Babic | Marlene & Alberto | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 314 Seiten

Reihe: Never

Babic Marlene & Alberto

Never too late
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7546-3753-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Never too late

E-Book, Deutsch, Band 1, 314 Seiten

Reihe: Never

ISBN: 978-3-7546-3753-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



1958: Rock'n'Roll erobert die Welt Alberto tritt der US Army bei und wird eines Tages nach Deutschland versetzt, in das Städtchen Grafenwöhr mitten in der Oberpfalz. Marlene ist eine junge Witwe, die sich gerade ein Leben als unabhängige Frau, in einer Zeit der Bräuteschulen und Hausfrauen, aufbaut. In Grafenwöhr begegnen sich Marlene & Alberto das erste Mal und verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Alles scheint perfekt zu sein, bis Marlene von Alberto's Geheimnis erfährt. Sie verlässt ihn ohne ein Wort. It was over before it even began - Marlene & Alberto. 8 Jahre später sollte sie das Schicksal erneut zusammenführen. Gibt es jetzt nach so vielen Jahren überhaupt eine Chance für die beiden?

Anita Babic wuchs mit ihren Eltern und drei Schwestern in der Nähe von Würzburg auf, nachdem ihre Eltern als Gastarbeiter aus Kroatien nach Deutschland gezogen sind. Dem Schreiben widmete sich Anita in Form von kleinen Gedichten vorwiegend als Teenager. Nach Jahren des Nicht-Schreibens, fasste sie endliche den Mut ihren Traum vom Bücher schreiben in die Tat umzusetzen. Anita's Kopf sprudelt nur so vor Kreativität, also dürfen wir uns in Zukunft auf weitere Geschichten von ihr freuen.
Babic Marlene & Alberto jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Alberto - Prisoner in disguise


12.04.1956 – der Tag, an dem ich mir die Ketten anlegen musste. Die Ketten der Ehe mit Amanda. Aber was sollte ich machen? Wir waren während der Highschool zusammengekommen. Sie war ein Jahr über mir. Im Schulgang flirteten wir immer heftiger miteinander. Erst waren es kleine Blicke verbunden mit zwinkern und zulächeln und nach ein paar Tagen sprach ich sie an. Einem Date sagte sie sofort zu.

Ich führte sie zum Tanzen aus, das ließ die Mädchen schneller locker werden. Die beste Tänzerin war sie nicht, doch das interessierte mich wenig. Ich fand sie heiß. Schnell war sie bereit weiterzugehen. Bei unserem ersten Date hagelte es Küsse, ja sogar fummeln war erlaubt.

Für unser zweites Rendezvous lieh ich mir den Wagen meines Onkels Antonio, einen 1948er Cadillac Fleetwood in dunklem Blaugrün – ein Schmuckstück. Sie war beeindruckt. Ich führte sie zu einem Aussichtspunkt über der Stadt.

An diesem Abend gingen wir richtig zur Sache. Ich wusste, sie würde nicht Nein sagen. Die anderen Freundinnen, die ich vor ihr hatte, waren wohlbehüteter. Es hatte lange gedauert, bis ich ihnen überhaupt den ersten Kuss entlocken konnte. Amanda konnte ich schneller rumkriegen.

Jedenfalls, die ersten Wochen lief alles gut, dachte ich. Es ging bei uns nur um das eine, viel zu sagen hatten wir uns nicht. Ich nahm unsere Beziehung nicht allzu ernst. Sie hingegen sehr. Sie beobachtete mich mit Argusaugen. Sobald ich ein anderes Mädchen nur ansah oder auch sie mich fuhr sie die Krallen aus. Weder mich noch ihre Konkurrentinnen verschonte sie.

Schnell merkte ich, das war keine Frau für mich. Sie war schlicht und ergreifend verrückt. Drama, Drama den ganzen Tag. Heute Liebe, morgen Hass und Eifersucht. Also wollte ich nach sechs Monaten endlich raus aus dieser Endlosschleife.

’ , beschloss ich.

#

Es war ein verregneter, kalter Sonntag im Januar 1956. Wie bezeichnend. Ich war auf dem Weg zu Frankie’s Diner in der Innenstadt. Ich wollte alles sehr kurz halten, weil ich mich danach noch mit meinem Kameraden Luis treffen wollte.

