Arbeit / E. / . | Deckname Offenes Ohr | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Arbeit / E. / . Deckname Offenes Ohr


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-1290-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-7519-1290-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Schaue durch das Schlüsselloch deines Nachbarn und entdecke in zehn Kurzgeschichten eine Wirklichkeit, die kein Instagram-Post abbilden kann. Zehn Autoren, wie du und ich, nehmen dich mit auf ihre Reise durch den Tag: vom ersten Weckerklingeln und ihren Morgenritualen, über Herausforderungen im Arbeits- und Unileben, berührenden Momenten mit Freunden bis hin zu durchtanzten Nächten und skurrilen Träumen. Sei gespannt auf atemberaubende Kurzgeschichten, gespickt von Selbstoffenbarung und Witz. Tauche gemeinsam mit Schauspielern, Studenten, Sängern und Selbstständigen in eine Welt hinter den Kulissen ein und begleite sie bei ihrer ungekürzten Reise durch den Tag.

Hannah Arbeit ist 24 Jahre alt und geboren und aufgewachsen in Berlin. Aktuell studiert sie Deutsch und Philosophie auf Lehramt im Master an der Humboldt-Universität. Hannah hat Literatur schon immer geliebt und sich bereits als Kind eigene Geschichten ausgedacht. Auch sonst hat sie immer gern Texte geschrieben und den Großteil ihres Lebens Tagebuch geführt. Hannah reizt die Idee des Projekts, weil es keine Fantasie- oder Idealwelt abbildet, wie es die meisten sozialen Netzwerke tun, sondern den Alltag in den Fokus stellt.

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KAPITEL ZWEI
Es ist Mittwoch, der 18. Dezember 2019. Die letzten Schultage vor den Weihnachtsferien stehen an und somit heute die letzte Klausur für dieses Jahr, bevor es dann nach den Ferien erst so richtig mit den Vorbereitungen für das Abitur losgeht. Mein integrierter Handywecker klingelt wie jeden Morgen das erste Mal um 6 Uhr. Wäre ich gestern früher schlafen gegangen, hätte ich jetzt nicht alle paar Minuten halb blind auf die Schlummerfunktion zurückgreifen müssen, sondern wäre direkt aus dem Bett gestiegen und hätte mehr Zeit gehabt, zu frühstücken. Allerdings war nicht nur mein Wecker ein Grund dafür, dass ich um diese nahezu unmenschliche Zeit wach wurde, sondern auch das gelbliche Licht der Weihnachtsbeleuchtung aus unserem Garten. Hinzu kommt mein Zwerghamster, der an irgendeinem Holz in seinem Nagarium knabbert und auf seine tägliche Portion Trockenfutter wartet. Ich schaffe es gute zwanzig Minuten später endlich, meinen Alltag zu starten. Um meine Umgebung nicht ganz verschwommen und halb blind wahrzunehmen, greife ich nach meiner Brille, die auf einem Buch neben meiner Matratze liegt. Durch die Dämmerung des Morgens, sehe ich nicht genau, wo sie liegt und hinterlasse einen riesigen Fettfleck auf einem der Gläser. Na toll, fängt ja schon mal super an. Nachdem ich mir zunächst den rechten und dann den linken meiner orange-grau gestreiften Kuschelsocken angezogen habe, kann es losgehen. Bevor ich mein Zimmer allerdings verlasse, greife ich noch schnell nach einem auf dem Boden liegenden Kapuzenpullover, ziehe ihn mir über das T-Shirt, das ich über Nacht getragen habe und schaffe es nun endlich, noch halb verschlafen und mit einem Hauch von Unlust, mich mit beiden Händen von meinem grauen Palettenbett hochzustemmen und mir einen Weg aus dem Zimmer in das gegenüberliegende Bad zu bahnen. Als ich die Tür meines Zimmers öffne, werfe ich einen kurzen Blick nach links zu Alfie, meinem Hamster und stelle fest, dass er irgendwo in den Tiefen seines