E-Book, Deutsch, 430 Seiten
Apuleius Gesammelte Werke von Apuleius: Metamorphosen - Der goldene Esel + Amor und Psyche + Die Geschichte von dem Mann im Faß -
1. Auflage 2014
ISBN: 978-80-268-0980-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 430 Seiten
ISBN: 978-80-268-0980-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses eBook: Gesammelte Werke von Apuleius: Metamorphosen - Der goldene Esel + Amor und Psyche + Die Geschichte von dem Mann im Faß ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Apuleius (123/170) war ein antiker Schriftsteller, Redner und Philosoph (Mittelplatoniker). Seinen andauernden Ruhm verdankt er seinem Hauptwerk, dem lateinischen Roman Metamorphosen, auch bekannt als Der goldene Esel, der zur Weltliteratur gezählt wird. Die Interpretation des Romans, der wegen seiner Vielschichtigkeit zahlreiche Rätsel aufgibt, gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Klassischen Philologie. Alle erhaltenen Werke des Apuleius sind in lateinischer Sprache verfasst. Sie zerfallen in die beiden Gruppen der philosophischen und der rhetorischen Schriften. Inhalt: Metamorphosen - Der goldene Esel Amor und Psyche Die Geschichte von dem Mann im Faß
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Zweites Buch
Inhaltsverzeichnis
Sobald nach vertriebener Nacht die aufgehende Sonne den Tag erneuet, erwachte ich und verließ mein Bett voll ängstlicher Begierde, die Seltenheiten und Wunder der Stadt zu sehen. Der Gedanke, daß ich mitten in Thessalien, der Magie weltbekannter Heimat, mich befände, und die Erzählung, wozu diese Stadt den ehrlichen Aristomenes veranlaßt, befeuerten meine ohnehin heiße Phantasie noch mehr, und mit höchst gespannter Neugier staunte ich links und rechts alles mit großen Augen an. Es war in ganz Hypata nichts, das ich für das, was es war, angesehen hätte. Alles und jedes mußte durch Hexerei in eine andere Gestalt verwandelt worden sein. Die Steine sogar, die ich antraf, hielt ich für vormalige Menschen. Die Vögel, die ich singen hörte, die Bäume, die im Zwinger standen, die Brunnen in den Gassen schienen mir alle ebensoviel befiederte, belaubte, zu Wasser zerflossene Menschen. Ja, ich erwartete, daß Bilder und Statuen einherspazieren, Wände reden, Ochsen und Vieh weissagen und vom Himmel herab mit einemmal aus der Sonnenscheibe Göttersprüche erschallen sollten. So in schwärmerischen Vorstellungen entzückt, oder vielmehr von übernatürlichen Wünschen verrückt, schwindelte ich umher, ohne auch nur eine Anzeige oder überhaupt eine Spur von alledem anzutreffen, was ich mir einbildete. Ich taumelte wie ein Betrunkener Straße auf, Straße ab, bis ich endlich ganz unvermutet auf den Marktplatz komme. Ein Frauenzimmer, von sehr vielen Bedienten umgeben, zog da meine Augen auf sich, und ich beschleunigte meine Schritte, sie einzuholen. Kostbarer Schmuck und goldgestickte Kleider verrieten in ihr eine sehr vornehme Frau. Zu ihrer Seite befand sich ein Herr, schon ziemlich bei Jahren. Dieser ward mich nicht sobald gewahr, als er rief: »Beim Herkules, das ist ja Lucius!« Er umarmte mich sogleich und raunte dann der Dame, ich weiß nicht was, ins Ohr. »Wollen Sie nicht,« sprach er jetzt, »näher herzutreten und hier eine Anverwandte begrüßen?