Austrofred Hard On!
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-7076-0463-4
Verlag: Czernin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 152 Seiten
ISBN: 978-3-7076-0463-4
Verlag: Czernin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Austrofred, geboren 1970 in Steyr/OÖ, ledig, lebt und arbeitet in der Bundeshauptstadt. Mit seinen Austropop-Veredelungen der größten Hits der Rockgruppe Queen schrieb sich der gelernte Speditionskaufmann in die Geschichte der österreichischen Nachkriegskultur der Nuller-Jahre ein. Seither brilliert der Champion, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, nicht nur als Rocksänger und Entertainer, sondern auch als Schauspieler, TV-Moderator und Schriftsteller. Heute zählt Austrofred zu den wichtigsten Medienkünstlern Österreichs.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1
Der Orient-Express: Geschichtsträchtig und von geheimnisvollen Mythen umwoben, durchkreuzt dieser legendäre Zug den europäischen Kontinent, transportiert seine Passagiere von Istanbul nach London und wieder zurück, passiert dabei Paris, Venedig, Prag, Belgrad oder Wien – Städte voller Geschichte und Vergangenheit. Aber auch voll optimistischer EU-Zukunft. Obwohl die reguläre Linie, wie wir sie aus den spannenden Filmen der Agatha Christie kennen, seit Jahren eingestellt ist, fährt immer noch ein privatwirtschaftlich betriebener Luxuszug unter diesem Namen. Freilich: Dieser Zug ist ausschließlich den Reichen und Schönen vorbehalten, also den Gestopften. Schon allein wegen seinem Preis, der nämlich ein beachtlicher ist, genauer gesagt, wie es der gut gebaute Österreicher am Bahnsteig wiederholt in seinen sauber gestutzten Bart hineinformuliert: „Zweitausend-Arschloch-vierhundert-Arschloch-einundachtzig-Arschloch Euros!“
Gerne möchte man dem Künstler zurufen, „es hilft nichts, Austrofred, du musst nach Bad Schallerbach, das ist unumgänglich, also nimm dein Schicksal an! Ärgere dich nicht lange, sondern spring über deinen Schatten und genieß dieses eine Mal in deinem Leben ein bisschen einen Luxus.“ Aber er kann halt nicht heraus aus seiner bescheidenen Haut, die zeitlebens immer die allereinfachste war. Nicht einmal den Koffer lässt er sich tragen!
Freilich ist das auch ein Teil von seinem Erfolgsrezept. Die Fans haben immer gespürt, dass der Austrofred einer von ihnen ist, ein ganz ein normaler Typ wie du und ich. Kein Übermensch, und überhaupt nicht abgehoben. Er braucht keinen Kaviar zu seinem Glück. Es gibt Tage, da isst der Austrofred zu Mittag nur Erdäpfel. Ehrlich. Weil er das einfach nach wie vor gerne mag. Sonst nichts, nur in Stangerl geschnittene frittierte Erdäpfel. Er weiß, dass auch die einfachsten Dinge ihren Wert haben. Wieso er das weiß? Weil er sich alles selbst erarbeitet hat!
Und ist es nicht genau das, was die wirklich Großen von den Großtuenden unterscheidet? Der Joe Zawinul hat einmal erzählt, wie ein Professor im Gym seinen Erdberger Jugendfreund, den Thomas Klestil, gefragt hat, was denn sein Vater von Beruf ist. Und der Klestil hat gesagt, Straßenbahner, worauf der Professor gesagt hat, gut, dann wirst du auch einmal ein Straßenbahner. So war das damals. Aber den Klestil hat das so angefäult, dass er zum Zawinul gesagt hat, weißt was, ich fange jetzt an zum Studieren und zum Strebern, ich arbeite mich aus eigener Kraft ganz nach oben. Und der Zawinul hat gesagt, passt, da bin ich dabei. Und so ist aus dem einen schließlich ein Bundespräsident geworden und aus dem anderen ein Welt-Worldmusiker.
