E-Book, Deutsch, Band 4, 640 Seiten
Reihe: Sophienlust
Autoren E-Book 31-40
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7409-1127-0
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sophienlust Staffel 4 - Familienroman
E-Book, Deutsch, Band 4, 640 Seiten
Reihe: Sophienlust
ISBN: 978-3-7409-1127-0
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aliza Corten sucht nicht das Rampenlicht der Öffentlichkeit, aber ihre schriftstellerische Arbeit hat längst ihren verdienten Ertrag gefunden. Große Emotionen zeichnen ihre so beliebten Adelsromane und Familienromane aus. Von ihnen hat Aliza Korten in stiller, geduldiger Manier 311 Titel geschaffen, die immer erfolgreicher geworden sind. Als eine der wichtigsten Autorinnen der berühmten Serie 'Sophienlust' werden die von ihr verfassten Romane dieser Art besonders häufig nachgefragt. Sie hat eine Romanwelt entwickelt, die eigene Züge trägt. Dabei ist Aliza Korten eine exzellente Beobachterin der Gesellschaft, sowohl der bürgerlichen als auch der adligen Kreise. Ihre zahlreichen Bewunderer lieben ihren Stil und ihre Aussagekraft.
Autoren/Hrsg.
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Hurra, wir bekommen eine neue Mutti!
Cosima und Frank können endlich wieder fröhlich sein
Roman von Bettina Clausen
Melissa Verhoeven betrachtete gerührt die schlafenden Kindergesichter. Ihre Nichte Cosima war acht, ihr Neffe Frank sechs Jahre alt. Melissa begriff erst jetzt, wie viel die beiden ihr bedeuteten. Vor vier Jahren, nach dem Tod ihrer Schwester, hatte Melissa die Kinder bei sich aufgenommen. Ihr Schwager war ihr dafür sehr dankbar gewesen. Doch nun hatte er wieder geheiratet und wollte die Kinder zurückhaben.
Während Melissa noch ihren Gedanken nachhing, schlug Cosima die Augen auf. Ein Lächeln glitt über ihr Gesichtchen. »Tante Melissa, müssen wir wirklich schon heute zu unserer Stiefmutti?«
Melissa setzte sich zu ihrer Nichte ans Bett. »Aber das war doch euer eigener Wunsch«, erinnerte sie die Kleine.
Von dem Gespräch war auch Frank erwacht. »Wir wollten bei unserem Papi sein, aber mit dir zusammen, Tante Melissa«, mischte er sich ein.
Cosima nickte eifrig. »Das stimmt. Nach unserem Papi hatten wir Sehnsucht. Aber nicht nach einer fremden Mutti.«
»Aber euer Papi hat nun mal wieder geheiratet«, versuchte Melissa den Kindern die Situation zu erklären. Wie oft hatte sie in letzter Zeit schon diesen Versuch unternommen. »Ihr kennt doch eure neue Mutti noch gar nicht. Vielleicht ist sie sehr lieb?«
»Sie kann gar nicht lieb sein, wenn sie sich so viele Monate nicht um uns gekümmert hat«, behauptete Frank, und sein Blick suchte Bestätigung bei seiner Schwester.
Melissa wusste, dass die Kinder sich in diesem Punkt absolut einig waren. Auch sie verstand ihren Schwager und dessen zweite Frau nicht. Schon vor einem halben Jahr hatte Siegfried Bremer jene attraktive junge Frau geheiratet. Doch in all diesen Monaten hatte sie es nicht der Mühe wert gefunden, die Kinder ihres Mannes kennenzulernen.
»Siehst du, Tante Melissa, du denkst auch so wie wir«, sagte Cosima, die Melissas Schweigen richtig wertete.
Doch Melissa wollte in den Kindern keine Vorurteile aufkommen lassen. Die Kleinen standen der neuen Mutti ohnehin schon mit Misstrauen und Ablehnung gegenüber. Hätte sich Anita Bremer allerdings gleich nach der Hochzeit, die im Ausland stattgefunden hatte, um die Kinder gekümmert, so wären ihr Frank und Cosima mit offenem Herzen entgegengekommen. Doch nun war der Zeitpunkt verpasst. Die Kleinen spürten instinktiv, dass sie in dem neuen Heim ihres Vaters nicht willkommen waren. Die ganz natürliche Folge war, dass sie sich mit Trotz und Ablehnung wappneten und verlangten, bei Melissa zu bleiben. Deshalb musste Siegfried seine Kinder möglichst bald zu sich nehmen, wenn er deren Liebe nicht für immer verlieren wollte. So sehr der Gedanke, die Kinder hergeben zu müssen, Melissa auch schmerzte, sie war bereit, ihrem Schwager zu helfen. Kinder gehörten nun mal in ein ordentliches Elternhaus und brauchten Liebe von Vater und Mutter.
