Assisi / Wehr Franz von Assisi
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8438-0437-0
Verlag: marix Verlag ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ausgewählt von Gerhard Wehr
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Die Mystiker-Reihe
ISBN: 978-3-8438-0437-0
Verlag: marix Verlag ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Franz von Assisi wurde als Giovanni Battista 1181 in Assisi geboren. Nachdem ihm Gott im Traum erschienen war, wandte er sich vom weltlichen Leben ab und widmete sich einzig seinem Glauben. Er begann ein Einsiedlerleben in Armut und tiefer Liebe zu Gott und den Menschen zu führen. Um das Jahr 1209 gründet er den 'Orden der Minderbrüder', den ersten Orden der Franziskaner. In den darauffolgenden Jahren reiste Franziskus als Wanderprediger durch Frankreich, Spanien, Ägypten und das Heilige Land. Es entstanden zahlreiche Franziskanerklöster, in denen man sich vor allem der Armenpflege und der Seelsorge widmete. 1226 starb Franziskus in seinem Kloster bei Assisi und wurde bereits zwei Jahre nach seinem Tod von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Dr. theol. h.c. Gerhard Wehr, geb. 1931 in Schweinfurt/Main. Nach langjähriger Tätigkeit auf verschiedenen Feldern der Diakonie und der Erwachsenenbildung, zuletzt als Lehrbeauftragter an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Rummelsberg/Nürnberg, arbeitet er als freier Schriftsteller in Schwarzenbruck bei Nürnberg. Ein Großteil seiner Werke zur neueren Religions- und Geistesgeschichte ist in mehreren europäischen und asiatischen Sprachen verbreitet.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Einleitung
Franziskus in seiner Zeit
Stationen seines Lebens
Aus seinen Schriften
Gruß an die Tugenden
Von der wahren Freude
Preisgebet zu allen Horen
Aus seinem Testament
Der Sonnengesang
Franziskanische Spiritualität
Exkurs: Bonaventuras Weg nach innen
Franziskus und seine Wirkung
Die Franziskaner
Ausblick auf das Reich des Heiligen Geistes
Von Joachim zu Franziskus
Das Friedensgebet
Zeittafel
Stimmen und Zeugnisse zu Franz von Assisi
Literatur
Abkürzungen franziskanischer Quellentexte
EINLEITUNG
Als eine herausragende, ebenso imponierende wie impulsgebende Gestalt in der Geschichte der Christenheit trat Francesco, der , der Arme von Assisi, an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert in Erscheinung. Zweifellos gehört er bis heute zum Kreis derer, die auch im außerkirchlichen Raum ihrer spirituellen Bedeutung nach bekannt und geschätzt sind. Als ein Mensch der Gottes- wie der Menschenliebe hat er, der enthusiastische Liebhaber der „Frau Armut“ (), der und Dichter des , seiner geschwisterlichen Beziehung zu den Elementen der Erde wie zu allen Geschöpfen einen beispielgebenden Ausdruck verliehen. So gilt er Ungezählten als einer der liebsten – wie Rilke sagt: „der Innigste und Liebendste von allen“ –, der menschlichsten und damit der glaubwürdigsten Heiligen. Einen solchen Heiligen verkörpert er nicht zuletzt deshalb, weil ihm aller Pomp und alles Gepränge einer der Veräußerlichung wie der Macht verschriebenen Kirche fremd geblieben sind. Frei und unbelastet von der Fessel des Besitzes, hat er Unzähligen seit Jahrhunderten ein Beispiel gegeben, auch wenn sie ihm mit der ihm eigenen Radikalität nicht nachzufolgen vermochten.
Seine Erscheinung erweckt trotz seiner mitunter auch befremdlich anmutenden rückhaltlosen Verzichtsbereitschaft liebende Anteilnahme. Von seiner Lebensführung geht seit Jahrhunderten – um es nochmals zu sagen – eine anrührende, eine beispielgebende geistliche Kraft aus! Dennoch bedarf Franz von Assisi keiner künstlichen Idealisierung.
