Aton | Desiree und andere ... | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 206 Seiten

Aton Desiree und andere ...

In Memoriam Viktor E. Frankl
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7460-0560-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

In Memoriam Viktor E. Frankl

E-Book, Deutsch, 206 Seiten

ISBN: 978-3-7460-0560-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Buch Désirée und andere ... erzählt der Autor wahre Lebensgeschichten, die wunderschön beginnen, aber allesamt in einem massiven Desaster enden. Weil die betroffenen Personen Auswege aus den Katastrophen fanden, können sie nach dem Vorbild von Victor E. Frankl trotzdem JA zum Leben sagen. Diesen Titel hatte der große Psychiater gewählt, als er einem Konzentrationslager knapp entkommen war, in welchem seine Eltern und seine Schwester ermordet worden waren. Nicht für gelehrte Psychiater sondern für Normalsterbliche will ATON auf unterhaltsame Weise Auswege aus nur scheinbar ausweglosen Situationen aufzeigen. Man muss nicht gleich einen Strick zum Aufhängen suchen, man sollte zuvor unbedingt dieses Buch lesen, empfiehlt der Autor.

Wurde 1947 in Wien geboren und studierte dort Medizin. Als Facharzt leitete er eine Praxis für Innere Medizin in Steyr. Bergsteigen, Klettern, Segeln und Rennradfahren wurden für ihn als Pensionisten zunehmend mühsam. Er war dann mit Haifischen, Delphinen, Mantas und anderen maritimen Lebewesen auf Tuchfühlung. Jetzt freut er sich als Pilot von Sportflugzeugen über sein schönes Heimatland und schreibt mit Hingabe Bücher.
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Herta


Unabhängig vom soeben miterlebten Lebenslauf wird uns die ähnlich fatale Geschichte von Herta zutiefst berühren und ebenso die alles entscheidende Frage aufwerfen, ob denn dieses Leben für sie nach einschneidenden Vorkommnissen noch irgendeinen erfreulichen Sinn bieten könne. Mag sein, dass sie allein, vielleicht aber gleich die ganze Familie besser damit Schluss machen sollte.

Hertas gesamte Kindheit spielte sich in einem großen Bauernhof in einem engen Gebirgstal der Ostalpen ab. Das Haus wurde vor mehr als hundert Jahren im tiefen Kollergraben errichtet, welcher von hoch über die mitteleuropäische Baumgrenze hinaufreichenden Bergriesen umstellt ist. Während in der weiten Welt ein fürchterlicher Krieg an vielen Stellen seine Spuren von Tod, Not und Verderben hinterließ, spürte man davon im Talschluss des Kollergrabens nichts davon. Hier tauchte niemals ein Soldat auf. Nur die gelegentlichen Nachrichten im kleinen Radio meldeten Einzelheiten vom Fortgang des Krieges. Der Einsamkeit war irrtümlich geschuldet, dass Hertas Vater als zu alt bei der allgemeinen Mobilmachung übersehen und nie zum Kriegsdienst an der Front eingezogen worden war.

Hertas Eltern hatten in einer Zeit großer Not geheiratet. Eine fatale Typhusendemie hatte manche Familien komplett ausgerottet und sehr viele Menschen der nächsten Umgebung dahingerafft, wobei vor allem die ganz Alten und Schwachen betroffen waren. Jedenfalls stand im gesamten Tal kein anderer heiratsfähiger Partner zur Verfügung. Das Dorf, in welchem beide Eltern die Schule besuchten und viel später auch heirateten, lag in einer Entfernung von zwei Gehstunden von ihrem Einschichthof entfernt. Hier am allerletzten Talschluss gab es noch in einer breiteren Ausdehnung einige saftige Wiesen, ja sogar ein Kornfeld versprach hier hinten noch eine lohnende Ernte. Abgesehen von der stattlichen Entfernung zur übrigen Zivilisation konnte man hier von einer ausreichend guten Lebensgrundlage für eine Familie mit fleißigen Landwirten sprechen. Auf die für manche Leute wichtige Infrastruktur musste man in diesem entlegenen Bereich allerdings verzichten. Auch wenn die Eheschließung von Hertas Eltern mehr mit einer Firmengründung vergleichbar war, in der die wahre Liebe und Zuneigung eine untergeordnete Rolle spielte, war der Hausstand der Familie Irmgard und Stefan Innerkofler von fleißiger Arbeit, Frieden und gegenseitigem Verständnis geprägt.

