E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Bagwell Ist es wirklich Liebe?
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7754-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7754-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sierra versteht die Welt nicht mehr: Nach Jahren einer rein platonischen Freundschaft beginnt sie plötzlich, sich von Alex Calloway unwiderstehlich angezogen zu fühlen. Seit der attraktive Strafverteidiger sich mit ihr so rührend um das Findelbaby Bowie kümmert, scheint es zwischen ihnen vor Erotik zu knistern. Starke leidenschaftliche Gefühle erwachen in Sierra, die sie aber noch nicht zu zeigen wagt. Empfindet nur sie so, oder sehnt auch Alex sich nach mehr?
Eigentlich ist Stella Bagwell gelernte Friseurin, tragischerweise entwickelte sie aber eine Haarspray-Allergie. Schlecht für sie, gut für ihre Leserinnen. Denn so verfolgte Stella ihr kreatives Talent in eine andere Richtung weiter und begann mit viel Enthusiasmus, Romane zu schreiben. Was ganz bescheiden auf einer alten Schreibmaschine begann, entwickelte sich auch schon bald zu einer sehr erfolgreichen Karriere. Bis heute hat Stella über vierzig Romances veröffentlicht! Und wer könnte besser über die ewige Liebe schreiben als sie? Schließlich sind sie und ihr jetziger Mann Harrell seit der Highschool unzertrennlich. Ihr ganzer Stolz ist ihr Sohn Jason, der als Mathematiklehrer und Football-Coach arbeitet. Mittlerweile leben Stella und Harrell mit ihren Pferden auf einer riesigen Ranch in den wilden Wäldern Oklahomas. Und wenn ihr neben dem Schreiben, Reisen, Geige spielen, Schwimmen und Gartenarbeit noch Zeit zum Nachdenken bleibt, ist sie gar nicht unglücklich darüber, dass sie ihren Job als Friseurin aufgeben musste.
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1. KAPITEL
„Hallo, Sierra! Hallo! Wo bist du mit deinen Gedanken?“
Sierra Mendoza zuckte leicht zusammen und sah sich irritiert an dem Tisch um. Alle Blicke ihrer Freunde waren auf sie gerichtet. In der Tat, sie hatte sich für einen Moment aus dem Gespräch ausgeklinkt und war gedanklich völlig abwesend gewesen.
Verlegen wandte sie sich an Gayle, eine Blondine, die fünf Jahre älter als sie selbst war. „Tut mir leid, ich habe an etwas anderes gedacht. Was hast du gerade gesagt?“
Gayle richtete die blauen Augen schicksalsergeben zum Himmel, lächelte aber dabei. „Ich habe gefragt, ob du dir mit mir die Mousse au Chocolat zum Nachtisch teilst.“
„Ach nein, heute lieber nichts Süßes“, wehrte Sierra ab. „Dafür bin ich nicht in Stimmung.“
Genau genommen war sie für gar nichts in Stimmung und nahm an diesem Mittagessen nur teil, weil sie nicht wirklich einen Grund gefunden hatte, es abzusagen. Sie wollte ihre Freunde, die sie noch von der Universität her kannte, nicht vor den Kopf stoßen. Die beiden Frauen und die drei Männer trafen sich wöchentlich einmal im Longhorn Bar and Grill der texanischen Kleinstadt Red Rock.
Früher hatte das Gebäude als Lagerhalle für Getreide und Futtermittel gedient, und auch jetzt hatte es noch große Ähnlichkeit mit einer Scheune. Zwischen massiven Holzbalken sah man bis zum Dach hinauf, der Fußboden bestand aus unbehandelten Dielen, und auf den Holztischen lagen blauweiß karierte Tischtücher. Die ehemalige Laderampe diente mittlerweile als eine Art Terrasse, auf der die Gäste mit Blick auf die Main Street im Freien sitzen konnten. Normalerweise füllte Sierra sich im Longhorn wohl. Sie liebte die fröhliche Atmosphäre dort ebenso wie das köstliche Essen.