Häuschens herumknabbert, denn er ist nirgends zu sehen. Meine Augen waren so an die Dunkelheit gewöhnt, dass mich das Licht im Badezimmer blendet, sodass ich am Liebsten direkt wieder kehrt gemacht hätte und zurück in mein warmes Bett geschlüpft wäre, anstatt nun vor meinem Waschbecken zu stehen und mich für den Tag fertig zu machen. Gott sei Dank sind meine Füße immerhin vor den kalten Fliesen durch meine flauschigen Socken geschützt, denn sonst wäre es noch viel unerträglicher gewesen. Ohne einen Blick in den Spiegel zu wagen, öffne ich das Glas, in dem ich meine Zahnputztabletten aufbewahre und nehme mir eine heraus. Anschließend zerkaue ich sie in meinem vom Schlaf ganz trockenen Mund und beginne, mit meiner Holzzahnbürste meine Zähne zu putzen. Ein erster Blick in den Spiegel verrät mir nebenbei, dass ich unbedingt noch meine Haare waschen sollte. Sie stehen am Hinterkopf wirr in alle Richtungen. Das Haarspray vom vorherigen Tag macht die Situation nicht besser. Nach guten zwei bis drei Minuten gründlichem Zähneputzen kann ich mich endlich dem Chaos auf meinem Kopf widmen. Über die Badewanne gebeugt beginnt die tägliche Prozedur. Zuerst die Haare komplett nass machen, dann mit meinem festen Shampoo einschäumen und anschließend alles wieder ausspülen. Mit handtuchtrockenem Haar mache ich mich zurück auf den Weg in mein Zimmer, um nun Alfie zu füttern. Spätestens wenn ich das Trockenfutter in seinem Gehege verstreut habe, wird er sich aus den Tiefen seines Einstreus wagen und mich ganz verwirrt anstarren. Zu meiner Überraschung allerdings, sitzt er bereits in seinem Sandbad und stellt sich direkt auf seine kleinen rosa Hinterbeine, als er mich erblickt. Da ich ihn nur selten zu dieser Uhrzeit in seinem Gehege sehe, bevor ich ihn gefüttert habe, bin ich so abgelenkt, dass mir beinahe das Glas mit dem Futter aus der Hand gerutscht wäre, nachdem ich es aus dem Regal genommen habe. Wäre es auf dem Boden kaputtgegangen und damit das ganze Futter überall auf dem Boden verteilt, wäre ich direkt wieder ins Bett gegangen und hätte darauf gewartet, bis der Tag endlich vorbei ist. Aber bisher scheint das Glück noch auf meiner Seite zu sein. Ich streue zwei Teelöffel voll Trockenfutter in das Gehege und beobachte gleichzeitig, wie sich das kleine graue Tier sofort auf Futterjagd begibt. Mein Blick fällt nach kurzer Zeit auf die Uhr, die über meiner Tür hängt. Ich sollte mich langsam anziehen, damit ich noch genug Zeit habe, meine Haare zu föhnen, sie zu stylen und vielleicht noch frühstücken zu können. Ich habe eigentlich nicht sonderlich viel Lust, mir ein unglaublich stylisches Outfit zusammenzusuchen, also schlüpfe ich in die schwarze Hose, die noch vom Vortag auf dem Boden meines Zimmers liegt und tausche den Kapuzenpullover durch einen frischen aus dem Kleiderschrank aus. Ich bin bekannt dafür, die meiste Zeit Kapuzenpullover und schwarze Hosen zu tragen. Aber sie sind einfach die bequemsten. Ich mag es bequem und einfach. Zurück im Bad geht es nun darum, meine Haare zu föhnen und anschließend in Form zu bringen. Ein bisschen Haarspray hilft, das Ganze zu fixieren und mich davor zu bewahren, bescheuert auszusehen, sollte eine Windböe kommen und versuchen, meine Frisur zu ruinieren. Nachdem das endlich geschafft ist, trage ich noch schnell meine Deocreme auf und benutze mein Parfüm. Ich habe Bleu de Chanel schon vor zwei oder drei Jahren von meinem Opa zu Weihnachten bekommen und bisher noch kaum benutzt, es wird also langsam Zeit. Mein Bett bleibt für gewöhnlich so, wie ich es