Mit einem leisen Seufzer erhob sich Melissa und schaute Cosima und Frank aufmerksam an. »Ihr habt mir doch gestern versprochen, heute mit mir zu eurer neuen Mutti zu fahren und lieb und nett zu sein. Werdet ihr euer Versprechen halten?« Schmerzerfüllt betrachtete sie die Kindergesichter.
Cosima senkte die Augen. Frank aber schaute seine Tante treuherzig an. »Was man verspricht, muss man auch halten, nicht wahr, Cosi?«
Cosima nickte.
Schweren Herzens ging Melissa in die Küche und bereitete das Frühstück zu.
Während die Kleinen sich wuschen, deckte sie ein letztes Mal liebevoll den Tisch und goß Kakao in die Tassen. Wie glücklich war sie all die Jahre mit den Kindern gewesen. Sie hatte ihnen so viel Liebe und Zärtlichkeit geschenkt, dass sie den Tod der Mutter bald überwunden hatten. In dem kleinen Haus, das sie von ihrem elterlichen Erbteil gekauft hatte, hatten Cosima und Frank ein zweites Zuhause gefunden. Ihr Beruf als Modeschöpferin hatte ihr genügend Zeit gelassen, sich um die Kinder zu kümmern. Und wenn sie wirklich einmal beruflich unterwegs gewesen war, hatte sie tageweise eine Kinderschwester eingestellt. Nun ahnte sie, dass ihr Leben ohne die Kinder sehr trostlos und einsam sein würde.
»Was hat Papi denn am Telefon gesagt?« erkundigte sich Cosima während des Frühstücks bei ihrer Tante.
»Er hat gesagt, dass er euch erwartet und dass er sich auf euch freut«, erwiderte Melissa und erkannte gleich darauf, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
»Nur Papi freut sich auf uns? Die Stiefmutti nicht?«, fragte Frank mit großen Augen.
»Vielleicht hat Papi uns deshalb so lange nicht zu sich genommen, weil die Stiefmutti es nicht wollte«, folgerte Cosima richtig.
»Ihr sollt euch nicht so viele Gedanken machen«, ermahnte Melissa. »Lernt doch eure Mutti erst einmal kennen.«
»Aber wenn sie nicht lieb zu uns ist, dann müssen wir nicht bei ihr bleiben, nicht wahr? Das hast du uns nämlich versprochen, Tante Melissa«, erinnerte Cosima ihre Tante.
»Ich glaube bestimmt, dass sie lieb zu euch ist«, tröstete Melissa die Kinder.
»Aber das kannst du doch gar nicht wissen, du kennst sie ja auch noch nicht«, hielt Frank ihr altklug entgegen.
Fast musste Melissa lächeln. »Natürlich kenne ich sie nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass euer Papi eine böse Frau geheiratet haben könnte.«
Das leuchtete den beiden ein.
*
Vor ihrer Spiegelkommode sitzend lauschte Anita Bremer mit halbem Ohr den Ausführungen ihres Mannes. Doch plötzlich wurde sie hellwach.
»Was, die Kinder sollen gleich dableiben?«, fragte sie mit hoher Stimme. »Davon war nicht die Rede.«
»Wir reden seit Wochen von nichts anderem mehr«, sagte Siegfried Bremer ungeduldig. »Ich verstehe nicht, warum du dich immer noch so dagegen wehrst, die Kinder zu uns zu nehmen!« Er fuhr sich mit einer hilflosen Geste durchs Haar. Dass sich Anita seinen Kindern gegenüber so herzlos verhielt, konnte er einfach nicht begreifen. Deshalb hatte er ihr Verhalten vor Melissa auch immer wieder entschuldigt.