„Was ist los mit dir?“, fragte Mario, der im nahen San Antonio in der Notaufnahme eines großen Krankenhauses arbeitete. „Bist du auf Diät? Das hast du bestimmt nicht nötig. Für meinen Geschmack bist du sogar zu mager.“
Sierra stand nicht gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und starrte auf ihren noch halb vollen Teller. „Aber nein, Mario, ich esse genug. Mir ist nur heute nicht nach Nachtisch. Nächste Woche habe ich vielleicht mehr Appetit“, sagte sie tröstend zu Gayle. „Lass dich aber durch mich nicht aufhalten.“
„Kommt nicht in Frage“, wehrte Gayle lachend ab. „Ich nehme doch nicht die Kalorien eines ganzen Tages in einem kleinen Schüsselchen zu mir.“
„Mario hat Recht“, bemerkte Trey. „Sierra, du bist wirklich mager und blass. Das ist uns allen aufgefallen. Was ist denn los? Trauerst du denn noch immer Chad Newbern hinterher?“
„Ich möchte nicht über ihn sprechen“, antwortete sie dem hoch gewachsenen Ingenieur, der die muskulösesten Unterarme besaß, die sie je gesehen hatte.
Sie wollte ja nicht einmal an Chad denken. Zwei Jahre war sie mit dem Mann zusammen gewesen, und vor zwei Monaten hatte er ihr schlicht und einfach die Beziehung aufgekündigt. Angeblich wünschte er sich ein aufregenderes Leben. Ihr blieb nur die Erkenntnis, dass sie ihm zu langweilig gewesen war, und das hatte ihr Selbstbewusstsein restlos zerstört.
„Warum möchtest du nicht über Chad sprechen?“, fragte Alex Calloway. „Man merkt doch, dass du ständig an diesen Verlierer denkst.“
Alex Calloway war Anwalt, saß ihr direkt gegenüber und gab sich so herablassend, dass sie ihn am liebsten undamenhaft unter dem Tisch getreten hätte. Mit seinem Zynismus ärgerte Alex sie oft, und manchmal wurde er geradezu verletzend. Andererseits konnte er auch wieder ganz reizend sein, wenn er nur wollte.
Sierra hatte Alex stets als guten Freund betrachtet. Wahrscheinlich lag es an seinem wankelmütigen Wesen, dass sie trotz seines guten Aussehens nicht für ihn schwärmte. Zum Glück, dachte sie. Alex war nämlich ein Herzensbrecher schlimmster Sorte.
„Was weißt du schon, woran ich denke“, erwiderte sie schroff.
„Also“, warf Trey ein, „ich war jedenfalls überzeugt, dass Chad dich heiraten würde. Ich habe ständig damit gerechnet, dass du hier auftauchst und Hochzeitseinladungen verteilst. Und jetzt hat dich dieser Mistkerl sitzen lassen.“
„Nach allem, was du für den Schuft getan hast“, fügte Gayle hinzu. „Es gibt nichts Mieseres als einen miesen Mann.“ Gayle musste es wissen, denn ihre Erfahrung mit Männern war, um es freundlich zu formulieren, groß.
„Wenigstens hast du ihn vom Alkohol abgebracht, und er hat wieder einen festen Job. Darauf kannst du stolz sein“, wandte sich nun Mario mitfühlend an Sierra.
„Ja, richtig“, bestätigte Trey aufmunternd. „Du hast Chad Newbern neu aufgebaut. Das hast du toll gemacht.“
Tatsächlich war Sierra auf die Fortschritte stolz, die Chad seit ihrer Begegnung vor zwei Jahren gemacht hatte. Damals war er von der Navy aus gesundheitlichen Gründen entlassen worden, und der Verlust der heiß ersehnten militärischen Laufbahn hatte ihn am Boden zerstört. Zur Ablenkung hatte er zu trinken begonnen und war dem Alkohol schließlich verfallen.
Sierra hatte sich seiner erbarmt und ihm geholfen, von der Flasche wegzukommen. Gleichzeitig hatte sie sich in ihn verliebt. Leider hatte sie angenommen, das wäre umgekehrt auch der Fall. So kann man sich irren, dachte sie sarkastisch.
Alex griff nach seinem Bierglas. „Ja, Ja, Sierra ist nicht nur Sozialarbeiterin, sondern auch Wundertäterin. Sie heilt alles, mag es noch so aussichtslos erscheinen.“
„Alex!“, sagte Gayle tadelnd. „Merkst du eigentlich nicht, dass Sierra leidet? Sie braucht unsere Hilfe. Also spar dir deinen Spott.“
Alex lächelte. „Sie braucht nicht unsere Hilfe, sondern mehr Rückgrat, damit nicht gleich wieder der Nächste über sie hinwegtrampelt.“
Sierra griff ihr Bierglas mit beiden Händen, blickte starr hinein und hielt eisern die Tränen zurück. Vielleicht hatte Alex ja Recht? Bisher hatte es jeder ihrer Freunde nur so lange bei ihr ausgehalten, bis sie ihm auf die Beine geholfen hatte. Und danach – vom Winde verweht … Wieso konnte sie keinen Mann auf Dauer halten?
