E-Book, Deutsch, 212 Seiten
Anonymus Der Liebhaber der Nonne
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96898-048-5
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
und andere erotische Geschichten aus dem 16. Jahrhundert
E-Book, Deutsch, 212 Seiten
ISBN: 978-3-96898-048-5
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Über die wahre Identität des Autors, der sich hinter dem Pseudonym Anonymous verbirgt, liegen widersprüchliche Informationen vor: Handelte es sich um einen Berliner Buchhändler oder einen Wiener Journalist? Der Autor hat vermutlich noch weitere deftige Erotika verfasst, die von der Jahrhundertwende bis zum Beginn des 1. Weltkriegs zum Skandal wurden - so wie auch 'Lore'. Zurecht wurde diesem Erotikon der Untertitel 'Berliner Mutzenbacher' oder 'Berliner Fanny Hill' gegeben, denn es ist genau so schamlos - und auch für den modernen Leser ein frivoler Lesegenuss!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
BANDELLO
Matteo Bandello, geboren 1480 in Castelnuovo, wurde früh Mönch, bereiste mit seinem Onkel, der Dominikanergeneral war, Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland, wurde von Heinrich II. 1550 zum Bischof von Agen gemacht und starb ebenda 1561. Seine 214 Novellen erschienen 1554 in mehreren Bänden.
Übern Strich
Unzählig wahrhaftig sind die Mittel, die die Weiber, wenn sie mit dem, was sie zu Hause haben, unzufrieden sind und sich draußen nach Ersatz umsehen, anwenden, um ihre Männer zu betrügen.
Zur Zeit des glorreichen Herzogs von Mailand, Philipp Visconti, lebte in Pavia eine junge Frau aus der Familie de Fornari, die mit dem Doktor Herrn Giovanni Botticella verheiratet war, der fünfzig Jahre oder noch mehr zählte. Er galt als ein großer Gelehrter und war ein berühmter Jurist. Aber mir scheint, daß er sich als ein großer Narr gezeigt hat, indem er bei solchem Alter ein junges Weibchen von noch nicht zwanzig Jahren nahm. Doch wenn die Weisen nicht manchmal irren, würden die Narren ja verzweifeln.
Die junge Frau, Cornelia mit Namen, war recht ansehnlich, hatte ein schönes und wohlgebildetes Gesicht, und obwohl sicher nicht so hübsch wie ein Engel, war sie doch liebenswürdig und anmutig und so keck und dreist, daß es schon an die Grenzen des Erlaubten ging.
Der Herr Doktor ward dessen in kurzem gewahr und bereute zu spät, ein so junges Mädchen genommen zu haben, zumal er zu alt war und wenig fähig, ihm Genüge zu leisten. Er ward daher eifersüchtig, daß er nicht wußte, was er machen sollte.
War dann der Doktor zu Pavia, so verging seine ganze Zeit mit den Rechtsgeschäften für seine Klienten, er hielt seine Sprechstunden, hatte bald bei dem Podesta, bald auf dem Tribunal des herzoglichen Kommissärs und Gouverneurs zu tun.
Die Liebe, die er für seine Frau hegte, oder, besser gesagt, die grausame Eifersucht, die ihm das Herz zerfraß, zwang ihn, sie unaufhörlich wie ein neuer Argus zu bewachen, Tag und Nacht blieb er in ihrer Nähe und beobachtete alle ihre Handlungen genau. Auf der anderen Seite bestimmten ihn Stolz und Ehrgeiz, die sehr viel über ihn vermochten, sich sehr eifrig den Angelegenheiten seiner Vaterstadt zu widmen und stets zur Verfügung aller derer zu sein, die den ganzen Tag um seinen Beistand und seine Hilfe baten. Stolz und Ehrgeiz gewannen schließlich in ihm die Oberhand.
Trotzdem peinigte ihn unaufhörlich der spitze, scharfe Stachel der Eifersucht, er quälte ihn grausam und setzte ihm mit den stechendsten Gedanken zu. Darüber ärgerte sich die schlecht verheiratete Cornelia so, daß sie beinahe närrisch wurde. Doch was sie mehr als alles andere quälte, war der Umstand, daß sie neben sich einen alten Mann hatte, der sie so viele Vigilien und Fasttage halten ließ, daß er kaum einmal im Monat mit ihr der Liebe pflog.