Luis und ich besuchten die gleiche Klasse, obwohl er ein Jahr älter war als ich. Er musste die Klasse wiederholen, weil er sich in San Diego, Kalifornien mehr für die Girls als für die Schule interessierte. Seine Familie zog vor zwei Jahren hierher nach Columbus, Texas. Damals war ich ein schüchterner, kleiner Junge. Wir verstanden uns auf Anhieb und er nahm mich unter seine Fittiche, brachte mir alles bei, was ich über das schöne Geschlecht wissen musste, was einerseits sehr viele Vorteile mit sich brachte, doch nicht für meine Noten.

So schnell und kurz konnte ich dann doch nicht raus aus dieser Beziehung, wie ich dachte.

„Alberto, ich bin im zweiten Monat schwanger mit deinem Baby.“ Dabei legte sie eine Strähne ihrer schulterlangen, haselnussbraunen Haare hinter ihr linkes Ohr, während sie einen räuspernden Laut ausstieß. Das tat sie, wenn sie nervös war.

Mir fiel die Kinnlade runter. Puh, diese Nachricht musste erst mal verarbeitet werden. „Du bist was? Wie konnte das passieren?“, entgegnete ich ihr.

„Na wie wohl?“

„Entschuldige. Du hast mich kalt erwischt, Amanda.“

„Schon gut. Also, was machen wir?“, wollte sie wissen.

Kinder liebe ich, aber Vater werden? Dafür war ich noch zu jung. Ich war gerade mal siebzehn Jahre alt und die Schule hatte ich noch nicht abgeschlossen. Wie würde ich dieses Kind ernähren? Was konnte ich ihm schon bieten? Wie sollte ich das alles schaffen? Andererseits wusste ich, dass es in meiner Verantwortung lag. Ich musste meine Pflicht erfüllen.

„Wir werden das Richtige tun, Amanda. Mach dir keine Sorgen, ich werde für dich und das Baby sorgen.“

„Wie stellst du dir das vor?“

„Überlass das mir. Ich werde mir eine Arbeit suchen und eine Wohnung für uns finden.“

„Und dann leben wir in wilder Ehe?“

„Ich werde dich heiraten.“ Ich klang bestimmter als ich vorhatte.

„Gut, aber ich erwarte einen richtigen Antrag. Nicht so. Alle sollen es sehen, vor allem die gaffenden Mädels, die dir immer nachstellen.“

„Amanda, was kümmert es dich, was die anderen dazu sagen?“

„Sie sollen einfach wissen, dass sie ihre Griffel bei sich behalten sollen. Und du genauso, mein Schatz.“

Ich presste die Zähne zusammen. „Also gut.“ Ich wusste nicht, warum sie immer so eifersüchtig sein musste. Das war auf Dauer sehr anstrengend.

Sogleich verkündigte ich Luis die Neuigkeit, der mir als Antwort auf die Schulter klopfte und mir scherzhaft sein Beileid aussprach. Er hielt nichts vom Heiraten, für ihn würde dies nie zur Debatte stehen, zu sehr liebte er seine Freiheit. Ungeachtet dessen half er mir einen Antrag auf die Beine zu stellen.

Für dieses Baby würde ich der bestmögliche Vater sein. Ich könnte mir es nie verzeihen, wenn ich es wie meiner tun würde. Einfach abhauen. Ich habe meinen Vater nie kennengelernt. Als er erfuhr, dass Mama schwanger war, machte er sich aus dem Staub und hinterließ eine alleinerziehende Mutter. Ich kannte nur seinen Namen, Wesley. Als ich klein war, hatte ich ihn vermisst oder zumindest einen Vater, obwohl Onkel Antonio stets an meiner Seite war. Er war mehr eine Vaterfigur für mich als irgendein Wesley, der sich einen feuchten Dreck um mich scherte.

Nachdem wir unseren Eltern die Botschaft überbracht hatten, gingen die Vorbereitungen für das Baby los. Meine Mutter Lupita freute sich über den Nachwuchs, obwohl ihr mein Schicksal schwer auf dem Herzen lag. Ihr Wunsch für mich wäre gewesen, erst den Abschluss zu machen, um eine gute Anstellung zu bekommen. Sie wollte, dass wir Kinder es mal besser hätten. Mama war nie greifbar für uns, ständig hatte sie gearbeitet, um meine Schwestern Alejandra, Lorena und mich über Wasser zu halten.

