Aylward | Erwache genau dort, wo du bist | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Aylward Erwache genau dort, wo du bist

Die Praxis des verkörperten Gewahrseins
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-86781-404-1
Verlag: Arbor
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Praxis des verkörperten Gewahrseins

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-86781-404-1
Verlag: Arbor
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



»Verkörpertes Gewahrsein ist der Weg zurück nach Hause. Verbundenheit mit dem, wo und wie wir gerade sind, mit dem, was gerade geschieht und wie wir ihm begegnen.« Das Leben spielt sich direkt vor uns und in uns ab - und doch schaffen wir es, so viel davon zu verpassen. Erwache genau dort, wo du bist lädt uns ein, tief in das Gewahrsein unseres Körpers einzutauchen und die Kunst des Lebens von innen heraus zu erlernen. Martin Aylward verbindet die meditative Praxis mit psychologischem Verständnis. Er zeigt, wie wir die Energie der drei primären Triebe - Überleben, Sexualität und soziale Verbindung - nutzen können, indem wir diese Antriebskräfte erforschen, verstehen und befreien. Er regt dazu an, die eigene psychologische Geschichte und Konditionierung unter dem Mikroskop meditativen Gewahrseins zu erforschen - mit vielen Journaling-Übungen und immer unter Einbeziehung der Körpererfahrung im gegenwärtigen Moment. Martin Aylward beschreibt diesen verkörperten Weg der Meditation mit großer Feinfühligkeit und Genauigkeit - und zugleich mit einer Einfachheit und Klarheit, die aus seiner tiefen Erfahrung schöpft und die ganz unmittelbar unser Herz erreicht. Stimmen zum Buch: 'Martin ist ein wunderbarer Lehrer und bietet uns die erfrischende Weisheit eines verkörperten Lebens.' Jack Kornfield

Bereits als Jugendlicher hatte Martin Aylward prägende spirituelle Erlebnisse und reiste mit 19 Jahren nach Indien, um die Meditation zu erforschen. Die nächsten fünf Jahre verbrachte er in Klöstern, Ashrams und Meditationszentren in Indien und Thailand, darunter zwei Jahre in einer Einsiedelei im Himalaya mit einem seiner Lehrer. Dabei hatte er nicht nur das Glück, von vielen verschiedenen asiatischen und westlichen Lehrern zu lernen und mit ihnen zu praktizieren. Er verbrachte auch viel Zeit in der Natur, die für ihn eine wichtige Ressource für das Erwachen wurde. 1995 gründete er zusammen mit seiner Frau Gail die Tapovan Dharma Community in den französischen Pyrenäen. Nachdem dieses Zentrum bald sehr viele Menschen anzog, bauten Martin und Gail 2005 ein ehemaliges Zen-Kloster in Le Moulin in der Dordogne im Südwesten Frankreichs als Meditationszentrum auf, den Moulin de Chaves. Zusätzlich zur Leitung der Dharma-Praxis in Le Moulin leitet Martin Aylward seit 1999 Retreats auf der ganzen Welt, um den Dharma zu lehren. Sein Ansatz stützt sich auf eine umfassende Praxis in der buddhistischen Theravada-Tradition sowie auf den Einfluss der nicht-dualen Lehren und des Diamant-Ansatzes. Martins Lehre ermutigt und inspiriert zu einer spirituellen Praxis, die Meditation und alltägliche Aktivitäten verbindet und das Erwachen zu unserer wahren Natur in die Mitte unseres persönlichen Lebens bringt.
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Kapitel 2

Der unbehagliche Körper


In Stille leiden


Still zu sitzen (häufig Meditation genannt) kann eine äußerst erhabene, friedvolle Erfahrung sein. Es bietet die raffinierteste Möglichkeit an, im Nichttun zur Ruhe zu kommen – eine Gelegenheit, nicht nur die Muskeln wirklich zu entspannen, sondern auch dein Nervensystem, deine Atmung und deine Gedankenwelt.

Und … (für gewöhnlich) kann Meditation mit Ruhelosigkeit und Erregung, Langeweile und Eintönigkeit gefüllt sein – endlosen, fruchtlosen wandernden Gedanken – und nach einer Weile mit zunehmendem körperlichem Unbehagen.

Ich litt viel, als ich zu meditieren begann.

Ich war sehr idealistisch. Ich dachte, da ich jung bin – immer noch ein Teenager – müsste ich gelenkig sein und es müsste mir leicht fallen wie Buddha mit übereinandergeschlagenen Beinen und für lange Sitzperioden zu sitzen. Ich konnte es nicht. Es schmerzte fürchterlich, aber ich dachte, dass ich , also litt ich wie gesagt viel. Ich litt unter dem Schmerz meiner armen zusammengepressten Beine. Ich litt darunter, wie Buddha auszusehen, statt einfach den Anweisungen zu folgen. Ich litt unter der Idee, dass ich nicht leiden sollte, und ich litt darunter, mich selbst dafür zu verurteilen, dass es mir schwerfiel, still zu sitzen. Ich Armer!

