Badraun | Schwarzmost | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Gaudenz Huber

Badraun Schwarzmost

Kriminalroman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96041-082-9
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Gaudenz Huber

ISBN: 978-3-96041-082-9
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Aussicht auf eine Weiterbildung bei der Kantonspolizei Thurgau kommt dem Silser Dorfpolizisten Gaudenz Huber äusserst gelegen. Seine Frau hat den kalten, nassen Frühling im Engadin nämlich gründlich satt. Doch schon am ersten Tag muss Gaudenz merken, dass er nicht wegen der Weiterbildung hier am Bodensee ist. Er soll bei den internen Ermittlungen der Thurgauer Polizei helfen – und deren Hauptverdächtiger ist der Lieblingscousin seiner Frau . . .

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Prolog Ein warmer Tag, der Frühling zeigt sich von seiner schönsten Seite. Seit zehn Minuten steht er schwitzend neben dem Hotel SiX, einem modernen Betonbau an der Hauptstrasse, der ihm kaum Deckung bietet. Kurz nach halb eins sieht er, wie drei Männer den Polizeiposten vis-à-vis verlassen. Seinen Wagen hatte er vor einer Stunde in der Parkgarage beim Einkaufszentrum Karussell abgestellt. Zuerst holte er in der Buchhandlung am Boulevard einen Reiseführer ab, den er vor drei Tagen bestellt hatte. Mountainbike-Touren auf Sardinien. Etwas Ausgefallenes, die Verkäuferin sollte sich an ihn erinnern können. «Sardinien ist sehr schön», sagte die Buchhändlerin und tippte den Betrag ein. «Waren Sie schon einmal dort?» «Ich nicht, aber Freunden von mir hat die Insel sehr gut gefallen.» «Auch ich kenne Sardinien noch nicht. Wenn alles klappt, gehe ich im September.» Er gab ihr eine Fünfzigernote. «Mit dem Mountainbike?» Er lächelte. «Man kann nicht immer am Strand liegen.» Er nahm das Wechselgeld entgegen und trat hinaus auf die Strasse. Falls er einem Bekannten über den Weg lief, war er wegen des Buchs hier in Kreuzlingen. Das musste als Grund ausreichen. Um zwanzig vor zwölf trank er einen Kaffee im Selbstbedienungsrestaurant des Einkaufszentrums. An den Tischen sassen einige Rentner beim frühen Mittagessen. Als er den Zuckerbeutel aufriss, verschüttete er die Hälfte. Der Kaffee war viel zu heiss, er liess die halb volle Tasse stehen und machte sich auf den Weg. Er durfte nicht zu früh beim Grenzübergang sein. Er wollte nicht auffallen, was der Fall wäre, wenn er zu lange zwischen Zollgebäude und Polizeiposten herumstand. Kam er aber zu spät, waren die drei Männer schon weg und seine ganzen Bemühungen umsonst. Das Ganze war eine Frage des Timings. Und darin war er nicht besonders gut. Gleich hinter dem «Karussell» begann die Schützenstrasse, dieser folgte er bis zur Einmündung Alleestrasse und wandte sich nach rechts. Beim Bahnhof war im Moment nicht viel los. Zwei Trinker sassen auf einer Bank beim Busbahnhof und leerten ihre Büchsen Bier. Bei der Post nahm er die Unterführung. Statt hinauf zu den Perrons zu steigen, ging er geradeaus weiter und kam ins Neubauquartier hinter den Geleisen. Nun setzte er die Schiebermütze und die Sonnenbrille auf und klappte den Kragen der dunklen Lederjacke hoch. Er folgte dem Fussweg rechts durch die gesichtslose Siedlung hinüber zur Brückenstrasse, diese führte ihn direkt an sein Ziel: das Polizeigebäude auf der anderen Strassenseite, gleich beim Zoll. Die Wartezeit kam ihm lange vor. Vielleicht waren die Männer schon weg. Vielleicht war heute alles anders. Möglich war auch, dass sie den Wagen nahmen und an einem anderen Ort die Grenze überquerten. Dann konnte er ihnen nicht folgen. Vielleicht irrte