Und sie hätte doch gewünscht, sich alle Nächte wohl zu ergötzen und nicht so elend ihre Jugend zu verlieren. Doch der Doktor war so schwach und kurzatmig, daß er nach jenen wenigen Malen, die er mit Madonna Cornelia in die Liebesschlacht zog, obwohl es schon sehr selten geschah, viele, viele Tage pausieren mußte, ehe er die verlorenen Kräfte wiedergewonnen hatte, und sie mußte mit guten Worten und wenig stichhaltigen Vorwänden, mit denen er nicht sparte, vorliebnehmen.
In diesem elenden Leben vergingen ihr vier Jahre, und da sie sah, daß sie sich im Hause in keiner Weise Befriedigung verschaffen konnte, dachte sie, auf der Straße Umschau zu halten, um draußen einen Menschen zu finden, der ihr gab, was sie gern gehabt hätte und woran es ihr fehlte.
Doch ihre Bewachung war so streng und gewissenhaft, daß sie so gut wie gar nicht sich auf der Straße umtun konnte. Da sie ganz und gar keine Möglichkeit sah, mit einem Paveser Edelmann oder Studenten Bekanntschaft zu machen, die ihr schlecht gepflegtes Gärtchen bewässerten, dachte sie, auf anderm Wege nach einem Gärtner sich umzusehen.
Der Doktor hatte zu Selvano, einem Dorf im Gebiet von Pavia, einige Besitzungen, wo er einen Verwalter mit Arbeitern hatte, die auf den Ländereien tätig waren. Unter diesen Arbeitern war ein Bursche von ungefähr siebenundzwanzig Jahren, ziemlich groß gewachsen und für einen Bauern ein recht ansehnlicher Mensch mit hübschem Gesicht und guten Manieren, besonders keck und gewandt, der, obwohl er ein gerissener Bursche war und seine Arbeit sehr gut verstand, trotzdem einen Einfaltspinsel markierte und sich halb wie ein Narr aufspielte.
Er pflegte wenigstens zweimal in der Woche vom Dorf nach Pavia zu kommen und je nach der Jahreszeit in die Stadt zu bringen, was es im Dorf gab, Eier, Butter, Käse, Hühner, Früchte und anderes mehr. Er war im Hause des Doktors wegen seiner Freundlichkeit und Gefälligkeit gern gesehen und stand niemals müßig, manchmal hackte er Holz, ein anderesmal holte er Wasser, und ähnliche Dienste mehr tat er gern und vergnügt, und er ging durchs ganze Haus oben und unten, ohne daß ihm jemand ein Wörtlein sagte.
Der Doktor hatte an ihm, seinen Reden und seiner steten Freundlichkeit viel Vergnügen und plauderte mit ihm gern, am meisten abends nach dem Nachtessen, wenn keine Fremden mehr im Hause waren.
Selbst Madonna Cornelia fand Gefallen daran, daß er alle möglichen Dinge vom Dorf erzählte. Da sie sah, daß er ziemlich hübsch war, warf sie ein Auge auf ihn, und da sie auf anderem Wege nicht zu ihrem Ziel kommen konnte, beschloß sie, ihn sich auszuersehen als den, der, wie er zu Selvano auf den Besitzungen des Herrn arbeitete, zu Pavia ebenfalls ihr Gärtchen bestellen sollte.
Eines Morgens kam wie gewöhnlich der Bauernbursche nach Pavia mit Früchten und Briefen an den Herrn. Da er ihn nicht daheim fand, weil er vor Gericht in Prozeßsachen zu tun hatte, ging er nach oben, wo die Madonna ganz allein im Saal an ihrer Arbeit saß.
Wie sie ihn sah, sagte sie: »Willkommen, Antonello« (so hieß der Arbeiter). »Was bringst du Gutes?«
»Madonna«, antwortete er, »ich habe von unseren Früchten welche gebracht und auch einen Brief an den Herrn.«
Sogleich rief die Frau einen Diener und schickte ihn mit Antonello aufs Gericht, wo sie den Herrn fanden. Als der Doktor den Brief gelesen hatte, sagte er: »Antonello, geh nach Hause, laß dir was zu trinken geben und erwarte mich da!«
Während der Bauernbursche zum Gericht ging, beschloß die Frau, wenn er zurückkehrte, ihren Plan auszuführen, denn sie konnte ganz beruhigt sein, daß niemand, der sie mit Antonello hätte reden sehen, Argwohn schöpfen würde.
