Buch, Deutsch, 95 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 370 g
Reihe: Édition scientifique
Buch, Deutsch, 95 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 370 g
Reihe: Édition scientifique
ISBN: 978-3-8359-7206-3
Verlag: VVB Laufersweiler Verlag
Einleitung:
Die Milbe Varroa destructor ist eine der größten Bedrohungen der westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Ein effektives Medikament gegen den Parasiten ist die Ameisensäure. Aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile gegenüber synthetisch hergestellten Medikamenten ist die organische Säure ein häufig verwendetes und von Imkerinnen und Imkern geschätztes Antiparasitikum.
Zielstellung:
Ziel dieser Arbeit ist es, die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen einer Varroabehandlung mit 60%iger Ameisensäure bei Honigbienen darzustellen und damit verbundene Auswirkungen auf das Verhalten der Honigbienen zu untersuchen.
Material und Methoden:
Am Bieneninstitut Kirchhain wurden Wirksamkeit und Nebenwirkungen einer Varroabehandlung mit 60%iger Ameisensäure in verschiedenen Verdunstersystemen untersucht. Dazu wurden 48 zweizargige Völker an zwei Standorten mit verschiedenen Verdunstern und Dosierungen behandelt. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe eines allgemeinen, linearen Modells (engl. general linear model, GLM) und Sidak Post
Hoc Tests für paarweise Vergleiche (SPSS 26.0) sowie einem Vergleich der Varianzanalyse (engl. analysis of variance, ANOVA) mit Messwiederholung (MW) zwischen den Behandlungsgruppen. In regelmäßigen Abständen wurden die Bodeneinlagen der Völker mit den darauf befindlichen, toten Milben ausgetauscht und ausgezählt. Ebenso wurde der Bienentotenfall mittels Bienentotenfallschalen vor Ort ermittelt und anschließend ausgewertet. Auffälligkeiten wie Königinnenverluste oder verminderte Volksstärke wurden notiert.
Im Folgejahr wurden Verhaltensuntersuchungen unter Ameisensäurebehandlung durchgeführt. Dazu wurden zwei Völker mit genetisch ähnlichen Königinnen untersucht. Ein Volk wurde mit Ameisensäure behandelt, das zweite Volk war die unbehandelte Kontrolle. Honigbienen unterschiedlichen Alters aus beiden Völkern wurden mittels klassischer, olfaktorischer Konditionierung auf einen Duft konditioniert und ihr Gedächtnis getestet. Die Reaktion jeder Biene auf eine Zuckerlösung oder auf einen Duftstimulus während der Konditionierung wurde als binäre Antwortvariable aufgezeichnet ("PER" wurde mit "1" bewertet, während "keine PER" mit "0" bewertet wurde). Die statistische Auswertung erfolgte mittels logistischer Regression (verallgemeinerte Schätzgleichungen (GEE) mit Logit-Funktion und binärer Antwortvariable, SPSS® Statistics (Version 28.0.1.0, IBM®, Armonk, NY USA).
Ergebnisse:
Die doppelt dosierten Verdunster und die FormicPro®-Gelstreifen erreichten eine Wirksamkeit von > 90 % und erfüllten damit die Anforderungen der EMA-Richtlinie. Die standarddosierten Verdunster mit 230 g Ameisensäure 60 % erreichten zwar nicht die gewünschte Wirksamkeit nach Richtlinie, die Bienensterblichkeit unterschied sich jedoch nicht signifikant von der unbehandelten Kontrolle.
Darüber hinaus verbessert Ameisensäure die kognitiven Fähigkeiten der Honigbienen. Die mit Säure behandelte Gruppe lernte signifikant besser als die unbehandelte Kontrolle, unabhängig vom Alter der Bienen oder der Behandlungsdauer. Erstaunlicherweise ist die verbesserte Lernleistung nicht mit einer erhöhten Reaktionsfähigkeit auf Zucker verbunden.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse belegen, dass die Ameisensäure nicht nur ein effektives Medikament in der Behandlung gegen den Parasiten Varroa destructor ist, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten von Honigbienen verbessert. Zuku¨nftige Studien sollten mo¨gliche Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Milbenmortalität und Bienenschäden untersuchen.