E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: Lycoris Recoil
Asaura / Lily Lycoris Recoil: Ganz normale Tage - Roman zu Anime und Manga
Neuauflage 2024
ISBN: 978-3-7569-9959-0
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Reihe: Lycoris Recoil
ISBN: 978-3-7569-9959-0
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Willkommen im Café LycoReco!' Ein schickes Café im Norden Tokios, von dem aus man den alten Sendeturm gut sehen kann, und in dem man leckere Getränke und Desserts bekommt: Das ist das Café LycoReco. Dieser Roman dreht sich um kleine Geschichten des ganz alltäglichen Wahnsinns, in den die zwei Starkellnerinnen Chisato Nishikigi und Takina Inoue immer wieder verwickelt werden, wie man sie in der originalen Anime-Serie noch nie gesehen hat. Von leckeren Desserts bis zur knallharten Waffenaction, über Brettspiele, Gefühlsdramen bis hin zu Zombies und Monstern und einem Roadmovie ... Und außerdem noch eine Prise Romantik?! Natürlich darf bei so einem Mix auch nicht die Rettung durch einen guten Kaffee fehlen! 'Bestell dir was von der Karte. Egal was ... überlass das nur mir! ' Im Laufe der Zeit wächst die Bindung zwischen den beiden Mädchen Chisato und Takina immer stärker. Dieser Roman wurde vom Schöpfer des Originalwerks als Spin-off kreiert und ist wie ein großes, buntes Paket voller Süßigkeiten, gefüllt mit Extras aller Art, sodass wirklich für jeden etwas dabei ist!
Weitere Infos & Material
Kapiteleinführung 1
Kazuhiko Tokuda war ein geschiedener und kinderloser Zeitschriftenautor.
Wenn man »Zeitschriftenautor« hört, klingt das ja erst mal interessant. In Wirklichkeit war es aber nur ein seriös klingender Titel für seine Schreiberrolle in einer Agentur für so ziemlich alles, was verschriftlicht werden musste.
Tagtäglich mühte er sich, seine Aufträge mit viel zu kurzen Abgabefristen und mickrigem Honorar abzuarbeiten, von denen er jeden einzelnen mit vermeintlicher Freude entgegennahm und sich so seinen Lebensunterhalt verdiente. Er war ein genügsamer Mensch.
Genau dieser Kazuhiko unterbreitete nun seiner Redaktionsabteilung, zu der er generell einen guten Draht hatte, einen Vorschlag. Und da er sich ansonsten immer mit seinen anfallenden Aufträgen zufriedengab, war es äußerst ungewöhnlich für ihn, so eine Initiative zu ergreifen.
Doch dieses Mal hatte er einen triftigen Grund dazu. Und dieser fußte auf der Zufallsentdeckung eines Cafés, auf das er neulich gestoßen war.
Es war noch nie zuvor in den Mainstream-Medien wie etwa im Fernsehen oder in sonstigen Publikationen aufgetaucht und war bisher vor der Gesellschaft verborgen geblieben. Nur die, die es kannten, wussten um das Etablissement.
Doch nun wollte Kazuhiko der sein, der das Café aus dem Schatten in die Öffentlichkeit brachte. Er wollte, dass es die ganze Welt kennenlernte.
Kazuhiko erwartete dafür keine Bezahlung oder andere Gegenleistungen. Er wollte einfach nur der sein, der seine Entdeckung mit Stolz präsentieren durfte. Die kleine Flamme, die in ihm loderte und sich nach Anerkennung sehnte, spielte dabei nur eine kleine Rolle.
Das Café, um das es ihm ging, befand sich in Sumida, einem ruhigen Bezirk im Osten Tokyos, im Stadtviertel Kinshichou. Es war nur ein paar Schritte vom gleichnamigen Bahnhof entfernt.
Jeder, der mit der Gegend dort vertraut war, wunderte sich wahrscheinlich, wenn er von der Vorstellung eines Cafés hörte, das ausgerechnet in Kinshichou lag. Die Nachbarschaft hatte in seiner Rolle als Vergnügungsviertel schon in etwa denselben Ruf wie die bekannteren Viertel in Tokyo. Da kam es schon mal vor, dass jemandem die Phrase »Kabukichou im Westen, Kinshichou im Osten« über die Lippen kam. Und spazierte man von dort ein wenig weiter, landete man auch schon im Freudenviertel Yoshiwara.
