Andrews | Dunkle Wasser | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Die Casteel-Saga

Andrews Dunkle Wasser


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95530-728-8
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Die Casteel-Saga

ISBN: 978-3-95530-728-8
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



V.C. Andrews - eine der erfolgreichsten Bestsellerautorinnen der Welt. Und eine Meisterin der romantischen Spannung! Als Luke Casteel seine geliebte Frau verliert, bricht für ihn eine Welt zusammen.Mehr und mehr verwahrlost er und überlässt seine traumatisierten Kinder ihrem Schicksal. Nur die 14-jährige Heaven kümmert sich rührend um ihre Geschwister. Als Luke eines Tages beschließt, seine Kinder an verschiedene Adoptiveltern abzugeben, muss Heaven leidenschaftlicher als je zuvor um ihre Familie kämpfen ... Ein fesselnder Roman voller Spannung, Dramatik und dunkler Geheimnisse - V.C. Andrews´ bewegende Casteel-Saga!

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PROLOG


Immer wenn der Sommerwind weht, dann stelle ich mir vor, wie er sanft über die Wiesenblumen streift und im Wald die Blätter rauschen läßt. Ich sehe die Vögel hoch oben am Himmel fliegen und die Flußfische springen. Und ich erinnere mich an die Wintertage: Wie die kahlen Bäume ächzten, wenn der Wind sie so gewaltsam rüttelte, daß die Äste an die ärmliche Holzhütte, die sich schutzsuchend an einen Hang klammerte, schlugen und peitschten. Die Bewohner von West-Virginia nennen die Berge, zu denen der Hang gehört, »the Willies« – die finsteren Berge.

Der Wind toste nicht nur, er heulte und wimmerte, so daß jeder, der in den finsteren Bergen lebte, ängstlich durch die kleinen schmutzigen Fenster spähte. Das Leben dort oben konnte einen das Fürchten lehren, besonders dann, wenn die Wölfe mit dem Wind um die Wette heulten, Wildkatzen fauchten und andere wilde Tiere durch den Wald streunten. Oft geschah es, daß Haustiere verschwanden, und ungefähr alle zehn Jahre kam ein Kind abhanden, ein Dreikäsehoch verirrte sich und fand nie wieder nach Hause.

Besonders deutlich erinnere ich mich an eine kalte Nacht im Februar, in der ich erfuhr, wer ich eigentlich war. Es war am Vorabend meines zehnten Geburtstages. Ich lag auf dem Boden in der Nähe des Ofens, eingehüllt in meine Schlafdecke, während die Wölfe draußen den Mond anwinselten. Unglücklicherweise hatte ich einen sehr leichten Schlaf und schreckte bei dem kleinsten Geräusch hoch. Man konnte in unserer abgelegenen Hütte jeden Laut überdeutlich hören. Großmutter und Großvater schnarchten. Vater torkelte betrunken herein, stieß gegen die Möbel, bis er krachend auf das Messingbett fiel, daß die Federn quietschten. Mutter erwachte und geriet sofort in Wut; mit hoher, schriller Stimme zankte sie ihn aus, weil er wieder seine Zeit in »Shirley’s Place« verbracht hatte. Damals wußte ich noch nicht, was an »Shirley’s Place« so anrüchig sein sollte und warum es immer Streit gab, wenn Vater dort gewesen war.

Die Holzdielen unseres Fußbodens hatten fingerbreite Zwischenräume und waren schief zusammengezimmert, so daß nicht nur die kalte Luft hindurchpfiff, sondern auch die Schlafgeräusche der Schweine, Hunde, Katzen und anderer Tiere, die unter den Dielen Unterschlupf gefunden hatten, deutlich vernehmbar waren.