Irgendjemand ging einmal am Ende eine Retreats zur Lehrerin, um ihr zu danken und um eine Frage zu stellen: »Ich habe das Retreat wirklich geschätzt, aber meine Beine schmerzen so sehr, wenn ich so lange in der Meditation sitze. Wenn ich fortfahre zu praktizieren, wird es weniger wehtun?« Die Lehrerin lächelte strahlend. »Wahrscheinlich nicht«, antwortete sie. »Aber nach einer Weile wird es dir nicht mehr so viel ausmachen.«

Tatsächlich übertrieb sie ein bisschen. Wenn wir uns daran gewöhnen, in Meditation zu sitzen, ob auf dem Boden oder einem Stuhl, beginnen die Dinge, leichter und nachgiebiger zu werden und sich zu öffnen. Aber die weitaus wichtigere Veränderung ist die unserer Beziehung mit dem Unwohlsein. Wir lernen, uns da hinein zu entspannen – aufzuhören, darüber zu jammern, es zu bekämpfen oder deswegen aus der Haut zu fahren. Und das ist es, wo die wirkliche Erleichterung herrührt. Wenn wir in unser körperliches Unwohlsein hineinspüren, finden wir heraus, dass es gewöhnlich hauptsächlich aus Hitze und Dichte besteht. Es sind Empfindungen, die kribbelnd, warm, unter Druck stehend, intensiv, eng sind. Ein Großteil unseres Unwohlseins ist durchaus erträglich, wenn wir uns mit den Empfindungen selbst befassen. Aber es wird zu viel für uns, wenn wir uns von unserer Reaktivität auf sie davontragen lassen.

Im Feuer sitzen


Als ich in Wat Suan Mokh war, Ajahn Buddhadasas Kloster in Thailand, gab es ein riesiges Wandbild eines großen Feuers, das von einem der Mönche gemalt worden war. Auf dem Bild war eine wilde, grüne, zusammengerollte Schlange zu sehen, die mit lodernden gelben Augen, blitzenden Fängen und einer gespaltenen, aggressiv hervorschnellenden Zunge den Betrachtenden entgegenstarrte. Auf die Zungenspitze – inmitten all der Hitze, der Gefahr und Intensität – war ein Mönch gemalt, der meditierend dasaß – mit sanft geschlossen Augen, ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht.

Dieses Bild war mir eine große Unterstützung und Mahnung. Gewiss spürte ich das Feuer in meinen Beinen, und mein eigener Geist fühlte sich häufig wie diese Schlange an. Ich lernte, mich in meine Erfahrung hineinzulehnen, dem Unwohlsein zuzuhören, ohne ihm etwas hinzuzuzufügen, im Feuer zu sitzen und im Angesicht der Intensität sanft zu sein.

Als ich mich mit der Meditationspraxis vertraut machte, lernte ich, mich um meine Erfahrung zu kümmern, ohne ein Drama daraus zu machen. Was wir Gewahrsein nennen, ist mehr als bloße Aufmerksamkeit. Es ist eine innere Haltung, die großzügig und sanft ist, die dem, was aufsteigt, erlaubt, tatsächlich gefühlt zu werden. Die Wahrnehmung ist wie folgt: Falls es das ist, was das Leben mir gerade präsentiert, lass mich respektvoll genug sein, um mich damit zu befassen und mich ausreichend darum zu kümmern, sodass ich herausfinden kann, was gebraucht wird und wie zu reagieren ist.

Widme dich deiner Verfassung auf diese Weise und du wirst zu deiner Überraschung feststellen, dass das Unwohlsein, das du so sehr abgelehnt und gegen das du dich gewehrt hast, tatsächlich dein Freund ist – und deine Lehrerin.

Kein Wachstum ohne Schmerz


Ich denke, ich hörte den Ausspruch »Kein Wachstum ohne Schmerz« zum ersten Mal in , der TV-Sendung aus den 80er-Jahren. Diese Phrase kann genutzt werden, um all die Formen von wenig hilfreichem Masochismus zu rechtfertigen, aber es ist ein Funken Wahrheit darin. Keine authentisch transformative Praxis kommt ohne Vermeidung von Schmerz aus. Ich weiß, das klingt nicht sehr glamourös. Es ist nicht das, was wir schreiben, wenn wir ein einwöchiges Meditationsretreat bewerben:

• Eine Woche voller Schmerzen •

Sieben qualvolle Tage des Sitzens

mit deinem unbehaglichen Körper

und unkooperativen Geist.

Hier geht’s zur Anmeldung.