Sobald er ins Haus getreten war, rief sie ihn nach oben, ging ihm entgegen, machte ihm ein freundliches Gesicht und ließ ihm etwas zu essen bringen. Nachdem alles Nötige besorgt war, wußte sie alle Leute im Hause zu beschäftigen, ausgenommen eine alte Frau, deren sie sich völlig versichert glaubte, so daß kein Mensch außer ihr in der Nähe war.
Der Bursche, der einen guten Teil der Nacht marschiert war, hatte großen Appetit und aß tüchtig. Madonna Cornelia, die selbst den Wunsch hatte, gespeist zu werden, plauderte, um die günstige Gelegenheit nicht zu verlieren, mit Antonello, fragte ihn über dies und das aus dem Dorfe und unter anderem auch, ob er verliebt wäre.
Darauf antwortete er seufzend: »Ach, Madonna, wie könnt Ihr nur so fragen? Ihr wollt mich nur zum besten haben!«
»Wieso denn?« versetzte die Frau, »was gibst du mir denn da für eine Antwort! Wie sollte ich mich denn über deine Liebe lustig machen wollen!«
»Beim Leibe San Perpistos«, sagte er, »seit die Edelleute von Pavia und unsere Nachbarn von Caselli ihre Nasen zu uns reingesteckt haben, sind unsere Mädchen, sage ich Euch, hochmütig geworden und wollen uns andere nicht mehr ansehen. Sie lieben nur die schön gekleideten und reichen Liebhaber, die ihnen aus der Stadt was mitbringen. Und ich armer Bursche, was zum Teufel sollte ich ihnen wohl schenken und aus der Stadt mitbringen! Wenn ich ihnen nicht gerade was von dem, wovon ich nicht sprechen will, gebe, weiß ich nicht, was ich ihnen sonst geben soll. Ich könnte schneller jemanden finden, der mir was von seinem abgäbe und dafür was nähme, was ich ihm geben kann.«
Bei all diesem Schwatz lächelte er.
»Nun, sag mir mal«, meinte die Frau, »wenn du jemanden fändest, der dir von dem seinen was schenkte, was würdest du ihm denn dafür geben?«
»Madonna«, antwortete der Bursche und lachte dabei wie ein rechter Bauer, »ich würd' ihm schon was geben und damit basta. Ihr versteht mich schon! Beim Leibe Christi, ich würde ihn schon mit dem meinen so zufriedenstellen, daß er mit keinem zu tauschen brauchte!«
Indessen kam das Söhnchen des Doktors und der Frau, doch achtete sie nicht auf den Knaben. Der Frau gefiel es sehr, daß Antonello so ungezwungen und dreist mit ihr sprach, und sie begann jetzt mit ihm ihre Possen zu treiben, bald zog sie ihn an den Haaren, bald an der Nase, scherzte auf alle mögliche Weise mit ihm und spielte ihm manchen Schabernack.
Er bekümmerte sich nur um sein Essen, als er aber ihre Absicht merkte, sagte er: »Madonna, wenn Ihr mir nicht von dem Euren geben wollt, laßt mich in Ruh'. Wenn Ihr es so weitertreibt, beim Leibe Christi, sollt Ihr sehen, was es gibt. Ich werde dann zornig werden, und dann wird's gehen, wie es gehen soll. Also seid lieber ruhig!«
Doch sie lachte und trieb ihre Possen weiter, und er, der die Auferstehung des Fleisches spürte, sprang auf, nahm sie in die Arme, küßte sie zwei-, dreimal und sagte: »Wenn Ihr mich nicht in Ruh' laßt, mach' ich's Euch, Ihr sollt schon sehen!«
Sie war aber auch schon in Feuer gekommen und starb bald vor Begier, auszuprobieren, wie kräftig er im Frauendienst war, und sie sagte lächelnd: »Bei Gott, ich will dich...