Alejandra war die Älteste von uns Geschwistern und verheiratet mit Esteban. Sie waren die Highschool-Sweethearts, welche mit meinem Neffen Miguel schließlich gesegnet worden sind. Lorena war seit einem Jahr mit Simon Brennan verheiratet. Von meinen beiden Schwagern mochte ich Simon am wenigsten. Er war nicht gut genug für meine Schwester. Warum sie sich auf dieses Niveau herabließ, war mir schleierhaft.

Vielleicht lag es daran, dass wir nicht sehr traditionell aufgewachsen sind. Wir hatten alle einen anderen Vater. Einer schlechter als die anderen. Gesellschaftlich waren wir deswegen nicht sonderlich angesehen. Viele Familien mieden uns, redeten sogar schlecht über Mom. In der Schule musste ich mich oft prügeln, sie beschimpften sie als Hure und uns als Bastarde.

Meine Mutter war in der Vergangenheit nicht gesegnet mit viel Liebe. Alejandras Erzeuger trank die ganze Zeit, Lorenas hatte das Geld an Glücksspielen verloren. Mein Vater war wie vom Erdboden verschluckt.

Erst als sie Roy ein Jahr zuvor kennengelernt hatte, änderte sich alles. Meine Mom war richtig aufgeblüht. Endlich ein Mann, den sie verdiente. Er akzeptierte sogar uns Kinder, auch wenn wir nicht sein Fleisch und Blut waren. Nicht nur das, er trug sie auf Händen. Sie hatte schon mit der Männerwelt abgeschlossen, er holte sie wieder zurück. Aufgeben war für ihn keine Option. In ihr erkannte er, was ich schon immer in ihr gesehen hatte: eine aufopfernde, liebevolle Frau und Mutter, wunderschön von innen und außen.

Die letzten Jahre war sie sehr in sich gekehrt gewesen, hatte sich nur um uns gekümmert. Roy hatte sie das erste Mal bei ihrer Schicht im Food City Markt gesehen. Mit dem Vorwand, dass er Hilfe beim Aussuchen einer Reissorte brauchte, hatte er sie angesprochen. Sie hatte nicht verstanden, was da so schwer sein konnte, seine Fragen jedoch mit Engelsgeduld beantwortet.

Sie war die beste Mutter, die sie irgend sein konnte. Sie liebte uns von ganzem Herzen und hatte alles versucht, um uns glücklich zu machen.

#

Amanda dagegen war in einem, na ja, etwas normaleren Familienumfeld aufgewachsen. Die Eltern waren nach wie vor verheiratet. Ihr Dad John McKenna, ein großer stämmiger Kerl mit Halbglatze, war ziemlich streng und alles musste so laufen, wie er es angeordnet hatte. Ihre Mom Claudia, winzig im Gegensatz zu John, Amanda und ihr zwei Jahre älterer Bruder Michael taten, was befohlen worden ist.

So musste ich auch tun, wie es sich gehört. Sie heiraten. Ich wollte es nicht, aber an mich selbst konnte ich dabei nicht mehr denken. Mein Sohn war unterwegs.

Schließlich hatten wir an diesem Tag im April in sehr kleinem Kreis standesamtlich geheiratet. Da gibt es nichts Weltbewegendes zu erzählen, eigentlich wussten wir beide, dass es nicht die wahre Liebe war. Versuchen wollten wir es trotzdem. Auch wenn es nur darum ging, den Schein zu wahren…

18.08.1956 – der bis dato glücklichste Tag in meinem Leben. Mein Sohn Alberto Junior ist auf die Welt gekommen. Ich liebe diesen kleinen Kerl so sehr. Von der Minute an, als ich ihm in seine kleinen bernsteinfarbenen Augen blickte, wusste ich, ich würde ihn nie verlassen. Bei der Geburt musste ich einfach dabei sein, was nicht üblich war für werdende Väter. Die meisten warteten vor dem Kreißsaal. Das wäre nichts für mich gewesen, stundenlang im Warteraum auf und abzulaufen. Nein.

Ich war nervös, machte mir Sorgen darüber, dass etwas schiefgehen könnte. Ich fühlte mich neben Amanda so hilflos. Bei jeder Wehe schrie sie laut auf, ich hielt ihre Hand, die mir fast abgefallen war, jedes Mal, wenn sie gepresst hatte. Ich wusste nicht, dass sie...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.