Austen | Emma. Roman | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 600 Seiten

Reihe: Reclam Taschenbuch

Austen Emma. Roman

Damals - heute - morgen: Reclams Klassikerinnen
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-15-960975-1
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Damals - heute - morgen: Reclams Klassikerinnen

E-Book, Deutsch, 600 Seiten

Reihe: Reclam Taschenbuch

ISBN: 978-3-15-960975-1
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Emma Woodhouse ist schön, aufgeweckt, reich - und alleinstehend. Doch anstatt sich um ihr eigenes Liebesleben zu kümmern, mischt sie sich mit Vergnügen in das romantische Leben ihrer Mitmenschen ein. Eine unerwartete Wendung nehmen die Dinge allerdings, als Emma entgegen den Warnungen ihres guten Freundes Mr. Knightley versucht, eine passende Partie für ihren Schützling Harriet Smith zu finden. Missverständnisse und Liebeskummer sind die Folge ihrer Bemühungen, an deren Ende aber auch Emma ihr Glück finden wird. Mit ihrer unvollkommenen, aber charmanten Emma hat Jane Austen eine Heldin erschaffen, die sich nur zu gerne in das romantische Leben anderer einmischt und damit für allerlei Verstrickungen sorgt. Scharfsinnig und mit Humor schreibt Austen über die Sorgen und Schwierigkeiten vornehmer Frauen im georgianischen England - ein Roman voller Ballabende, Parkspaziergänge und geistreicher Dialoge.

Jane Austen (16. 12. 1775 Steventon - 18. 7. 1817 Winchester) gehört zu den bedeutendsten britischen Schriftstellerinnen aller Zeiten, die ihre Romane anonym unter dem Titel 'by a lady' veröffentlichte. Austens Hauptwerke wie 'Stolz und Vorurteil' und 'Emma' zählen zu den Klassikern der englischen Literatur. Im Mittelpunkt ihres literarischen Werks steht vielfach die Zerrissenheit junger Damen des gehobenen ländlichen Bürgertums, die zwischen den Erwartungen des Adels und ihrer eigenen Vorstellung von Glück stehen. Christian Grawe, 1935 geboren, hat Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert und war bis zu seiner Emeritierung Professor für deutsche Literatur an der University of Melbourne (Australien). Zusammen mit seiner Frau Ursula Grawe hat er die Romane, Romanfragmente und Briefe Jane Austens zum erstenmal vollständig ins Deutsche übersetzt. Bei Reclam hat er zudem zahlreiche Editionen und Interpretationen von Werken der deutschen und englischen Literatur herausgegeben.
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Kapitel 1


Schön, aufgeweckt und reich, bei einem sorgenfreien Zuhause und einem glücklichen Naturell war Emma Woodhouse offenbar mit einigen der erfreulichsten Vorzüge des Daseins gesegnet und hatte beinahe einundzwanzig Jahre fast ohne jeden Anlass zu Kummer und Verdruss auf dieser Welt verbracht.

Sie war die jüngere von zwei Töchtern eines höchst zärtlichen und nachsichtigen Vaters und durch die Heirat ihrer Schwester schon recht früh Herrin seines Hauses geworden. Ihre Mutter war schon zu lange tot, als dass sich für Emma mit der Erinnerung an sie mehr als unbestimmte Vorstellungen von Zärtlichkeit verbunden hätten, und ihren Platz hatte eine ausgezeichnete Erzieherin eingenommen, deren liebende Zuneigung der einer Mutter kaum nachstand.

Sechzehn Jahre hatte Miss Taylor in Mr. Woodhouses Familie mehr als Freundin denn als Erzieherin verbracht und zu beiden Töchtern, besonders aber zu Emma ein enges Verhältnis gehabt. Zwischen ihnen herrschte eher die Vertrautheit von Schwestern. Schon lange bevor Miss Taylor aufgehört hatte, ihr Amt als Erzieherin auszuüben, hatte sie in ihrer Nachsicht Emma fast immer gewähren lassen, und da auch der bloße Schatten von Autorität längst verschwunden war, lebten sie als unzertrennliche Freundinnen miteinander, wobei Emma tat, was sie wollte: Zwar schätzte sie Miss Taylors Urteil sehr, aber sie folgte im Wesentlichen ihrem eigenen.

