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E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Ayubi Parwana

Eine kulinarische Reise durch Afghanistan

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7453-1377-2
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Intensiver Geschmack, herrliche Aromen, kraftvolle Farben und verführerische Düfte - das ist die afghanische Küche. Die traditionellen Gerichte des an der Seidenstraße gelegenen Landes vereinen Einflüsse aus der persischen, indischen, ja sogar der chinesischen und mongolischen Küche. Speisen wie die Teigtaschen Mantu, das Reisgericht Kabuli Palau, das Spinat-Lamm-Curry Sabsi oder die Suppe Asch lassen sich ganz leicht in der eigenen Küche zubereiten. Die Rezepte in diesem Kochbuch werden in der Familie der Autorin Durkhanai Ayubi seit Generationen weitergegeben und zeigen, was Afghanistan wirklich ausmacht: großzügige Gastfreundschaft und exquisite Esskultur.

Durkhanai Ayubis Eltern flohen 1985 aus Afghanistan, ließen sich mit ihren Kindern in Adelaide, Australien, nieder und gründeten zwei afghanische Restaurants: »Parwana« und »Kutchi Deli Parwana«. Durkhanai Ayubi arbeitet in beiden Lokalen, aber auch als Journalistin für mehrere Zeitungen und Webseiten und ist Fellow des Atlantic Institute, das sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.
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Kapitel 1
Vor Parwana
AUSTAUSCH – FUNDAMENT DER KULTUR
»Dein Geist hat sich mit meinem Geist gemischt, wie sich der Wein mit klarem Wasser mischt. Was dich berührt, berührt mich. In allen Seelenzuständen bist du ich.« Al-Halladsch, persischer Dichter und Sufi aus dem 10. Jahrhundert Die Geschichte meiner Familie sowie von »Parwana« mit seinen Speisen ist das Produkt aus Jahrtausenden einer weltweit bedeutsamen Geschichte, die uns vorausgeht. In unserer heutigen Welt hängen viele Menschen der festgefahrenen Vorstellung an, es gebe zwischen Ost und West eine unversöhnliche Spaltung, doch irgendwo jenseits dieser Überzeugung existiert eine reiche und verschlungene Geschichte. Sie hat Narben, weil der Mensch bedauerlicherweise dazu neigt, in seinem Wunsch nach Kontrolle anderen Leid zuzufügen. Wichtig ist aber: Die Geschichte wurde auch von der menschlichen Fähigkeit zur Zusammenarbeit über scheinbar unvereinbare Kulturen hinweg geformt. Sie ist geprägt von gegenseitiger Abhängigkeit im Handel mit Waren und Ideen und vom Herausbilden von Philosophien, beides über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Wenn diese Geschichte Bedeutung gewinnt, so könnte sie Grenzen hinwegfegen, die heute so starr und schädlich um uns herum errichtet sind. Es ist eine Geschichte, die die Gemeinsamkeit menschlichen Strebens aufzeigt und enthüllt, dass unsere Schicksale nicht voneinander zu trennen sind. Dank seiner historischen und geografischen Situation steht Afghanistan für die Veränderungen in der gemeinsamen kulturellen Entwicklung und veranschaulicht diese gegenseitige Beeinflussung, die heute weitgehend vergessen ist, auf der die Menschheitsgeschichte jedoch beruht. Wo Königreiche aufeinandertreffen Weil das Land so undurchdringlich ist und aufgrund der gescheiterten Eroberungsversuche ausländischer Mächte, wurde Afghanistan lange als »Friedhof der Königreiche« bezeichnet. Allein in der jüngeren Geschichte bestärkten die Verluste der Briten und Russen sowie die anhaltende Besetzung durch die USA das Image Afghanistans als uneinnehmbares Land. Dass wir darauf beharren, Afghanistan hauptsächlich unter dem Aspekt von Krieg und Gewalt zu