Doch Kinshichou hatte immer noch um einiges mehr zu bieten als seine städtischen Verwandtschaftsviertel.
Die meisten Nachtetablissements ballten sich gegenwärtig am Südausgang des Bahnhofs, wobei die Gegend beim Nordausgang erst kürzlich völlig restauriert worden war und nun einen wundervollen Blick auf den berühmt-berüchtigten alten Sendeturm bot. Mittlerweile war es deshalb auch Eltern mit Kindern möglich, in Kinshichou eine unbekümmerte Zeit zu verleben.
Nördlich des Bahnhofs befand sich der Kinshi-Park, durch den sich die Gegend dank der dort tobenden Kinder tagein, tagaus mit lautem Gelächter füllte. Obwohl Kazuhiko der Meinung war, dass diese manchmal schon ein bisschen zu viel Spaß hatten, da ihn ihr Geschrei ab und zu eher an Tiere im Zoo erinnerte.
Das Café mit dem Namen »Café LycoReco« hatte Kazuhiko ebenfalls in der Nähe des Nordausgangs entdeckt.
Verließ man den Bahnhof in nördliche Richtung, musste man nur ein paar Schritte gehen, um direkt in einer kleinen ruhigen Ecke des Viertels zu landen. Dort wurde man dann auch schon von dem etwas nonkonformen modernen Holzgebäude begrüßt.
Kazuhiko fand, dass das Café auf jeden Fall als Touristenattraktion durchging, so modern und stilvoll sah es von außen aus. Die Fenster waren allesamt aus wunderschön bunten Farbgläsern zusammengesetzt, und das sorgfältig gepflegte Grün, das die Fassaden umspielte, gab dem Gebäude eine ganz besondere Ausstrahlung, die jeden Passanten kurz dazu brachte anzuhalten.
Und war an so einem Gebäude dann ein Schild mit »Café« angebracht, konnte man nicht anders, als seine Hand nach der Klinke der Eingangstür auszustrecken – genau wie es Kazuhiko jetzt wieder tat.
Doch dieses Mal brachte er noch etwas anderes mit: Die deutliche Absicht, seinem Projekt Gehör zu verschaffen, und etwas Nervosität bei jedem Schritt.
*
Als er die Tür öffnete, ertönte das Türglöckchen, dicht gefolgt von einem freudigen »Willkommen!«. Er fühlte sich, als würde ihn auch das sanfte Kaffeearoma begrüßen, das in der Luft lag.
Das Café LycoReco war zwar auf das Servieren von Kaffee aus der ganzen Welt spezialisiert, war jedoch generell im japanischen Stil gehalten und bot eine feine Auswahl an süßen Desserts an, die das Angebot perfekt abrundeten.
Vielleicht war dieses Zusammenspiel der Kulturen ja auch der Grund für den Zauber dieses Cafés. Angefangen vom Chef bis hin zu den Angestellten des Lokals waren alle in traditionelle japanische Arbeitsuniformen gehüllt, bei denen jedoch keine so aufdringliche Note irgendeiner erzwungenen »Japanizität« wie in sonstigen Touristenfallen mitschwang.
Das gesamte Ambiente war modern und die Angestellten offen und freundlich. Die Atmosphäre war durch und durch angenehm und entspannt. Ein Ort, an dem man einfach abschalten konnte.
Als sich Kazuhiko nach dem Eintreten vergewissert hatte, dass keine anderen Kunden anwesend waren, nahm er seinen Lieblingsplatz genau mittig an der Theke ein.
Gerade wollte er seine übliche Bestellung für den Caffé Americano aufgeben, da unterbrach auch schon eine wohlbekannte und beruhigende Stimme sein Vorhaben: »Dasselbe wie immer?«
Die Frage war von Mika gekommen, dem Besitzer des Cafés, der wie immer hinter der Theke stand. Kazuhiko nickte zustimmend.
Dass er beim Personal bereits bekannt war und ihm eine Stammbestellung zugestanden wurde, machte ihn unfassbar glücklich. Mika hatte irgendwann letzte Woche damit begonnen, ihm diese Frage zu stellen.