er sich auch und bildete sich die ganze Geschichte nur ein. Was wusste er denn? Er ist erleichtert, als die drei Männer das Polizeigebäude verlassen, kurz stehen bleiben und in Richtung Zollanlage davonschlendern. Drei junge Männer mit offenen Mänteln auf dem Weg zu einem guten Mittagessen drüben in Konstanz. Der Dunkelhaarige in der Mitte ist Franco Rossi. Bruno Kohler geht links von ihm, sein Kopf ist kahl rasiert und er hinkt etwas. Sven Metzger geht rechts. Er hat blonde Haare und einen Dreitagebart. Beim Grenzübergang bleiben die Männer kurz stehen, lachen und scherzen mit den Zollbeamten und gehen dann weiter. Als sie drüben sind, macht er sich auf den Weg. Unbehelligt erreicht er Deutschland. Die Schweizer Beamten kümmern sich um die Einkaufstouristen und ihre vollen Taschen, die Deutschen stempeln Ausfuhrscheine. Nach der Eröffnung des Autobahnzolls vor einigen Jahren wurde dieser Übergang für motorisierte Fahrzeuge gesperrt, einer von vielen Versuchen, die beiden Stadtzentren vom Verkehr zu entlasten. Seither überqueren hier viele Fussgänger und Velofahrer die Grenze und profitieren vom kurzen Weg zwischen den zwei Städten. In einigem Abstand folgt er den drei Männern, die gut gelaunt zu sein scheinen. Immer wieder hört er ihr Lachen, sieht, wie sie gestikulieren. Kleine Coiffeurgeschäfte, Antiquitätenläden und Schnellrestaurants bieten ihm kaum Deckung. Bei der Einmündung der Kreuzlinger in die Emmishofer Strasse überqueren die Männer die Fahrbahn und klingeln an einem Haus aus der Gründerzeit. Er sieht die Person nicht, die öffnet, nur dass Kohler und Metzger im Haus verschwinden, während sich Rossi draussen auf der Strasse eine Zigarette anzündet und sich umschaut. Er zieht sich etwas zurück und wartet. Eine junge Frau mit einer grossen Tasche bleibt mit ihrem Kinderwagen stehen, denn das Kind an ihrer Hand zerrt in eine andere Richtung und reisst sich schliesslich von ihr los. Es ist das Schaufenster eines Modelleisenbahngeschäfts, das eine magische Anziehungskraft hat. Ein angegrauter Herr mit Hut macht Platz, sodass sich das Kind die Nase am Schaufenster platt drücken kann. Die Frau kommt dazu, der Mann sagt etwas, beide lachen. Unterdessen hat Rossi fertig geraucht und schaut auf die Uhr. Vor einem Thai-Imbiss steht eine Dame mit Hündchen und spricht mit einer unsichtbaren Person im Innern. Die Frau mit dem Kind hat ihre Tasche in den Kinderwagen gestellt und ist weitergegangen, der Alte schaut immer noch die Lokomotiven und Waggons im Schaufenster an. Drei junge Männer kommen aus dem Kebabladen an der Ecke und scherzen mit ein paar Mädchen, die ziemlich langsam vorbeigehen, dann stehen bleiben und miteinander tuscheln. Herzhaft beissen die Burschen in ihre Kebabs. Sauce tropft aufs Pflaster, die Mädchen lachen. Drei munter schwatzende Frauen kommen mit vollen Taschen vorbei und verschwinden in Richtung Zollstelle Emmishofer Tor. Metzger und Kohler kommen aus dem Haus und sagen etwas zu Rossi, dieser schüttelt den Kopf. Metzger geht noch einmal ins Haus. Rossi zündet eine weitere Zigarette an, Kohler scheint ihm etwas zu erklären. Kurz darauf ist Metzger wieder an der Türe, er sagt etwas zu seinen Begleitern. Nun scheinen alle zufrieden zu sein, denn Rossi und Kohler nicken. Metzger dreht sich um, sagt etwas zu einer Person, die wohl hinter ihm im Hausgang steht. Die drei Männer gehen an den Kebab essenden Jugendlichen vorbei. Er wartet einen Moment, dann schlendert er hinüber zur Häuserzeile an der Emmishofer Strasse. Links ein Videoschuppen, im Schaufenster die Umrisse einer Frau. Gleich daneben der Hauseingang, in dem Kohler und