Und trotzdem fragt sich der Austrofred, ob sich der Klestil selber seinen Koffer zum Orient-Express getragen hätte. Einen Scheiß hätte er! Nicht, wenn er zweitausend-Arschloch-achthundert Euros dafür zahlt!24
24 Das ist auch für einen Bundespräsidenten viel Geld.
„He boy“, pfeift er den Zugbegleiter an, der faul und arbeitsscheu aus dem Waggon gafft, „here, take my suitcase! And bring me a bottle of Champagner into my compartment, aber dalli!“
LESER-BEFRAGUNG
Während der Austrofred zu seinem Abteil gebracht wird und er sich im ungewohnten quasi „Ambiente“ ein bisschen akklimatisiert, nutze ich die Gelegenheit für ein wenig eine Kommunikation mit meinem Publikum, sprich: mit euch, liebe Leserinnen und Leser. Weil nachdem das ja mein erster Roman ist in dem Sinn, jetzt bin ich, zwecks Qualitätssicherung, auf euer Feedback und eure kreative Mithilfe angewiesen, damit das etwas wird. Dementsprechend wäre es extrem lässig, wenn ihr jetzt kurz einmal in Stillarbeit, jeder für sich, diese paar Verständnisfragen durcharbeitets, damit sichergestellt ist, dass auch ein jeder inhaltlich alles verstanden hat.
1. Was ist der Austrofred für ein Mensch? Wärst du auch gern wie der Austrofred?
2. Wie gibt es das, dass ausgerechnet ein solcher Mensch von den Kritikern so angefeindet wird? Reiner Neid?
3. Werden die Türkei und ihre Bewohner im Buch angemessen und ausgewogen dargestellt? Ich denke schon.
4. Der Austrofred hat in der Türkei große Erfolge gefeiert – trotzdem will er zurück nach Österreich. Diskutiere seine Beweggründe (mehrere).
5. Wünschst du dir im weiteren Verlauf des Romans eine Liebesgeschichte oder zumindest vermehrt sexuelle Anspielungen?
6. Wieso heißt das Buch Hard on!? Hältst du das für einen passenden Titel?
Wobei, die letzte Frage beantworte ich gleich selber: Der Titel Hard on! basiert, wie die Aufmerksamen unter euch sicher gleich gecheckt haben, auf dem gleichnamigen Szene-Club, in dem ich mein erstes Konzert in Istanbul gespielt habe, und wo ich nur super Erinnerungen habe daran. Außerdem klingt er einfach geil. Plus: Er hat eine lässige Message. Weil Hard on!, das heißt für mich so etwas wie Rock on!, also Gib niemals auf! beziehungsweise Gib immer Gas!, nur halt ein bisschen härter und intensiver, hard halt. Und von dem her finde ich persönlich den Titel perfekt.
In diesem Sinne: Come on everybody, hard on!
2
„So etwas kann nur ein ganz ein guter Tischler!“, sagt der Austrofred und streicht sanft über die Mahagoni-Einlegearbeiten im Wandverbau, „da haben sie nicht gespart!“ Durch das, dass sein Vater bei der ÖBB war, kennt er sich nämlich ein bisschen aus mit so Abteil-Ausstattungen. Keine Reaktion. Na, dann lassen wir das halt. Es hat ihn schon von Haus aus angezipft, dass er bei so einem horrenden Preis nicht einmal ein Einzelabteil hat, sondern ein doppeltes, und dann muss er das auch noch mit einem derart unfreundlichen Kerl teilen, einem glatzerten. Sagt nicht muh und nicht mäh. Geschweige denn, dass er grüßt. Da gibt man sein Bestes für ein friedliches, kommunikatives Zusammenleben, und was kommt zurück? Nichts!
