E-Book, Deutsch, Band 10, 224 Seiten
Auer Die Schule der magischen Tiere 10: Hin und weg!
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-646-92910-2
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 10, 224 Seiten
Reihe: Die Schule der magischen Tiere
ISBN: 978-3-646-92910-2
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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3. Kapitel
Tausendsassa
Zehn Minuten später standen Luna und Franka im Keplerweg, Hausnummer 17, wo Luna mit ihren Eltern wohnte. Franka schüttelte den Schirm aus, während Luna nach dem Schlüssel kramte. Im Flur mussten sie über zahlreiche Kisten steigen.
„Meine Mutter mistet anscheinend mal wieder aus“, erklärte Luna und ging geradeaus durch in ihr Zimmer. „Sie hasst es, wenn zu viel Kram herumliegt. Wie bei mir zum Beispiel!“ Kichernd zog sie Franka hinter sich her. „Welche CD hören wir zuerst an? Live aus Tokio? Oder Feuervogel?“ Luna und Franka waren sich von Anfang einig gewesen: Sie wollten ein Referat über Tamara Takis halten, die Sängerin von Tausendsassa. Die Band aus Berlin war voll angesagt.
Die beiden Mädchen stießen die Tür auf, schoben einen Kleiderberg zur Seite und ließen sich auf Lunas Himmelbett plumpsen. Salim, der noch immer Cooper auf dem Rücken trug, segelte Richtung Fensterbrett und ließ die Ratte absteigen. Fröstelnd plusterte er sein Gefieder auf und Cooper schüttelte sich.
Erst jetzt merkten die Mädchen, wie nass ihre Tiere waren. Schnell holte Luna ein Handtuch aus dem Badezimmer und sie rubbelten die Tiere behutsam trocken. „Fehlt nur noch was zum Naschen …“ Luna stellte ein Schälchen in die Mitte.
„Rosinen!“, piepste Cooper begeistert und schleckte sich das Mäulchen.
„Bitte nach Ihnen“, meinte Salim und deutete eine kleine Verbeugung an.
„Du zuerst“, antwortete Cooper und kicherte. „Salim aleikum!“
„Das heißt Salam aleikum“, korrigierte Salim, der es wissen musste: Schließlich stammte er aus Arabien. Er wusste auch, was der Spruch bedeutete: „Der Friede sei mit euch!“
Einträchtig mümmelten die beiden Freunde vor sich hin. Jeder achtete darauf, dass der andere nicht zu kurz kam. Eine Rosine für Cooper, eine für Salim.
Luna und Franka schauten ihnen glücklich zu. Wie schön es doch war, ein magisches Tier zu haben!
Cooper stand Franka bei, wenn sie mal wieder Stress mit ihren Eltern oder ihrer großen Schwester Kaja hatte: Ihr magisches Tier half ihr dabei, sich wieder zu versöhnen, und Franka war sehr froh darüber.
Und Salim? Der Falke war immer da, wenn Luna jemanden zum Reden brauchte. Abends vor dem Einschlafen kroch er unter ihre Decke und hörte ihr zu. In letzter Zeit dauerte es jedoch besonders lang, bis Luna Ruhe fand. Ihre Eltern waren irgendwie komisch. Sie schienen irgendetwas vor Luna zu verheimlichen. Aber Luna hatte keine Lust, sie auszufragen. Sollten sie doch ihre Geheimnisse haben … sie hatte Salim!
Luna drückte auf den CD-Spieler, der auf dem Nachtkästchen stand. Schon ertönte „Stern im Sand“. Die beiden Mädchen blickten einander an. „Ich liebe dieses Lied!“, seufzte Luna. Sie lauschten ergriffen.
„Wie wollen wir’s denn machen mit dem Referat? Erst ein Lied vorspielen und dann was über die Sängerin erzählen?“, überlegte Franka.
„Wir haben nur fünf Minuten“, entgegnete Luna. „Wir könnten auch Liedtexte verteilen und alle singen mit!“
Bei dem Gedanken, dass Tingo und Yannik zu einem Hit von Tausendsassa durchs Klassenzimmer rappten, mussten beide lachen.
„Komm, lass uns erst mal eine Runde tanzen!“
Die beiden Mädchen fassten sich an den Händen und begannen, sich umeinander zu drehen. Früher wäre es Franka viel zu peinlich gewesen, so herumzuhopsen. Seit sie Cooper hatte, war sie viel lockerer geworden.
Auch die Ratte machte eine Pirouette. „Cool, Baby!“, rief sie übermütig.
Salim jedoch schlug traurig mit den Flügeln. „Wie schade, dass ich nicht tanzen kann.“
„Kannst du eben doch!“ Luna nahm den Falken sanft in ihre Arme und wiegte ihn zärtlich hin und her.
Cooper kletterte auf Frankas Schulter und schmiegte sich an ihre Wange.
Sie waren zwei wundervolle Paare.
Aus voller Kehle schmetterten die beiden Mädchen den Refrain. „Nichts darf uns trennen!“, sangen sie. „Nie, nie, niemals!“
Und Tamara Takis sang: „Jeder Abschied ist ein bisschen wie Sterben. Nicht wahr, kleiner Stern im Sand?“
Benni und Schoki strampelten durch den Regen in Richtung Stadtrand.
Sie wollten heute bei Opa Theodor übernachten.
Schokis Opa hatte ein Gästezimmer, in dem es muffelte, und eine Vorliebe für Gerichte, die Kindern überhaupt nicht schmeckten. Milzwurst mit brauner Soße zum Beispiel. Schokis Magen zog sich zusammen, wenn er daran dachte. Benni war wirklich ein guter Freund, dass er mitkam!
„Hoffentlich gibt’s heißen Kakao!“, rief Peperoni und galoppierte durch eine Pfütze.