betrachten (wenn wir nicht gerade die Widerstandsfähigkeit bestaunen oder uns von der Andersartigkeit und Feindseligkeit brüskiert fühlen), begrenzt unsere Sicht, und wir schlittern wie mit Scheuklappen durch eine einseitig wahrgenommene Geschichte. In der heutigen Region Afghanistan begegneten sich viele Hochkulturen und vereinten und verwandelten sich durch kulturelle Integration. Hier trafen Königreiche aufeinander – Kulturen mischten sich und entwickelten sich Seite an Seite. Afghanistan ließ Neues entstehen. Zahlreiche große Reiche erlebten hier Aufstieg und Fall: die Achämeniden Persiens, die Griechen Alexanders des Großen, die Maurya Indiens, Turkstämme und die Mongolen des Dschingis Khan, um nur einige zu nennen. Afghanistans antike Städte wie Baktra, Herat und später Kabul wurden durch florierenden Handel mit den natürlichen Ressourcen wohlhabend, Fortschritte in der Wissenschaft brachten Bildung. Die Städte waren Leuchtfeuer der antiken Welt und zogen Dichter, Kunsthandwerker und Mystiker an. Könige legten spektakuläre Gärten an; die fruchtbaren Täler waren übersät mit Obstgärten und reich an natürlichen Ressourcen. Afghanistan war eine spirituelle Hochburg – Geburtsstätte des Zoroastrismus, Heimat des antiken und nie versiegten Heidentums in Nuristan, Epizentrum des Buddhismus und des Islams sowie der islamischen Mystik, des Sufismus. Afghanistan war die meiste Zeit kein einheitliches Land, sondern ein Flickenteppich aus sehr individuellen Ethnien und Kulturen mit eigenen Göttern, Sprachen und Gebräuchen. Als es um 500 v. Chr. zum antiken Persischen Reich gehörte, war das Gebiet in diverse Regionen unterteilt, die Satrapien, die jeweils eigene Herrscher oder Satrapen hatten. Als Teile dem Griechischen Reich einverleibt wurden, wurde es in mehrere Provinzen eingeteilt. Der griechische Historiker Herodot hielt sie 440 v. Chr. unter den Namen Baktrien, Aria, Parapamisadai und Arachosien fest – im Großen und Ganzen das Territorium des modernen Afghanistans. Im 18. Jahrhundert trat Afghanistan zum ersten Mal als Großreich in Erscheinung, existierte jedoch nur eine kurze Zeit unter der Herrschaft des als »Vater Afghanistans« bekannten Ahmad Schah Durrani. Der heutige Umriss des Landes entstand durch die Auswirkungen der als »Das große Spiel« bezeichneten Kämpfe um die Vorherrschaft in Zentralasien, die im 19. Jahrhundert zwischen Russland und Großbritannien ausgetragen wurden. Die traditionellen Stammesgebiete wurden über die Grenzen hinaus ausgeweitet und erstreckten sich in das Gebilde hinein, das 1947 nach der Teilung von Britisch-Indien zu Pakistan wurde. Von Ost nach West und wieder zurück: die Seidenstraße Ebenso wie feste nationale Grenzen vereinfacht Identität definieren, bestimmen die Geschichten, die diese hervorbringen, unsere Vorstellung. Heute fällt es vielen von uns schwer, Länder im Osten als bedeutende Wegweiser in der Menschheitsgeschichte zu denken. Unsere Wahrnehmung ist lange Zeit in dem Bewusstsein gefangen gewesen, dass Rom Vorläufer der westlichen Gesellschaft war, und das Aufblühen Europas, das auf die spanischen und portugiesischen Expeditionen des 15. MEIN VATER Jahrhunderts zurückgeführt wird, beherrschte unsere Sichtweise. In einer solchen Geschichtswahrnehmung standen die Länder des Ostens in puncto Fortschritt der Menschheit entweder ganz am Rand oder wurden als Bastionen der Gewalt und der Verderbtheit gesehen, die sich diesem Fortschritt entzogen. Doch Jahrtausende bevor der Westen die Rolle als Mittelpunkt der Welt und Kontrollinstanz über die Geschichten unserer gemeinsamen