E-Book, Deutsch, Band 19, 320 Seiten
Atherton Tante Dimity und der Wunschbrunnen
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-3510-1
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Cosy Crime
E-Book, Deutsch, Band 19, 320 Seiten
Reihe: Ein Wohlfühlkrimi mit Lori Shepherd
ISBN: 978-3-7325-3510-1
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Als Lori Shepherd zusammen mit ihrem neuen Nachbarn Jack MacBride dessen verwilderten Garten aufräumt, machen die beiden eine unglaubliche Entdeckung: Dort gibt es einen Wunschbrunnen! Zum Spaß wirft Lori eine Münze hinein und erstaunlicherweise geht ihr Wunsch in Erfüllung. Das spricht sich schnell im Dorf herum und bald schon stehen die Bewohner von Finch vor dem Wunschbrunnen Schlange. Aber kann das wirklich mit rechten Dingen zugehen? Lori beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Kann sie mit Tante Dimitys übernatürlicher Hilfe Licht ins Dunkel bringen?
Ein wunderbarer Wohlfühlkrimi mit Tante Dimity. Jetzt als eBook bei beTHRILLED.
Versüßen Sie sich die Lektüre mit Tante Dimitys Geheimrezepten! In diesem Band: Sally Pynes Summer Pudding.
'Ein großes Lesevergnügen, tröstlich und charmant.' Milwaukee Journal Sentinel
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Kapitel 1
ES WAR EIN schöner Tag für eine Beerdigung. Der Regen prasselte von einem bleiernen Himmel, und ein stürmischer Wind wehte den frostigen Hauch der Vergänglichkeit durch die Grüppchen der Trauergäste, die sich im Kirchhof von St. George’s drängten. Es war Anfang Mai, aber es fühlte sich an wie Anfang März.
Trotz des Wetters war die Beerdigung gut besucht. In ganz Finch hingen Geschlossen-Schilder in den Schaufenstern der Geschäfte, und die Gardinen, die sonst häufig zur Seite gezupft wurden, wenn neugierige Dorfbewohner andere Dorfbewohner beobachteten, verharrten an diesem Tag reglos. Alles, was Rang und Namen hatte, stand zitternd vor Kälte vor der Kirche, und in Finch hatte alles Rang und Namen.
Die kleine, füllige Sally Pyne, Besitzerin der Teestube und außerordentlich begabte Konditorin, teilte sich einen Schirm mit ihrem nicht minder fülligen Verlobten Henry Cook. Christine und Dick Peacock, die wohlgenährten Besitzer des örtlichen Pubs, dienten dem weniger robust gebauten pensionierten Eisenbahnangestellten George Wetherhead als menschlicher Windschutz. Der rotwangige Mr Malvern, ein Milchfarmer, stand neben Grant Tavistock und Charles Bellingham, deren Broterwerb der Kunsthandel und die Restaurierung von Kunstwerken war.
Neben den drei Männern sah man, in ein schwarzes, knöchellanges Wollcape gehüllt, die Dorfhexe Miranda Morrow, die ihre Gesundheitsberatungs-Hotline sich selbst überlassen hatte, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. In einer weniger eingeschworenen Dorfgemeinschaft als der von Finch hätte die Anwesenheit einer Heidin bei einem christlichen Begräbnis den einen oder anderen womöglich veranlasst, die Augenbraue hochzuziehen, aber die Dorfbewohner waren längst an Mirandas kleine schrullige Eigenheiten gewöhnt.
Vier Frauen – zwei Witwen und zwei unverheiratete ältere Damen, alle im Ruhestand – standen dicht gedrängt im Windschatten eines Marmorengels zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Elspeth Binney, Opal Taylor, Selena Buxton und Millicent Scroggins ließen sich nie eine Beerdigung entgehen, wenn sie es irgendwie einrichten konnten. Aber an diesem Tag wurde ihre patentierte Frömmigkeit von den grollenden Blicken getrübt, mit denen sie eine andere Frau, Amelia Thistle, bedachten. Amelia hatte die vier Damen schmerzlich in ihrem Stolz verletzt, indem sie das Herz des begehrtesten Witwers des Dorfs erobert hatte, der zufällig mein Schwiegervater war. Das streitbare Quartett hatte Amelia zwar beinahe verziehen, dass ihr so spektakulär geglückt war, woran sie trotz aller Bemühungen gescheitert waren, aber der kalte Regen machte sie unleidlich.