Plötzlich drang ein fremdes Geräusch aus der Dunkelheit zu mir. Was bewegte sich im schummrigen Licht der Ofenglut? Ich kniff die Augen zusammen und erkannte Großmutter, die, auf Zehenspitzen und gebeugt, über den rauhen Bretterboden schlich. Mit ihren grauen, wallenden Haaren glich sie einer Hexe. Sie wollte bestimmt nicht zum Plumpsklo – Großmutter war die einzige von uns, die den Nachttopf benutzen durfte. Wir anderen mußten zum 200 Meter entfernten Plumpsklo wandern. Großmutter war Mitte Fünfzig. Chronische Arthritis sowie andere Leiden machten Großmutter das Leben schwer. Sie hatte kaum noch einen Zahn im Mund und sah doppelt so alt aus, wie sie eigentlich war. Leute, die sich daran noch erinnern konnten, hatten mir erzählt, daß Annie Brandywine Casteel einst das schönste Mädchen der Berge gewesen war.

»Komm mit, Mädchen«, krächzte Großmutter heiser und legte ihre knöcherne Hand auf meine Schulter, »’s wird endlich Zeit, daß du aufhörst, nachts zu weinen. Vielleicht tust du’s nicht mehr, wenn du die Wahrheit erfährst. Also beeil dich! Bevor dein Vater aufwacht, machen wir beide uns auf den Weg, und wenn wir zurückkehren, hast du was, an das du dich halten kannst, wenn er dich böse ansieht und dir mit’n Fäusten droht.«

Sie seufzte leise.

»Willst du damit sagen, Großmutter, daß wir hinausgehen sollen? Es ist schrecklich kalt draußen«, warnte ich sie, während ich mich erhob und in Toms viel zu große Schuhe schlüpfte. »Du hast doch wohl nicht vor, weit wegzugehen, oder?«

»Gewiß«, flüsterte Großmutter, »’s gehört sich einfach nicht, wie Luke seine Erstgeborene anbrüllt. Und es tut mir noch mehr weh – das Blut stockt mir schier in den Adern –, wie du gleich zurückschnappst, auch wenn’s gar nicht so schlimm gewesen ist und er sich bald wieder beruhigt hatte. Mädchen, Mädchen, was gibst du immer so freche Antworten?«

»Das weißt du doch, Großmutter«, wisperte ich. »Vater haßt mich, und ich weiß nicht, weshalb. Warum haßt er mich denn so?«

Es schien gerade so viel Mondlicht durch das Fenster, daß ich ihr liebes, altes Gesicht sehen konnte.

»Ja, ja, ’s wird Zeit, daß du’s erfährst«, brabbelte sie vor sich hin, warf mir einen schwarzen, selbstgestrickten Schal über und hüllte ihre schmalen, hängenden Schultern in einen ähnlich düsteren Umhang. Sie führte mich an der Hand zur Tür hin und öffnete sie. Sogleich blies ein scharfer Wind herein. In ihrem Bett hinter dem zerschlissenen blaßroten Vorhang brummten Mutter und Vater leise im Halbschlaf. Großmutter schloß die Tür schnell wieder. »Du und ich haben ’ne wichtige Reise vor uns, dorthin, wo unsere Vorfahren unter der Erde liegen. Hab’s dir schon die ganzen Jahre über zeigen wollen. Und nun gibt’s keinen Aufschub mehr. Die Zeit verrinnt; jawohl. Und eines Tages ist es zu spät.«

Also schritten meine Großmutter und ich in dieser kalten und verschneiten Nacht zum dunklen Kiefernwald. Eisschollen trieben den Fluß hinunter, und das Heulen der Wölfe erscholl nun aus nächster Nähe. »Jawohl, Annie Brandywine Casteel kann sehr wohl ’n Geheimnis hüten«, sprach Großmutter wie zu sich selbst. »Die meisten Leute können’s gar nicht, verstehst du. Sind nun mal nicht alle Menschen so auf die Welt gekommen wie ich... hörst du mir überhaupt zu, Mädchen?«

»Bleibt mir ja nichts anderes übrig, Großmutter. Du brüllst mir ja direkt ins Ohr.«

Sie hielt mich an der Hand und führte mich immer weiter weg von zu Hause. Es war Irrsinn, jetzt hier draußen zu sein. Warum wollte sie mir ausgerechnet in einer frostigen Winternacht ihr wohlgehütetes Geheimnis preisgeben? Warum gerade mir? Aber ich hatte sie so lieb, daß ich sie den holprigen Pfad hinunterbegleitete. Es schien mir, als gingen wir viele Meilen durch die kalte und finstere Nacht, während die alte Mondkugel auf uns herabschien und so aussah, als stecke sie voller böser Absichten.