Vergangenheit zugewiesen bekam, begannen die frühen Kämpfe der menschlichen Kultur und Zivilisation in den fruchtbaren Gebieten zwischen Tigris und Euphrat, dem heutigen Irak. Die westliche Kultur wurde natürlich nicht in einem Vakuum geschaffen, Rom schaute gen Osten und wurde vom Osten geformt. Als Rom sich die fruchtbaren Böden Ägyptens aneignete, die reich an Ressourcen waren und mit hohen Steuern belegt werden konnten, wurde es zum Imperium. Später wurde Konstantinopel, um die Bedeutung des Römischen Reichs zu untermauern, zu einer neuen Hauptstadt ausgebaut, in der Europa und Asien sich begegneten. Die Geschichte der Menschheit lässt sich vielleicht besser als ein großer Austausch definieren statt als Dominanz der einen Kultur über eine andere. Selbstverständlich gab es Gewalt und Kriege, aber es wurden auch Vorstellungen und Philosophien ausgetauscht und übernommen. Ausschlaggebend für die menschliche Geschichte der kulturellen Verschmelzung und Evolution war das Vordringen Chinas: Im 1. Jahrhundert v. Chr. erweiterte China über die furchterregenden Nomadenstämme im Westen seinen Einflussbereich und öffnete damit die Tür zu einer neuen Welt. Die Seidenstraße war geboren und verband Ost und West in beide Richtungen miteinander. Sie bestand aus einer Vielzahl von Wegen und Handelsposten – eher ein Verbindungsnetz als eine Straße –, die sich von China bis an die Ostgrenzen des Römischen Reichs erstreckten; andere Wege hingegen führten nördlich von Indien durch das Herz Afghanistans bis in die sibirischen Steppen. China handelte mit teurer Seide, feinen Textilien und anderen Luxusgütern und erhielt im Gegenzug kostbare Metalle, Münzen, Glas und Halbedelsteine. Waren wurden von einem Posten zum anderen transportiert; Handelskarawanen nahmen Seide und Textilien in China auf, Elfenbein und Gewürze in Indien, Pferde von den Nomadenvölkern der Steppen, Edel- und Halbedelsteine, Gold und Zinn aus Afghanistan sowie Münzen, Glas und Metalle aus Rom. Aber nicht nur Händler und Waren nutzten die Route. Krieger, Eroberer, Pilger, Nomaden und Künstler strömten durch das Wegenetz wie Blut durch Adern und verbreiteten die Gedanken und Gebräuche, die die Entwickung der Menschheit gestalteten. Die hochvernetzte Welt der Antike war – ganz ähnlich unserer heutigen Welt – den Herausforderungen der Globalisierung unterworfen und war bestrebt, lebendig und wettbewerbsstark zu bleiben und durch Innovation Fortschritt zu erzielen. Die Seidenstraße existierte lange bevor Seewege den Handel zwischen den Kontinenten erleichterten. Ihre ruhmreichen Tage waren die Jahrhunderte nach dem ersten Jahrtausend; bis zum 15. Jahrhundert wurde sie stark frequentiert. Afghanistan mit seiner Lage im geografischen Herzen der prosperierenden, geschäftigen Seidenstraße war ein zentraler Faktor in dieser globalen Geschichte. Zu Beginn von Handel und Transit über die Seidenstraße war Afghanistan Teil des Kuschana-Reichs der Yuezhi, eines antiken Nomadenvolks indoeuropäischen Ursprungs. Das Kuschana-Reich übernahm viele der hellenistischen Traditionen der Länder, die es unterwarf, und herrschte...


Durkhanai Ayubis Eltern flohen 1985 aus Afghanistan, ließen sich mit ihren Kindern in Adelaide, Australien, nieder und gründeten zwei afghanische Restaurants: »Parwana« und »Kutchi Deli Parwana«. Durkhanai Ayubi arbeitet in beiden Lokalen, aber auch als Journalistin für mehrere Zeitungen und Webseiten und ist Fellow des Atlantic Institute, das sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.


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