Peggy und Jasper Taxman hatten ihre gewohnten Plätze in vorderster Reihe eingenommen. Der sanftmütige Jasper war zwar nur ein winziges Pünktchen auf dem Dorfradar, seine Frau jedoch eine Supernova. Peggy Taxman betrieb den Postschalter, den Gemischtwaren- und Gemüseladen und spielte bei jeder Dorfveranstaltung die erste Geige; ihre vielfältigen Funktionen übte sie mit eiserner Hand und einer Stimme aus, die Granit zum Bersten bringen konnte. Nur die Allertapfersten wagten es bisweilen, Peggy das Recht abzusprechen, ihren Fuß hinzusetzen, wo es ihr beliebte.
Dagegen hielt Mr Barlow, der örtliche Küster und handwerkliche Alleskönner, respektvoll Abstand zum Grab. Die zwanzigjährige Bree Pym, die Mr Barlow geholfen hatte, den Sarg an seinen letzten Ruheort hinabzulassen, stützte sich unterdessen mit ihren erdverkrusteten Händen auf den Grabstein ihrer Großgroßtanten Ruth und Louise Pym, deren Haus und bescheidenes Vermögen sie geerbt hatte. Die aus Neuseeland stammende Bree ließ keine Gelegenheit aus, Peggy Taxman die Stirn zu bieten. Doch an diesem Tag hütete sie ihre scharfe Zunge und verfolgte in feierlichem Schweigen die Zeremonie.
Ich war mit meinem Mann Bill und unseren achtjährigen Söhnen Will und Rob gekommen. Mein Schwiegervater Willis senior hätte sich uns liebend gern angeschlossen, war aber erst kürzlich von einer Lungenentzündung genesen, und sein Arzt, seine Haushälterin, sein Gärtner, sein Sohn, seine Schwiegertochter und seine Liebste hatten ihm verordnet, das Haus zu hüten.
Auch meine beste Freundin Emma Harris war wegen Krankheit verhindert, wenngleich in ihrem Fall nicht sie selbst erkrankt war, sondern ein Pferd. Pegasus, Emmas geliebte kastanienbraune Stute, hatte eine leichte Kolik und Emma somit die perfekte Entschuldigung, um diesen Tag in ihrem trockenen Pferdestall zu verbringen. Um die Triftigkeit ihres Abwesenheitsgrunds noch zu unterstreichen, hatte sie sämtliche Reitstunden abgesagt. Doch da den Pferden bekanntlich nicht zugemutet werden konnte, ihre Boxen selbst auszumisten, waren auch Emmas Mitarbeiter unabkömmlich und glänzten im Kirchhof von St. George’s durch Abwesenheit.
Theodore Bunting, der Pfarrer von Finch, nahm seinen gewohnten Platz an der Stirnseite des Grabes ein. Während er mit den flatternden Seiten seines Gebetbuchs kämpfte, bemühte sich seine Frau Lilian Bunting, ihn mit einem schwarzen Schirm vor dem garstigsten Wind abzuschirmen.
Als der Pfarrer von Staub und Asche sprach, huschten die Blicke der Trauergemeinde verstohlen von dem regennassen Sarg zu Lilians Schirm, der sich mit jedem neuen Windstoß gefährlich umzustülpen drohte. Die im Kirchhof anwesenden Frauen und Männer waren zu reif, um ihre Gedanken laut auszusprechen, nicht aber meine Söhne.
»Mrs Bunting wird noch über die Kirche davonfliegen, wenn sie ihren Schirm nicht loslässt«, sagte Rob mit unbewegter Stimme.