Von der Mitte der Theke aus beobachtete Kazuhiko, wie Mika gleich begann, im hinteren Bereich der Küche den Kaffee für ihn aufzubrühen.
Kinshichou war in Japan zwar für seine Nachtlokale bekannt, die häufig von skandinavischen Immigranten geführt wurden, doch von Lokalen, die von groß gewachsenen Schwarzen in japanischer Kleidung verwaltet wurden, war eher nicht die Rede. Dass dieser dann auch noch ausgerechnet ein Café leitete, war besonders außergewöhnlich.
Für Kazuhiko verkörperte der Schwarze Mann in japanischer Kleidung ja im Grunde das Zusammenspiel von Kaffee und japanischem Konfekt, auf das in diesem Lokal so viel Wert gelegt wurde.
Durch seine Brillengläser strahlten Mikas Augen Freundlichkeit und Reife aus. Und weil seine eher zierlichen und emsig arbeitenden Hände so im Kontrast zu seiner sonst stämmigen Statur standen, konnte Kazuhiko nicht anders, als das irgendwie aufregend zu finden.
»Schon tagsüber mal so durchatmen zu dürfen, ist aber wirklich was Schönes! Was machen Sie noch mal beruflich, Tokuda-san?«, fragte ihn eine der Angestellten plötzlich, die am Rande der Theke in einer Zeitschrift blätterte. Ihr Name war Mizuki Nakahara.
Während der Öffnungszeiten konnte man sie schon mal einhändig aus einer vollen Flasche Sake trinken sehen, doch heute war sie offensichtlich mit anderen Dingen beschäftigt. Sie war generell sehr freundlich und offen, aber mehr noch strahlte sie eine Art »Freiheit« aus. Da sie allerdings in Wirklichkeit häufig für die Verwaltungsangelegenheiten des Cafés einsprang, um Mika mit seinem schlechten Bein zu unterstützen, hatte sie wahrscheinlich mehr Autorität in diesem Etablissement, als man ihr aufgrund ihres Verhaltens zugesprochen hätte.
Gerade blätterte sie in einer Brautzeitschrift namens »Zexy«. Die Zeitschrift war sehr beliebt unter verträumten Frauen. Für Kazuhiko aber, der schon einmal geschieden war, war es eine verwünschte Publikation. Was Mizuki da in Händen hielt, brachte ausschließlich fürchterliche Erinnerungen in ihm hoch.
Wenn man eine Dame in so einer Zeitschrift schmökern sah, lag der Schluss nahe, dass es auch einen zukünftigen Bräutigam in deren Leben gab, doch Mizuki hatte ihren früheren Aussagen zufolge keinen Partner, mit dem sie sich liieren wollte. »Kein einziger Mann erkennt mehr eine gute Frau, wenn sie direkt vor ihm steht!«, hatte sie sich letztens noch beklagt. Kazuhiko war allerdings der Meinung, dass sie wahrscheinlich einfach zu hohe Standards hatte.
Und obwohl ihre altmodische Brille eine vielleicht etwas ungeschickte Wahl gewesen war, war Mizuki ohne Zweifel eine wunderschöne Frau. Sie war von üppiger Statur und hatte gesunde Kurven – allem voran musste man da ihre wohlgeformte Brust erwähnen.
Kazuhiko war sicher, dass sie eine geraume Auswahl an Verehrern haben könnte, wenn sie wollte. Und hätte er in der Vergangenheit nicht so schmerzliche Erfahrungen mit seiner eigenen zerbrochenen Ehe gemacht, wäre bestimmt auch er Mizuki äußerst enthusiastisch begegnet.
Er fand allerdings, es kam in der heutigen Zeit eher selten vor, dass Frauen noch von der Ehe träumten. Einmal hatte Kazuhiko hier seinen Vorbehalt dazu geäußert, weil er die Meinung einer Frau dazu hören wollte. Mit einem selbstsicheren Lächeln hatte ihm Mizuki damals geantwortet: »Aber eine Frau darf in der heutigen Zeit doch auch noch altmodisch sein, oder nicht?«
Anders als früher hatten sich die Wertvorstellungen in der nun sehr diversen Gesellschaft verändert. Die Heirat stand nicht mehr im Mittelpunkt des Lebensglücks einer jeden Frau. Da auch Kazuhiko immer öfter...