Metzger verschwunden sind. Die Namen an den Briefkästen sagen ihm nichts. Marinkovic, Iljazi, Cubedu, Ritter. Im Erdgeschoss das Büro einer Handelsfirma. Müller Trading. Während er an verschiedenen Restaurants vorbeigeht, bleiben die Männer vorne an der Ampel beim Fussgängerstreifen stehen. Als die Ampel auf Grün wechselt, spazieren sie hinüber. Er wartet noch einen Augenblick und will losgehen. Er hat aber zu lange gezögert, denn die Ampel hat bereits wieder auf Rot gewechselt. Die andern Fussgänger bleiben stehen. Ein Blick nach links, dann läuft er los. Ein Auto mit Berner Kennzeichen hupt, der Bus dahinter bremst ab. Auf der Fussgängerinsel in der Mitte der Fahrbahn bleibt er stehen. Von rechts kommen die Autos ziemlich schnell, er muss auf eine Lücke warten. Rossi, Kohler und Metzger sind bereits durch das Schnetztor und nicht mehr zu sehen. Endlich ein Cabrio mit Zürcher Kennzeichen, das etwas langsamer unterwegs ist. Er überquert die Fahrbahn und nähert sich dem Torbogen. Auf der Seite des Turmrestaurants sitzt ein Bettler und streckt ihm murmelnd seine Blechbüchse entgegen. Weiter in die Altstadt hinein. Gitarren und Blasinstrumente im Fenster des Musikhauses zu seiner Rechten, drinnen Klaviere und Kunden, die sich ein Saxofon anschauen. Beim Teegeschäft und dem Haus, in dem Jan Hus während des Konzils wohnte, bevor er eingekerkert und als Ketzer verbrannt wurde, macht die Gasse einen Knick nach rechts. Kleine Geschäfte säumen den Rand. Er bleibt stehen, vor sich etliche Passanten. Erleichtert stellt er fest, dass die drei Männer weiter vorne vor dem Schaufenster eines Reisebüros stehen. Rossi verschwindet kurz im Innern, um wenig später mit einem Prospekt in der Hand zurückzukommen. In der Hussenstrasse sind so viele Menschen unterwegs, dass er kaum fürchten muss aufzufallen. Trotzdem lässt er den Männern einen genügend grossen Vorsprung. Auf der Höhe des Warenhauses Karstadt wenden die drei nach links, hier befindet sich ein kleiner Platz mit Bäumen, der in die Hieronymusgasse mündet. Auf dem Kopfsteinpflaster stehen die Kisten eines Blumengeschäftes. Die verschiedenfarbigen Blüten wecken Frühlingsgefühle bei ihm, er will gleich morgen bei der Landi, der landwirtschaftlichen Genossenschaft, vorbeischauen und Pflanzen und Erde kaufen. Das Wetter soll weiterhin schön und warm bleiben, so steht seiner Pflanzaktion nichts im Wege. Rechts am Rand seines Gesichtsfeldes nimmt er eine Bewegung wahr; eine Gestalt, die ihm bekannt vorkommt, betritt das Warenhaus. Der Moment ist nur kurz, sodass er nicht sagen kann, was ihn dabei irritiert. Er wischt den Gedanken weg, denn er darf sich jetzt nicht verzetteln, darf die drei Männer nicht aus den Augen verlieren. Metzger, Kohler und Rossi machen es ihm einfach. Sie setzen sich vor dem Restaurant «ExxTRA» an den letzten freien Tisch und beginnen, die Speisekarte zu studieren. Die Bedienung kommt, grüsst lächelnd, nimmt einen Schreibblock hervor. Er nutzt die Gelegenheit, geht mit abgewandtem Gesicht vorbei bis um die Hausecke herum und in die enge Gasse hinein. Dann bleibt er stehen. Rechts an der Mauer ein Kreuz mit einer grossen Christusfigur, die zu ihm herunterschaut. Wie weiter? Hier herumstehen kann er nicht. Ein...


Daniel Badraun wuchs im bündnerischen Engadin auf. Er schreibt Krimis für Erwachsene und Texte für Kinderbücher. Seit mehr als fünfundzwanzig Jahren lebt Badraun mit seiner Frau zwischen dem Bodensee und Schaffhausen. Der Vater von vier erwachsenen Kindern unterrichtet eine Kleinklasse und war Abgeordneter im thurgauischen Parlament.



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