„Träum weiter!“, seufzte Schoki. „Sind wir zu schnell, Peperoni?“
„Von wegen!“ Die Beine des Pinselohrschweins flogen zur Seite. Die Autofahrer, die sie überholten, nahmen Peperoni nur als Schatten wahr. Als Schatten, den man ruhig nass spritzen konnte!
Platsch! Ein Schwall Wasser klatschte gegen Peperonis Bauch.
„Pass doch auf!“, brüllte Schoki dem Autofahrer hinterher, wusste aber im selben Moment, dass das ungerecht war.
Denn die meisten Menschen nahmen magische Tiere einfach nicht wahr.
Magische Tiere, das erzählte Mr. Morrison immer wieder, waren nur für Leute sichtbar, die sehr, sehr feine Antennen besaßen für Dinge, die es zwar gab, die es aber eigentlich nicht geben durfte.
Autofahrer, die mit eingeschaltetem Scheibenwischer von A nach B rasten, gehörten nicht zu diesen Menschen.
Und Schokis Opa auch nicht. „Hallo, Jungs!“ Opa Theodor riss die Tür auf und klopfte erst Benni, dann Schoki kräftig auf die Schultern. Er trug Trainingsanzug und Cowboyhut. „Ihr kommt genau rechtzeitig zum Abendessen!“, freute er sich. „Ab ins Bad, umziehen, dann wird aufgetischt!“
„Was gibt es denn?“, fragte Schoki zaghaft.
„Sülze mit Sauerkraut!“, antwortete Opa Theodor fröhlich.
Schoki schluckte. Widerstand, das wusste er, war zwecklos. „Tut mir leid“, raunte er Benni zu, doch der winkte grinsend ab. „Henrietta und ich haben Chips dabei“, flüsterte er zurück. „Für später.“
Doch die brauchten sie gar nicht. Denn Opa Theodor hatte so großen Hunger, dass er die Sülze fast allein aufaß.
So blieb für die Kinder der ganze Nachtisch über – eine große Schüssel Schokopudding, worüber sich Peperoni sehr freute.
Nach dem Essen spielten sie Karten und als das Gespräch auf das Referat kam, das sie am Dienstag halten sollten, versprach Opa Theodor zu helfen. „John Wayne! Der berühmte Schauspieler! Keiner spielt Cowboys so gut wie er! Seid ihr einverstanden?“ Noch bevor die beiden Jungen antworten konnten, stand er auf und durchsuchte sein Bücherregal. „Da haben wir es ja schon!“ Er schlug das Schauspielerlexikon auf und vertiefte sich darin.
Während Schokis Opa den Vortrag vorbereitete, verzogen sich Schoki und Benni zufrieden ins Gästezimmer, wo ein alter Fernseher stand. Sie guckten sich einen Film über Nomaden in der Wüste an und knabberten Chips, bis ihnen die Augen zufielen.
Arm in Arm mit ihren Tieren schliefen sie ein.
Ida und Rabbat saßen mit einer Ladung Butterbrote auf dem Fensterbrett in Idas Zimmer.
Rabbat sah den Regentropfen zu, wie sie die Scheibe entlang nach unten rannen. „Hoffentlich kriegt Leonardo keinen Schnupfen“, sagte er.
„Hmm“, machte Ida und knabberte an einer Haarsträhne.
Der Fuchs seufzte. „Du denkst schon wieder an das Referat, stimmt’s Rotschopf?“
„Ich bin mit Jo in einem Team, Rabbat“, stöhnte Ida. „Ausgerechnet! Ich werde doch immer knallrot im Gesicht, wenn ich neben ihm stehe! Und überhaupt: Wir haben noch nicht mal ein Thema!“ Sie zog Rabbat auf ihren Schoß. „Das wird alles so peinlich!“
„Nimm irgendeinen coolen Typ aus Norwegen! Mich zum Beispiel!“ Rabbat grinste. „Oder einen Skispringer! Oder, Moment, wie heißt noch mal dieser Schachweltmeister? Magnus Irgendwie …“
Ida winkte ab.
„Du könntest natürlich auch Theater spielen?“ Rabbat grinste. „Ich kenne da ein gutes Stück: Romeo und …“
Ida hielt sich die Ohren zu. „Hör auf, Rabbat!“, stöhnte sie.
„Entschuldigung.“ Rabbat kuschelte sich gegen Idas warmen Bauch. „Ich wollte dich nicht ärgern. Nur … aufmuntern.“
Ida vergrub ihr Gesicht in Rabbats Fell.
„Euer Vortrag ist erst am Freitag“, beruhigte Rabbat seine Gefährtin. „Das kriegst du locker hin, Rotschopf! Du bist klug! Du kannst reden! Und ich werde nicht von deiner Seite weichen!“ Er zwinkerte. „Wenn du Jo allerdings küssen willst, schick mich bitte rechtzeitig weg. Oder ich mach die Augen zu!“ Er hielt sich die Pfoten vors Gesicht wie ein kleines Kind beim Versteckspielen.
Da musste Ida doch lachen. „Rabbat! Ich bin nicht verliebt!“
„Nein, gar nicht“, kicherte Rabbat und hopste vom Fensterbrett.
Und schon war ein lustiges Spiel im Gange. Ida warf Rabbat ein Kissen auf den Kopf, der Fuchs jaulte übertrieben laut auf. Er sprang zur Seite, zupfte an Idas Nachthemd und warf sie um.
„Na warte!“, lachte Ida. Sie griff nach ihrer Bettdecke und begann, Rabbat darin einzuwickeln. Zusammen kugelten sie über den weichen Teppich.
Die Regentropfen klatschten ans Fenster, aber drinnen war es warm und gemütlich. Es war wunderbar, ein magisches Tier zu...