zurückgelassen habe, nachdem ich aufgestanden bin. Ich bin einfach zu faul, es aufzuschütteln und außerdem interessiert es weder mich, noch jemand anderen, ob meine Decke perfekt auf der Matratze liegt. Manchmal habe ich Phasen, da ist es mir wichtig, Ordnung in meinem Bett zu haben. Aber heute ist keiner dieser Tage. Das IPhone 6s, das ich mir kurz nach meinem 18. Geburtstag gekauft habe, bekommt nun zum ersten Mal Aufmerksamkeit von mir. Abgesehen von dem Versuch, mich direkt aus dem Bett zu bekommen. Ich löse es von seinem Lightning-Stecker und es leuchtet automatisch auf und zeigt mir all die Mitteilungen, die sich über Nacht angesammelt haben. Empfehlungen auf Twitter, Benachrichtigungen über neue Likes und Kommentare meines Buchblogs auf Instagram und Nachrichten auf WhatsApp. Ich muss schon sagen, soziale Netzwerke können durchaus von Vorteil sein, aber andererseits kann ich auch gut ohne sie leben. Schon des Öfteren habe ich mich bewusst dagegen entschieden, jede freie Minute nachzusehen, was es denn neues gibt. Wer mein neuestes Bild geliked hat, wer noch keinen Kommentar hinterlassen hat oder wer es vielleicht sogar gespeichert hat. Die freie Zeit, die ich plötzlich hatte, konnte endlich wieder sinnvoll genutzt werden und plötzlich hatte ich wieder mehr Zeit für wichtigere Dinge. Ich dachte immer, ich hätte während der Schulzeit kaum mehr Zeit zu lesen. Es stellte sich heraus, dass ich die übrigen Stunden, die mir nach einem achtstündigen Schultag noch blieben, die ganze Zeit damit verbrachte, sinnlos auf Instagram und Co. herumzuscrollen. Auf dem Weg nach unten in die Küche, in der ich meiner Mutter einen guten Morgen wünsche, findet mein Handy seinen Platz in meiner Hosentasche, ohne dass ich zuvor auf dessen Mitteilungen eingegangen bin. Da ich mir aufgrund meines zu langen Schlafs nun nicht mehr viel Zeit für ein ausgewogenes Frühstück nehmen kann, muss ein Toast mit meinem liebsten veganen Nougat-Aufstrich reichen. Ich überlege noch, ob mir eine Scheibe genügt, entscheide mich dann aber doch dafür, eine weitere in den Toaster zu stecken. Immerhin kann ich es nicht riskieren, unangenehme Blicke auf mir zu spüren, wenn mitten im Unterricht plötzlich mein Magen anfängt zu knurren. Mir geht durch den Kopf, dass ich gestern Abend noch Overnight-Oats hätte vorbereiten können. Haferflocken sind bekanntermaßen für einen längeren Zeitraum sättigender. Ich will mich gerade auf den Weg in unser Wohnzimmer machen, um meinem Vater auch noch einen guten Morgen zu wünschen und meinen Adventskalender zu öffnen, den meine Mutter liebevoll selbst befüllt hat, als plötzlich mein Handy in meiner Hosentasche vibriert. Mit einem leicht genervtem Augenverdrehen und Seufzen lasse ich meine Finger in meine rechte Hosentasche gleiten, um nachzusehen, wer mich schon so früh am Morgen stört. Ein verpasster Anruf von einer mir unbekannten Nummer. Mit unsicher zusammengezogenen Augenbrauen und einer in Falten gezogenen Stirn rufe ich meine Mailbox ab. Fehlanzeige. Das Ding funktioniert schon wieder nicht. Der Anrufer oder die Anruferin wird sich schon wieder melden, falls es etwas Wichtiges war, das mir anscheinend schon so früh am Morgen mitgeteilt werden muss. Wobei ich den Anruf auch dann nicht annehmen würde, wenn ich es mitbekäme. Ich hasse telefonieren über alles und werde es nie freiwillig tun. Außer mit meinem Bruder und meinen Eltern. Aus unerklärlichen Gründen, fällt es mir sogar schwer, mit meinen Großeltern zu telefonieren. Ganz in...



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