Das eigentliche Problem bestand deshalb darin, dass Emma zu leicht ihren Willen bekam und dazu neigte, eher zu viel von sich zu halten. Hier lauerten Gefahren, die ihrem ungetrübten Dasein drohten. Vorläufig allerdings war sie sich ihrer so wenig bewusst, dass sie sie durchaus nicht als Verhängnis empfand.

Und doch stand ihr Kummer bevor, gelinder Kummer allerdings und keineswegs in Gestalt von unliebsamer Selbsterkenntnis. Miss Taylor heiratete. Der Abschied von Miss Taylor brachte Emma den ersten seelischen Schmerz. Am Hochzeitstag ihrer geliebten Freundin hing sie zum ersten Mal längere Zeit trüben Gedanken nach. Die Feier war vorüber, das Brautpaar fort, und ihr Vater und sie mussten sich allein und ohne Aussicht auf Gesellschaft, die ihnen den langen Abend verkürzen half, zum Dinner1 niedersetzen. Ihr Vater legte sich wie üblich nach dem Essen hin, und ihr blieb nichts übrig, als dazusitzen und über ihren Verlust nachzudenken.

Ihrer Freundin versprach die Heirat alle Aussicht auf dauerhaftes Glück. Mr. Weston war ein Mann von vortrefflichem Charakter, beträchtlichem Vermögen, passendem Alter und angenehmen Umgangsformen, und es lag ein gewisser Trost darin, dass sie aus Freundschaft die Partie uneigennützig und großzügig immer selbst gewünscht und gefördert hatte; aber leicht fiel es ihr nicht. Tagtäglich und von morgens bis abends würde ihnen Miss Taylor fehlen. Sie rief sich ihre Herzlichkeit ins Gedächtnis zurück, die Herzlichkeit und Zuneigung von sechzehn Jahren: wie sie sie seit ihrem fünften Lebensjahr unterrichtet und mit ihr gespielt hatte; wie sie alles getan hatte, um sie anzuregen und zu unterhalten, wenn sie gesund war, und sie bei den verschiedenen Kinderkrankheiten gepflegt hatte. Sie war ihr zu großem Dank verpflichtet, aber das Beisammensein der letzten sieben Jahre, der Umgang auf gleichem Fuß und das völlige gegenseitige Vertrauen, das sich eingestellt hatte, als sie nach Isabellas Heirat noch mehr aufeinander angewiesen waren, war ihr in der Erinnerung noch teurer und lieber. Sie war eine Freundin und Gefährtin gewesen, wie nur wenige sie besaßen, lebensklug, gebildet, unentbehrlich, gleichmäßig freundlich, mit allen Familienangelegenheiten vertraut, an allen familiären Problemen interessiert und besonders an , an all ihren Vergnügungen und Plänen. Mit ihr konnte sie alles besprechen, was ihr in den Sinn kam, und Miss Taylor liebte sie zu sehr, als dass sie an ihr jemals etwas auszusetzen gehabt hätte.

Wie sollte sie diese Umstellung nur ertragen? Es stimmte zwar, dass ihre Freundin nicht mehr als eine halbe Meile entfernt wohnte, aber Emma wusste nur zu gut, welcher Unterschied zwischen einer Mrs. Weston, nicht mehr als eine halbe Meile entfernt, und einer Miss Taylor im Haus bestehen würde, und bei all ihren natürlichen Gaben und häuslichen Möglichkeiten war sie nun in Gefahr, geistig zu verkümmern. Sie liebte ihren Vater herzlich, aber er war keine Gesellschaft für sie. Er war ihr im ernsten und scherzhaften Gespräch nicht gewachsen.

Ihr unglückseliger Altersunterschied (und Mr. Woodhouse hatte nicht gerade früh geheiratet) wurde noch wesentlich durch seinen Gesundheitszustand und seine Gewohnheiten vergrößert, denn da er in seiner geistigen und körperlichen Unbeweglichkeit sein Leben lang ein kränkelnder Mann gewesen war, wirkte er älter, als er war; und wenn er auch wegen seiner Herzensgüte und seiner immer gleichbleibenden Freundlichkeit überall sehr beliebt war, hatte er doch nie durch Talente geglänzt.

Obwohl Emmas Schwester nur sechzehn Meilen entfernt in London wohnte, also durch die Heirat nicht eigentlich von ihrer Familie getrennt war, war sie natürlich für den täglichen Umgang zu weit weg, und man musste in Hartfield viele lange Oktober- und Novemberabende überstehen, bevor Isabella und ihr Mann mit ihren kleinen Kindern zu Weihnachten zu Besuch kamen, um das Haus endlich wieder mit ihrer unterhaltsamen Gesellschaft zu füllen.

