder schwieg er kurz, den Blick immer noch nach vorn gerichtet. „Grace ist vor einem Jahr gestorben“, stieß er dann leise hervor.
Oh Gott. „Wie ist sie denn …“ Doch dann verstummte sie. Was für eine unwichtige Frage. Ein Mann hatte seine Frau verloren, und ein kleiner Junge seine Mutter. Nur das zählte.
„Ein Absturz mit einem kleinen Flugzeug.“
„Oh, Matthew, das tut mir so wahnsinnig leid …“
„Warum? Sie können doch nichts dafür.“
„Das nicht, aber …“ Schockiert sah sie ihn an. Das Thema quälte ihn offenbar. Doch auch wenn sie sein Kind ausgetragen hatte, so war und blieb sie doch eine Fremde für ihn. „Und was ist nun mit Flynn? Was ist passiert?“, fragte sie weich.
Kurz umklammerte Matt mit den Händen krampfhaft das Lenkrad. „Er hatte einen Parvovirus. Eine Blutuntersuchung beim Arzt ergab, dass die Konzentration seiner weißen Blutkörperchen gesunken war. Und beim nächsten Test noch weiter. Die Ärzte glaubten anfangs, es sei ein vorübergehendes Problem. Das Knochenmark würde bald wieder anfangen zu produzieren.“ Er lachte kurz und trocken auf. „Aber sie irrten sich.“
„Hat man schon andere Behandlungsmethoden versucht?“, fragte Susannah.
Matt nickte knapp. „Ja, bisher ohne Erfolg. Deshalb haben die Ärzte vorgeschlagen, sich innerhalb der Familie schon mal nach möglichen Spendern umzusehen. Am besten sind Geschwister geeignet, dann die Eltern. Danach sieht es eher traurig aus.“
„Deshalb haben Sie mich angerufen.“
„Ja.“ Er schob die Sonnenbrille hoch und blickte Susannah direkt an. „Flynn hat keine Geschwister, und wegen meiner Penicillinallergie komme ich nach Meinung der Ärzte nur im äußersten Notfall infrage.“ Verzweifelt schlug er mit der flachen Hand auf das Lenkrad. „Ich kann meinem eigenen Sohn nicht helfen!“
„Aber ich“, sagte Susannah ruhig. „Ich bin seine biologische Mutter.“
„Stimmt.“ Matthew biss kurz die Zähne zusammen....