Großmutters großartige Überraschung war nichts weiter als ein öder, unheimlicher Friedhof im fahlen Licht des Wintermondes. Bevor sie zu reden anfing, frischte der Wind auf; ihre dünnen Haare flatterten wild und vermengten sich mit meinen. »Was ich dir nun erzähle, ist das einzige, was ich für dich hab’, Kind. Es ist das einzig Wertvolle, das ich dir geben kann.«

»Hättest du’s mir nicht auch zu Hause erzählen können?«

»Niemals«, erwiderte sie trotzig. Großmutter konnte manchmal, wenn sie sich etwas vorgenommen hatte, so standfest wie ein alter Baum mit unendlich vielen Wurzeln sein. »Dort hörst du mir überhaupt nicht zu, wenn ich dir was erzähle. Aber hier vergißt du’s dein Lebtag nicht mehr.«

Sie hielt inne, und ihr Blick heftete sich auf ein schmales, kleines Grab. Sie hob ihren Arm und zeigte mit ihrem knorrigen Finger auf den Grabstein aus Granit. Ich starrte darauf und versuchte die Inschrift zu entziffern. Wie seltsam, daß mich meine Großmutter mitten in der Nacht hierher brachte, an einen Ort, wo die Seelen der Toten ihr Unwesen trieben, vielleicht in den Körper eines Lebenden fahren wollten.

»Solltest deinem Vater verzeihen, daß er so ist, wie er nun mal ist«, fing Großmutter an und schmiegte sich enger an mich, um sich zu wärmen. »Er ist nun mal so, er kann nicht anders; so wie die Sonne nicht anders kann als aufgehen und untergehen.«

Oh, Großmutter hatte leicht reden. Alte Leute erinnerten sich eben nicht mehr daran, was es hieß, jung zu sein und Angst zu haben.

»Laß uns nach Hause gehen«, sagte ich schlotternd und wollte sie mit mir fortziehen. »Ich hab’ so viele Geschichten darüber gelesen, was bei Vollmond um Mitternacht auf Friedhöfen geschieht.«

»Ich hab’ doch mehr Grips, als vor toten, stummen Dingen, die nicht reden und sich nicht bewegen können, mit den Zähnen zu klappern.«

Sie schloß ihre Arme fester um mich und zwang mich, auf das schmale, eingesunkene Grab zu sehen. »Sei still und hör gut zu, bis ich fertig erzählt hab’. Ich will dir was sagen, was dir helfen wird. Dein Vater hat ’n ganz bestimmten Grund, warum er so gemein ist zu dir, wenn er dich sieht. Er haßt dich ja in Wirklichkeit gar nicht. Hab’s mir ganz genau durch den Kopf gehen lassen; wenn mein Luke dich anguckt, sieht er ja gar nicht dich, er sieht jemand anderen... Glaub’s Kind, er hat ’n gutes Herz. Ist in Wirklichkeit ’n guter Mann, das kann man sagen. Hat seine erste Frau so geliebt, er wär’ fast draufgegangen, als sie starb. Ist ihr in Atlanta begegnet. Er siebzehn, sie vierzehn Jahre und drei Tage alt. Hat sie mir später erzählt.« Großmutters dünne Stimme wurde eine Oktave tiefer. »Schön wie ’n Engel war sie, und – meine Güte –, wie hat sie deinen Vater geliebt. Jawohl, einen Narren hatte sie an ihm gefressen und ist gleich von zu Hause abgehauen. Von Boston immer in Richtung Texas gelaufen, jawohl. Mit ihrem feinen Köfferchen, voller Kleider und Sachen wie Spiegel, Armreifen und Ohrringe. Sie kam, um hier zu leben, aber es war nicht richtig, ’nen Mann zu heiraten, der gar nicht ihresgleichen war. Nur weil sie ihn liebte!«

»Großmutter, ich wußte nicht, daß Vater schon einmal eine Frau hatte. Ich dachte, Mutter wäre seine erste und einzige Frau.«

»Du sollst still sein, hab’ ich gesagt. Laß mich das schön der...



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