Namentlich zu Zeiten der Niederkunft der Frau des Hauses fühlte man sich in frühere Urzeiten der Menschheit zurückversetzt. Stefan als Lebensbegleiter war der Einzige, der in diesen Stunden Hilfe leisten und zur Seite stehen konnte. Weil eine Hebamme nicht verfügbar und ein Spitalstransport ohnehin keine echte Option war, bereitete sich das Ehepaar immer längere Zeit vor der Entbindung auf die erforderlichen Handlungen vor und es kam wirklich nie zu wesentlichen Problemen. In den kritischen Stunden stand immer warmes Wasser bereit, saubere Tücher waren im Schlafzimmer hoch aufgestapelt und die Technik jedweder Hilfeleistung bis hin zum Abnabeln beherrschte Stefan ganz gut. Denn er hatte sich schon vor dem Heiraten bei der Hebamme des Dorfes genau über alle wichtigen Handlungen einer Hilfsperson erkundigt.

Die fünf Kinder des Hauses, die in fast regelmäßigen Jahresabständen auf diese Welt gekommen waren, wuchsen im Vergleich mit vielen Stadtkindern in einem paradiesisch friedlichen Umfeld auf – wenn der lange Schulweg nicht wäre, würden Menschen sagen, die in einem Dorf oder in einer Stadt lebten. Doch die Kinder hatten sich in einer Zeit, als es noch keinen Schulbus gab, an den Abmarsch vom Hof um sechs Uhr früh gewöhnt – am Mittwoch starteten sie allerdings immer bereits um fünf Uhr, um zur Kindermesse zurecht zu kommen. Hier in der Einsamkeit hatte man alles, was die Natur hergab und was man selbst herstellen konnte. Den nötigen Hausrat, wie Töpfe, Pfannen und Essgeschirr, außerdem auch Salz, Zucker, Gewürze, Kleiderstoffe, Wolle und sonstigen Kleinkram hatte man nach und nach aus dem Erlös eines dem Fleischhauer verkauften Jungrindes oder Schweines im Dorf erstanden. Als wesentlichen Komfort gab es hier vor allem elektrischen Strom, der über eine Hochspannungsleitung ins einsame Tal gelangte. Ein Transformator besorgte die für den Haushalt übliche Spannung. Dieser elektrische Strom garantierte Licht in allen Räumen, versorgte die Kreissäge und den rotierenden Schleifstein. Man konnte Radio hören. Der Empfang wurde durch eine hoch oben auf einem Tannenbaum befestigte Antenne verbessert.

Der Morgen am Einschichthof begann immer nach dem Ankleiden mit einem gemeinsamen Frühstück. Sobald es die Witterung erlaubte und den ganzen Sommer über, liefen junge und ältere Jahrgänge immer barfuß. In der kalten Jahreszeit und in den ewig langen und strengen Wintern trug man neben den warmen Kleidern und selbstgestrickten dicken Wollsocken allgemein globige Holzschuhe. Für den Hausherrn Stefan aber begann mancher Wintertag wesentlich früher: Wenn frischer Neuschnee gefallen war, spannte er seine beiden kräftigen Norikerpferde Max und Moritz vor seinen schmalen Pflug. Entlang von vielen Haselnussstangen, die er im Herbst knapp am Rand des Fahrweges aufgestellt oder erneuert hatte, pflügte er für seine Schulkinder im Licht einer Laterne einen Weg bis zum nächsten Bauernhaus, welches er immer in einer knappen Stunde erreichte. Ab dem nächstgelegenen Hof sollte der Nachbar den weiteren Weg bis zum nächsten Anwesen auch schon gepflügt haben, damit dessen Kinder ihren Schulweg ebenso leichter bewältigen konnten. Auf dem Rückweg begegnete er dann meist seinen Kindern, die so wie er mit Laternen ausgerüstet waren. Zu Hause angekommen, wurden die Pferde versorgt. Dann begann für beide Eheleute die Arbeit im Stall.