»Wie Mary Poppins«, fügte Will hinzu. »Nur dass sie älter ist.«
Bill ließ ein kurzes, aber bedauerlicherweise hörbares Lachen vernehmen. Ich stieß ihn in die Rippen und brachte Will und Rob mit einem strengen Blick zum Schweigen, aber der Schaden war bereits angerichtet. Mr Barlow kicherte, Bree Pym ebenfalls, und bald waren Peggy Taxmans Schultern die einzigen, die nicht vor unterdrücktem Gelächter erbebten. Doch es dauerte nicht lang, und ihr stechender Blick bereitete dem ungehörigen Kichern ein Ende.
Für gewöhnlich neigten die braven Dorfbewohner bei einem Begräbnis nicht zum Kichern. Finch war ein kleiner Weiler inmitten der sanften Hügel und des Flickenteppichs aus Feldern und Wiesen der englischen Cotswolds. Bill und ich waren zwar Amerikaner, lebten aber schon seit einem Jahrzehnt in der Nähe von Finch. Unsere Söhne waren hier geboren und waren nie woanders zu Hause gewesen.
Seit Bills verwitweter Vater bei uns in Finch lebte, war unsere Familie vollständig. Will und Rob konnten sich nach Herzenslust in dem herrlichen georgianischen Herrenhaus austoben, das ihr Großvater erworben und restaurieren hatte lassen. Weniger willkommene Besucher – um genau zu sein, Elspeth Binney, Opal Taylor, Selena Buxton und Millicent Scroggins – wurden hingegen von dem stattlichen schmiedeeisernen Tor ferngehalten, das den Eingang der Auffahrt bewachte.
Während sich Willis senior seinen Orchideen und seiner Liebsten, Amelia Thistle, widmete, leitete Bill von seinem Büro am Dorfanger den europäischen Zweig der altehrwürdigen Anwaltskanzlei, die sich seit jeher in Familienhand befunden hatte. Die Zwillinge besuchten die Morningside School in dem nahegelegenen Marktflecken Upper Deeping, und ich jonglierte zwischen meinen verschiedenen Rollen als Ehefrau, Mutter, Schwiegertochter, Freundin, Nachbarin, freiwillige Helferin bei Gemeindeveranstaltungen und örtliche Klatschbasenaufsicht. Im Lauf der Jahre waren auch Bill, Will, Rob, Willis senior und ich zu unverzichtbaren Fäden im sozialen Gewebe unseres Dorfes geworden und trugen dazu bei, dass es erhalten blieb.
Wenn ein Bewohner starb, riss sein Tod eine Lücke, die nur schwer wieder zu füllen war. In einem kleinen Ort wie Finch trauerte jedes Haus um einen verstorbenen Dorfbewohner. Der Tod eines Nachbarn war wie ein Todesfall in der eigenen Familie, und niemand mit einem Funken Anstand würde bei der Beerdigung eines Familienmitglieds kichern.
Mr Hector Huggins war jedoch die Ausnahme von der Regel. Sein Tod hatte nicht den Hauch von Trauer im Dorf ausgelöst, nicht weil er unbeliebt gewesen wäre, sondern weil er wie ein Fremder unter uns gelebt hatte. In einem Dorf, wo buchstäblich jeder alles über jeden wusste, hatte Mr Huggins tatsächlich das Kunststück fertiggebracht, anonym zu bleiben.
Natürlich wusste man ein paar wenige, nutzlose Dinge über ihn. Er war Mitinhaber einer Steuerkanzlei in Upper Deeping gewesen. Er hatte örtliche Geschäfte unterstützt, an örtlichen Veranstaltungen teilgenommen und keinen einzigen Gottesdienst in St. George’s versäumt. Aber er hatte sich weder Freunde noch Feinde gemacht. Er hatte schlicht und einfach gar keinen Eindruck hinterlassen. Bill hatte ihn einmal als Tapetenmensch bezeichnet. Als jemand, der sich still und stumm im Hintergrund hielt, unfähig oder unwillig, am Leben anderer Menschen teilzuhaben.
Nachdem er in Rente gegangen war, hatte Mr Huggins begonnen, seine Nachmittage allein auf der Bank in der Nähe des Kriegerdenkmals zu verbringen, und seine Abende auf der Buckelbrücke am südlichen Ende des Dorfangers, wo er wortlos stand und angelte. Wie er die Vormittage verbrachte, wusste...