« »Ich weiß nicht, ob ich es mich unterstehen darf, da ich nicht die Ehre habe, sie zu kennen,« antwortete ich und blieb stehen, indem ich errötend die Augen niederschlug. Die Dame lenkte ihre Blicke auf mich und sagte: »In der Tat, das ist der Sohn der vortrefflichen Salvia! Sie leibt und lebt in ihm. Ist doch sein ganzer Körper in unaussprechlichem Ebenmaß gebildet! Just die rechte Größe, die rechte Stärke! Welch eine sanftgemischte Gesichtsfarbe! Welch natürlich gelocktes blondes Haar! Die blauen Augen, wie voller Leben, voller Feuer, gleich den Augen des Adlers! Wie schön in allem Betrachte! Wie edel, wie ungezwungen sein ganzes Wesen! Ich freue mich, Sie wiederzusehen, mein lieber Lucius,« redete sie mich endlich an, indem sie auf mich zukam. »Oft genug habe ich Sie sonst auf meinen Armen getragen; denn Sie sehen in mir eine Blutsverwandte Ihrer Mutter, die mit mir zusammen auferzogen worden ist. Wir stammen beide von Plutarchs Geschlecht ab und sind dazu Milchschwestern. In geschwisterlicher Eintracht und Gleichheit sind wir miteinander aufgewachsen, und nur unsere Verehelichung hat einen Unterschied zwischen uns gemacht; indem sie einen sehr vornehmen, ich aber einen Privatmann geheiratet. Ich bin die Byrrhenna, deren Namen Sie vielleicht oft von Ihren Erziehern gehört haben. Sie sind mir höchst willkommen, lieber Lucius, und Sie dürfen das Gastrecht nirgends anders als bei mir nehmen!« Da sich während ihrer Rede meine Röte und Verlegenheit wieder verloren hatten, so antwortete ich: »Für diesmal muß ich es sehr verbitten, liebe Tante! Ich würde sonst meinen Wirt Milo beleidigen, der mich sehr höflich bei sich aufgenommen hat. Indessen, so oft ich künftig wieder hierher reise, soll mir gewiß nichts angelegener sein, als dieser Gastfreundschaft unbeschadet Ihren Befehlen zu gehorchen und bei Ihnen abzutreten.« Unter diesen und anderen gegenseitigen Komplimenten gelangten wir zu Byrrhennens Wohnung, die nur wenige Schritte entfernt war. Ich wurde in einen überaus schönen Saal geführt. In jeder der vier Ecken desselben stand eine Säule mit einer Victorie. Die Flügel ausgebreitet, den einen ihrer rosigen Füße zum eilenden Schritt vorgeworfen und mit der Spitze des andern eine rollende Kugel kaum noch berührend, schien die Göttin jetzt emporzufliegen. Mitten im Saale prangte eine Diana aus parischem Marmor. Man kann nichts Herrlicheres sehen! In vollem Laufe, das Gewand flatternd im Winde, fällt sie gleich beim Hereintreten ins Auge und jagt durch überirdische Majestät Ehrfurcht und Schrecken ein. Hunde, aus demselbigen Steine gebildet, sitzen zu ihren Seiten. Drohend blicken sie um sich, recken die Ohren, halten die erweiterten Nasenlöcher in die Höhe, schnuffeln und schnaufen, und erschallt irgend aus der Nachbarschaft ein Gebell, so glaubt man getäuscht, es aus ihren Marmorrachen zu hören. Worin sich aber der vortreffliche Bildner am meisten hervorgetan, ist in der Stellung dieser Tiere. Gleichsam in völligem Sprunge schweben Brust und Vorderläufe in der Luft, die Hinterfüße stehen auf. Hinter dem Rücken der Göttin steigt ein Fels empor und wölbt sich eine Grotte, allenthalben mit Moos, Kräutern und Blättern, Stauden, Reben und blühenden Gesträuchen, wiewohl auch nur von Stein, verwachsen und bis in das Innerste von dem Abglanze der marmornen Bildsäule erleuchtet. Um den Eingang der Grotte ziehen sich verwebte Ranken mit Früchten und meisterlichst gearbeiteten Weintrauben, in denen die Kunst so mit der Natur gewetteifert, daß sie der Wahrheit gleich sind. Hauchte der mostreiche Herbst die Farbe der Reife über sie, man würde lüstern die Hände nach ihren Beeren ausstrecken. Und neigt man über die Quelle sich hin, welche unter dem Fußtritte der Göttin entspringt und rieselnd sich weiterergießt, so glaubt man, es gebreche derselben so wenig als den herniederhangenden Reben mit ihren Trauben, bei den übrigen Merkmalen der Wahrheit, auch nicht einmal die Bewegung. Unter dem verschränkten Laube hervor erblickt man den Aktäon. Schüchtern, als wäre er schon Hirsch, richtet er seinen vorwitzigen Blick auf die Göttin und hofft, sie jetzt im Marmorquell baden zu sehen. Indem ich dies alles mit Verwunderung und ausnehmendem Vergnügen nicht oft genug betrachten konnte, sagte Byrrhenna zu mir: »Sehen Sie dies alles als Ihr Eigen an!