„Über mich hinwegtrampelt?“ Sie richtete die sanften braunen Augen auf Alex. „Wie du das mit deinen Gegnern vor Gericht machst?“
„Jeder will gewinnen, Sierra“, entgegnete er lächelnd. „Keiner möchte verlieren.“
Sekundenlang herrschte Schweigen am Tisch. Dann sagte Trey: „Du bist eine schöne junge Frau, Sierra, und irgendwann findest auch du den Richtigen. Kopf hoch!“
Sierra war Trey für die netten Worte dankbar, auch wenn sie ihm nicht recht glaubte. Sie fand sich alles andere als schön. Schön – das waren ihre älteren Schwestern Gloria und Christina. Die beiden waren schlank, hoch gewachsen und elegant. Sie selbst war dagegen nur knapp einssechzig. Sicher, ein paar Rundungen besaß sie schon, aber insgesamt machte sie eher einen zierlichen Eindruck. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass nur die dichten langen Locken verhinderten, dass sie allzu knabenhaft daherkam. Viele ihrer ehemaligen Freunde von der High School nannten sie jedenfalls auch heute noch „Kleine“.
„Danke, Trey“, entgegnete sie, „aber ich werde mich von Männern vorerst fern halten. Ich habe nämlich einen Pakt mit meinen Schwestern geschlossen. Wir haben uns gegenseitig geschworen, uns von Männern fern zu halten. Wer den Pakt bricht, muss als Buße etwas machen, was er normalerweise hasst, zum Beispiel Rasen mähen oder Autos waschen. Ich schwöre euch, dass es mir nicht wie Gloria und Christina ergehen wird, die bereits schwach geworden sind. Ich halte mich an den Pakt.“
„Das finde ich nicht gut. Du darfst dich nicht zurückziehen“, warnte Mario. „Trey hat Recht. Du wirst den Richtigen finden, vielleicht sogar schon morgen.“
Sierra versuchte, Marios Lächeln zu erwidern. Zum Glück kam die Kellnerin an den Tisch, um noch eine Runde Getränke zu bringen, womit die Diskussion über Sierras Liebesleben beendet war. Von da an konzentrierte sie sich vollständig aufs Essen und tat, als würde es ihr tatsächlich schmecken.
Trotzdem war sie erleichtert, als das wöchentliche Treffen vorbei war und sie auf dem Parkplatz zu ihrem Wagen ging. Sie beschloss, nachher ein bisschen im Park zu spazieren. Es war zwar windig, aber frühlingshaft warm. Vorher wollte sie jedoch heimfahren und sich erst einmal die Augen ausweinen.
„Warte einen Moment, ich möchte mit dir reden.“
Sierra blieb neben ihrem Wagen stehen und drehte sich um. Alex. Natürlich, das hätte sie sich denken können. Der Mann gab nie klein bei. Sein ganzes Auftreten signalisierte Macht und Erfolg. Das braune Haar hatte er aus der Stirn nach hinten gekämmt, und die grünen Augen betrachteten die Welt meist reichlich zynisch. Die harten Gesichtszüge schüchterten die Leute wohl ebenso ein wie seine eins fünfundachtzig Körpergröße. Jedenfalls mussten die meisten zu ihm aufsehen, was sicher ein Vorteil in seinem Beruf war. Sein Gesicht passte perfekt zu dem schlanken kräftigen Körper. Sierra gestand ihm zu, dass er ein äußerst attraktiver Mann war. Doch für ihren Geschmack besaß er eindeutig zu wenig Gefühl.
„Wozu soll ich warten?“, entgegnete sie leicht gereizt. „Damit du das Messer in der Wunde noch drehen kannst? Es reicht, Alex.“
Sie schob den Schlüssel ins Schloss, doch ehe sie die Tür öffnen konnte, legte Alex ihr die Hand auf die Schulter und drehte sie wieder zu sich herum.
„Nein, es reicht noch nicht“, erklärte er. „Es war vorhin geradezu lächerlich, wie du in dein Bier geweint...