In der Tat, mit der konkreten Gestalt seines durch Entschiedenheit gekennzeichneten Lebens mag er nicht immer Zustimmung finden. Aber durch seine von großer Schlichtheit geprägte elementare Frömmigkeit hat der durch die Christus-Stigmata Gezeichnete ein weithin leuchtendes, zugleich ein fortdauerndes Signal gesetzt. Franziskanische Bedürfnislosigkeit scheidet die Geister. Sie vermag zu jeder Zeit zur Besinnung zu rufen. Unsere Zeit hat sie nötiger denn je!
Es war Rainer Maria Rilke, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts im dritten Teil seines an Franziskus und an einige Stationen seines inneren Lebens mit diesen Worten erinnert hat:
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Diese und ähnliche Fragen verstärken sich eher noch, wenn man sieht, wie frühzeitig sich ein Kranz von Legenden um die schlichte, gleichwohl außerordentliche Lebensgeschichte dieses Mannes legte. Dichtung und historische Wahrheit durchdrangen sich bisweilen. Sie verschmolzen zu einem eigentümlichen Ganzen, zu einer Rühmung dieser rückhaltlosen, zugleich unnachahmlichen Christus-Nachfolge.
Freilich, nur ein gerade ausreichendes, somit knappes Minimum an belegbaren Fakten und an authentischen Selbstzeugnissen liegt vor, um sein Leben und seine Jesus-Liebe nachzeichnen zu können. Wer wollte im Übrigen den Wahrheitsgehalt einer deutenden Dichtung in Zweifel ziehen, die, eindringlicher als aktenmäßig notierte Daten es vermögen, eine geistige Wirklichkeit bezeugt? Mit bloßen abstrakten Begriffen allein lässt sich die von ihm gestiftete, von Generation zu Generation gelebte franziskanische Spiritualität nicht definieren, denn das hieße, einen in seiner Art einzigartigen Menschen begrenzen.
So spricht die Legende vom exemplarischen Leben des heiligen Franz und von seinem zeichenhaften Tun eine bisweilen überzeugendere, eine tiefere Wesensschichten erschließende Sprache, nämlich die Sprache seiner eigengeprägten christlichen Mystik. Auch sie hebt sich von anderen Gestalten innerer Erfahrung in markanter Weise ab. Das gilt es anhand seiner Biografie zu prüfen. Daher bedurfte es stets auch der behutsam deutenden Schilderung durch bildende Künstler seiner Zeit – unter ihnen etwa Giotto oder Fra Angelico –, die uns des Franziskus Antlitz und Gebärde, seine anrührende Demutsgebärde einzuprägen bemühten. So stehen neben den zeitgenössischen Aufzeichnungen, neben jenen wenigen Zeilen aus seinem Mund, und neben der ersten und zweiten Franziskus-Vita eines Thomas von Celano1 die poetisch verklärenden , die . Es handelt sich um „jenen Blütenkranz altitalienischer Berichte und Legenden, den man dem geliebten Volksheiligen etwa hundert Jahre nach dem Tode umgewunden hat. Diese entwachsen dem historischen Grunde, den sie heiter überkleiden und gewiss auch überwuchern, immer neu wird man sich an ihnen erfreuen.“2 – Es versteht sich, dass die biografische Vergewisserung sich, abgesehen von den Texten des Franziskus, an die relativ nüchtern gehaltenen Aufzeichnungen des Thomas von Celano halten wird, so poetisch ansprechend die späteren Idealisierungen sein mögen.
FRANZISKUS IN SEINER ZEIT
War es der antiken Christenheit im Laufe eines etwa dreihundert Jahre währenden Prozesses3 der Verfolgung und des Ringens um Anerkennung gelungen, im römischen Weltreich religiöse Gleichberechtigung (313) zu erreichen und dann darüber hinaus vor allen anderen Religionen die Privilegien einer Staatskirche in Anspruch zu nehmen, so bedeutete dieser Aufstieg noch keinen Stillstand. Im Gegenteil: Noch ehe das erste nachchristliche Jahrtausend vergangen war, hatte die lateinische Kirche dank kaiserlicher Förderung den Status einer in sich ruhenden, eigenständigen Weltmacht erlangt. Doch ist in diesem „Sieg der Kirche“ etwa ein erstrebenswerter „Erfolg“ zu sehen? Kaiserreich und Kirche, Imperium und Sacerdotium, zwei letztlich nicht miteinander zu vergleichende Streithähne auf der weltpolitischen Bühne, kämpften Jahrhunderte lang...