»Ich wehre mich nicht dagegen«, korrigierte Anita ihren Mann hochmütig. »Aber ich möchte, dass wir eine friedliche Familie werden. Deshalb muss ich die Kinder erst kennenlernen. Vertragen wir uns, dann habe ich nichts dagegen, dass sie für immer hierbleiben.«
Insgeheim dachte sie anders. Aber sie hütete sich, ihren Mann diese Gedanken wissen zu lassen. Schließlich hatte sie ihm vor der Ehe versprochen, seinen Kindern eine gute Mutter zu sein.
»Ihr werdet euch bestimmt vertragen, das weiß ich«, erwiderte Siegfried Bremer hoffnungsvoll. In seinen Augen war Anita eine warmherzige Frau, und seine Kinder kannte er als anschmiegsam und liebebedürftig. Seiner Ansicht nach konnte also nichts schiefgehen. Zuversichtlich nahm er seine Frau in die Arme. »Schau, Liebes, wir beide sind doch glücklich. Aber kann unser Glück je vollkommen sein, wenn wir wissen, dass meine Kinder ohne Elternliebe aufwachsen?«
»Ich denke, sie lieben Melissa so sehr und sind glücklich bei ihr?«
»Natürlich hängen sie sehr an Melissa. Aber das ist doch ganz selbstverständlich, schließlich hat sie fast vier Jahre lang Mutterstelle an ihnen vertreten. Die Kleinen haben mich ja nur selten gesehen. Doch jetzt, wo ich wieder eine Frau und ein Zuhause habe, möchte ich diesen Zustand beenden. Eines Tages wird Melissa heiraten. Wer weiß, wie es dann meinen Kindern ergehen würde.«
Anita beschloss, die Debatte zu beenden. Da sie eingesehen hatte, dass sie sich nicht länger weigern konnte, die Kinder ins Haus zu nehmen, sann sie nach anderen Mitteln. Auf keinen Fall wollte sie ihr Leben auf die Dauer mit zwei unbequemen Kindern belasten.
Es würde sich bestimmt ein Weg finden, die beiden wieder loszuwerden. Wozu gab es schließlich Kinderheime?
»Du bist also einverstanden, dass wir sie gleich dabehalten?«, fragte Siegfried Bremer.
»Aber natürlich«, antwortete Anita leichthin.
»Ich danke dir«, flüsterte er und schloss sie in die Arme.
Anita schob das schlechte Gewissen, das sekundenlang in ihr hatte aufkommen wollen, rigoros beiseite.
*
Während Melissa den Wagen aus der Garage fuhr, standen Cosima und Frank Hand in Hand vor der Eingangstür. Süß sahen sie aus in ihren bunten Sommersachen und den weißen Lackstiefelchen.
»Ich würde viel lieber bei Tante Melissa bleiben«, sagte Frank kläglich. »Sie hat uns lieb, und wir sind mit ihr auch eine Familie, nicht wahr, Cosi?«
»Das finde ich auch«, bestätigte Cosima. »Ich habe Tante Melissa viel lieber als Papa«, fügte sie rebellisch hinzu.
»So etwas darfst du nicht sagen, Cosi«, flüsterte Frank erschrocken. »Tante Melissa wäre bestimmt böse darüber. Wir haben ihr doch versprochen, lieb zu sein. Und eigentlich habe ich Papa doch lieb, auch wenn er eine Stiefmutti geheiratet hat.«
»Ich auch«, wisperte Cosima. »Aber vielleicht hat er uns nicht mehr lieb?«
»Bestimmt hat er euch lieb«, versicherte da Melissa hinter den beiden.
Erschrocken fuhren die Kinder herum.
»Du darfst Cosi nicht böse sein«, stotterte Frank und schaute seine geliebte Tante bittend an.
»Aber, Liebling, wie könnte ich euch denn böse sein?«, flüstere Melissa und schloss sie alle beide in die Arme.
»Und nun fahren wir.« Sie nahm die beiden entschlossen bei der Hand und führte sie zu ihrem Wagen.
Als Melissa vor dem Haus ihres Schwagers hielt, fühlte sie sich genauso beklommen wie die Kinder. Schließlich kannte sie die Frau ihres Schwagers selbst noch nicht. »Vergesst eure Blumen nicht«, ermahnte sie die Kinder und öffnete ihnen die hintere Wagentür.
»Wem sollen wir...