Und natürlich ist das nicht die ganze Geschichte. Da sind Freude und Liebe, Weite und Frieden, tiefe Entspannung und Einsicht. Aber nichtsdestotrotz ist es in einem signifikanten Ausmaß der Schmelztiegel der Arbeit mit unseren Schwierigkeiten, der unsere Praxis Wurzeln schlagen und sie aufblühen lässt. Niemand hat jemals eine transformative Reise unternommen, weil alles vollkommen wundervoll in seinem Leben war. Nein, wir kommen der Schwierigkeiten, die wir erfahren, und weil wir intuitiv wissen, dass es nicht so sein muss. Etwas in uns erkennt die Möglichkeit einer fließenderen Existenz und weiß, dass wir uns nahekommen und wirklich zuhören müssen.

Nur eine Sache?


Es gibt eine Schlüsselaussage des Buddha, die sich auf den ersten Blick erstaunlich anhört: »Ich lehre eine Sache und nur eine Sache: Leiden und das Ende des Leidens.«

Wir können uns berechtigterweise fragen (insbesondere, da er betont hat, dass es sich um eine Sache und nur eine Sache handelt), wieso er dann fortfährt, zwei Dinge zu nennen: Leiden und dessen Ende.

Ist es, weil beide gefunden werden? Wir flüchten nicht vor dem Schmerz. Wir erheben uns nicht aus ihm und schweben davon in das Reine Land, ebenso wenig wie es wahrscheinlich ist, dass wir von unserem Meditationskissen levitieren.

Wir begegnen ihm. Wir wenden uns ihm zu. Dies ist der Ort, wo es zur Sache geht – wo dein Gewahrsein deinem Leben begegnet. Wir alle verbringen Zeit, zumindest einige Jahrzehnte, mit dem Versuch, vor unseren Beschwerden und Verteidigungen davonzulaufen. Aber es gibt einen Punkt, an dem wir erkennen, dass wir »hier schon einmal waren«. Und es ist eine Einbahnstraße. Dann wenden wir der Präsenz unser Gesicht zu und begegnen uns selbst – unseren Gewohnheiten, unseren Ängsten, unserem Widerstand.

Zwei Arten des Schmerzes


Es gibt zwei Arten von Schmerz, und gegen die erste kannst du wenig unternehmen.

Der Körper altert. Wir werden krank, fühlen uns unwohl und verschleißen auf unterschiedlich unangenehme und unglamouröse Art und Weise, erheblich schneller, als uns lieb ist. Wir können noch so viel Feuchtigkeitscreme nehmen, die Schwerkraft wird gewinnen. Das Positive ist, dass es besser als heute, genau jetzt, nicht wird. Von hier aus ist es ein unwiderrufbarer Niedergang, also mach das Beste aus dem heutigen Tag – du wirst nie wieder so jung sein.

Die zweite Art des Schmerzes sind die Extraschichten, die wir offensichtlich so gerne hinzufügen. Die Beschwerden, das Selbstmitleid, die Schuld. Der Kampf und der Widerstand, das Kämpfen und Flüchten, die unzähligen Arten, auf die wir gegen die Realität kämpfen und uns krümmen. Und das ist das, womit es ist zu sein. Das ist die Stelle, an der wir emsig werden, die Reibung zu erzeugen.

»Schmerz ist unvermeidbar«, lautet der klassische buddhistische Aphorismus, »Leiden ist optional.« Was diese zweite Art des Schmerzes betrifft, können wir also unternehmen, aber wir müssen es machen, indem wir es uns auf der Seite des Unwohlseins bequem machen – indem wir in ihm . In einer Geschichte über den »weisen Narr« Mullah Nasruddin wird dieser eines Tages von seinem Freund beim Suchen unter der Straßenlampe vor seinem Haus aufgefunden. Er erklärt ihm, dass er seine Schlüssel verloren habe. Sie suchen eine Weile zusammen, aber die Schlüssel bleiben verschwunden. »Mullah, bist du sicher, dass du sie hier verloren hast?«, fragt ihn sein Freund. »Nein, ich habe sie im Garten verloren«, antwortet Nasruddin. »Aber es ist so viel einfacher, hier im Licht zu suchen.«

So verhält es sich mit unangenehmen Erfahrungen, seien sie körperlich, emotional oder situativ. Wir wollen einfach, dass es anders ist. Ich möchte bei meiner Erfahrung sein – aber nicht bei Erfahrung! Wir würden vorziehen zu sehen, wo es angenehmer ist, aber deshalb werden wir daran erinnert:

Du musst der einen Sache begegnen, um die andere zu kennen.

Lass die Glocke läuten


In buddhistischen Klöstern wird man ermutigt, sich dem Schmerz zuzuwenden. Ajahn Chah pflegte anscheinend mit einem großen Lächeln die Menschen Folgendes zu fragen: »Also, wie leidest du heute?« Mein Lehrer Ajahn Poh...



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