Da für die einsamen Höfe im Gebirge ein Abtransport der Milch zum Dorf und zu den Endverbrauchern nicht in Betracht kam, fand man andere praktikable Lösungen: In diesen Höfen war die Mutter-Kuh-Haltung angesagt und für die heranwachsenden Kälber war die Milch eine wertvolle Nahrung. Die Milch von etwa der Hälfte des Rindviehbestandes diente der Käseproduktion. Gute Milch brauchte man sonst noch für den Eigenbedarf und als Futterzusatz für die Schweine. Die Futtermenge aus den umgebenden Wiesen bestimmte jeweils die Zahl der im Stall gehaltenen Rinder.

Gegen Ende des Sommers reiften die Birnen im Talschluss und die ganze Familie, zumindest wer von den Kindern eben verfügbar war, sammelte die Früchte in Körbe, damit sie Vater Stefan am Hof zu Most verarbeiten konnte. Zuerst wurden die Birnen auf einer glatten Betonfläche mit angehobenen Rändern mit einem keulenähnlichen Holzknüppel möglichst klein zerstampft. Der Saft tropfte durch eine Rinne in der Betonfläche in ein Gefäß, die klein zerstampfte Masse schöpfte Stefan dann in den Presskorb, in welcher sich Hartholzstäbe eng aneinanderreihten. Auf den mit dem klein zerstampften Obst vollgefüllten Korb senkte er die an einer Metallspindel befestigte Pressplatte mittels eines großen Drehrades ab. Zuletzt drehte er mit maximaler Muskelkraft am großen Rad und konnte auf diese Weise die zerstampften Birnen optimal auspressen. Ein Teil des gewonnenen Süßmostes wurde von Irmgard in einem kleinen Kessel stark erhitzt, sodann vorsichtig in sorgfältig saubergespülte Flaschen abgefüllt und dann mit geringer Menge an Zitronensäure luftdicht verschlossen. Mit dieser Methode stand das ganze Jahr über unvergorener Birnensaft zur Verfügung. Der größte Teil wurde in sauber gereinigte Eichenfässer abgefüllt und zu Most vergoren. Als Arbeitserleichterung waren für die Zukunft eine elektrische Häckselmaschine und eine ebenfalls elektrische Mostpresse angedacht, für spätere Jahre vielleicht sogar ein Traktor. Aber das waren derzeit noch Wunschträume.

Im Spätherbst breitete Stefan Stallmist und Jauche auf den Wiesen und auf dem Feld aus. Als Nächstes fällte er einige ausgewählte Bäume, um die dicken Stämme in den kalten Wintermonaten zum Hof zu schleifen. Irmgard kümmerte sich um die Verarbeitung der Milch und um das Gemüse im Hausgarten, im Winter um die notwendigen Näharbeiten bzw. strickte sie mit Hingabe Wollsocken und einen Pullover nach dem anderen. Mit ihren Schulaufgaben sollten die Kinder weitgehend alleine und ohne fremde Hilfe zurechtkommen, allenfalls konnten sie sich untereinander weiterhelfen. Nur in seltenen Fällen fragten sie die Eltern, wenn sich eine Schulaufgabe als viel zu schwierig erwies. Die mit dem Pferdeschlitten durch den Schnee antransportierten Äste zerkleinerte Stefan mit der Kreissäge und der Hacke soweit, bis die einzelnen Stücke in den Küchenherd oder in den Kachelofen passten. Wenn es in den kältesten Tagen draußen ganz unwirtlich zuging, schnitzte Stefen mit Hingabe und Sachkenntnis Holzschuhe in verschiedenen Größen, an die er seitlich Lederflecke nagelte und gegen unten zu mit heißem Pech abdichtete. Überdies schlug er Ösen in die vorderen Ränder der Lederflecke, damit sie gut zugeschnürt werden konnten. Er fertigte überdies Kochlöffel...



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