« – und mit den Worten läßt sie alle übrigen hinausgehen. Als wir nun ganz allein waren, sprach sie: »Bei Dianen! liebster Lucius, ich bin um Ihretwegen in tausend Ängsten und wie um meinen eigenen Sohn bekümmert! O, hüten Sie sich vor Pamphilen, vor Ihres Wirtes Frau! Nehmen Sie sich äußerst vor ihren bösen Künsten und schändlichen Verführungen in acht! Sie gilt in der ganzen Stadt für eine Erzzauberin, eine recht ausgelernte Meisterin der Schwarzkünstelei, die durch das bloße Anhauchen gewisser Kräuter und Steinchen und solcherlei Kleinigkeiten imstande ist, das Licht des Sternenhimmels in die Tiefen des Tartarus zu versenken und hinwiederum das alte Chaos hervorzurufen. Sieht das Weib irgendeinen schönen jungen Menschen, gleich steht sie in voller Glut, hängt mit Blick und Seele an ihm und lockt ihn so lange durch alle ersinnliche Schmeichelei an sich, bis sie ihn endlich fängt; dann legt sie ihn in unzerreißliche Liebesbande. Ist ihr Bestreben aber umsonst, und bleibt der Gegenstand ihrer Zuneigung unbeweglich, oder entspricht er in seiner Leidenschaft nicht der von ihr gefaßten Erwartung, so verwandelt sie ihn voller Unwillen in einen Stein, ein Tier oder was ihr sonst einfällt. Ach, und wie manchen hat sie nicht gar aus dem Wege geräumt! Lassen Sie sich das von mir, lieber Lucius, zur Warnung gesagt sein; denn verliebt wie Ihre Wirtin ist, ist Ihre Jugend und Schönheit gerade ihre Sache.« Also Byrrhenna zu mir in aufrichtiger Besorgnis. Inzwischen wollte die Standrede bei mir nicht verfangen. Vielmehr ging mir das Herz auf, sobald ich nur ein Wort von Magie hörte, und weit gefehlt, Pamphilen darum zu meiden, stach mich erst der Kitzel recht, zu ihr, es koste was es wolle, in die Lehre zu gehen und also geraden Weges in den Abgrund des Verderbens hineinzurennen. Kurz, ich mache mich in dem Schwindel eiligst von der Hand Byrrhennens wie von einer Kette, die mich zurückhielt, los, nehme plötzlich Abschied und fliege in aller Geschwindigkeit heim in mein Quartier. Unterwegs sprach ich bei mir selbst, während ich wie ein Unsinniger lief: »Jetzt, Lucius, aufgeweckt und fein bei Dir! So eine erwünschte Gelegenheit, Deinen alten Durst nach Wundern zu löschen, bekommst Du nicht wieder. Nur alle kindische Furcht beiseite! Tritt, so nahe Du kannst, hinzu und beschaue Dir alles recht beim Lichte. Zwar mit Deiner Wirtin mußt Du Dir nichts zu schaffen machen. Ehre als ein rechtschaffener Kerl des redlichen Milos Ehebette. Inzwischen auf Fotis keck den Angriff gewagt! Das Mädchen ist hübsch und wohl ebensowenig dumm als hartherzig. Gestern abend wenigstens, als Du schlafen gingst und sie Dich zu Bett brachte, war sie ziemlich scherzhaft und zutunlich; schien ganz zärtlich, als sie Dich zudeckte und zur guten Nacht auf den Kopf küßte, und mich dünkt, ihre Mienen, ihr öfteres Umsehen beim Hinausgehen und ihr Stehenbleiben in der Tür sagten auch deutlich genug, daß sie weit lieber bei Dir geblieben als weggegangen wäre. Frisch also, Glück und Stern an Fotis versucht!« Unter dem Selbstgespräch und mit dem Entschluß komme ich zu Milos Wohnung. Weder er noch seine Frau war zu Hause. Ich finde meine teure Fotis ganz allein in der Küche vor der Anrichte, wo sie ihrer Herrschaft ein...