Highbury, das große und seiner Einwohnerzahl nach fast städtische Dorf, zu dem Hartfield trotz seines eigenen Namens und seines getrennten Grund und Bodens eigentlich gehörte, konnte ihr keine ebenbürtige Gesellschaft bieten. Die Woodhouses waren dort die angesehenste Familie. Man sah allgemein zu ihnen auf. Sie hatten zwar viele Bekannte, denn ihr Vater war zuvorkommend zu jedermann, aber es gab niemand unter ihnen, den sie anstelle von Miss Taylor auch nur einen halben Tag akzeptiert hätte. Es war schon eine trostlose Umstellung, und Emma konnte darüber nur seufzen und sich Unerfüllbares wünschen, bis ihr Vater erwachte und sie wieder Heiterkeit ausstrahlen musste, denn er brauchte Aufmunterung. Er war kein ausgeglichener Mensch, sondern neigte zu Depressionen; er hing an Menschen, an die er gewöhnt war, und ließ sie ungern gehen, denn jeder Wechsel war ihm zuwider. Die Ehe als Quelle der Veränderung war immer eine leidige Sache, und er hatte sich noch nicht einmal mit der Heirat seiner eigenen Tochter abgefunden und sprach von ihr immer in mitleidigem Ton, obwohl es doch ganz und gar eine Liebesheirat gewesen war, als er sich nun auch noch von Miss Taylor trennen sollte. Da er auf seine leise Art zum Egoismus neigte und sich nicht vorstellen konnte, dass andere Menschen nicht seiner Meinung waren, zweifelte er nicht daran, dass Miss Taylor sich selbst und ihnen einen schlechten Dienst erwiesen hatte und viel glücklicher gewesen wäre, wenn sie den Rest ihres Lebens in Hartfield verbracht hätte. Emma lächelte und plauderte, so heiter sie nur konnte, damit er nicht auf solche trüben Gedanken verfiel, aber als der Tee serviert wurde, konnte er sich nicht enthalten zu wiederholen, was er schon bei Tisch gesagt hatte:

»Arme Miss Taylor! Wenn sie nur wieder hier wäre. Es ist ein wahrer Jammer, dass Mr. Weston ausgerechnet auf sie verfallen musste.«

»Ich kann dir nicht zustimmen, Papa, das weißt du genau. Mr. Weston ist ein so umgänglicher, angenehmer und ausgezeichneter Mann, dass er eine gute Frau von Herzen verdient, und du kannst doch nicht wollen, dass Miss Taylor ihr Leben bei uns verbringt und meine Launen über sich ergehen lässt, wenn sie ein eigenes Haus haben kann.«

»Ein eigenes Haus! Wo ist der Vorteil bei einem eigenen Haus? Unseres ist dreimal so groß, und du hast doch gar keine Launen, mein Kind.«

»Und wie oft wir uns gegenseitig besuchen werden! Wir werden uns ständig sehen! müssen den Anfang machen, wir müssen ihnen möglichst bald einen Hochzeitsbesuch machen.«

»Mein Kind, wie soll ich denn zu ihnen hinkommen? Randalls ist doch viel zu weit. Wie soll ich denn zu Fuß zu ihnen hinkommen?«

»Nein, Papa, wer denkt denn an zu Fuß gehen? Wir fahren natürlich mit der Kutsche.«

»Mit der Kutsche! Aber es ist James bestimmt nicht recht, für einen so kurzen Weg die Pferde anzuspannen, und wo sollen die armen Pferde bleiben, während wir den Besuch machen?«

»In Mr. Westons Stall natürlich, Papa. Das haben wir doch alles schon besprochen. Wir haben alles gestern Abend mit Mr. Weston verabredet. Und was James betrifft, so kannst du sicher sein, dass er immer gerne nach Randalls fährt, weil seine Tochter dort Dienstmädchen ist. Ich bezweifle höchstens, dass er uns noch irgendwo anders hinfahren will. Dafür hast du gesorgt, Papa. Du hast Hannah die gute Stelle besorgt. Niemand hat an Hannah gedacht, bis du darauf gekommen bist. James ist dir so dankbar.«

»Ich bin froh, dass ich daran gedacht habe. Es ist ein Glück, denn ich möchte auf keinen Fall, dass der arme James denkt, wir übergehen ihn,...



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