„Und, der Herr, wohin geht die Reise?“, unternimmt er einen letzten Versuch. Aber der Glatzerte meint, das sagt er ihm nur, wenn er aufhört, dass er seine Kekse frisst, weil er hat sie ihm nicht angeboten. Trockene Pimskekse, vom Hofer wahrscheinlich, da macht der so ein Theater drum! Eine solche Prinzessin! Wohin er fährt, braucht er dem Sänger da gar nicht mehr sagen, weil aus einem solchen Sozialverhalten lässt sich eindeutig auf einen Wiener schließen, einen gebürtigen. Was leider auch bedeutet, dass ihm dieser Semmeltrenzer die ganze Fahrt lang erhalten bleibt.
Am liebsten täte ihn der Austrofred ja hinausschmeißen, aber es ist halt leider auch sein Abteil irgendwie. Wenn wer zu ihm heim kommt, dann tut er sich leicht bei so was, weil sobald er sich denkt, jetzt könnte der dann aber auch wieder einmal abreißen, steht er einfach auf und sagt, „oh, du willst leicht schon heim, das ist aber schade“, weil dann kann der andere nicht mehr aus. Aber der Glatzerte hat ja gezahlt und alles. Naja, geht er halt in den Speisewagen. Er hat eh schon einen Hunger.
3
Zugegeben: Der Speisewagen vom Orient-Express ist natürlich eine äußerst noble Angelegenheit und molto gespitzt. Da sagt auch keiner was dagegen. Das ist oberstes Niveau, keine Frage. Allerdings dürften sie eine leicht andere Definition vom Begriff Tagesmenü haben als der Austrofred (der darunter nämlich etwas Preiswertes versteht), weil da ist das Menü, bestehend aus gedämpftem Seeigel auf Spinat-Bordüre mit Auberginen-Tartar und in grobem Salz eingelegtem rohen Auerochsenfilet mit Wacholdermus und Koriander-Parfait, in spritziger Zinfandel-Sauce serviert, preislich, ohne Schmäh, im dreistelligen Eurobereich angesiedelt. Da hebt es dem erdigen Interpreten schon kurz den Magen aus, weil das findet er pervers. Was freilich nicht heißt, dass er geizig ist! Er ist ein einfacher und bescheidener Mensch, das schon, aber geizig: nein. Natürlich hat auch er seine Fehler. Oft ist er zu ehrlich und zu gerade heraus, und manchmal zeigt er auch mehr Gefühl, als in der heutigen Welt gut ist für einen. Aber ganz sicher ist er nicht geizig. Eher ist er ein Gerechtigkeitsfanatiker, gerade wenn es um so ein Aufreger-Thema wie die Preisgestaltung in der Gastronomie geht. Weil von dem, was ein Menü in diesem Zug kostet, könnte in einer ärmeren Weltgegend eine fünfköpfige Familie einen ganzen Monat lang leben! Im Burgenland zum Beispiel. Naja, nimmt er halt ein Bier, das ist auch nährstoffreich, und gegen den ärgsten Hunger den Flipper-Teller: vier Fischstäbchen um zwölf Euros. Für morgen kann er sich dann beim Zwischenstopp in Bukarest im Bahnhofsresti ein bisschen etwas einpacken lassen.
„Entschuldigung“, tapperlt ihm einer auf die Schulter, „sind Sie nicht der Austrofred?“ Ein junger Mann im Queen-Leiberl (Greatest Hits II-Motiv), mittelgroß, unsauber rasiert. Brille mit bunten Bügeln, also Oberösterreicher. Linzer wahrscheinlich, zumindest Zentralraum.25
25 Der Linzer liebt Brillen mit farbigen und also originellen Bügeln wie sonst nichts auf der Welt. Wer mir das nicht glaubt, braucht nur einmal mit offenen Augen die Linzer Landstraße auf und ab gehen. Wahrscheinlich wollen die Linzer mit ihrem ausgeprägten Kultur-Minderwertigkeitskomplex auf diese Weise den arroganten Wienern und Salzburgern signalisieren, schauts her, wir haben zwar vielleicht keine Staatsoper und keine Festspiele, aber wir haben farbige Brillenbügel! Linzer und vor allem Linzerinnen, die das Pech haben,...